Schlagwort: Eigenverantwortung

  • „Freiheit ist höchstes Gut“

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabakwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Diese Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Im vierten Teil der Reihe äußert sich Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer beim Verband der Deutschen Rauchtabakindustrie (VdR).

    Die Deutschen haben sich in ihrer Passivität gut eingerichtet und an den Nanny-Staat gewöhnt. Die Krisen der letzten Jahre wurden durch den massiven Einsatz von Staatshilfen gelindert, der Ruf nach Vater Staat ist beinahe allgegenwärtig. Die eine oder andere Übergriffigkeit von Seiten des Staates wurde von den Bürgern daher billigend in Kauf genommen. So kann es nicht weitergehen. Für das neue Jahr brauchen wir mehr mündige Bürger und eine Renaissance der Freiheit.


    Fehlende Selbstständigkeit

    Uns geht es zu gut in Deutschland – wir wirken geradezu übersättigt. Wie anders sind die steigende Lethargie und die fehlende Selbstständigkeit unserer Gesellschaft zu erklären? Wir befinden uns zunehmend in einem politischen Nanny-Staat, der von einem Teil der Deutschen dankend angenommen wird – schließlich kann man das eigenständige Denken so vermeiden.

    In einem Buch des Journalisten Alexander Kissler bezeichnet dieser die Deutschen gar als infantil und sieht gar eine „Gesellschaft der Kindsköpfe“ gegeben. Dieses infantile Verhalten lässt sich an zwei Punkten exemplarisch sehr gut verdeutlichen.

    Zum einen in der Debattenkultur, die zusehends verloren geht. Statt seinem Gegenüber zuzuhören und sachlich zu argumentieren, sind wir von konträren Meinungen nur allzu gern persönlich beleidigt oder verweigern Diskussionen gleich vollends. Persönliche Befindlichkeiten und Gefühle übertrumpfen jegliche sachliche Argumente – kindliches Verhalten wie es im Buche steht.

    Ideal des mündigen Bürgers
    Zum anderen verdrängt der Staat das Ideal des mündigen Bürgers, in dem er diesen an die Hand nimmt, um ihn zu schützen und anzuleiten für das tägliche Leben – so wie auch Kinder beschützt werden möchten. Dies mündet darin, dass politische Diskurse vom Gesetzgeber auch sprachlich für eine Gesellschaft von Kindern ausgelegt werden. So bekommen Gesetze wenig sachliche Namen wie das Gute-Kita-Gesetz oder das Starke-Familien-Gesetz. Gleichzeitig holt der Bundeskanzler Worte wie Wumms oder Doppelwumms aus der Schatzkiste.

    Angst ist ein Urinstinkt der Menschheit und bis zu einem gewissen Grad auch wichtig für unser Überleben. Wie auch in anderen Bereichen des Lebens macht die Menge das Gift! Denn überängstliches Verhalten ist eine Gefahr für unsere Demokratie, die dafür sorgt, dass der Ruf nach Freiheit und Eigenverantwortung aus der Gesellschaft heraus langsam verhallt. Dabei sind doch gerade Freiheit und der mündige Bürger die Grundpfeiler unserer Demokratie.

    Mut zur (Eigen-) Verantwortung
    Die erwachsene Gesellschaft verlässt der Mut zur (Eigen-) Verantwortung und verliert damit sowohl die eigene Deutungshoheit als auch ihren freiheitlichen Machtanspruch gegenüber dem Staat. Bedarf es neuer Mutbürger?

    [bul]Die den Mut haben, ihre Meinung zu vertreten, trotz vielseitiger Versuche einer jeweiligen Meinungsblase, diese verstummen zu lassen.

    [bul]Die den Mut haben, in eine Diskussion einzutreten, in der sie möglicherweise auch anecken oder unterlegen sind.

    [bul]Die den Mut haben, Fehler zu riskieren. Man bekommt das Gefühl, dass die Deutschen aus Furcht, etwas Falsches zu tun oder zu sagen, oft lieber gar nichts mehr tun.

