Schlagwort: Corona

  • Mietminderung okay

    MÜNCHEN // In einem Urteil hat das Landgericht München I am 22. September entschieden, dass ein Einzelhändler aufgrund der behördlich angeordneten Covid-19-Maßnahmen die Miete um bis zu 80 Prozent mindern darf. Darauf weist der BTWE hin.


    Corona-bedingte Schließung

    Geklagt hatte ein Händler für Möbel und Wohnaccessoires aus der Münchener Innenstadt. Er hatte seinem Vermieter mitgeteilt, die Miete ab April aufgrund höherer Gewalt um 100 Prozent kürzen zu wollen. Dagegen wiederum hatte der Vermieter geklagt. Laut dem LG München ist die Corona-bedingte Schließung des Geschäfts als Mietmangel anzuerkennen. Eine Mietminderung von bis zu 80 Prozent – je nach Ausmaß der Beschränkungen – sei gerechtfertigt. Der Mietzweck habe nach den öffentlich-rechtlichen Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie nicht mehr eingehalten werden können. Dies falle nicht in den Risikobereich des Mieters, so die Richter.


    Erhebliche Einschränkungen

    Für den Zeitraum der Schließung im April sind laut Gericht 80 Prozent Mietminderung angemessen, ab Mai mit Öffnung auf begrenzter Fläche um 50 Prozent. Im Juni war die Flächenbegrenzung aufgehoben; dennoch habe es laut Gericht, erhebliche Einschränkungen für den Händler gegeben. Gerechtfertigt sei daher eine Mietminderung um 15 Prozent. Das Urteil (Az. 3O 4495/2020) ist noch nicht rechtskräftig, Berufung wurde eingelegt.

    red

  • Faktischer Lockdown für den Einzelhandel

    BERLIN // Nach dem Corona-Gipfel der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten am 28. Oktober macht der Handelsverband Deutschland (HDE) deutlich, dass infolge der Beschlüsse zum Herunterfahren des öffentlichen Lebens viele Handelsunternehmen auf die zugesagte staatliche Hilfe angewiesen sind.

    Positiv sei, dass in den Geschäften nun statt ursprünglich geplant einem Kunden pro 25 Quadratmeter, zumindest ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche zugelassen sein soll. Der faktische Lockdown gefährde jedoch viele Einzelhändler in der Innenstadt.

    Hervorragende Hygienekonzepte
    „Die Politik hat zumindest den Vorschlag zur strengen Begrenzung der Kundenzahl noch einmal abgeschwächt. Das ist gut so und wird den Händlern helfen, längere Schlangen vor den Geschäften und in der Folge unnötige Ansteckungsrisiken zu vermeiden“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Offensichtlich habe der Einzelhandel mit seinen über Monate hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten auch die an der Beschlussfassung beteiligten Politiker überzeugen können. „Einkaufen ist auch in der Pandemie sicher, der Einzelhandel ist kein Hotspot“, führt Genth weiter aus.

    Schwierige Lage für den Handel
    Das weitgehende Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit Schließungen in der Gastronomie und verschärften Kontaktbeschränkungen bringe allerdings auch die Handelsunternehmen in den Innenstädten in eine schwierige Lage und komme einem faktischen Lockdown gleich. Zwar dürfen die Geschäfte geöffnet bleiben, aber es werden nach Genths Einschätzung voraussichtlich nur wenige Kunden den Weg in die Stadtzentren finden. „Wenn die Geschäfte als einzige geöffnet sind, alle anderen Branchen rundherum schließen müssen und die Menschen zuhause bleiben, dann sind die Händler in einer sehr schwierigen Lage. Die Handelsunternehmen können nur bei entsprechenden Kundenfrequenzen wirtschaftlich arbeiten“, betont Genth.

    Unkomplizierte Hilfen
    Deshalb sei die Branche für die kommenden Wochen mehr denn je auf schnelle und unkomplizierte Hilfen für unverschuldet in Not geratene Geschäfte angewiesen. Genth: „Wir nehmen den Finanzminister beim Wort. Viele innerstädtische Händler sind auf schnelle Ausgleichszahlungen des Staates angewiesen.“ Eigene finanzielle Reserven seien bei vielen schon lange aufgebraucht.“

    Der Mittelstand dürfe in dieser Krise nicht abgehängt werden. „Ansonsten wird sich nach Corona zeigen, dass viele Händler nicht durchhalten können und die Innenstädte veröden“, gibt der HDE-Hauptgeschäftsführer zu bedenken.

    pdh

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser!

