Schlagwort: Heat not burn

  • Die Zukunft des Tabakhandels liegt im „E-Business“

    RÖSRATH // Die Zukunft im Blick: Beim BTWE-Branchendialog traten am ersten Tag Experten aus den Bereichen E-Zigarette und „Heat not burn“ vor die versammelten Fachhändler. Thema des Nachmittags: „Wie sich die Branche neu erfindet.“

    Dac Sprengel, Vorsitzender des Verbands des E-Zigarettenhandels (VdeH), wies darauf hin, dass der Umsatz mit E-Zigaretten und Zubehör in Deutschland im vergangenen Jahr bei etwa 420 Millionen Euro gelegen habe. Zugleich habe die Branche in den vergangenen Jahren im Durchschnitt stets über 50 Prozent zugelegt. Sprengel legte den Teilnehmern ans Herz, die Produktkategorien besonders sorgfältig auszuwählen. So sei es zum Beispiel nicht sinnvoll, erklärungsintensive Nachfüll-Systeme an Tankstellen verkaufen zu wollen, weil die Zeit für die Beratung fehle.

    Was E-Zigarette und Tabakpfeife eint
    Mit 30 bis 60 Minuten Erstberatung rechnet auch Frank Hackeschmidt bei einer Erstberatung für solche offenen Systeme. Hackeschmidt ist Geschäftsführer des Handelsunternehmens iSmokeSmart und zugleich im Vorstand des Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) aktiv. Allerdings: Er vergleiche den Aufwand mit dem für eine klassische Tabakpfeife. Geld werde ohnehin nicht mit der Hardware, sondern in erster Linie mit den Liquids und Ersatzteilen gemacht.

    Margenstark mit steigendem Marktanteil und großem Potenzial – so sieht Bernd Kleinpeter, Geschäftsführer beim Liquid-Produzenten Niko Liquids, die E-Zigarette. Das Geschäftsfeld sei erwachsen und damit unverzichtbar geworden. Kleinpeter hob hervor, es habe eine Marktbereinigung eingesetzt, bei der Importeure nicht zulässiger Produkte aus Osteuropa oder Fernost und Hinterhof-Panscher billiger Liquids ihr Geschäft einstellen müssten. Allerdings, so Kleinpeter weiter, gebe es auch heute noch nicht-verkehrsfähige Ware im Handel, die den Anforderungen der TPD2 nicht entspreche. Das Problem: Es haftet der sogenannte Inverkehrbringer – also zunächst der Händler. Schließlich rief Kleinpeter dazu auf, den Schulterschluss zwischen Fachhandel und Herstellern zu wagen. Händler, die den Konsumenten kompetent berieten, könnten sich ein starkes Zusatzgeschäft aufbauen. Der E-Zigarette gebühre ein fester Stammplatz im Regal, da sie den Status des Nischenproduktes verlassen habe.

    iQos im Handel
    Mit der Frage „Was verkaufen wir morgen?“ setzte sich Julia Kerl auseinander, die bei Philip Morris als National Key Accounter für den Convenience Channel zuständig ist. Sie schlug den Bogen vom rückläufigen Tabakmarkt, der zwischen 2000 und 2016 rund 28 Prozent verloren habe, zu einem notwendigen neuen Produkt. Für Philip Morris ist das iQos mit dem Slogan „Das ändert alles“. Kerl nannte vielversprechende Zahlen: So wurden in den deutschen Testmärkten bereits mehr als 25.000 Geräte verkauft, der Marktanteil liege dort bei gut 0,7 Prozent, Top-Händler verkauften mehr als 40 Heets-Päckchen pro Woche. Laut Kerl will der Konzern nun bundesweit mit iQos-Boutiquen, einem Online-Store, einem flächendeckenden Netz an Heet-Händlern sowie etwa 800 bis 1000 Device-Händlern aktiv werden. Auf wenig Gegenliebe stieß dabei die Ankündigung, etwa 600 Außendienstmitarbeiter auch für den Verkauf direkt an den Endkunden zu schulen.