    Verbote und Regulierungen
    Wir scheinen so übersättigt von unserer Freiheit, dass wir unseren Elan und unseren Mut verloren haben. Wir haben ja schließlich alles, was wir brauchen … Oder nicht? Was stört es da schon, wenn die Politik hier und da unser Leben noch etwas einschränkt. Meist nehmen wir die neuen Verbote und Regulierungen dankend an. Denn der Staat kümmert sich ja fürsorglich und nimmt einem die Denkarbeit ab.

    Schlussendlich ist die Infantilität gefährlich für unsere Mündigkeit und Eigenverantwortung, die die Generationen vor uns hart erarbeitet haben. Wir konzentrieren uns auf Gefühlsduseleien und persönliche Befindlichkeiten, statt auf Sachlichkeit – in Gesellschaft und Politik. Hauptsache, es ist bequem und niemand fühlt sich angegriffen. Dabei gilt es, auch einmal unbequeme Dinge zu tun oder auszusprechen, denn anders bleiben wir nicht nur stehen, sondern entwickeln uns sogar zurück.

    Es braucht wieder dringend mehr mündig-willige Menschen, die auch einmal unbequemes Aussprechen, auch wenn sie damit rechnen müssen, weiterhin direkt gecancelt zu werden. Denn Freiheit ist ein Risiko, das man eingehen muss! Unser höchstes Gut gilt es somit mehr denn je zu schützen: die Freiheit und die Vielfalt unserer demokratischen Gesellschaft.

  • Liebe Leserin, lieber Leser,

    an dieser Stelle wurde schon öfter über die Maske geschrieben. Wie kaum ein anderes Thema polarisiert sie die Republik, seit Covid-19 präsent ist. Gefühlt befindet sich Deutschland seit März in einer Dauer-Diskussion darüber, wann, wo und von wem der Mund-Nasen-Schutz getragen wird oder werden muss.

    Föderalismus
    Der Föderalismus lässt grüßen. Das oft kritisierte Bündnis bewährt sich jedoch genau hier wie in kaum einer anderen Krise. Die 16 Länderchefs können unabhängig voneinander auf das jeweilige Infektionsgeschehen vor Ort reagieren. So hat Bayern angesichts der steigenden Zahlen in München das Tragen von Masken im öffentlichen Raum durchgesetzt. Berlin, das auf die massiv gestiegenen Corona-Infektionen in der Hauptstadt reagiert, schreibt ab 3. Oktober die Gesichtsbedeckung auch im Büro vor. Demgegenüber setzt Rheinland-Pfalz mit vergleichsweise niedrigen Zahlen auf einen präventiven Stufenplan und appelliert an seine Bevölkerung die Munde-Nase-Bedeckung zu nutzen.

    Kein Problem
    Das sollte alles eigentlich kein Problem sein. Wenn Kinder die Maske in Schulen tragen, sollten Erwachsene in Unternehmen dies erst recht hinbekommen. Abgesehen von der Vorbild-Funktion geht es hier schließlich um das große Ganze: die Gesundheit der Bevölkerung und die Vermeidung eines zweiten Lockdowns.

    Ein Thema, das vor kurzem auch das gemeinsame Treffen der Länder mit der Kanzlerin beschäftigte. Herausgekommen sind neue Corona-Regeln, die vor allem die Infektions-Hotspots wie zum Beispiel private Feiern eindämmen sollen.

    Politik appelliert an Eigenverantwortung
    Unabhängig davon sind alle Beteiligten aufgefordert, die bekannten AHA-Regeln (Abstand + Hygiene + Alltagsmaske) einzuhalten, die für den Herbst und den kommenden Winter um ein L für „Lüften“ erweitert werden.

    Der Staat setzt hier zu recht auf die Eigenverantwortung seiner Bürgerinnen und Bürger. Freiheit heißt Verantwortung übernehmen, und damit auch die Gesundheit seiner Mitmenschen zu schützen.

    In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und haben Sie ein schönes Wochenende!

