Schlagwort: Tabakkontrolle

  • Hoffen auf maßvolles Handeln

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabak- und Nikotinwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Die Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Im ersten Teil der Reihe äußert sich Claus Obholzer beim [link|https://www.bdta.de/]Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA)[/link].

    Politisch und wirtschaftlich unruhige Zeit
    „Der Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) thematisierte im vergangenen Jahr die politisch und wirtschaftlich unruhige Zeit, die Mehrkosten und -aufwand für die im BDTA organisierten, überwiegend mittelständisch geprägten Familienunternehmen verursacht hat und bis heute verursacht. Unsere Mitgliedsunternehmen haben auch weiter mit den vergleichsweise hohen Energiekosten und administrativen Hürden zu kämpfen. So wurde beispielsweise mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz ein symbolischer politischer Fortschritt mit einem unverhältnismäßig hohen bürokratischen Mehraufwand für den deutschen Mittelstand erkauft. An den im Gesetzestext genannten, zweifellos beklagenswerten Missständen in der Welt ändert sich damit allerdings nichts.

    Für uns positiv war wiederum im Oktober 2023 das Urteil des Bundesgerichtshofes hinsichtlich der Zulässigkeit des Anbietens von Zigarettenpackungen durch Warenausgabeautomaten an Supermarktkassen. Der Bundesgerichtshof stellte klar, dass die Außenwände eines Warenausgabegeräts die Warnhinweise einer im Automaten befindlichen Zigarettenschachtel nicht verdecken und dass der Automat als Vertriebsform für Tabakwaren zulässig im Rahmen des europäischen und des deutschen Rechts ist.

    10. Conference of the Parties
    Mit Interesse verfolgen wir die im Februar stattfindende Konferenz der WHO und dem Framework Convention on Tobacco Control FCTC (Rahmenübereinkommen zur Tabakkontrolle, Anm. d. Red.). Es gibt Hinweise darauf, dass neuartige Erzeugnisse weniger gesundheitsschädlich sind als klassische Tabakwaren. Das sollten die Teilnehmer der 10. Conference of the Parties (Cop 10) bei ihren Überlegungen mit berücksichtigen und sich vom mittlerweile veralteten ,Quit or die‘-Ansatz befreien.

    Das 3. Meeting of the Parties (Mop 3) nimmt die Idee eines weltweiten Track & Trace-Rückverfolgbarkeitssystems in den Fokus. Wir bleiben bei unserer Auffassung, dass die Kontrolle einer legalen Vertriebskette das Problem des illegalen Geschäfts mit Tabakwaren nicht löst. Sollte es dennoch zu einem globalen Kontrollsystem kommen, so betonen wir, dass unser europäisches Track & Trace-System nicht bedeutend abgeändert werden darf, um das operative Geschäft der Tabakwaren-Händler nicht nachhaltig zu stören.

    Europawahl 2024
    Neben den Konferenzen der WHO / FCTC wird sicherlich auch die Europawahl 2024 Einfluss auf die Brüsseler Tabakkontrollpolitik nehmen. Grundsätzlich hoffen wir, dass die Europäische Kommission bei der Überarbeitung der europäischen Tabakrichtlinien maßvoll handelt. Ziel muss in erster Linie das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts sein. Wir bitten unter anderem um eine rechtliche Einbettung rechtshängiger Produkte. Das gewährleistet Planungssicherheit für Industrie und Großhandel. Die legale Vertriebskette für Tabakerzeugnisse ist nämlich die Geschäftsebene, die fiskalische Interessen befriedigt und gesundheitspolitische Ziele erfüllt. Sie ist die einzige Ebene, die transparent ist und durch Regulierung kontrolliert und beeinflusst werden kann.

