Schlagwort: Zigarettenindustrie

  • „Austausch auf Augenhöhe“

    HAMBURG // Noch im Januar 2024 waren sie in der Schlichtung, bald soll erneut verhandelt werden: Es geht um mehr Geld für die Beschäftigten in der Zigarettenindustrie. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), momentan in schwierigen Verhandlungen mit der Süßwarenindustrie und der Systemgastronomie, hat ihre Forderung aufgestellt. Empfänger: der Arbeitgeberverband der Industrie (AdC). DTZ sprach im Vorfeld der Verhandlungen mit Ulf Bauer, AdC-Geschäftsführer.

    Herr Bauer, schon wieder stehen Tarifverhandlungen in der Zigarettenindustrie an. Wie sieht die Forderung der NGG aus?
    Ulf Bauer: Das stimmt, wir werden uns Anfang Dezember zur ersten Verhandlungsrunde treffen. Von der Forderung der Arbeitnehmerseite, die sich an unsere Mitglieder British American Tobacco, Japan Tobacco International, Philip Morris International und Imperial Brands richtet, haben wir vor wenigen Tagen erfahren. Die Entgelte sollen bis Ende 2025 und für ein Jahr um fünf Prozent steigen.

    Ist das alles, Laufzeit und Prozente?
    Bauer: Verhandlungen sind Verhandlungen. Da muss man damit rechnen, dass doch noch einmal ein weiterer Aspekt auftaucht – auf beiden Seiten. Momentan sind uns die kurze Laufzeit und fünf Prozent bekannt. Wir hatten aber schon 2023 erweiterte Forderungen – besonders für unsere Azubis. Die stellen wir heute bei Übernahme nach Ausbildung unter Anerkennung ihrer Abschlüsse finanziell besser. Eine Note „sehr gut“ erzielt dann mehr Gehalt als ein „befriedigend“. Das Leistungsprinzip war den Arbeitgebern wichtig und wurde von der NGG auch akzeptiert.

    Wie bewerten Sie die neue Forderung?
    Bauer: Die Forderung ist immer noch substanziell, aber sie weist eine Richtung. Die NGG fordert heute in anderen Branchen mal runde zehn Prozent, mal 500 Euro mehr pro Monat. Dabei blicken wir alle erleichtert auf die positive Entwicklung der Inflationsraten. Im Rückblick auf 2024 wird sie wohl bei 2,2 Prozent landen, im Ausblick auf 2025 – also auf die Periode, für die wir verhandeln – bei 2,0 Prozent. Rückblick wie Ausblick haben sich zum Vorteil aller Beschäftigten und der Unternehmen angeglichen und normalisiert. Das ist gut.

    Ist das bei der Forderung der NGG jetzt stärker berücksichtigt?
    Bauer: Die beiden Forderungen der NGG aus den Jahren 2022 und 2023 uns gegenüber wurden mit den sehr hohen Preisen im Nachgang zum 24. Februar 2022 begründet. Und das nicht zu Unrecht. Wir haben darauf bereits zweimal für unsere Beschäftigten mit sehr guten Abschlüssen reagiert. Ein Beispiel: Unsere Maschinenbediener haben in der Zeit inklusive der Inflationsausgleichsprämie bereits ein Gehaltsplus von mehr als 15 Prozent erhalten – eine klare Steigerung der Reallöhne.

    Aber jetzt ist die Inflation niedriger …
    Bauer: Ja, die Begründung „hohe Preissteigerungen“ hat die NGG auch nicht mehr verwendet. Zurecht, meine ich, die Forderung fällt damit anders aus. Das ist vernünftig bei unseren Gehaltsstrukturen, die innerhalb der NGG immer noch unangefochten auf Platz 1 liegen. Und wir dürfen die anhaltenden Volumenrückgänge im Markt, Verschiebungen Richtung Handelsmarken, Kosten der Transformation auf dem Weg zu neuen Produkten und Märkten und so fort nicht außer Acht lassen. Das Umfeld bleibt fordernd. Denken Sie nur an die Regulierungsvorhaben, besonders die aus Brüssel.

