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  • Muster für Protest-Mail an Bundestagsabgeordnete

    KÖLN // Der Deutsche Bundestag muss jetzt über die Änderungen im Infektionsschutzgesetz entscheiden. Aktuell sind für den Einzelhandel im Fall eines Falles massive Verschärfungen geplant. Weder Click & Collect noch Test & Meet sind im letzten Gesetzentwurf vorgesehen.

    Musterbrief
    Mit dem beigefügten [lpdf|107]Musterbrief [/lpdf]des HDE können sich Händler jetzt per E-Mail an ihre Bundestagsabgeordneten wenden, um die geplanten weiteren Einschränkungen ihrer Geschäftstätigkeit zu verhindern.

    Den Kontakt zu ihren Bundestagsabgeordneten finden Händler unter [link|https://www.bundestag.de/abgeordnete]https://www.bundestag.de/abgeordnete[/link].

    red

  • Nun übernimmt der Bund das Ruder

    BERLIN // Seit mehr als 13 Monaten werden in Deutschland die Grundrechte als Mittel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingeschränkt. Dazu zählen auch Zwangsschließungen zahlreicher Betriebe. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass die Länder die Corona-Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz unterschiedlich ausgelegt haben, will nun der Bund das Kommando in der Corona-Politik übernehmen. Das hat auch für den Einzelhandel weitreichende Konsequenzen.

    Notbremse
    „Die bundeseinheitliche Notbremse ist überfällig,“ sagt Kanzlerin Angela Merkel. Deshalb ergänzt die Bundesregierung das Infektionsschutzgesetz. Wenn ein Landkreis oder eine kreisfreie Stadt eine Sieben-Tage-Inzidenz von 100 pro 100 000 Einwohner überschreitet, sollen dort ab dem übernächsten Tag bundeinheitlich festgelegte, zusätzliche Maßnahmen das Infektionsgeschehen bremsen. Diese Maßnahmen werden im neu eingefügten Paragraf 28 b des Infektionsschutzgesetzes geregelt.

    Kontakbeschränkungen
    Unter anderem sieht der Bund weitere Kontaktbeschränkungen für private Treffen und nächtliche Ausgangssperren vor. Für den Einzelhandel gelten folgende Regelungen:
    Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Verbrauchsgütern des täglichen Bedarfs und existenziellen Dienstleistungen soll sichergestellt bleiben. Deshalb dürfen der Lebensmittelhandel einschließlich der Direktvermarktung, Getränkemärkte, Reformhäuser, Babyfachmärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Optiker, Hörgeräteakustiker, Tankstellen, Stellen des Zeitungsverkaufs, Buchhandlungen, Blumenfachgeschäfte, Tierbedarfsmärkte, Futtermittelmärkte und Gartenmärkte offen bleiben. Das gilt ebenfalls unter anderem auch für Poststellen. Voraussetzung bleiben die Beachtung entsprechender Hygienekonzepte und die Maskenpflicht.

    Ergänzung des Infektionsschutzgesetzes
    Die am 13. April vom Bundeskabinett beschlossene Ergänzung des Infektionsschutzgesetzes wird in den nächsten Tagen (nach Redaktionsschluss der DTZ-Prinzausgabe) im Bundestag beraten. Anschließend wird der Bundesrat beteiligt. Allerdings ist der Gesetzentwurf im Bundesrat nicht zustimmungspflichtig.

    Impfung
    Dass die Bundesregierung nun das Zepter vollends in die Hand nimmt, stößt längst nicht überall auf Zustimmung. Angesichts des von weiten Teilen der Bevölkerung als zu langsam empfundenen Tempos bei den Impfungen hat die Regierung Ansehen im Hinblick auf die Krisenbewältigung verloren.

