Schlagwort: Acetat

  • Bundesinstitut testet Liquids

    BERLIN // Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat gemeinsam mit den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern Karlsruhe und Sigmaringen eine Stichprobe von 57 E-Liquids vom deutschen Markt und aus internationalen Online-Shops auf Vitamin-E-Acetat und weitere Verbindungen überprüft. Ergebnis: Nur in einem Produkt fanden sich sehr geringe Mengen an Vitamin-E-Acetat, von denen keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten sind.

    Deutsche Vorgaben
    „Dieses Resultat spricht dafür, dass von E-Liquids, die deutschen Regelungen entsprechen, keine Gefahr durch Vitamin-E-Acetat ausgeht“, sagt BfR-Präsident Andreas Hensel, und er fügt hinzu: „Umso mehr ist davon abzuraten, E-Liquids selbst zu mischen und damit ein gesundheitliches Risiko einzugehen.“ In den USA kam es im vergangenen Jahr zu schweren Lungenentzündungen und Todesfällen. Dort wurde öliges Vitamin-E-Acetat, das im Verdacht steht die Lunge zu schädigen, den verdampfenden Flüssigkeiten (E-Liquids) beigemischt.

    Unproblematische Spuren
    In den vom BfR untersuchten Liquids fanden sich nur gesundheitlich unproblematische Spuren von Vitamin E. In insgesamt 20 Proben wurde THC (Tetrahydrocannabinol) nachgewiesen, davon in neun Fällen in gesundheitlich unproblematischer Konzentration, während elf Proben wegen erhöhten THC-Gehalts zu beanstanden waren. Dazu sind weitere Untersuchungen geplant.

    Internationaler Standardisierung
    Aus Sicht des BfR sollten wegen möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch das „Dampfen“ international standardisierte Nachweismethoden für Inhaltsstoffe von E-Liquids etabliert werden.

    Rückblick
    Die Todesfälle in den Vereinigten Staaten hatten sowohl auf Seiten der Konsumenten als auch der Politik in Deutschland zu massiven Verunsicherungen geführt und Fehlvorstellungen über das gesundheitspolitische Potenzial von E-Zigaretten verstärkt. Ende 2019 wurden die gesundheitlichen Risiken des E-Zigaretten-Konsums von mehr als 60 Prozent der Deutschen als genauso hoch oder gar höher, verglichen mit dem Konsum klassischer Tabakzigaretten, eingeschätzt.

    Vertrauen wiederhergestellt
    Die Berichte über die Vorkommnisse in den USA hatten für Umsatzeinbrüche im Handel gesorgt. Nachdem die US-Gesundheitsbehörde im Januar 2020 bekannt gegeben hatte, dass die Vorfälle auf gestreckte Schwarzmarktdrogen zurückzuführen sind und nichts mit regulären E-Zigaretten zu tun haben, sind das Vertrauen der Konsumenten und die Umsätze wieder gestiegen.

    E-Zigarette deutlich weniger schädlich
    Tatsächlich sind E-Zigaretten, wie Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE), betont, auch nach Einschätzung des Deutschen Krebsforschungszentrums nach aktueller Studienlage „deutlich weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten“. Mücke begrüßt die Klarstellung des BfR. Nun seien Behörden, Industrie und Handel gemeinsam gefordert, das Vertrauen der Verbraucher in diese risikoärmeren Produkte zu stärken.


    Risikoärmere Alternative

    Wie Mücke weiter feststellt, spiegeln sich die grassierenden Fehlvorstellungen über die E-Zigarette ebenfalls in den am 2. Juli 2020 vom Bundestag verabschiedeten Werbeverboten für diese Produktkategorie wider. Die weitgehende Beschränkung der kommerziellen Kommunikation für E-Zigaretten sende ein fatales Signal gerade auch an Raucher, die an einer risikoärmeren Alternative zum Tabakkonsum interessiert seien.