    Paraprohibitive und prohibitive politische Maßnahmen dienen nicht dem Gesundheitsschutz. Aus diesem Grund haben wir Bedenken hinsichtlich der von der EU-Kommission proklamierten ,tabakfreien Generation‘ bis 2040. Das bedeutet, dass der derzeitige Tabakkonsum in Europa um zirka 80 Prozent reduziert werden soll. Das hätte für die Wirtschaftsakteure, die an der Herstellung und dem Vertrieb von Tabakwaren und verwandten Produkten beteiligt sind, unvermeidliche Auswirkungen. Eine solche Überarbeitung der Tabakrichtlinien, die sicherlich die Kompetenzen der EU überschreiten würde, ist unseres Erachtens verfassungsrechtlich bedenklich: Es gilt die unternehmerische Freiheit als Grundrecht der Europäischen Union. Aus diesem Grund muss die ökonomische Handlungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens erhalten bleiben.

    Wir halten repressive Ansätze für eine erfolgversprechende Produktregulierung für ungeeignet, da sie sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart regelmäßig versagt haben und versagen. Ein ,reibungsloser Ausstieg aus dem Markt‘ wäre daher unseres Erachtens nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht ein bedenkliches Petitum seitens der Europäischen Kommission, sondern auch aus gesundheitspolitischer Sicht.

    Technischen Fortschritt
    Der automatenaufstellende Handel erfreut sich am technischen Fortschritt. Der ,Topp‘-Technikstandard (Terminal ohne Pin-Pad, Anm. d. Red.) am Zigarettenautomaten verbreitet sich kontinuierlich weiter, so dass zum Jahresende 2023 bereits an mehr als der Hälfte aller Automaten kontaktlos bezahlt werden kann. Wie in anderen Handelsbereichen stellen auch wir fest, dass die Kundenakzeptanz des bargeldlosen Bezahlens weiter steigt. Wir sind mehr als zuversichtlich, dass zukünftig alle Zigarettenautomaten digitalisiert werden und so flächendeckend eine unkomplizierte bargeldlose Kaufabwicklung garantiert werden kann.

    Als nächster Schritt im Rahmen der technischen Weiterentwicklung der Automaten ist der Startschuss für die Einführung der Online-Altersverifikation gefallen, die den Jugendschutz auf eine neue Ebene hebt. Gemeinsam mit der Deutschen Kreditwirtschaft haben wir hierzu Mitte des Jahres 2023 ein Pilotprojekt gestartet und sammeln derzeit Erfahrungen hierzu. Mit der Einführung der Online-Altersverifikation legen wir außerdem die Grundlagen für das mobile Bezahlen mit Smartphone und / oder Smartwatch am Zigarettenautomaten. Bereits im Pilotprojekt stellen wir fest, dass die Funktion von Konsumenten zunehmend genutzt wird.

    Mit der Realisierung der technischen Fortschritte wird die Attraktivität des Zigarettenautomaten weiter zunehmen und der Jugendschutz weiter zuverlässig und lückenlos sichergestellt.

    Der BDTA bewies und beweist sich hiermit als starker unabhängiger Verband mit einer soliden Mitgliederbasis. Der Tabakwaren-Großhandel geht zuversichtlich ins neue Jahr 2024. Denn wir arbeiten gewissenhaft, zukunftsorientiert und seriös.“

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  • „Es fehlt an klaren Zielen“

    FRANKFURT // Die Tagung „Tobacco Harm Reduction – Innovative Rauchentwöhnungsstrategien“ suchte jüngst nach Antworten auf die Frage, wie Deutschland rauchfrei werden kann. Doch der Königsweg wurde nicht entdeckt.

    Rekordverdächtige Bilanz
    Schweden wurde 2023 mit einer Raucherquote von unter fünf Prozent zum ersten rauchfreien Land in der Europäischen Union, Großbritannien will mit einer ähnlichen Quote ebenfalls bis 2030 rauchfrei sein und verteilt dafür unter anderem eine Million E-Zigaretten an starke Raucher, um sie in ihrer Tabakentwöhnung zu unterstützen. Und Deutschland? Verharrt weiterhin bei einer Raucherquote von 34 Prozent – eine rekordverdächtig schlechte Bilanz bei der Tabakprävention. Deutschland sei Schlusslicht im Bereich Nichtraucherschutz und Tabakkontrolle, konstatierte jüngst auch die WHO. Mit dieser – aus Sicht der Tabakgegner ernüchternden – Bilanz begann die Veranstaltung in Frankfurt.