    Skeptische Stimmen
    So gibt es auch im Einzelhandel einige skeptische Stimmen. Gewarnt wird vor allem vor anhaltenden Lockdowns und noch härteren Einschnitten. „Jede Verschärfung der Maßnahmen bedeutet auch eine Verschärfung der Existenznot im Handel“, gibt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), zu bedenken. Sollte die Notbremse wie geplant umgesetzt werden, bedürfe es daher angemessener staatlicher Finanzhilfen, die über die aktuellen Wirtschaftshilfen hinausgingen. Im Übrigen gebe es keine plausible Begründung dafür, den Nicht-Lebensmittelhandel ab einer Inzidenz von 100 zu schließen, „Click & Collect“ zu verbieten und strengere Kundenbegrenzungen im Lebensmittelhandel einzuführen. „Der Ansatz der Bundesregierung ist nicht zielführend. Es braucht schnelle und wirksame Maßnahmen für Infektionsherde, keine symbolische Notbremse für den Handel“, so Genth weiter.

    Testpflicht für Unternehmen
    Kritik gibt es auch an der Testpflicht für Unternehmen. Diese wird nicht zuletzt wegen zu hoher Kosten und der damit einhergehenden Bürokratie kritisiert. Zudem seien die Corona-Tests nicht in ausreichend großer Zahl vorhanden.

    Wie die Testpflicht für den deutschen Einzelhandel aussehen könnte, lässt sich in Berlin und Sachsen beobachten, denn in diesen beiden Ländern besteht bereits seit Ende März eine Testpflicht für das Personal. Arbeitgeber des Einzelhandels sind dort verpflichtet, den Beschäftigten, die an ihrem Arbeitsplatz präsent sind zweimal pro Woche ein Testangebot zu machen. Mitarbeiter mit direktem Kontakt zu Kunden müssen das Angebot annehmen und das Ergebnis vier Wochen aufbewahren. Die Kosten für die Tests sind von den Händlern zu tragen, können aber bei Vorliegen der Voraussetzungen im Rahmen der Überbrückungshilfe III erstattet werden.

    Selbstständige, die direkten Kontakt zu Kunden haben, sind verpflichtet mindestens einmal pro Woche, eine Testung mittels eines Point-of-Care (PoC)-Antigen-Tests vornehmen zu lassen. Der Nachweis muss ebenfalls für die Dauer von vier Wochen aufgehoben werden.

    red

  • „Wir wollen unsere Produkte noch bekannter machen“

    WIESBADEN // Im Jahr 1993 wurden die hessischen Lottoverkaufsstellen als erste in Deutschland von offline auf online umgestellt. Seitdem gibt es dort die Lotto-Terminals. Nun hat Lotto Hessen den nächsten großen digitalen Schritt eingeleitet und startet mit zwei neuen Terminallösungen.


    Bewährtes System

    „Unsere bisherigen Terminals wurden seit 1993 immer wieder verbessert, aber an der eigentlichen Technik der Geräte hat sich im Grunde genommen nichts verändert. Es ist im Prinzip noch dieselbe wie vor bald 30 Jahren“, sagt Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer von Lotto Hessen.


    Unterschiedliche Strategien

    Aber die Welt hat sich seitdem verändert. Früher führte eine klassische Lottoverkaufsstelle Tabakwarenprodukte und Presseerzeugnisse. Damit konnte ein Fachhändler seine wirtschaftliche Basis sichern. Heutzutage ist das Geschäft viel schwieriger geworden. Die Fachhändler haben darauf mit unterschiedlichen Strategien reagiert. Manche entschieden sich für die Spezialisierung, andere stellten sich im Sortiment breiter auf. So kamen zum Beispiel vor einigen Jahren Postdienstleistungen dazu, die in vielen Läden zu einem wichtigen Frequenz- und Umsatzbringer geworden sind.

    Spätestens mit der fortschreitenden Digitalisierung haben sich dann die Anforderungen und die Aufgaben nochmals verändert. Das gilt sowohl für die Technik als auch auf der personellen Ebene.

    Zwei Neuheiten
    Im Hinblick auf moderne technische Lösungen ist Lotto Hessen aktuell mit zwei Neuheiten gestartet. Dabei handelt es sich zum einen um Selbstbedienungs-Terminals, gedacht für größere Ladenlokale, und zum anderen um kleine Tablet-gestützte Terminals, die mit geringem Platzbedarf auskommen. Mit den Selbstbedienungs-Terminals von Lotto Hessen startet jetzt ein Feldtest in 50 Geschäften. Mittelfristig, also in drei bis fünf Jahren, will das staatliche Glücksspielunternehmen rund 2500 Outlets damit ausstatten, also 400 mehr als es derzeit in Hessen Lottoverkaufsstellen gibt.