    Es werden also wieder interessante Verhandlungen. Womit rechnen Sie?
    Bauer: Mit interessanten Verhandlungen. Im vergangenen Jahr ging es auf Anruf der NGG nicht ohne den dritten Mann, den Schlichter. Ich denke, es wäre ein gutes Zeichen unserer Sozialpartnerschaft, wenn wir das in diesem Jahr gemeinsam und alleine hinkriegen. Die Sozialpartnerschaft zwischen Verband und NGG, aber auch zwischen Unternehmen und ihren Betriebsräten, ist traditionell gut. Wir haben 2023 wieder einen jährlichen Sozialpartnerdialog aufgenommen, den wir gerade zum zweiten Mal gemeinsam in Berlin durchgeführt haben.

    Das bedeutet?
    Bauer: Keine Verhandlungen, aber einen Austausch auf Augenhöhe zu relevanten Themen wie Markt, Regulierung, Themen der NGG und des AdC. Und in diesem Jahr auch Neuland für uns: Künstliche Intelligenz und wie sie Mitbestimmung betrifft und fordern kann. Es wäre einmal spannend zu sehen, was Künstliche Intelligenz uns anböte, wenn wir sie mit Blick auf 2025 zu Laufzeiten und Prozenten für unsere Industrie befragten.

    Herr Bauer, herzlichen Dank für das Gespräch.
    max

  • E-Zigarettenverbände vereinbaren globale Kooperation

    BERLIN // Der chinesische E-Zigarettenverband „Electronic Cigarette Industry Committee of the China Electronics Chamber of Commerce“ (ECCC) und der deutsche Verband „Bündnis für Tabakfreien Genuss“ (BfTG) intensivieren ihre Kooperation.

    Ziel ist es, die Themen Produktsicherheit, Jugendschutz und Nachhaltigkeit in enger Zusammenarbeit mit der internationalen E-Zigarettenindustrie voranzutreiben.

    Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen
    Die globale Partnerschaft zwischen den Verbänden dient dem Ausbau der sehr guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen in der E-Zigarettenbranche. Die beiden Verbände arbeiten bereits seit vielen Jahren gemeinsam auf europäischer Ebene zusammen.

    Im Oktober 2022 unterzeichneten der europäische Verband Independent European Vape Alliance (IEVA) und die ECCC den „Code for Responsible Marketing“. Als Gründungsmitglied der IEVA hat das BfTG den Kodex übernommen. Darin sind 14 verbindliche Grundsätze festgelegt. Eine zentrale Bestimmung ist, dass die Vermarktung von E-Zigaretten nicht auf junge Menschen abzielen darf.

    Weitere Verbände treten bei
    Im September 2023 wurde mit der Unterzeichnung einer Erklärung die „Global Vape Alliance“ gegründet. Neben den Verbänden ECCC und IEVA haben auch der US-Verband „Vapor Technology Association“ (VTA) und der britische Verband „UK Vaping Industry Association“ (UKVIA) die Erklärung unterzeichnet.

    Ziel der Allianz ist es, die internationale Zusammenarbeit zu fördern, verantwortungsvolle Praktiken zu unterstützen und die Öffentlichkeit über das Thema Schadensbegrenzung bei E-Zigaretten aufzuklären. Dabei stehen der Jugendschutz und die ökologische Nachhaltigkeit besonders im Fokus.

    Zusammenarbeit vertiefen
    ECCC-Generalsekretär Will Ao: „China ist der größte E-Zigarettenhersteller, und Deutschland ist ein äußerst wichtiger Markt. Die beteiligten Unternehmen beider Länder haben seit Jahren eine geschäftliche Kommunikation aufgebaut, und die Industrieverbände beider Länder werden ihre Zusammenarbeit vertiefen und eine formelle Partnerschaft zum Schutz von Minderjährigen, zur Reduzierung von Umweltschäden, zur Verbesserung der Produktqualität und zur Förderung technologischer Innovationen aufbauen.“

    Philip Drögemüller, Geschäftsführer des BfTG: „Es ist ein wichtiges Zeichen der Verantwortung, dass die internationalen Verbände gemeinsame Richtlinien für die E-Zigarettenindustrie formulieren und umsetzen. Das dient der Sicherheit der Verbraucher und dem Jugendschutz. Wir freuen uns auf den Ausbau unserer langjährigen und guten Partnerschaft mit dem chinesischen Verband.“ vi