    Tabakkontrolle auf Entwicklungsland-Niveau
    „In Deutschland stehen wir in Sachen Tabakkontrolle auf Entwicklungsland-Niveau. Unsere Politik basiert zu wenig auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und es fehlt an klaren Zielen. Ich bin der Meinung, dass wir die Vielfalt der Gesellschaft in unseren Rauchentwöhnungsstrategien berücksichtigen müssen. Eine Einheitslösung ist hier nicht ausreichend. Trotz ihres schlechten Rufs können E-Zigaretten, Nikotin-Pouches und Tabakerhitzer bei der Rauchentwöhnung helfen – wir brauchen dringend eine sachliche Aufklärung und angemessene Ressourcen“, erklärte Organisator Heino Stöver.

    Inkonsistenzen der Tabakregulierung
    Bernd Mayer von der Universität Graz machte in seinem Vortrag auf die Inkonsistenzen der deutschen und österreichischen Tabakregulierung aufmerksam: „Strikte Rauchergesetze senken die Raucherquote nicht. Ein Raucher soll mit dem Argument, dass Nikotin schädlich sei, vom Umstieg von der Zigarette auf die E-Zigarette abgehalten werden. Gleichzeitig geben wir Nikotin in Form von Sprays und Pflastern in Apotheken bereits an Zwölfjährige ab.“ Mit Blick auf das De-facto-Verbot von Nikotin-Pouches in Deutschland sagte Mayer: „Man verbietet alles, was weniger schädlich als die Zigarette ist.“

    Leonie Brose vom King’s College London betonte, dass die englische Regierung ihr Ziel, bis 2030 ein rauchfreies Vereinigtes Königreich zu haben, ernst meine. E-Zigaretten seien dabei mittlerweile ein elaboriertes Mittel. Das zeige sich an Initiativen wie Swap-to-Swop, bei der kostenlose E-Zigaretten an starke Raucher verteilt würden. „Mit einer Raucherquote von 12,9 Prozent liegt England bei weniger als der Hälfte der Raucherquote in Deutschland.“

    Insgesamt wurde deutlich, dass die Bundesregierung sich zu wenig von der Wissenschaft beraten lasse. Unternehmen wie Philip Morris predigen seit Jahren die rauchfreie Zukunft.

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  • „Zigaretten gehören in Museen“

    LONDON // Jacek Olczak, Chef von [link|https://www.pmi.com/]Philip Morris International (PMI)[/link], fordert die Regierungen weltweit auf, das Ende der Zigaretten zu beschleunigen.

    In einer Rede, die er vor kurzem im Londoner UnHerd-Club hielt, betonte er vor Medienvertretern und Politikern, dass „Zigaretten in Museen gehören“. Außerdem, so Olczak, wirken die derzeitigen Maßnahmen zur Reduzierung der Raucherquote nicht schnell genug, so dass sich das Rauchen möglicherweise in die Länge ziehe, wird auf der PMI-Homepage aus dem Vortrag zitiert. Der PMI-Chef stütze sich bei seinen Ausführungen auf ein aktuelles hypothetisches Modell, das auf Daten, Schätzungen und Methoden der Weltgesundheitsorganisation sowie Daten Dritter basiere.

    Zigaretten-Alternativen
    Man könne davon ausgehen, dass rauchfreie Produkte etwa 80 Prozent weniger schädlich sind als Zigaretten. Wenn aktive Raucher komplett auf Zigaretten-Alternativen umsteigen, dann bestehe die Möglichkeit für sie, dass das Risiko raucherbedingter Todesfälle um das Zehnfache zurückgehe. Die herkömmlichen Maßnahmen der Tabakkontrolle allein reichen dafür nicht aus. Olczak verwies auf das „absurde Paradox“, dass rauchfreie Produkte in einigen Ländern verboten seien, Zigaretten aber – trotz ihres weitaus größeren Schadensrisikos – weiterhin verkauft werden dürfen.