    SB-Terminal

    „Das SB-Terminal stellt eine innovative, völlig neuartige technische Lösung in der Lotteriewelt dar“, sagt Sundermann nicht ohne Stolz. „Damit leistet Lotto Hessen Pionierarbeit im Lotteriewesen“. Hergestellt werden die Geräte von der Softwarefirma Pyramid im Breisgau, die auch die SB-Terminals für McDonalds produziert.

    Alle Spielvarianten
    Auf den mit Touchscreens ausgestatteten Geräten werden sämtliche Spielvarianten (inklusive Systemscheine und Quicktipps) von Lotto Hessen angeboten – von den Umsatzrennern Lotto 6 aus 49 und Eurojackpot bis hin zum Klassiker Toto. Gespielt werden kann nur bargeldlos, und zwar mit sämtlichen gängigen Bankkarten. „Der Jugendschutz ist durch die Kundenkarte oder den Personalausweis gesichert“, betont der Geschäftsführer von Lotto Hessen. Mit einem Preis von rund 4000 Euro liegt ein SB-Gerät in etwa auf dem Niveau eines klassischen Lotto-Terminals, wobei die Kosten ebenfalls von Lotto Hessen übernommen werden, wie Sundermann unterstreicht.

    Klassische Lotto-Annahmestellen
    Als Absatzstellen für die SB-Terminals kommen größere klassische Lotto-Annahmestellen in Frage. Bei kleineren Verkaufsstellen bietet sich als Standort der Platz vor dem Laden an, sofern hier eine Kontrolle auf die Geräte gewährleistet ist. Durch die SB-Terminals werde die Kundenzufriedenheit – insbesondere die der jüngeren online-affineren Verbraucher – erhöht, denn der Kunde muss sich nun nicht mehr in die Schlange stellen und warten, bis er an der Reihe ist. Gleichzeitig werden die Lottoverkaufsstellenleiter und ihr Personal arbeitsmäßig entlastet. Denn während der Spielteilnehmer am SB-Terminal seinen Tipp abgibt, können die Händler und ihre Mitarbeiter weiter Kunden bedienen oder beraten.

    Neue Absatzschienen
    Über die bisherigen stationären Vertriebspartner hinaus bieten sich für Lotto Hessen mit den SB-Terminals potenziell neue Absatzschienen an, zum Beispiel Baumärkte oder Lebensmittelgeschäfte. „Die Kundenströme haben sich verlagert. Dieses Phänomen, das wir bereits seit einigen Jahren beobachten, hat sich während der Corona-Krise nochmals verstärkt“, konstatiert Sundermann. „Und wir müssen mit unserem Spielangebot dorthin, wo die Verbraucher hingehen.“

    Angebot von Lotto Hessen
    Daher sei das Angebot von Lotto Hessen, da es nun in Selbstbedienung gespielt werden könne, auch für Vertriebsformen wie zum Beispiel Verbrauchermärkte, Lebensmittelgeschäfte oder Baumärkte attraktiv, ist man bei der hessischen Lottozentrale in Wiesbaden überzeugt. Erste Kontakte mit Repräsentanten dieser Vertriebsschienen hat Lotto Hessen bereits aufgenommen. „Wir sind unter anderem im Gespräch mit einem der beiden großen Discounter“, berichtet Sundermann, will aber noch nicht verraten, ob es Aldi oder Lidl ist.