  • Starker Partner für Fach-Event Evo Nxt

    DORTMUND // Die [link|https://www.evo-nxt.com/de]Evo  Nxt, das Business-Festival für Next Generation Products (NGP)[/link] im spanischen Málaga, geht nach der vielversprechenden Premiere im vergangenen Jahr vom 5. bis zum 6. April in die zweite Runde. Dabei kann das Veranstalter-Team der Messe Dortmund auf weitere erstklassige Unterstützung zählen: Die Experten der im September 2023 gegründeten Global Vape Alliance (GVA) stehen bei der Vorbereitung der Evo  Nxt mit ihrem ausgeprägten Know-how zur Seite.

    Internationaler Zusammenschluss führender Verbänden der E-Zigarettenindustrie
    Die Global Vape Alliance (GVA) ist ein internationaler Zusammenschluss aus führenden Verbänden der E-Zigarettenindustrie, die ihr Bündnis auf der InterTabac 2023 bekannt gegeben und dabei auch ihre Gründungserklärung vorgestellt hat. Durch ihre Vereinigung unter einem Dachverband verpflichten sich führende Verbände der Branche dazu, gemeinsam einen verantwortungsbewussten und positiven Wandel auf internationaler Ebene herbeizuführen. Die perfekte Bühne für das Vorhaben bietet die Evo Nxt, die 2023 ihre erfolgreiche Premiere hatte. Bei der zweiten Auflage vom 5. bis zum 6. April wird die GVA im Vorfeld und während des Fachmesse-Festivals für die NGP-Branche dazu beitragen, den ohnehin umfangreichen Informationsgehalt noch weiter zu vertiefen. Dazu nutzt die Allianz als bereits heute wichtige Institution der NGP-Branche ihr weit verzweigtes Netzwerk aus Verbänden, Herstellern und Kontakten, um die Evo Nxt noch weiter zu stärken. Zu den mitwirkenden Organisationen zählen unter anderem die Independent [link|https://eurovape.eu/]European Vape Alliance (IEVA)[/link], die [link|https://www.ukvia.co.uk/]UK Vaping Industry Association (UKVIA)[/link], das [link|https://www.eccc-china.com/#/page?type=7]Electronic Cigarette Professional Committee der China Electronics Chamber of Commerce (ECCC)[/link] und die [link|https://vaportechnology.org/]Vapor Technology Association (VTA)[/link] aus den USA.

    Vorstellung der GVA im Rahmen der InterTabac
    Ein Grund für das Engagement ist auf die Vorstellung der GVA im Rahmen der InterTabac zurückzuführen: Vor Ort betonten die Akteure neben der Unterzeichnung der „Global Vape Alliance Declaration“ auch im Rahmenprogramm die Notwendigkeit der Bündnisses: Im Panel „Ongoing challenges in the vaping industry – the need for cooperation“ machten die beteiligten Experten deutlich, dass die internationale Zusammenarbeit bei E-Zigaretten unerlässlich sei. Die Fachleute diskutierten über die Herausforderungen, die sich aus unterschiedlichen Regulierungen und Verboten ergeben. Auch die Tatsache, dass die Branche nur gemeinsam Lösungen finden kann, um die Risiken von E-Zigaretten für die öffentliche Gesundheit zu minimieren und gleichzeitig den Nutzen für Raucher zu erhalten, wurde thematisiert – und festgehalten, dass die Lösungen auch in die Öffentlichkeit getragen werden müssen.

    Dustin Dahlmann, Vorsitzender der IEVA, ist überzeugt, dass die Allianz mit der Evo Nxt helfen kann, die Zukunft der E-Zigarette zu gestalten: „Wir freuen uns, künftig noch enger zusammenzuarbeiten. Es ist für die Branche enorm wichtig, dass eine derartige Veranstaltung ins Leben gerufen und so positiv aufgenommen wurde. Die Deklaration bekräftigt unser Engagement für eine nachhaltige Zukunft.“

    pnf

  • „Massive Reallohnverluste“

    MAINZ // Vor wenigen Tagen fanden in Hamburg die Tarifverhandlungen zur Erhöhung der Löhne und Gehälter für die rund 6000 Beschäftigten der vier großen deutschen Zigarettenhersteller Philip Morris, British American Tobacco (BAT), Japan Tobacco International (JTI) und Reemtsma statt. „Das war eine Woche der Schande“, sagt dazu Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), der die Verhandlungen führte.