    Verzicht auf Zigaretten
    Im Jahr 2016 verpflichtete sich PMI zum Verzicht auf Zigaretten. Das Unternehmen habe seit 2008 über 10,5 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 9,7 Milliarden Euro (Stand 31. März 2023), in die Entwicklung und Vermarktung rauchfreier Produkte investiert – was heute fast 35 Prozent des gesamten Nettoumsatzes des Unternehmens ausmache. Die Mission, so Olczak, bestehe darin, das Rauchen von Zigaretten durch weniger schädliche Alternativen zu reduzieren und Zigaretten obsolet zu machen. Das werde jedoch durch die Aktivitäten von Anti-Tabak-Organisationen und das Vertrauen der Regierungen in das sogenannte Vorsorgeprinzip, wie der Annahme „es ist besser, nichts zu tun, bis wir alles wissen“ (Olczak), beeinträchtigt.

    Er forderte Regierungen weltweit auf, dem Beispiel von Ländern wie Schweden und Japan sowie dem Vereinigten Königreich zu folgen und Richtlinien einzuführen, die erwachsenen Rauchern, die nicht aufhören wollen, eine Auswahl an Alternativen zum Weiterrauchen zu bieten. Darüber hinaus appelliert der PMI-Chef an Anti-Tabak-Organisationen, Innovationen nicht zu blockieren, und auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, um schneller eine rauchfreie Zukunft zu erreichen.

    pi

  • Mehr Nichtraucherschutz?

    HEIDELBERG // Mehr als drei Viertel der Befragten wünschen sich laut einer Umfrage des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), dass in Nichtraucher-Zonen weder E-Zigaretten noch Tabakerhitzer verwendet werden dürfen. Bei der 20. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle forderte das DKFZ daher, dass Bundes- und Landesregierungen diesem breiten Wunsch nachkommen und E-Zigaretten und Tabakerhitzer in die Nichtraucherschutzgesetze einschließen.

    E-Zigaretten und Tabakerhitzern
    Mit dem Aerosol von E-Zigaretten und Tabakerhitzern gelangten gesundheitsgefährdende Substanzen in die Raumluft, hieß es. Einer europaweit durchgeführten Studie zufolge seien in Deutschland elf Prozent der über 14-Jährigen mindestens einmal pro Woche E-Zigarettenaerosolen ausgesetzt. „Auch wenn die Schadstoffbelastung durch E-Zigaretten geringer ist als durch Tabakrauch, so bedeutet sie für sensible Personen wie Kinder, Schwangere, alte oder chronisch erkrankte Menschen ein Gesundheitsrisiko“, sagt Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ. „Daher empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, dass E-Zigaretten und Tabakerhitzer zum Gesundheitsschutz nicht in Innenräumen und in Nichtraucher-Zonen verwendet werden sollten.“

    In Deutschland sind – außer in Hessen – weder E-Zigaretten noch Tabakerhitzer von den Nichtraucherschutzgesetzen erfasst. Entsprechend den Ergebnissen einer vom DKFZ in Auftrag gegebenen Umfrage unter Jugendlichen und Erwachsenen in Deutschland sollte sich das ändern: Etwa 77 Prozent der über 1000 Befragten wünschten sich, dass der Gebrauch von E-Zigaretten und Tabakerhitzern in Nichtraucherschutzräumen verboten werde.

    Am höchsten war die Zustimmung mit 81 Prozent unter Rauchern. Menschen, die nie geraucht haben, befürworteten ein solches Verbot zu 78 Prozent. 66 Prozent derjenigen, die selbst E-Zigaretten nutzen, seien für ein Ausweiten der Nichtraucherschutzgesetze.

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  • Tabakkontrolle neu bewertet

    BRÜSSEL //Derzeit läuft auf der Online-Plattform der EU-Kommission (siehe unten) eine öffentliche Bewertung der bisherigen Tabakkontrollmaßnahmen. Unternehmen, Fachhändler, Verbände und Industrie sind aufgerufen, sich auf der [link|https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/13481-Evaluation-of-the-legislative-framework-for-tobacco-control_de]Internetseite[/link] zur Wirksamkeit der bisherigen EU-Maßnahmen zu äußern.