    Feldtest in ausgewählten Verkaufsstellen
    Alternativ zu den SB-Terminals bietet Lotto Hessen, wie schon erwähnt, ein deutlich kleineres Gerät an, das ebenfalls mit einem Touchscreen und einer intelligenten Software-Erkennung zur Einlesung von Spielscheinen ausgestattet ist und ansonsten das Gleiche leistet wie die bisherigen großen Terminals in den Lottoverkaufsstellen. Dieses viel kleinere Gerät ist letztlich ein Standard-Tablet mit verbundenem Mini-Printer und kostet nur rund 1000 Euro. Derzeit findet der Feldtest dieser laut Sundermann ebenfalls von Lotto Hessen finanzierten Tablet-Terminals in ausgewählten Lottoverkaufsstellen statt. Für die Zukunft sieht er aber auch für diese technische Lösung gute Chancen in anderen Vertriebsformen. Dabei nennt der Lotto-Geschäftsführer zum Beispiel Imbiss-Stationen oder Supermärkte. Dort kann die Softwarelösung in die Kassensysteme integriert werden. Während die Kunden ihre eingekauften Artikel sowie Lotto-Quicktippkarten aufs Laufband legen, könnten sie dann über Bildschirme oberhalb der Kassen zum Beispiel über Neuigkeiten und Wissenswertes rund um Lotto oder Eurojackpot informiert werden.

    Neue Möglichkeiten
    Der Geschäftsführer von Lotto Hessen betont aber ausdrücklich: „Mit unseren neuen technischen Angeboten, die sich auch für andere Vertriebsformen, wie zum Beispiel Baumärkte oder Discounter, eignen, wollen wir nicht unsere bisherigen Verkaufsstellen schwächen, sondern zusätzliche Möglichkeiten schaffen und so unsere Produkte bei den Verbrauchern noch bekannter machen. Wie es uns seit 1993 gemeinsam mit unseren Verkaufsstellen gelungen ist, die Umsätze zu erhöhen, so bin ich davon überzeugt, dass wir mit diesen zeitgemäßen technischen Lösungen neue Kunden gewinnen werden.“

    da

  • Heinen im Ruhestand

    MÖNCHENGLADBACH // Der Beirat der Tobaccoland Automatengesellschaft hat bekanntgegeben, dass der langjährige CEO und Geschäftsführer Paul Heinen in den Ruhestand getreten ist und seine Position zum 1. April an Christoph Mempel übergeben hat.

    Viele Stationen
    Heinen kam 1994 aus der Schifffahrt und Logistik zum Tabakwarengroßhandelssektor. Der diplomierte Historiker und Volkswirt durchlief in seinem Berufsleben Stationen in der ehemaligen DDR, Ungarn und Polen, bevor er 2004 seine Karriere bei Tobaccoland fortsetzte.

    Zigarettenautomaten
    Als CEO bewältigte Heinen die Einführung des Jugendschutzes am Zigarettenautomaten 2007, die Einführung von SIPPs, den TPD 2-Prozess von 2009 bis 2019 und baute das Unternehmen zum deutschen Markt- und Technologieführer bei Zigarettenautomaten um.

    Im Februar 2020 stieß Christoph Mempel als Co-Geschäftsführer und CFO zu Tobaccoland. Der Diplom-Betriebswirt sammelte zuvor Managementerfahrungen als Geschäftsführer, Leiter Finanzen und Projektleiter in verschiedenen Industrien, unter anderem zehn Jahre bei Scout24.

    Als Digitalisierungsexperte mit langjähriger Erfahrung im Finanzsektor hat Mempel bei Tobaccoland bereits im herausfordernden Jahr 2020 wertvolle Impulse setzen können.


    fnf

  • „Überraschend hohe Besteuerung“

    MAINZ // Muss die Tabaksteuer auf E-Zigaretten wirklich in der vorgesehenen Höhe sein? Das fragen sich zahlreiche Experten. Kürzlich fand dazu eine Online-Konferenz der „Zeitschrift für das gesamte Lebensmittelrecht“ statt.

    Rauchausstieg
    Zum Auftakt referierte Heino Stöver, Suchtforscher an der Frankfurt University of Applied Sciences, zum Aspekt „Schadensminimierung“. Der bekannte Befürworter der E-Zigarette als Rauchausstieg zeigte Möglichkeiten und Grenzen im Tabaksegment auf. Fest stehe, so Stöver, dass die Dampfgeräte deutlich weniger gesundheitsschädlich seien als die klassischen Tabakzigaretten, da mit den neuen Produkten die problematischen Stoffe, die beim Verbrennungsvorgang entstehen, vermieden werden.