    Letztens war ich beim Zahnarzt. Wir kamen ins Gespräch, natürlich auch über Corona und darüber, wie er die ersten Krisenmonate überstanden hat.

    Er berichtete, dass sein Umsatz im März schlagartig um 85 Prozent eingebrochen sei. Noch interessanter aber war sein Hinweis, dass offenbar eine der großen Standesvertretungen die angeschlossenen Mediziner inzwischen aufgefordert hat, nicht mehr so großzügig „Covid19“ als Sterbegrund auf viele Todesbescheinigungen zu schreiben. Das bedeutet, dass einerseits auch deshalb aktuell vergleichsweise wenige Corona-Tote zu beklagen sind. Andererseits weist es darauf hin, dass im Frühjahr vermutlich weniger Menschen dem Virus zum Opfer gefallen sind, als mithin statistisch erfasst wurden. Wir wissen ja längst, dass nicht mehr die tatsächliche Ursache notiert wurde, sobald ein positives Testergebnis vorlag. Ich habe darüber an dieser Stelle berichtet und auch auf die Gepflogenheiten in anderen Ländern, etwa die Opfer von Selbstmorden oder Autounfällen zu den Corona-Toten zu zählen.

    Das statistisch zumindest unsaubere Zählen wäre per se noch nicht so dramatisch, würde es nicht als eine Begründung für immer neue Auflagen und Regeln herhalten müssen. Die wiederum führen, das liegt auf der Hand, zu einer schrumpfenden Wirtschaft. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben nun ihre Prognosen fürs laufende und fürs kommende Jahr um jeweils gut einen Prozentpunkt nach unten geschraubt. Das liegt vor allem am „mühsamen Aufholprozess“. Und wenn Nordrhein-Westfalens-Ministerpräsident Armin Laschet (Sie erinnern sich? Das war der mit dem Ruf nach einer frühen Wiederöffnung nach dem Lockdown) mit seinen Unkenrufen über einen erneuten Stillstand zum Jahresende recht behält, dann sind auch die aktuellen Konjunktur-Vorhersagen Makulatur.

    Insgesamt erinnert mich das Streiten in Berlin an eine Grundschule, in der jeder sich unbedingt durchsetzen will. Da wird laut diskutiert und durcheinandergerufen. Der eine führt den Zeugen ins Feld, der andere hat das gehört. Zugleich wird das Grundrauschen der Skeptiker auch in offiziellen Funktionen immer lauter. Und immer mehr Experten trauen sich aus der Deckung und fordern ein Umdenken. Sogar der lange schwer gescholtene Sucharit Bakhdi wird vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen befragt. Bald graben die staatstreuen Medien noch den in Ungnade gefallenen Wolfgang Wodarg wieder aus.
    Unerfreuliche Aussichten …

    Ich wünsche Ihnen dennoch ein wunderbares Wochenende.
    Herzlich, Marc Reisner, Chefredakteur DTZ

  • „Zum Glück haben alle an einem Strang gezogen“

    BREMEN // Die Corona-Pandemie hat nachhaltige Folgen im Einzelhandel. Diese bekam und bekommt auch der Fachhandelsfilialist Jonas mit Firmenzentrale in Bremen zu spüren.

    Drei Filialen während des Lockdowns geschlossen
    Während des von der Politik beschlossenen Lockdowns im Frühjahr musste das Familienunternehmen drei seiner insgesamt 26 Filialen schließen. Betroffen waren die Geschäfte in den normalerweise sehr stark besuchten Hauptbahnhöfen von Hamburg (zwei Läden) und Lübeck. Mit bis zu 450.000 Fahrgästen und Passanten täglich ist der Hamburger Hauptbahnhof der am stärksten frequentierte Personenbahnhof Deutschlands. Zur Zeit der Zwangsschließungen machte Jonas in diesen drei Filialen keinen Cent Umsatz, hatte aber weiterhin Kosten zu tragen und musste die dortigen Mitarbeiter zu hundert Prozent in die Kurzarbeit schicken.