    Das können Themen wie Schockbilder, die Verwässerung von Markenrechten, das Mentholverbot und die Wirksamkeit der Gesetze im Einzelnen, oder die TPD im Allgemeinen sein. Ihre Kritik, Anmerkungen und Vorschläge fließen in die Neubewertung der künftigen Vorgaben der Kommission zum Tabakkonsum mit ein. An der öffentlichen Konsultation kann bis zum 17. Juni 2022 in allen EU-Amtssprachen teilgenommen werden.
    Ziel der Erhebung sei es zu verstehen, inwieweit die bisherigen Anordnungen funktioniert haben, und die Ziele erreicht worden seien, betont die Kommission ihre Evaluierung.

    Die Richtlinie müsse sich neuen Herausforderungen wie einer veränderten Produktlandschaft und neuen Konsummustern stellen können. Sie solle flexibel genug sein, um auf innovative Entwicklungen zu reagieren, begründet die EU den Schritt.

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  • Verband fordert Strategie

    BRÜSSEL // Weltweit sterben jedes Jahr acht Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Tobacco Harm Reduction bedeutet eine Chance für Raucher, von einer extrem schädlichen auf eine deutlich weniger schädliche Alternative zu wechseln. Darauf weist die Independent European Vape Alliance (IEVA) hin.

    Allerdings habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dieses Ziel in den vergangenen Jahren aus den Augen verloren. Es sei jedoch nicht zu spät für eine Umkehr. Es dürfe nicht um ideologische Erwägungen gehen, sondern ausschließlich um die Zukunft von Millionen von Rauchenden weltweit. Mit der E-Zigarette könnte die Zukunft deutlich besser aussehen.

    Neunte Konferenz zur Tabakkontrolle
    Anlass für diese Festellung ist die neunte Konferenz zur Tabakkontrolle der WHO (FCTC COP 9) in Genf. Im Rahmen der Tagung werden Maßnahmen zur Reduktion der weltweiten Raucherquote besprochen und beschlossen. „Es gibt schlüssige Beweise dafür, dass die vollständige Substitution von brennbaren Tabakzigaretten durch E-Zigaretten die Exposition der Benutzer gegenüber zahlreichen Giftstoffen und Karzinogenen, die in brennbaren Tabakzigaretten enthalten sind, verringert“, teilt man bei der WHO mit.

    Dustin Dahlmann, IEVA-Präsident, fordert: „Als europäischer und von der Tabakindustrie unabhängiger Verband würden wir uns wünschen, dass die WHO gemeinsam mit anderen Vertretern aus Politik und Wissenschaft eine zielführende Strategie zur Verringerung der durch Rauchen verursachten Schäden entwickelt. Natürlich sind wir als Branche zum kritischen Dialog bereit.”

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  • Politik unterscheidet Zigaretten von Tabakerhitzern und E-Zigaretten

    GRÄFELFING// Vor kurzem, hat der Deutsche Bundestag in zweiter und dritter Lesung den Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes verabschiedet. Die benötigte Zustimmung des Bundesrats für den Gesetzentwurf steht noch aus.

    Alternative zur Zigarette
    Dazu Claudia Oeking, Geschäftsführerin bei der Philip Morris GmbH: „Seit einigen Jahren vollzieht sich im Tabakmarkt ein grundlegender Wandel: E-Zigaretten und Tabakerhitzer bieten dem erwachsenen Raucher eine schadstoffreduzierte Alternative zur konventionellen Zigarette. Mit dem vorliegenden Gesetz hat die Politik nun einen, wenn aus unserer Sicht auch zu vorsichtigen, ersten Schritt getan, um dieser neuen Entwicklung Rechnung zu tragen. Erstmals wird anhand des unterschiedlichen Risikos zwischen konventionellen Zigaretten einerseits und weniger schädlichen Tabakerhitzern und E-Zigaretten andererseits unterschieden. Das spiegelt die Entwicklung im Markt wider.“