    Trotz enormer Gewinne in Höhe von mehrstelligen Millionen-Euro-Beträgen, so Adjan, seien die Arbeitgeber nicht in der Lage gewesen, ein Angebot zu unterbreiten, dass die Inflationsrate nur ansatzweise ausgleichen würde. So sollten die Beschäftigten bei Philip Morris eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 19 Monaten erhalten. Bei Reemtsma sollten die Lohnsteigerungen demnach 3,5 Prozent, bei JTI 2,8 Prozent und bei BAT 1,0 Prozent ausmachen.

    Adjan: „Die Gier der Zigarettenkonzerne kennt offensichtlich keine Grenzen. Sie nehmen mit ihren Angeboten massive Reallohnverluste ihrer Beschäftigten in Kauf. Die NGG bleibt bei ihrer Forderung der Erhöhung der Löhne und Gehälter um 9,3 Prozent für die nächsten zwölf Monate.“

    Verhandlungen Anfang Oktober fortgesetzt
    Die Tarifverhandlungen werden Anfang Oktober fortgeführt. „Wenn dann kein verhandlungsfähiges Angebot vorliegt, sind Arbeitskämpfe unausweichlich“, kündigte Adjan an – im Klartext: Es drohen Streiks.

    Hintergrund der hohen Forderung sind laut dem Gewerkschaftsfunktionär die Rekordinflation und die „enormen Gewinne der Unternehmen der Zigarettenindustrie“.

    Überschattet werde, teilte die Gewerkschaft mit, die Tarifrunde davon, dass die Konzerne nicht mehr bundesweit einheitlich verhandeln wollten. Statt in einer gemeinsamen Runde finden die Verhandlungen mit der Gewerkschaft NGG auf Firmenebene statt. „Wir werden es aber nicht zulassen, dass mit der Auflösung der Tarifgemeinschaft die einzelnen Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Wir streben einen einheitlichen Abschluss in allen vier Unternehmen an“, sagt Adjan.

    fnf

  • BdZ betont seine Eigenständigkeit

    BONN / BERLIN // Der Vorstand des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ) hat mit großer Verwunderung auf einen am Dienstag erschienen Artikel der „Stuttgarter Zeitung“ über eine angebliche Zusammenlegung der Tabakverbände unter einem Dachverband und die faktische Auflösung des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ) reagiert. Dies entbehre jeglicher Wahrheit.

    BdZ-Vorsitzender Peter Wörmann erklärt, „dass es solche Gedankenspiele innerhalb der Zigarettenindustrie geben mag, kann nicht ausgeschlossen werden. Der Bundesverband der Zigarrenindustrie ist aber zu keinem Zeitpunkt offiziell angesprochen worden und hat auch zu keinem Zeitpunkt seine Zustimmung zu einer solchen Umstrukturierung gegeben“.
    Der Zigarrenverband stellt außerdem klar, dass er einer solchen Umstrukturierung, die mit einem Verlust der Interessen der Zigarrenindustrie einhergehen würde, nicht zustimmen wird.

    Die Zeitung hatte berichtet, dass der Deutsche Zigarettenverband (DZV) und der Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR), die beide in Berlin ihren Sitz haben, sowie der in Bonn ansässige BdZ Anfang nächsten Jahres in einen neu zu gründenden Dachverband überführt werden sollen. Unter einem ehrenamtlichen Präsident solle dann ein Hauptgeschäftsführer das Tagesgeschäft in der Lobbyarbeit übernehmen. So könnten Personal reduziert und Kosten durch den Abbau von Doppelstrukturen für die Mitgliedsfirmen eingespart werden.