    Kurzarbeit so wenig wie möglich
    Ansonsten wurde und wird das Instrument „Kurzarbeit“ so wenig wie möglich eingesetzt, unterstreicht Firmeninhaber Martin Jonas. In jenen Läden mit eingeschränkten Öffnungszeiten, wie es bei manchen sogar heute noch der Fall ist, waren und sind die Jonas-Mitarbeiter zu 40 Prozent in Kurzarbeit.

    „Zum Glück haben uns einige Vermieter die Miete für ein paar Monate gestundet, andere zeigten sich hingegen überhaupt nicht gesprächsbereit“, berichtet Jonas, der auch das Entgegenkommen der Bahn in der Corona-Krise lobt. Seine Frau Gaby macht deutlich: „Eine Stundung ist kein Geschenk, denn die Mieten müssen später bezahlt werden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

    Unterschiedliche Vorgaben von Politik und Behörden
    Beide monieren die unterschiedlichen Vorgaben von Politik und Behörden während des Lockdowns. „In der ohnehin äußerst angespannten Lage sorgte ein Wirrwarr von Beschlüssen, die von Bundesland zu Bundesland, von Landkreis zu Landkreis und von Stadt zu Stadt zum Teil sehr verschieden waren für zusätzliche große Probleme“, kritisiert Gaby Jonas. „Unsere Mitarbeiter und wir hätten uns in der Situation klare, bundesländerübergreifende Regelungen gewünscht“, ergänzt ihr Ehemann, der auch Schatzmeister des Bundesverbands des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) ist.

    An einem Strang ziehen
    Erfreut stellten die beiden fest, dass alle 140 Mitarbeiter zum Glück in der Krise an einem Strang zogen und bis zum heutigen Tag niemand entlassen werden musste. Gerade auch die jüngeren Kräfte inklusive der neun Auszubildenden hätten engagiert Verantwortung übernommen, so dass die älteren und gesundheitlich stärker gefährdeten Mitarbeiter zeitweise zu Hause bleiben konnten.

    Heiße Phase
    „In der heißen Phase der Corona-Krise wurden wir permanent vor neue Herausforderungen gestellt. Manches änderte sich von einer Stunde auf die andere“, so Gaby Jonas. Und ihr Ehemann erläutert: „Wir haben ständig beobachtet, wie es um den Gesundheitszustand unserer Mitarbeiter steht, wie es mit den Warenbestellungen aussieht und genau darauf geachtet, dass auch überall in unseren Filialen die behördlichen Auflagen umgesetzt werden.“

    Massive wirtschaftliche Verwerfungen
    Und über allem schwebte das Damoklesschwert massiver wirtschaftlicher Verwerfungen mit all ihren negativen Folgen – nicht zuletzt für die Mitarbeiter. „Durch diese Pandemie und die damit einhergehenden politischen Entscheidungen sind wir ohne jegliches eigenes Verschulden in eine schwierige Lage für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter geraten. Seit März hat es nur wenige Nächte gegeben, in denen ich gut und sorgenfrei geschlafen habe“, schildert Martin Jonas betrübt und betont: „Wir tragen schließlich Fürsorge und Verantwortung für unsere Mitarbeiter und wollen unser Familienunternehmen über die Corona-Krise hinaus erfolgreich fortführen.“

    Langer Weg in die Normalität
    Jonas rechnet damit, dass es im Bahnhofsbereich noch ein längerer Weg in die Normalität ist. Auch heute noch liege die Besucherfrequenz in den Bahnhöfen unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Viele Menschen scheuten wegen des Ansteckungsrisikos Fahrten mit dem Zug.

    Gleichzeitig ist das Ehepaar Jonas fest davon überzeugt, dass die Bahn wegen ihrer Umweltfreundlichkeit das Verkehrsmittel der Zukunft ist und davon letztlich in den kommenden Jahren die Standorte in den Bahnhöfen profitieren werden. „Wenn Deutschland die Klimaziele erfüllen will, kann dies nur gelingen, wenn ein Großteil des Personen- und Lieferverkehrs auf die Bahn verlagert wird“, erklärt Martin Jonas. Vor diesem Hintergrund ist der Bremer Fachhandelsunternehmer zufrieden, dass die Verträge mit der Deutschen Bahn AG für einige seiner Filialen langfristig verlängert wurden.