    Ihre
    Kerstin Kopp
    Redaktion DTZ

  • Politiker lehnen Verbot ab

    BERLIN // Mit ihrem Antrag auf ein umfassendes Tabakwerbeverbot, greift Die Linke ein Thema auf, das seit 2016 die Berliner Politik wiederholt beschäftigt hat – bisher allerdings ohne entsprechende Beschlussfassung.

    Daran ändert auch der aktuelle Vorstoß nichts. Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft hat vor kurzem mit den Stimmen von CDU / CSU, SPD, AfD und FDP und gegen die Stimmen von Die Linke und Bündnis 90 / Die Grünen den Antrag abgelehnt und eine entsprechende Beschlussempfehlung (19/9116) an den Bundestag ausgesprochen. In ihrem Antrag forderte die Fraktion die Bundesregierung auf, das Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs der WHO, kurz FCTC, in Deutschland umzusetzen und jegliche Tabakwerbung in Kino- und Außenwerbung, Abgabe von Tabakprodukten, Sponsoring und Werbung, die auf Jugendliche zielt, zu verbieten.

    Entsprechend scheiterte auch der Gesetzentwurf der Grünen zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes in derselben Beschlussempfehlung im Ausschuss. In ihrer Begründung betonen CDU / CSU, dass man auf Freiwilligkeit setze, wenn es um Tabakkonsum gehe. Allerdings sehe man durchaus Handlungsbedarf, wenn es um den Jugendschutz gehe. Der Antrag der Linken und der Gesetzentwurf der Grünen gingen „durchaus in die richtige Richtung“.

    Die SPD wiederum verweist auf die Eigenverantwortung der Konsumenten. „Das ist die Frage der Liberalität in einer Demokratie.“ Die Politik habe jedoch Verantwortung gegenüber Minderjährigen. Die FDP führt an, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gebe, Tabak zu konsumieren. „Deswegen werde eine passgenaue Regulierung gebraucht.“ Und: „Wenn über Tabakverbote gesprochen wird, muss konsequenterweise auch über Zucker- und Alkoholwerbeverbote gesprochen werden.“

    kes

    (DTZ 16/19)

  • Schweizer Debatte um neutrale „Päckli“

    BERN // Australien wird gern zitiert, wenn das Thema standardisierte Zigarettenpackungen ansteht: So in Irland und in Frankreich. Jetzt trommeln auch Gesundheitspolitiker quer durch alle Parteien in der Schweiz für das Plain Packaging (deutsch: Einheitspackung).

    Auf dem fünften Kontinent werden seit knapp zwei Jahren Zigaretten nur noch in einheitlicher olivfarbener Verpackung, ohne Markenlogo und mit großen Bild- und Textwarnhinweisen verkauft. Ein Szenario, das sich Tabakgegner auch in der Eidgenossenschaft wünschen, berichtet das Schweizer Online-Magazin „20 Minuten“.

    „Die Schweiz ist in Sachen Tabakwerbung noch viel zu liberal“, findet etwa Nationalrätin Maja Ingold. Die Politikerin ist Mitglied der Evangelische Volkspartei (EVP) und sitzt in der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK). Sie glaubt, dass nur neutrale „Päckli“ junge Konsumenten vom Rauchen abhalte. Ihre Kollegin Bea Heim unterstützt diese Idee. Allerdings will die sozialdemokratische Nationalrätin dies nur unterstützen, falls die Erfahrungen in Australien und Frankreich zeigen, dass die Raucherzahlen dort tatsächlich zurückgehen.

    Ein Gegner der neutralen „Zigarettenpäckli“ ist Sebastian Frehner. Er sitzt für die Schweizer Volkspartei in der Bundesversammlung. Frehner geht das Vorhaben zu weit; stattdessen betont er die Eigenverantwortung der Konsumenten und die „unternehmerische Freiheit der Tabakproduzenten“. Auch für die grüne Nationalrätin und Ärztin Yvonne Gilli ist Plain Packaging keine Option für die Schweiz. „Eine derart starke Regulierung macht keinen Sinn“, wird sie in „20 Minuten“ zitiert.
    red

    (DTZ 40/14)