    DZV-Geschäftsführer Jan Mücke sagt dazu, man stehe natürlich laufend in Kontakt mit den anderen Verbänden der Tabakwirtschaft. Dabei gehe es auch um Fragen einer Kooperation. Es gebe jedoch keinerlei Entscheidung über eine Zusammenlegung der Verbände. Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie, erklärt, dass er die in den Medien erwähnte Diskussion zwischen den Verbänden kenne, sich aber im Moment nicht dazu äußern wolle.

    vi/red

    (DTZ 28/17)

  • Schnellrestaurants und Zigarettenindustrie sollen 1,3 Milliarden Euro zahlen

    LONDON // Britische Abgeordnete wollen, dass McDonald’s, Wrigley und Zigarettenhersteller für die Beseitigung der Produktereste zahlen, die sie mit verursachen.

    Hierzu seien Milliarden-Euro-Investitionen notwendig, berichtet die britische Tageszeitung „The Independent. Allein in Londons Finanzdistrikt werden jährlich etwa sechs Milliarden weggeworfene Zigarettenkippen gezählt; nicht zu vergessen die Kaugummis, die allein ein Viertel aller Abfälle ausmachen und deren Beseitigung die Kommune und den Steuerzahler finanziell nicht minder fordern.

    Vor diesem Hintergrund haben sich hochrangige Vertreter der Systemgastronomie, Süßwarenbranche und der Zigarettenindustrie mit Abgeordneten des Unterhaus und der Kommunalverwaltungen Anfang des Jahres zusammengesetzt. Zunächst will man herausfinden, wie wirkungsvoll eine Abfall-Steuer ist und wie man die Verursacher mit ins Boot holen könnte. Die Einführung einer Abfall-freien-Zone rund um ein Fast-Food-Restaurant oder die finanzielle Beteiligung an öffentlichen Mülleimer sind nur zwei von vielen Überlegungen. Ziel ist es, den Steuerzahler als alleinigen Kostenträger zu entlasten, heißt es. Die Unternehmen müssten mit etwa 1,3 Milliarden Euro-Kosten für die Müllbeseitigung rechnen.

    Die zusätzlichen indirekten Kosten werden von der britischen Organisation „Keep Britain tidy“ auf umgerechnet knapp 3,8 Milliarden Euro geschätzt. Darin enthalten sind unter anderem die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, die Immobilienwerte und die Zunahme von Straftaten.

    Kritiker halten dagegen, dass kein Fast-Food-Restaurant ein Interesse daran habe, dass Produktabfall in seiner Nähe liege. Das schrecke Gäste ab, heißt es. Viel eher sollte weiter an der Veränderung des Kundenverhaltens gearbeitet werden. Ähnlich argumentiert auch Japan Tobacco International und fordert mehr Aufklärungskampagnen, Abfalleimer und Aschenbecher sowie eine bessere Durchsetzung bereits existierender Bußgeld-Verordnungen.
    red

    (DTZ 03/15)

  • US-Gouverneur droht

    RALEIGH/PARIS // Eiszeit zwischen Washington und Paris: Frankreichs will 2016 eine Einheitspackung (englisch: Plain Packaging) für Tabakprodukte einführen. Das trifft nicht zuletzt die amerikanische Zigarettenindustrie.

    Jetzt hat US-Gouverneur Pat McCrory (NorthCarolina) einen Brief an den französischen Botschafter in den USA, Gérard Araud, geschickt. Das Vorhaben der französischen Gesundheitsministerin Marisol Touraine bedrohe die Existenz von Landwirten, Herstellern und Unternehmen, schreibt McCrory darin.

    Im Gegenzug zeichnet der Politiker das Szenario einer Einheitsverpackung für Wein aus Frankreich. „Bedeutende französische Unternehmen wären verstimmt – und sie hätten Recht“, zitiert die französische Zeitung „Le Figaro“ den Republikaner. Dessen Forderung gewinnt vor dem Hintergrund der Freihandelsgespräche zwischen Washington und Brüssel an Brisanz.
    red

    (DTZ 43/14)

  • Wenig Rückhalt für die Einheitspackung

    DUBLIN (DTZ/red). Der irische Gesundheitsminister James Reilly muss eine herbe Niederlage einstecken: Sein Lieblingsprojekt, die Einheitspackung für Tabakprodukte (englisch: plain packaging), steht vor dem Aus.