    Drei zentrale Prinzipien
    Und führt weiter fort: „Leider sieht die Gesetzesänderung aktuell Stichtage für Informationsverbote für Tabakerhitzer und E-Zigaretten vor. Damit wir aber mehr erwachsene Raucher, die nicht aufhören, zum Umstieg auf schadstoffärmere Produkte bewegen können, muss Aufklärung zu verschiedenen Alternativen von Zigaretten auch weiter möglich sein. Momentan ist hierüber schlichtweg noch nicht genug Wissen bei erwachsenen Rauchern vorhanden. Die Regulierung darf nicht dazu führen, erste positive gesundheitspolitische Entwicklungen durch den Umstieg von Rauchern auf schadstoffärmere Alternativen zu gefährden. Vielmehr sollte es das Ziel der Gesetzesänderung sein, den Rechtsrahmen so weiterzuentwickeln, dass erstmals die drei zentralen Prinzipien der Tabakkontrolle miteinander verbunden werden:

    [bul]1. Einstieg ins Rauchen verhindern.

    [bul]2. Rauchstopp fördern.
    [bul]3. Umsteigen auf risikoärmere Alternativen für diejenigen erleichtern, die nicht aufhören.“

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  • Rauchfreie Zukunft

    GRÄFELFING // Unter dem Motto „Unsmoke“ intensiviert Philip Morris seinen Transformationsprozess hin zu einer rauchfreien Zukunft. Das Unternehmen will so „einen faktenbasierten öffentlichen Dialog“ anschieben.

    Rauchen ist gesundheitsschädlich. An diesem Punkt setzt die Vision einer rauchfreien Zukunft von Philip Morris an. Die zugehörige globale Dialogoffensive startet auch in Deutschland mit der Botschaft: „Unsmoke – Wer nicht raucht, sollte nicht anfangen. Wer raucht, sollte aufhören. Wer nicht aufhört, sollte wechseln.“

    „Wir sind zu 100 Prozent von unserer Vision einer rauchfreien Zukunft überzeugt und wollen sie Realität werden lassen. Wir möchten, dass ein Innovationswettbewerb um die Entwicklung von Alternativen zu Zigaretten entsteht“, sagt Markus Essing, Deutschland-Chef von Philip Morris. „Für den Umbruch ist ein faktenbasierter Dialog zum Rauchverhalten und zu Alternativen essenziell. Nur so ist eine Veränderung im Bewusstsein der erwachsenen Raucher möglich. Mit dem Rauchen aufzuhören ist die beste Option. Alle anderen Raucher sollten informiert über einen Wechsel nachdenken.“


    Differenzierung notwendig

    In den vergangenen Jahren wurden vermehrt alternative Produkte für Raucher entwickelt, die deutlich weniger Schadstoffe als Zigaretten emittieren. Immer mehr Studien lassen mittlerweile eine Differenzierung dieser Alternativen von herkömmlichen Produkten zu. Es gilt: Um eine möglichst informierte Entscheidung über das Rauchen treffen zu können, sollte die Öffentlichkeit Zugang zu allen nötigen Informationen über alternative Produkte bekommen.

    Immer mehr Länder ergänzen die bestehenden Instrumente der Tabakkontrolle um eine am gesundheitlichen Risiko orientierte Informationspolitik. Umfragen zeigen allerdings, dass in Deutschland das Wissen über nachweislich schadstoffreduzierte Alternativen zum Rauchen kaum verbreitet ist – weder bei Rauchern noch bei wichtigen Multiplikatoren, wie Ärzten und medizinischem Personal.

    pi

    (DTZ 38/19)

  • Sesselwechsel im DKFZ

    HEIDELBERG // Martina Pötschke-Langer geht Ende August in den Ruhestand. Die Leitung der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums beim Deutschen Krebsforschungs-Zentrum (DKFZ) in Heidelberg übernimmt Ute Mons.

    Pötschke-Langer begann 1992 als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Krebsforschungszentrums, leitete ab 1997 die Stabsstelle Krebsprävention und ab 2002 das WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle.