    Hohe Besteuerung
    Stöver führte weiter aus, eine hohe Besteuerung könne einen vielversprechenden Zukunftsmarkt mit Tabakerhitzern, E-Zigaretten, tabakfreien Nikotinbeuteln und noch zu erwartenden Innovationen schon in seiner Entstehungsphase ersticken. „Wir brauchen eine Diversifikation der Raucherentwöhnungs-Strategien“, forderte der Wissenschaftler. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei das Konzept der Harm Reduction, also der Schadensminimierung durch weniger schädliche Alternativen, in Deutschland nicht weit verbreitet. Stöver machte zudem deutlich, dass eine rein durch Appelle an das Gesundheitsbewusstsein der Tabakkonsumenten getriebene Verzichtspolitik nicht zum Ziel führe.

    Kritik an Steuerplänen
    Von politischer Seite wurden die Steuerpläne, die bereits vom Kabinett abgesegnet wurden, ebenfalls kritisiert. So führte Stefan Schmidt, Bundestagsmitglied für Bündnis 90 / Die Grünen und Mitglied in deren Finanzausschuss, aus, er sei „überrascht von der Deutlichkeit, mit der die alternativen Produkte besteuert werden sollen.“ Schmidt würde die Produkte lieber nach ihrer Schädlichkeit besteuern.

    Auch Gero Hocker, Sprecher für Ernährung und Landwirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, sieht die Pläne der Bundesregierung skeptisch. Der Gesetzgeber mache es sich zu einfach, steuerlich „alles über einen Kamm zu scheren“, so der Liberale.

    Mehr Informationen
    Zurückhaltender zeigte sich Rainer Spiering: Der agrarpolitische Sprecher der SPD will den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages einschalten, um mehr Informationen zum Schadenspotenzial der neuen Produkte zu gewinnen. Da das Gesetz offenbar noch in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden soll, ist da Eile geboten.

    Auf einen weiteren Punkt wies Jan Mücke hin. Der Hauptgeschäftsführer im Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) befürchtet, die Regierung sei auf dem Weg, einen neuen Schwarzmarkt zu schaffen. Die Preisunterschiede zum Ausland würden einen illegalen Handel als lohnend erscheinen lassen.

    red

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    es wird immer toller. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder fordert, dass in den nächsten Wochen auch Politiker unter 60 Jahren geimpft werden. Der Grund: „Nach meiner Überzeugung müssen die Parlamente in dieser Situation absolut handlungsfähig sein.“ Fragt sich, ob sie das sein müssen, denn Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte ja am liebsten an den Ländern – und offenbar auch am Bundestag – vorbei regieren. Anders kann ihr Vorstoß in Sachen Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes nicht verstanden werden.

    Chaos in den Ländern
    Nun gut, wenn man sich das Chaos in den Ländern anschaut, möchte man ihr fast zustimmen. Zwei Beispiele: Wie „Bild“ genüsslich ausbreitete, dürfen Wohnmobile tagsüber auf rheinland-pfälzische Campingplätze fahren. Um 21 Uhr müssen sie jedoch wieder runter sein. Dann übernachten die Anhänger des mobilen Freizeitens auf öffentlichen Stellplätzen oder auf Waldparkplätzen. Damit sie dort kein Ticket bekommen, sollten sie aber zuvor etwas Alkohol trinken – dann nämlich gilt das Übernachten dort als „Wiederherstellung der Fahrtauglichkeit“. Im Klartext: Rausch ausschlafen und am nächsten Morgen zurück auf den Campingplatz zum Duschen. Zweites Beispiel: In Leipzig durften ab Dienstag nach Ostern der Einzelhandel, Museen und Galerien – unter Auflagen – wieder öffnen. Auch Sport und die sogenannten körpernahen Dienstleistungen sind teils wieder möglich. Zugleich verschärfte die Stadt einen Tag später die Corona-Regeln und verhängte ganztägige Ausgangsbeschränkungen. Vom „Gaga-Lockdown“ sprach „RTL“ treffend.