    Wie die irische Zeitung „The Independent“ berichtet, ist mit einer gesetzlichen Reglementierung für Zigarettenpackungen, wenn überhaupt, frühestens im Mai 2017 zu rechnen. Ein Grund dafür ist die EU-Tabakproduktrichtlinie. Bevor nicht die Details der TPD2 geklärt sind, gebe es auch kein „hartes Durchgreifen“, wie Reilly es forderte, gegenüber der Zigarettenindustrie, schreibt die Zeitung.

    Darüber hinaus verstärkt sich der Druck aus den eigenen Reihen, der regierenden Fine Gael, auf den promovierten Mediziner. Die irische Presse spekuliert in diesem Zusammenhang offen über einen Rücktritt Reillys zugunsten des Verkehrsministers und Parteikollegen Leo Varadkar.

    (DTZ 25/14)

  • Es begann mit den Zigarrenmachern

    BERLIN (DTZ/red). Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat mit Michaela Rosenberg erstmals eine Frau an die Spitze gewählt.

    Der bisherige NGG-Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg, 60, übergibt nach 21 Jahren die Geschäfte an seine ehemalige Stellvertreterin und geht in den Ruhestand. Rosenberg ist gelernte Hotelfachfrau, die unter anderem ein Hamburger Hotel geleitet hat.

    Zehn Jahre lang war Michaela Rosenberg Stellvertreterin des seit 1992 amtierenden Möllenberg. In dieser Zeit konnte sie sich Medienangaben zufolge „gut auf das Spitzenamt“ vorbereiten. Die 53-Jährige steht künftig an der Spitze der ältesten deutschen Gewerkschaft. Vor 148 Jahren, im Dezember 1865, wurde der Vorläufer der NGG, der Allgemeine Deutsche Cigarrenarbeiterverein gegründet.

    Es waren Zigarrenmacher, die ihren Arbeitskollegen während der überlangen Arbeitszeit aus Zeitungen, politischen und ökonomischen Schriften vorlasen. Ihren Lohn erhielten sie von ihren Zuhörern. Heute ist die NGG eine Organisation mit rund 206.000 Mitgliedern aus unterschiedlichen Branchen.

    Die parteilose Rosenberg vertritt fortan die Arbeitnehmerinteressen unter anderen der Brauereien, Schlachthöfe, der Gastronomie, sowie der Zucker- und Zigarettenindustrie. Sie leitet die zweitkleinste Gewerkschaft, die sich Ende der 1990er Jahre gegen die Fusion mit anderen Dienstleistungsgewerkschaften entschieden hat.

    Franz-Josef Möllenberg hat diesen Schritt „nie bereut“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Als eigenständige Gewerkschaft hat sie eine größere Nähe zu ihren Mitgliedern. Besonders stolz sei Möllenberg darauf, dass die NGG frühzeitig querdurch die Ernährungsindustrie und bis in die Gastronomie hinein, eine tariflich verbindliche Zusatzaltersvrosoge für die Beschäftigten durchgesetzt habe, zitiert die FAZ den ehemaligen Vorsitzenden.

    (DTZ 46/13)

  • Gesundheitsministerium mus erklären

    BANGKOK (DTZ/red). Das thailändische Gesundheitsministerium streitet vor Gericht für größere Bildwarnhinweise. Statt bisher 55 Prozent sollen 85 Prozent der Zigarettenpackungen mit Schockbildern bedruckt werden.

    Die gesetzliche Regelung war ursprünglich ab 2. Oktober geplant, wurde jedoch durch die juristische Auseinandersetzung vor einigen Monaten bereits verschoben. Die Zigarettenindustrie stoppte die Einführung durch eine gerichtliche Verfügung. Seither sind beide Parteien, Hersteller und Ministerium, aufgefordert ihre Argumente zu erörtern, schreibt die „Deutsche Welle“ (DW).

    „Ein beispielloser Fall“, zitiert DW Pokpong Srisanit, Professor an der Juristischen Fakultät der Thammasat University.

    (DTZ 42/13)