    Hygiene und Maskenpflicht
    In Sachen Hygieneregeln und Mund-Nasen-Schutz wurden unter anderem jeweils an allen 26 Standorten der sogenannte „Spuckschutz“ eingeführt. In den beiden Filialen im Hamburger Hauptbahnhof gilt darüber hinaus für das Personal Maskenpflicht. „Bei der Hitze im Sommer war das eine enorme Belastung für unsere Mitarbeiter“, sagt Martin Jonas. Die Erstausstattung an Masken für sämtliche 140 Mitarbeiter des Unternehmens hatte Gaby Jonas selbst genäht und darauf mit der neuen Firmen-Homepage www.jonas-tabak.de geworben.

    Zum Thema Maskenpflicht berichteten die Filialleiter des Unternehmens, dass die Kunden sehr unterschiedlich darauf reagiert hätten. Während die meisten den Mund-Nasen-Schutz als notwendiges Übel zum eigenen und zum Schutz anderer akzeptieren würden, hätten manche die Maske erst nach Aufforderung und Diskussionen aufgesetzt. „In einem Fall wurde sogar ein Kunde nach dem Verlassen des Shops von der Bundespolizei in Empfang genommen, weil er sich strikt weigerte, Mund und Nase zu bedecken“, erzählt Gaby Jonas.

    Gutes in der Krise
    Dass die Corona-Krise über die Pandemie hinaus viel Schlechtes, aber auch Gutes zu Tage bringt, wird an einer anderen Geschichte deutlich: Als auf dem Transportweg die Desinfektionsmittel gestohlen wurden, sprang Stephan Endler, der Chef des E-Zigarettenanbieters Niko Liquids, ein, und lieferte kurzfristig Nachschub. „Das hat uns sehr geholfen“, so Martin Jonas. „Und ist ein Beispiel dafür, wie wir durch Solidarität in der Branche gemeinsam die Corona-Krise überstehen können.“

    da

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    eine Woche war ich im Urlaub, und jetzt gibt es Einiges zu berichten. Beginnen wir mit einem Beitrag in der ARD, der mir am vergangenen Montag auffiel. Im Corona-Extra kamen auf einmal – sensationell fürs Staatsfernsehen – kritische Stimmen zu Wort.

    Der Virologe-Professor Hendrik Streeck etwa erklärte, Infektionszahlen sagten nur bedingt etwas aus, weil nur ein sehr geringer Teil der Infizierten auch medizinische Hilfe benötigte. Andreas Gassen, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, kritisierte die Fixierung auf Corona-Zahlen. Der Berliner Lungenmediziner Torsten Bauer vom Behring-Klinikum forderte gar, wir sollten versuchen, von dieser Zahl wegzukommen; vielmehr solle man auf die Zahl der Krankenhaus-Aufnahmen schauen.

    Zahlen-Korrektur
    Damit nicht genug zeigte der ARD-Journalist eine Grafik, dass – im Gegensatz zum April, als der Peak bei rund 20 Prozent lag – derzeit nur etwa rund sechs Prozent der Infizierten ins Krankenhaus müssten. Auch die Todeszahlen rückte der Autor zurecht: Von März bis zum Zeitpunkt der Ausstrahlung waren in Deutschland 9534 Menschen „an oder mit“ Corona gestorben. Allerdings stürben in der Bundesrepublik pro Woche 16.000 bis 20.000 Menschen (im gleichen Zeitraum waren das also etwa 922.000). Noch gibt es den [link| https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/ard-extra/videosextern/ard-extra-die-corona-lage-344.html]Beitrag[/link].

    Dunkelziffer
    Auch sehr spannend fand ich neue Zahlen aus New York: Die WHO teilte mit, es dürften sich nach neuen Berechnungen bereits rund zehn Prozent der Erdbevölkerung mit Corona infiziert haben. Das wären etwa 20mal so viele, wie bekannt. Klar, dass sich die Zahl der Todesfälle im Verhältnis zur großen Dunkelziffer als nahezu unbedeutend darstellen dürfte. Aber natürlich spielen solche Zahlen auch dem wachsenden Heer der „Corona-Leugner“ in die Hände.

