BERLIN // In der Tabakfamilie gibt es Nachwuchs: Der [link|http://www.wpt-verband.de ]Verband Deutscher Wasserpfeifentabak-Manufakturen und -Händler e.V.[/link] vertritt in Berlin die Interessen der Shisha-Tabakbranche.
Der Verband hat überwiegend kleine und mittelständische Mitgliedsunternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet. Hauptstadtrepräsentanz und Verbandsgeschäftsführung wurden Sven Plaeschke übertragen. Er ist zugleich Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Tabakpflanzer, der bereits seit 2014 ein Hauptstadtbüro unterhält.
Eine Interessenvertretung speziell für die Hersteller von Wasserpfeifentabak gab es bislang nicht. „Mit unserem Verband kümmern wir uns um die besonderen Belange einer in Deutschland relativ jungen Branche“, erklärt Plaeschke. Es sei von besonderer Bedeutung, dass es nun überhaupt einen Ansprechpartner am Sitz von Parlament und Regierung gibt.
„Mit der TPD 2 und deren Umsetzung in deutsches Recht findet der Begriff Wasserpfeifentabak nun erstmals konkretere Würdigung im Gesetzestext. Nur gab es bislang keine Branchenvertretung, mit der der Gesetzgeber in den Dialog hätte treten können.“
Genuss-Mittel Wasserpfeifentabak
Nach Auffassung des Verbandes unterscheidet sich Wasserpfeifentabak in vielen Aspekten von anderen Tabakprodukten. Auch das Konsumverhalten müsse differenziert betrachtet werden. „Selten sieht man jemanden, der sich beim Warten auf den Bus noch schnell eine Shisha gönnt“, begründet Plaeschke, weshalb Wasserpfeifentabak noch viel mehr als Genussmittel betrachtet werden müsse. Beim Shisha-Rauchen ginge es überwiegend um gelegentlichen Genuss in Gesellschaft. Auf seiner Website schreibt der Verband: „Die Konsumenten schätzen neue Kreationen und die Abwechslung und nicht die Berauschung mit Nikotin.“
Der Wasserpfeifentabakmarkt ist von einer großen Vielfalt geprägt. Die Hersteller bringen regelmäßig neue Marken und Mischungen heraus. Bei der Umsetzung neuer gesetzlicher Regelungen im Hinblick auf Rezepturen, Verpackungen und Produktionsanlagen ist dies für die kleinen und mittelständischen Manufakturen eine besondere Herausforderung. Denn während die vergleichsweise wenigen großen Zigarettenhersteller ihr Geschäft mit einer immer kleiner werdenden Anzahl von Marken mit jeweils großen Absatzzahlen machen, ist es in der Shisha-Branche umgekehrt. Viele Unternehmen sind von der Größe her wie Start-ups zu betrachten. Neue Vorgaben des Gesetzgebers belasten sie daher finanziell besonders stark. Angemessene Umsetzungsfristen sind für die Branche also existenziell.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Menge des versteuerten Pfeifentabaks im Jahr 2017 deutlich an (plus 28,7 Prozent). „Dazu gehören neben traditionellem Pfeifentabak auch Wasserpfeifentabak und neuartige Pfeifentabakprodukte“, so die Statistiker. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 wurden in Deutschland nur 1,1 Prozent mehr Zigaretten versteuert als im Jahr 2016. Hier zeichnet sich ein Trend ab. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, bestätigt das. „Der Trend zum Shisha-Rauchen hat sich in den letzten Jahren verstärkt, doch noch immer unterschätzen viele Konsumenten und Bar-Betreiber die Gefahren. Im vergangenen Jahr mussten beispielsweise über 40 Patienten allein im Universitätsklinikum Düsseldorf aufgrund einer Kohlenmonoxidvergiftung behandelt werden“, schreibt Mortler auf ihrer Website.
Verband will auch Shisha-Bars vertreten
Als Branchenorganisation will der neue Verband auch die Anliegen von Shisha-Bars vertreten. Aber wie begegnen die Interessenvertreter der Kohlenmonoxid-Problematik? Die Meldungen über Kohlenmonoxidvergiftungen seien besorgniserregend, sagt Plaeschke, „weil manche Bar-Betreiber mit der Gesundheit ihrer Gäste fahrlässig umgehen“. Man müsse die Gefahren und Risiken klar einordnen: „Sich für den Genuss von Wasserpfeifentabak als Gast in eine Shisha-Bar zu begeben, ist eine bewusste Entscheidung. Jeder Gast weiß, dass Tabakgenuss gesundheitsschädigend sein kann. Er denkt aber nicht daran, dass ein Betreiber seine Bar möglicherweise schlecht führt und seine Gäste unkalkulierbaren, direkten Gefahren aussetzt, indem er keine Kohlenmonoxidmelder und keine ausreichenden Lüftungsanlagen vorhält.“ Der Verband plädiert daher für eine Selbstverpflichtung der Shisha-Bar-Betreiber zur Installation und regelmäßigen Wartung von Lüftungsanlagen und Warnmeldern. Er erarbeitet derzeit Leitlinien für sachgerechtes und genussvolles Shisha-Rauchen und will ein Verbands-Gütesiegel mit klaren Qualitätsanforderungen zum Betreiben einer Shisha-Bar einführen. „Im Hinblick auf die notwendigen Anlagen prüfen wir, inwieweit die technischen Regeln für Gasinstallationen herangezogen werden können. Denn wie bei einer Gasheizungsanlage in Wohnungen entsteht eben auch beim Verbrennen von Shisha-Kohle das gefährliche, farb-, geschmack- und geruchlose Kohlenmonoxid, das nach draußen geleitet werden muss.“ Für die meisten Shisha-Bar-Betreiber sei das ohnehin eine Selbstverständlichkeit, so Plaeschke. „Aber über ordnungsgemäß betriebene Bars wird eher selten berichtet.“
red
(DTZ 12/18)