    Ihre Nachfolgerin kündigte in einem Interview in der Rhein-Neckar-Zeitung an, die Maßnahmen der DKFZ-Stabsstelle gegen den Tabak auch auf Alkoholkonsum, falsche Ernährung und mangelnde körperliche Aktivitäten auszuweiten. Die Epidemiologin arbeitete von 2007 bis 2012 in der Stabsstelle Krebsprävention mit. red

    (DTZ 35/16)

  • Konferenz der Heimlichtuer

    MOSKAU // Es sah gut aus, für mehr Transparenz bei der sechsten Konferenz zum Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakge‧brauchs der Weltgesundheitsorganisation (WHO FCTC). Doch dann wurden missliebige Journalisten ausgesperrt und selbst eine Delegation von Interpol durfte die „öffentliche Sitzung“ nicht besuchen.

    Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „Diese heimlichen Tagungen korrumpieren politische Entscheidungsprozesse“, wetterte etwa Michiel Reerink von Japan Tobacco International. Die Entscheidung, seriöse Unternehmen, Expertengruppen und einige Medienvertreter von der Debatte, die ihre Branche und ihre Kompetenz beeinflusst, auszuschließen, zeigt einen eklatanten Mangel an Transparenz, Verantwortungsbewusstsein und Integrität.

    „Tabakkontrolle hat Priorität“

    Tatsächlich hörten die rund 1500 Teilnehmer aus 167 Ländern scharfe Worte von WHO-Chefin Margret Chan: „Obwohl wir uns neuen Bedrohungen wie dem Ebola-Virus gegenübersehen, machen wir Sie darauf aufmerksam, dass die Tabakkontrolle für uns oberste Priorität hat.“ Auch warnte Chan vor der Tabakindustrie, die „alle möglichen Tricks in Form von Investments in die Wirtschaft nutzt, um Entscheidungen der Regierungen zu verhindern“. Zudem teilte sie mit, die betroffene Industrie mitreden zu lassen hieße, den Bock zum Gärtner zu machen. Ins gleiche Horn stieß Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum, die im Interview mit „Der Spiegel“ sagte, es gebe „einen breiten Konsens, dass man die Tabakindustrie beim Thema Tabak-Rahmenkonvention nicht mitreden“ lasse.

    Noch nicht ganz klar war bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe, wie die Delegierten zu einer globalen Tabaksteuer stehen. Drew Johnson von der „Washington Post“ berichtete, die Teilnehmer hätten die Zwangsabgabe bereits beschlossen und nannte Zahlen. Nach seiner Berechnung würde der Preis pro Zigarettenpackung in Deutschland auf rund 11,40 Euro klettern, in Norwegen sei ein Anstieg um fast 220 Prozent auf dann knapp 41 Euro zu erwarten. Allerdings durfte auch Johnson nicht an den geheimen Sitzungen teilnehmen. Es bleibt die offizielle Pressekonferenz abzuwarten.
    Dabei geriet fast zur Nebensache, was die Konferenz-Delegierten als Beschlussvorgabe auf der Tagesordnung fanden: unter anderem ein Rauchverbot in geschlossenen öffentlichen Räumen sowie ein Verkaufsverbot von E-Zigaretten an Jugendliche – eine Forderung, die etwa die Branche in Deutschland seit langem erhebt.

    Bei der WHO-Tagung fehlen zwei wichtige Länder: Die USA und Kanada boykottieren den Kongress aufgrund der Ukraine-Krise. Da wirkte es fast demonstrativ, als Chan Russland in ihrer Eröffnungsansprache ausdrücklich wegen seiner scharfen Antiraucher-Kampagne lobte.
    Russland präsentierte sich auch in anderer Hinsicht als Musterschüler: Moskau habe entschieden, das Protokoll gegen den illegalen Handel mit Tabakerzeugnissen zu unterzeichnen, verkündete Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa. Ein entsprechendes Bundesgesetz sei bereits vorbereitet worden. Das Protokoll war auf der Vorgängertagung vor zwei Jahren in Seoul verabschiedet worden.
    Die sogenannte COP 6 endet am Samstag, 18. Oktober.
    max

    (DTZ 42/14)