    Aussagen eines Leugners
    Die Aussagen eines solchen Leugners fielen mir jüngst in die Hände. Der Mann behauptete tatsächlich, dass die Empfindlichkeit der PCR-Tests die Pandemie beflügele: „Wenn ein solches Virus zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgendetwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich eine Infizierte.

    Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle, und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten.“ (Originalzitat mit sehr kleinen redaktionellen Anpassungen).

    Medien-Schelte
    Außerdem, hieß es weiter: „Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben.“ Und schließlich behauptete er gar noch, interessant seien die echten Fälle: „Ob symptomlose oder mild infizierte Krankenhausmitarbeiter wirklich Virusträger sind, halte ich für fraglich.“

    Ach ja, auch von Desinfektionsmitteln hält der Betreffende wenig: „Anders als zum Beispiel bei Brechdurchfall verursachenden Noroviren, denen nur mit alkoholischen Lösungen beizukommen ist, reichen bei Corona-Viren Wasser und Seife aus.“

    Gesagt hat das alles ein gewisser Christian Drosten 2014 im Interview mit der Wirtschaftswoche. Googeln Sie mal – der [link| https://www.wiwo.de/technologie/forschung/virologe-drosten-im-gespraech-2014-der-koerper-wirdstaendig-von-viren-angegriffen/9903228.html]Beitrag[/link] ist online.

    Tückisches Virus
    Trotzdem: Das Virus ist tückisch. Das zeigen auch Erfahrungsberichte: „Alle Akutbetten seit Wochen belegt“, „Kapazitäten erschöpft“, „jede fünfte Pflegekraft selbst erkrankt“, „Ausnahmezustand“, „Situation im Moment untragbar“, „Ausnahmefall in Schulen, Altenheimen und Betrieben“ oder „Lage angespannt“ lauteten Aussagen in Zeitungen. Manchmal mussten Verletzte nach Verkehrsunfällen lange mit dem Rettungswagen durch die Gegend kutschiert werden, weil die angefahrenen Krankenhäuser sie nicht mehr aufnehmen konnten. Das sind Szenen, die sich in Deutschland abgespielt haben – allerdings im Spätwinter 2018, als die Influenza uns fest im Griff hatte. Dabei, so das Robert-Koch-Institut, lag der Impfschutz damals mit fast 50 Prozent besonders hoch.

    Ich möchte damit nicht Influenza und Corona vergleichen. Ich möchte wieder einmal darauf hinweisen, dass wir die Kirche im Dorf lassen sollten. Und das insbesondere angesichts der Taktik schleichender Schritte, mit der uns Merkel, Söder, Spahn und Co. auf den nächsten Lockdown zutreiben.

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende – gehen Sie nach draußen, so oft es möglich ist, und tanken Sie Vitamin D für den Winter.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Hilfen werden ausgeweitet

    MAINZ // Auch für die Monate September bis Dezember wird die Überbrückungshilfe fortgesetzt. Dabei werden die Zugangsbedingungen abgesenkt und die Förderung ausgeweitet.

    Kleine und mittelständische Unternehmen
    Kleine und mittelständische Unternehmen sowie Solo-Selbstständige und Freiberufler, die von der Corona-Krise besonders stark betroffen sind, können nichtrückzahlbaren Zuschüssen zu den betrieblichen Fixkosten beantragen. Betriebliche Fixkosten können Unternehmen für die vier Monate bis zu 200.000 Euro als Förderung erhalten.

    Antrag flexibler
    Die Eintrittsschwelle für die Antragstellung wird flexibler. Bereits ab einem Umsatzeinbruch von mindestens 50 Prozent in zwei zusammenhängenden Monaten (Zeitraum April bis August 2020) besteht die Möglichkeit, einen Förderanspruch zu prüfen. Ein Anspruch besteht bereits ab einem Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent im Durchschnitt in den Monaten April bis August 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

    Fördersätze erhöht
    Die Fördersätze werden erhöht. 90 Prozent der Fixkosten bei mehr als 70 Prozent Umsatzeinbruch (bisher 80 Prozent), 60 Prozent der Fixkosten bei einem Umsatzeinbruch zwischen 50 Prozent und 70 Prozent (bisher 50 Prozent) und 40 Prozent der Fixkosten bei einem Umsatzeinbruch von mehr als 30 Prozent (bisher bei mehr als 40 Prozent).