    Den Abschluss des informativen Events bildete der Vortrag von Andreas Thoma, Head of Trade Marketing & Distribution bei BAT Germany. Thoma stellte klar: Für BAT bleibt auch die klassische Zigarette ein enorm wichtiges Thema, auch wenn sogenannte „Heat not burn“-Produkte und E-Zigaretten künftig parallel existierten. Aber: 77 Prozent aller Dampfer rauchten weiter, 88 Prozent verringerten ihren Konsum nicht oder nur marginal. Das liege auch daran, dass etwa jeder dritte Umsteiger nicht das gleiche Genusserlebnis verspüre wie beim Rauchen. Für den Handel sei es entscheidend, das „richtige“ Produktsortiment aufzunehmen, den Konsumenten zu leiten, im Geschäft zu kommunizieren und kompetent zu beraten.

    Aus dem Publikum kamen Fragen nach der Margenpolitik der Branchenriesen auf. Wenig zufrieden zeigten sich die Zuhörer, als Thoma sagte, die Industrie müsse jetzt in den Aufbau der Marken investieren und das natürlich finanzieren. Im Klartext: Höhere Margen sind auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dabei, konstatierte ein Teilnehmer , sei das „eine existenzielle Frage“.

    max

    (DTZ 22/17).

  • Philip Morris startet mit seiner „iQos“ durch

    GRÄFELFING // Die Philip Morris GmbH, eine deutsche Gesellschaft der Philip Morris International, führt das Tabakerhitzungssystem iQos nach einer nach eigenen Angaben erfolgreichen Testphase in München, Berlin und Frankfurt nun in ganz Deutschland ein.

    Der Marlboro-Hersteller etabliert damit eine neue Produktkategorie (Heat not burn) im deutschen Tabakmarkt. Das System besteht aus dem eigentlich iQos-Gerät sowie den zugehörigen Tabaksticks Heets. Beides ist in exklusiven iQos-Boutiquen, bei rund 1000 ausgewählten Tabakfachhändlern und Tankstellen in ganz Deutschland sowie auf der herstellereigenen Online-Verkaufsplattform erhältlich. Die Tabaksticks können darüber hinaus flächendeckend in über 15 000 Tabakverkaufsstellen erworben werden.

    „iQos ist ein Paradigmenwechsel, denn zum ersten Mal gibt es für erwachsene Raucher, die sonst weiterrauchen würden, eine neue, alternative Art, Tabak zu genießen. Daher auch das Kampagnenmotto ‚Das ändert alles.‘“, sagt Stacey Kennedy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Philip Morris GmbH. „In iQos stecken mehr als ein Jahrzehnt wissenschaftlicher Entwicklungsarbeit und Bewertung, über drei Milliarden Dollar an Forschung und Produktentwicklung und über 1000 Patente.“ Bei der iQos findet keine Verbrennung wie beim Rauchen einer Zigarette statt. Anders als bei E-Zigaretten, in denen Liquids verdampft werden, können erwachsene Raucher mit iQos aber trotzdem echten Tabak genießen. Die Geräte erhitzen den Tabak, erzeugen dabei Dampf und Tabakaromen, der dem ähnelt, den Raucher von Zigaretten gewohnt sind. „Wir bieten unseren erwachsenen Konsumenten den Genuss von Tabak, allerdings ohne Feuer oder Asche und ohne Zigarettenrauchgeruch“, so Kennedy.

    „Der deutschlandweite Verkaufsstart von iQos unterstreicht die Ernsthaftigkeit unserer Anstrengungen im Bereich Innovationen, Forschung und Entwicklung“, erklärt Stacey Kennedy. „In unseren Testmärkten Berlin, München und Frankfurt haben wir seit dem vergangenen Sommer wertvolle Erfahrungen gesammelt, die wir nun nutzen. Die Nachfrage hat von Monat zu Monat zugenommen und übersteigt inzwischen alle unsere Erwartungen. Wir sind stolz, dass immer mehr erwachsene Raucher, das System als echte Alternative zum Rauchen annehmen und auf den innovativen Tabakgenuss umsteigen. Denn iQos ist nicht einfach eine weitere Zigarette oder E-Zigarette, sondern eine komplett neue Produktkategorie auf Basis innovativer Technologien und Wissenschaft“, sagt die Managerin.

    Durch die Erfolge in den Teststädten München, Berlin und Frankfurt bestätigt, wird Philip Morris in den kommenden Wochen weitere exklusive iQos-Boutiquen in deutschen Großstädten eröffnen. In ihnen können erwachsene Raucher Informationen zu dem Tabakerhitzungssystem erhalten und es natürlich auch erwerben.