    Zahlen und spannende Studie
    Und was war sonst? Das Münchner ifo-Institut freut sich über die leichten Lockerungen der Corona-Beschränkungen im März. Sie hätten zu einem Rückgang der Kurzarbeiter von 2,9 auf 2,7 Millionen geführt.

    Spannend fand ich folgende Studie: Corona-Patienten haben demnach häufiger neurologische oder psychische Probleme als Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen. Das Risiko für Angststörungen oder Stimmungsschwankungen liege um 44 Prozent höher als nach einer Grippe, hieß es. Welch Wunder! Den Menschen wird seit einem Jahr eingeredet, wird würden hunderttausende Tote allein in Deutschland zählen, und dann zeigt man sich überrascht, wenn jemand, der nach einem positiven Test um sein Leben bangt, mental angeschlagen ist?!

    Politische Schritte
    Noch ein kurzes Wort zu den Zahlen, mit denen derzeit die politischen Schritte begründet werden. Das Robert-Koch-Institut rechnet die Sieben-Tage-Inzidenzen recht großzügig aus. Denn nicht nur positive Testergebnisse der zurückliegenden Woche fließen in die Berechnung ein, sondern eine ganze Menge Daten mehr, die manchmal viele Monate alt sind. Das gilt übrigens auch für die Zahl der Verstorbenen.

    Im Schatten der Pandemie
    Im Schatten der Pandemie geht fast unter, dass die Bundesregierung am Eiltempo in Sachen Tabaksteuer festhält. Offenbar soll das Tabaksteuermodernisierungsgesetz tatsächlich noch in der laufenden Legislaturperiode verabschiedet werden. Das drückt die Stimmung vor allem der Hersteller neuartiger Produkte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer zusätzlich. Aber bestimmt macht Bundesfinanzminister Olaf Scholz noch ein paar Milliarden locker, um auch diese Unternehmen zu retten.

    Ich wünsche Ihnen ein wunderbares Wochenende.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Verlagsgrosso Ost baut Geschäftsleitung aus

    GERICHSHAIN // Katharina Horsch-Littig erweitert ab 1. April die Geschäftsführung des Verlagsgrosso Ost. Die 51-Jährige führt aktuell den am Verlag beteiligten Frankenthaler Pressevertrieb. Mit dem Positionswechsel ist Horsch-Littig jetzt bei allen Grosso-Betrieben mit Ost-Verlagsbeteiligung zur Geschäftsführerin berufen.

    Das Verlagsgrosso Ost in Gerichshain ist aus der Fusion des Mitteldeutschen Pressevertriebs sowie des Pressevertriebs Dresden hervorgegangen und besteht seit August 2020. Der Jahresumsatz des Grossisten, der etwa 6000 Verkaufsstellen beliefert, liegt bei rund 110 Millionen Euro. Damit gehört die Firma zu den größten Pressegroßhändlern in Deutschland.

    Horsch-Littig ergänzt die Ost-Geschäftsführung um Christian Schneider. Gleichzeitig scheidet Tobias Mai, der von Burda für die Phase der Fusion als Co-Geschäftsführer entsandt wurde, aus dem Unternehmen aus. Mai wird künftig als Beiratsvorsitzender die Gesellschafterinteressen wahrnehmen. pnf

  • Sesselwechsel bei tobaccoland

    MÖNCHENGLADBACH // Der langjährige CEO und Geschäftsführer Paul Heinen ist seit 31. März im Ruhestand und hat das Ruder an seinen Nachfolger, Christoph Mempel, übergeben. Das meldet der Beirat der tobaccoland Automatengesellschaft.

    Heinen kam 1994 aus der Schifffahrt und Logistik zum Tabakwarengroßhandel. Der Diplom-Historiker und -Volkswirt durchlief in seinem Berufsleben Stationen in der ehemaligen DDR, Ungarn und Polen, bevor er 2004 seine Karriere bei der tobaccoland Automatengesellschaft fortführte.