    Personalkostenpauschale
    Die Personalkostenpauschale von zehn Prozent der förderfähigen Kosten wird auf 20 Prozent erhöht. Bei der Schlussabrechnung sollen künftig Nachzahlungen ebenso möglich sein wie Rückforderungen. Die Deckelungsbeträge für kleine und mittelständische Unternehmen von 9000 Euro beziehungsweise 15.000 Euro werden ersatzlos gestrichen. Die Antragstellung erfolgt auch im neuen Verfahren über einen „prüfenden Dritten“ (Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigter Buchprüfer, Rechtsanwalt). Die Antragsbearbeitung und die Auszahlung erfolgen wiederum über die Bewilligungsstellen der Bundesländer.

    Sobald die Antragsstellung möglich ist, wird DTZ Sie informieren.

    pi

    Weitere Infos unter: [link|http://www.frtg-essen.de]www.frtg-essen.de[/link]

  • Liebe Leserin, lieber Leser,

    an dieser Stelle wurde schon öfter über die Maske geschrieben. Wie kaum ein anderes Thema polarisiert sie die Republik, seit Covid-19 präsent ist. Gefühlt befindet sich Deutschland seit März in einer Dauer-Diskussion darüber, wann, wo und von wem der Mund-Nasen-Schutz getragen wird oder werden muss.

    Föderalismus
    Der Föderalismus lässt grüßen. Das oft kritisierte Bündnis bewährt sich jedoch genau hier wie in kaum einer anderen Krise. Die 16 Länderchefs können unabhängig voneinander auf das jeweilige Infektionsgeschehen vor Ort reagieren. So hat Bayern angesichts der steigenden Zahlen in München das Tragen von Masken im öffentlichen Raum durchgesetzt. Berlin, das auf die massiv gestiegenen Corona-Infektionen in der Hauptstadt reagiert, schreibt ab 3. Oktober die Gesichtsbedeckung auch im Büro vor. Demgegenüber setzt Rheinland-Pfalz mit vergleichsweise niedrigen Zahlen auf einen präventiven Stufenplan und appelliert an seine Bevölkerung die Munde-Nase-Bedeckung zu nutzen.

    Kein Problem
    Das sollte alles eigentlich kein Problem sein. Wenn Kinder die Maske in Schulen tragen, sollten Erwachsene in Unternehmen dies erst recht hinbekommen. Abgesehen von der Vorbild-Funktion geht es hier schließlich um das große Ganze: die Gesundheit der Bevölkerung und die Vermeidung eines zweiten Lockdowns.

    Ein Thema, das vor kurzem auch das gemeinsame Treffen der Länder mit der Kanzlerin beschäftigte. Herausgekommen sind neue Corona-Regeln, die vor allem die Infektions-Hotspots wie zum Beispiel private Feiern eindämmen sollen.

    Politik appelliert an Eigenverantwortung
    Unabhängig davon sind alle Beteiligten aufgefordert, die bekannten AHA-Regeln (Abstand + Hygiene + Alltagsmaske) einzuhalten, die für den Herbst und den kommenden Winter um ein L für „Lüften“ erweitert werden.

    Der Staat setzt hier zu recht auf die Eigenverantwortung seiner Bürgerinnen und Bürger. Freiheit heißt Verantwortung übernehmen, und damit auch die Gesundheit seiner Mitmenschen zu schützen.

    In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und haben Sie ein schönes Wochenende!

    Ihre
    Kerstin Kopp
    Redaktion DTZ

  • Lage bessert sich

    NÜRNBERG // Während im Mai jeder dritte Betrieb mit starken negativen Auswirkungen der Corona-Krise konfrontiert war, trifft dies mittlerweile nur noch für jeden fünften Betrieb zu.

    Wirtschaftlich Situation
    Das geht aus einer repräsentativen Befragung von Betrieben durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. „Die Ergebnisse zeigen, dass sich die wirtschaftliche Situation der Betriebe sehr deutlich gegenüber dem Höhepunkt der Krise im Frühjahr verbessert hat“, erklärt IAB-Forscher Jens Stegmaier.