    Werbeverbote konterkarieren
    „Die zusätzlichen Werbeverbote für E-Zigaretten konterkarieren deren gesundheitspolitisches Potenzial zur Schadensminimierung und müssen zeitnah auf den Prüfstand gestellt werden“, fordert der BVTE-Hauptgeschäftsführer. „Die Hersteller müssen potenzielle, erwachsene Konsumenten auch künftig über die Eigenschaften und Vorteile ihrer E-Zigaretten informieren und aufklären können“, so Mücke.

    red

  • Entwarnung bei Nikotin-Liquids

    BERLIN // In einer aktuellen Stellungnahme hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, erklärt, dass die Konsumenten von E-Zigaretten in der Bundesrepublik sich keine Sorgen machen müssen, wenn sie ihre nikotinhaltigen Liquids in Deutschland aus dem regulären, legalen Handel beziehen.

    Keine Vitamine
    Wörtlich heißt es: „In Deutschland dürfen nikotinhaltige Liquids nach den tabakrechtlichen Bestimmungen keine Vitamine enthalten. Es ist daher beim Gebrauch rechtskonformer nikotinhaltiger Produkte unwahrscheinlich, dass Verbraucher an E-Liquids mit einem hohen Gehalt an Vitamin-E-Acetat geraten.“ Hintergrund der Stellungnahme des BfR sind bisher über 60 Todesfälle in den USA nach dem Gebrauch von selbstgemischten THC-haltigen Dampfprodukten. THC (Tetrahydrocannabinol) zählt zu den Cannabinoiden und kommt in Hanf-Pflanzen vor.

    Die auf dem deutschen Markt aktiven Anbieter für nikotinhaltige Liquids begrüßen die Aussagen der Behörde. „Das BfR hat nun erneut klargestellt, dass von geschlossenen Systemen deutscher Markenhersteller, zum Beispiel Myblu, keine Gefahr für solch schwerwiegende Lungenkrankheiten ausgeht“, heißt es etwa bei Reemtsma in Hamburg. Hier betont man, dass alle Myblu-Produkte strengstens kontrolliert werden, höchsten Qualitätsansprüchen unterliegen und frei sind von Vitamin E-Acetat.


    Verzerrte Medienberichte

    In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Medien auch in Deutschland häufig falsch und verzerrt berichtet. Als mutmaßliche Hauptursache der Erkrankungen und Todesfälle in den USA gelten illegale, mit einem hoch dosierten Vitamin-E-Acetat gestreckte THC-Öle – meist selbst gepanschte Liquids vom Schwarzmarkt. Entsprechend kritischer sieht das BfR daher auch nikotinfreie Liquids, die oft als Basis zum Selbstmixen dienen und nicht dem Tabakrecht, sondern dem Produktsicherheitsgesetz sowie Chemikalienrecht unterliegen. Laut BfR gab es in der EU bislang aber keine Hinweise auf nikotinfreie Liquids, die Vitamin-E-Acetat enthalten. In den USA wird Vitamin-E-Acetat häufig als Verdünnungsmittel verwendet, um jene THC-Öle zu verlängern.

    Einheitliche Zertifizierung in der EU
    Noch immer sind die Auswertungen der Todesfälle nicht abgeschlossen. Klar ist jedoch, dass nikotinhaltige Produkte – darunter auch E-Liquids – in Deutschland streng seitens der zuständigen Überwachungsbehörden der Bundesländer überprüft werden. Zudem müssen alle Inhaltsstoffe und Emissionen der im deutschen Handel erhältlichen nikotinhaltigen Liquids durch die jeweiligen Hersteller und Inverkehrbringer über das EU-weit einheitliche Portal EU-CEG notifiziert werden. Für Käufer solcher legalen Produkte gibt das BfR mit seiner jüngsten Stellungnahme also Entwarnung.

    pnf

    (DTZ 07/20)

  • THC war schuld

    ATLANTA // Fachleute wie der Grazer Toxikologe Bernd Mayer haben es erwartet, jetzt hat die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) es bestätigt: Die Krankheitsfälle von Dampfern in den USA stehen offenbar in engem Zusammenhang mit gepanschten THC-Liquids.