    Aufgrund des hohen Werbedrucks hat iQos in Deutschland bei Rauchern bereits einen Bekanntheitsgrad von knapp 70 Prozent erreicht. Im März dieses Jahres wurde die Marke von einem Prozent Marktanteil erreicht – ein weiterer wichtiger Schritt für die Sichtbarkeit der Produkte.

    Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass jetzt die beratungsintensiven Geräte zeitnah in weiteren iQos-Boutiquen in sogenannten Fokus-Städten verkauft werden sollen. Vor allem aber sollen die als „Heets“ bezeichneten Tabaksticks im klassischen Fachhandel und an Tankstellen vertrieben werden; künftig könnte der Lebensmitteleinzelhandel das Vertriebsnetz erweitern.

    Neben der eigentlichen Hardware (siehe Kasten „Das iQos-Kit“) wird Philip Morris in Deutschland auch ein Accessoire-Programm anbieten. Darin enthalten sind etwa Lederhüllen und „Colored Caps“, also bunte Kappen für den eigentlichen Stick-Halter. Auch ein Behälter für verbrauchte Sticks findet sich dort.

    pi/red

    Lesen Sie mehr auf Seite 7 der Printausgabe DTZ 21/17.

  • Naht das Ende der Zigarette?

    NEW YORK / BERLIN // Für jede Menge Aufmerksamkeit hat ein Interview gesorgt, das André Calantzopoulos dem britischen Radiosender BBC 4 gegeben hat. Darin läutet der Philip-Morris-Chef nach Ansicht einiger Auguren den Ausstieg des Konzerns aus dem Zigarettengeschäft ein.

    Doch ganz so weit ist es natürlich nicht. Fest steht: Philip Morris reitet mit dem neuen „Heat not burn“-Produkt iQos erfolgreich auf der Gesundheitswelle. Der Ansatz: In der iQos wird Tabak – nach Unternehmensangaben rund die gleiche Menge wie in einer klassischen Zigarette – erhitzt. Der Konsument zieht warmen, nikotinhaltigen und würzigen Dampf ein, die schädlichen Nebenprodukte des Verbrennungsvorgangs entstehen nicht.

    Zugleich weisen Experten gelegentlich darauf hin, dass das zweite Tabak-Alternativprodukt E-Zigarette zwar erheblich weniger Risiken aufweise als herkömmliche Zigaretten, aufgrund immer leistungsstärkerer Akkus jedoch Probleme in Form chemischer Verbindungen auftauchen könnten.

    Calantzopoulos hatte gesagt, er glaube, es werde der Moment kommen, an dem alternative Tabakprodukte so verbreitet seien, um gemeinsam mit Regierungen die Zigarette zum Auslaufmodell zu machen. Er hoffe, so der Manager weiter, dieser Moment werde bald kommen.

    Allerdings hatte der Philip-Morris-Chef auch bekräftigt, er wisse nicht, wann dieser Zeitpunkt kommen werde. Im Jahr 2025 würden voraussichtlich eine Milliarde Menschen weltweit rauchen – das ist trotz Rauchverboten und immer stärkerer Regulierung etwa die heutige Zahl. Wachstum sehen die Konzerne vor allem in Afrika und Asien. Und der Wettbewerb um diese Märkte geht unvermindert weiter. So will BAT für 47 Milliarden US-Dollar den amerikanischen Konkurrenten Reynolds übernehmen und so zur Nummer 1 der Branche aufsteigen. Philip Morris, mit seiner Hauptmarke Marlboro der Spitzenreiter im Zigarettengeschäft, wird da – trotz iQos – gegenhalten.

    Tabakgegner rund um den Erdball griffen die Aussagen Calantzopoulos‘ auf und stellten Forderungen auf. So verlautete aus der SPD-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, möge „den Widerstand gegen das Außenwerbeverbot beenden“. Die Beratung des Gesetzes zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes mit dem Verbot dieser Werbung müsse unverzüglich im Bundestag beraten werden.

    Seitens der SPD hieß es außerdem, „die fachliche Expertise des Bundeslandwirtschaftsministers und des Bundesgesundheitsministers ist in Reihen der Union offensichtlich nicht erwünscht“. Mit dem Verbot der Tabakwerbung könnten Steigerungen von Absatz und Bekanntheitsgrad neuer Produkte gebremst werden.
    red

    (DTZ 49/16)