    Negative Auswirkungen
    Für den Mai berichteten insgesamt 33 Prozent der Betriebe von starken negativen Auswirkungen, 23 Prozent von geringen negativen Auswirkungen, 37 Prozent von keinen oder ausgeglichenen Auswirkungen und sieben Prozent von überwiegend positiven Auswirkungen. Aktuell sprechen 21 Prozent der Betriebe von starken negativen Auswirkungen, 20 Prozent von geringen negativen Auswirkungen, 53 Prozent von keinen oder ausgeglichenen Auswirkungen und sieben Prozent von überwiegend positiven Auswirkungen der Corona-Krise auf ihre Geschäftstätigkeit.

    Betriebe
    Von den im Mai stark negativ durch die Corona-Krise betroffenen Betrieben sind 49 Prozent weiterhin stark betroffen. 25 Prozent der im Mai stark negativ betroffenen Betriebe geben aktuell geringe negative Auswirkungen an, 23 Prozent keine oder gleichermaßen positive wie negative Auswirkungen und drei Prozent überwiegend positive Auswirkungen.

    Gastgewerbe
    Am heftigsten wurde das Gastgewerbe von der Corona-Krise getroffen: Im Mai lag der Anteil der Betriebe mit starken negativen Auswirkungen bei 78 Prozent und der Anteil mit geringen negativen Auswirkungen bei 17 Prozent. Aktuell sind 45 Prozent stark negativ betroffen und 17 Prozent gering negativ betroffen.

    Informations- und Kommunikationssektor
    Auf dem Informations- und Kommunikationssektor waren im Mai dagegen nur drei Prozent der Betriebe stark negativ betroffen. Gering negativ betroffen waren 25 Prozent. Aktuell sind fünf Prozent stark negativ und 29 Prozent gering negativ betroffen.

    Verarbeitende Gewerbe
    Das Verarbeitende Gewerbe liegt dazwischen: Für den Mai berichteten 37 Prozent der Betriebe von starken negativen und 28 Prozent von geringen negativen Auswirkungen. Aktuell sind 29 Prozent mit starken negativen Auswirkungen und 24 Prozent mit geringen negativen Auswirkungen konfrontiert.

    pi

  • ITShub fällt aus

    DORTMUND // Die während der Corona-Pandemie angekündigte Hybrid-Veranstaltung ITShub (DTZ berichtete) wird nun doch nicht am 3. und 4. November dieses Jahres auf dem Gelände der Dortmunder Westfalenhallen stattfinden. Das gab die Messegesellschaft bekannt.

    Begründung
    Zur Begründung hieß es: Nachdem der Trend der weltweiten Infektionen mit dem Sars-Cov2-Virus in den vergangenen Wochen wieder angestiegen sei, habe die Entscheidung auf Seiten der Messe-Veranstalters kurzfristig getroffen werden müssen, den ITShub Anfang November nicht durchzuführen. Damit entfällt der Ersatz-Event für die bereits verschobene Branchenleitmesse InterTabac in diesem Jahr. „Die Entwicklung des Infektionsgeschehens aus den vergangenen Wochen hat uns die Planung für eine erfolgreiche Pilotvorstellung des ITShub leider deutlich erschwert“, so Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe.

    Hinweis in eigener Sache
    Hinweis: Die Sonderseiten in der Print-Ausgabe waren zum Zeitpunkt der Absage bereits gedruckt.

    pi /red

  • Einzelhandel digitalisiert sich zunehmend

    BERLIN / REGENSBURG // Bereits jeder zweite Einzelhändler in Deutschland nutzt Online-Vertriebskanäle. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Der deutsche Einzelhandel 2020„ des Forschungsinstituts Ibi Research an der Universität Regensburg, die zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und 46 Industrie- und Handelskammern durchgeführt wurde.

    Einzelhandel gefragt
    Deutschlandweit wurden Einzelhändler zum Einfluss der Digitalisierung befragt. Die Ergebnisse beleuchten den digitalen Status quo des deutschen Handels, Entwicklungen seit 2017 und die Bedeutung der Themen Produktdatenmanagement und IT-Sicherheit. An dem Forschungsprojekt beteiligten sich mehr als 1400 Einzelhändler.