    Die CDC rät denn auch, „keine E-Zigaretten oder Vaping-Produkte zu verwenden, die THC enthalten“. Insbesondere solle man Liquids nur von offiziellen Herstellern erwerben.


    Ergebnis von Labortests

    Anlass für die Warnung war das Ergebnis von Labortests mit Lungenflüssigkeiten von 29 Patienten, die unter „Evali“ (E-Cigarette or Vaping Product Use-Associated Lung Injury, mit dem Konsum von E-Zigaretten oder Dampf-Produkten zusammenhängende Lungenverletzung) litten. Dabei wurde festgestellt: In allen Proben fand sich Vitamin-E-Acetat. Dieser Stoff ist geruchs- und geschmacksneutral und weist eine THC-Öl-ähnliche Viskosität aus.

    Daher wird es häufig als Streckmittel genutzt. So erzielen Pantscher mit vergleichsweise niedrigem Kapitaleinsatz (ein Liter Vitamin-E-Acetat kostet im Großhandel ab etwa 50 Euro) üppige Wiederverkaufsbeträge (THC-Öl pro Liter Schwarzmarktpreis ab etwa 3000 US-Dollar / 2720 Euro, Verkaufspreis für legale Produkte ab etwa 6000 Dollar).

    Verband erleichtert
    Michal Dobrajc, Vorsitzender des Verbandes des E-Zigarettenhandels (VdeH), zeigte sich erleichtert über die Erkenntnisse: „Damit dürfte nun endgültig geklärt sein, dass reguläre E-Zigaretten nicht für die aktuelle Erkrankungswelle verantwortlich sind. Vitamin-E-Acetat kam und kommt in regulären Liquids nämlich überhaupt nicht vor. Der Stoff ist ein bekanntes Streckmittel für THC-haltige E-Joints, dessen Einsatz in normalen E-Liquids weder wirtschaftlich noch praktisch Sinn macht.“ Dobrajc wies darauf hin, dass es in Deutschland bislang keine Evali-Fälle gab.

    Dustin Dahlmann, Vorsitzender des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG) forderte eine Rückkehr zu den Fakten: „Seit Monaten wird die handelsübliche E-Zigarette zu Unrecht mit den Vorfällen in den USA in Verbindung gebracht. Genauso lange weisen wir darauf hin, dass es keinen Zusammenhang gibt und dass es sich um illegalen Drogenkonsum mit E-Joints handelt“, betonte Dahlmann. Nach der Klarstellung durch die CDC sollte es nun endlich wieder um das unbestrittene Potenzial der elektrischen Zigarette für den Tabakstopp und damit für die öffentliche Gesundheit gehen.

    Strengere Vorschriften in Deutschland
    In der Bundesrepublik gelten deutlich strengere Vorschriften als in den USA. So regelt das Tabakerzeugnisgesetz die Zusammensetzung nikotinhaltiger Liquids. Vitamine und andere Stoffe, die „einen gesundheitlichen Nutzen suggerieren“ sind demnach ebenso verboten wie bestimmte Aromastoffe oder Koffein. Eine Übersicht über die verbotenen Stoffe findet sich in Anlage 2 der Tabakerzeugnisverordnung.

    Erlaubt sind dagegen Inhaltsstoffe, die weder erhitzt noch nicht-erhitzt ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen. Kleiner Haken aus Konsumentensicht: Nikotinfreie Liquids unterliegen nicht den Vorgaben der TPD 2. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung dürften sie auch Vitamine enthalten und an Minderjährige verkauft werden.

    Offene Fragen
    Nach dem Aufatmen wegen der offenbar erfolgreichen Ursachenforschung müssen sich die amerikanischen Behörden nun jedoch unangenehme Fragen stellen lassen. Bereits am 5. September hatte die Food and Drug Administration (FDA) auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Vitamin-E-Acetat und schweren Lungenschäden hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt wies die Statistik fünf Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von THC-Liquids auf.

    red

    (DTZ 47/19)