    Bedeutung des Online-Handels
    Trotz der zunehmenden Bedeutung des Online-Handels ist das stationäre Ladengeschäft nach wie vor der wichtigste Vertriebskanal des deutschen Einzelhandels: 49 Prozent der befragten Händler verkaufen ihre Produkte stationär. 37 Prozent sind sowohl stationär als auch online unterwegs und 14 Prozent sind als reine Online-Händler aktiv. Vor allem mittlere und große Händler nutzen digitale Möglichkeiten. Dabei zeigen sich bei Anwendung und Know-how deutliche Unterschiede zwischen kleinen und großen Betrieben. So stufen beispielsweise kleine Handelsunternehmen ihr Wissen in Bezug auf die Digitalisierung schlechter ein als größere Firmen.

    Technologienutzung
    Das spiegelt sich auch in der Technologienutzung wider, weiß Georg Wittmann, Geschäftsführer bei Ibi Research und verantwortlich für die Studie: „Auffällig ist, dass es viele kleine Händler sind, die auf digitale Lösungen verzichten. Bei großen und mittleren Händlern sind digitale Helfer fester Bestandteil im Front- und Back-Office.“ Bei der Kundenkommunikation gehören die eigene Website, der Facebook-Auftritt oder der Google-My-Business-Eintrag für viele Einzelhändler zum Standard. Allerdings: Je größer der Betrieb, desto mehr digitale Programme werden genutzt. Das gilt auch für Anwendungen hinter den Kulissen, wie Warenwirtschaftssysteme oder Personalverwaltung.

    Wichtigster Treiber des Handels
    Die Digitalisierung bleibt – gerade in der Corona-Zeit – eine der wichtigsten Treiber im Einzelhandel. Für die befragten Händler zeigt sich das vor allem im Entstehen neuer Geschäftszweige. „Die Studie zeigt, dass der stationäre deutsche Einzelhandel sein klassisches Geschäftsmodell weiterentwickelt und die begonnene Digitalisierungsstrategie mit Hochdruck fortsetzen sollte. Die Corona-Krise hat den E-Commerce gestärkt“, sagt Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie und Handelskammertags (DIHK).

    Kleine Handelsfirmen
    Aber besonders für kleine Handelsfirmen ist das praktische Umsetzen nicht immer einfach. Häufig fehlen Zeit und Geld für den Wandel. Zudem sind rechtliche Unsicherheiten wie Datenschutz oder Informationspflichten ein großes Hindernis. Auch in weiteren anstehenden Regularien sowie der Marktposition globaler Marktplätze sehen zwei Drittel der befragten Händler einen negativen Einfluss auf ihr Unternehmen.

    Breitbandanbindung
    „Beim Start in den Online-Handel unterstützen die Industrie- und Handelskammern die Betriebe mit vielen Angeboten. Aber das allein reicht nicht. Es geht um Breitbandanbindung, aber auch um gesetzliche Regelungen. So sollte zum Beispiel das geplante pauschale Verbot von Retourenvernichtungen, vermieden werden“, erklärt Nothnagel.

    Gute Produktdaten
    Wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Digitalisierung sind gute Produktdaten. Das Management der Daten ist arbeitsaufwendig und zeitintensiv. Dennoch sind lediglich zwei Drittel der Firmen mit der Qualität ihrer Produktdaten zufrieden. Die Ibi-Studie belegt auch die hohe Bedeutung der IT-Sicherheit für deutsche Handelsunternehmen. Allerdings haben nur 28 Prozent der kleinen Betriebe bislang eine systematische IT-Sicherheitsanalyse durchgeführt. „In beiden Segmenten herrscht ein hoher Nachholbedarf. Die Anforderungen an die IT-Sicherheit und das Produktdaten-Management werden immer höher, je mehr sich unsere Gesellschaft digitalisiert“, informiert Wittmann.

    Fazit der Forscher
    Das Fazit der Forscher lautet: Der Handel sollte sich der Digitalisierung stellen und deren Chancen offensiv nutzen. „Die Firmen müssen jetzt handeln. Nie wieder wird die Digitalisierung so langsam sein wie heute. Das Aufzeigen von Handlungsoptionen und Hilfe beim konkreten Umsetzen sollten erste Ansatzpunkte sein. Besonders kleine Betriebe benötigen angesichts fehlender Ressourcen – bezahlbare – fachliche Unterstützung und externes Know-how“, sagt Georg Wittmann. Hier können die bestehenden Förderprogramme für den Mittelstand helfen. Die IHKs stehen bundesweit mit Beratung und Informationen als Ansprechpartner zur Verfügung.

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