    Erfolgreiches Wirken
    In Heinens erfolgreiches Wirken fielen unter anderem das Umsetzen des Jugendschutzes am Zigarettenautomaten 2007, die Einführung von SIPPs und der Aufbau des TPD 2-Prozesses von 2009 bis 2019. Heinen baute tobaccoland zum deutschen Markt- und Technologieführer bei Zigarettenautomaten um.

    Im Februar 2020 stieß Christoph Mempel als Co-Geschäftsführer und CFO zu tobaccoland. Der Betriebswirt sammelte seine Managementerfahrungen als Geschäftsführer, Leiter Finanzen und Projektleiter in verschiedenen Industrien, unter anderem war der Bayer zehn Jahre bei Scout24 beschäftigt.

    Als Digitalisierungsexperte mit langjähriger Erfahrung im Finanzsektor hat Mempel bei tobaccoland bereits im herausfordernden Jahr 2020 wertvolle Impulse setzen können.
    „Wir danken Paul Heinen für seine wertvollen Beiträge und für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohl des Unternehmens. Wie kein anderer hat er tobaccoland geprägt“, teilt der Beirat mit und freut sich auf die konstruktive Zusammenarbeit mit Christoph Mempel, dem man alles Gute und Fortune in seiner neuen Position wünscht. red

  • Aufwärtstrend wohl nur von kurzer Dauer

    NÜRNBERG // Das Konsumklima in Deutschland ist laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im März wegen erster Corona-Lockerungen gestiegen. Allerdings werde der aktuelle Lockdown der Kauflaune enorm schaden, der aktuelle Aufwärtstrend werde verpuffen, befürchten die Nürnberger Experten.

    Da nach dem GfK-Erhebungszeitraum vom 3. bis zum 15 März die Infektionszahlen wieder angestiegen sind und es außerdem zu Irritationen um den Impfstoff von Astrazeneca kam, sei es fraglich, ob die positive Entwicklung des Konsumklimas anhalten werde, teilte man bei der GfK mit. pi

  • Kein Ende in Sicht

    BERLIN // „Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus. Die alleinige Fixierung auf die Corona-Inzidenzwerte wird der komplexen Lage nicht gerecht. Die Maßnahmen müssen sich an den wissenschaftlichen Fakten orientieren und die zeigen, dass die Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig ist.“ Mit dieser Kritik reagiert Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), auf die von Bundes- und Länderregierungen beschlossene erneute Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April.

    Der Unmut über die Corona-Politik der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten wächst spürbar. Vielen Bürgern und Unternehmern ist kaum noch zu vermitteln, warum ihre Grundrechte nach über einem Jahr Corona-Pandemie nach wie vor eingeschränkt werden, warum ihre Betriebe über Monate hinweg von Zwangsschließungen betroffen sind, während die Politik ihre Hausaufgaben nicht oder nur unzureichend löst.

    Unterdessen hinterlässt der seit über 100 Tagen andauernde Lockdown tiefe Spuren in den Geschäften, die nicht mit Lebensmitteln handeln. Aus der neuesten HDE-Umfrage unter knapp 1000 Händlern geht hervor, dass 54 Prozent der Bekleidungsgeschäfte und 58 Prozent der Läden mit Schuhen und Lederwaren die Insolvenz droht.

    „Künstlich am Leben gehaltene Unternehmen“
    In einer Studie kommen das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Verband der Vereine Creditreform zu dem Schluss, dass in der zweiten Jahreshälfte jenen Firmen eine Pleite droht, die aktuell durch staatliche Corona-Hilfen „künstlich am Leben gehalten“ werden. Auf diese Weise habe sich ein Rückstau bei den Insolvenzen in Höhe von etwa 25.000 überwiegend kleinen Betrieben gebildet, so die Autoren der Studie.

    Die Experten haben die Bonitätsdaten von etwa 1,5 Millionen Firmen ausgewertet und daraus abgeleitet, dass besonders kleine, finanziell schwache Betriebe, die unter normalen wirtschaftlichen Umständen sehr wahrscheinlich insolvent gegangen wären, ohne Perspektive auf eine erfolgreiche Sanierung durch staatliche Hilfen am Leben gehalten wurden – – so genannte „Zombie-Unternehmen“.

    Enorme Umsatzverluste
    Der HDE hat außerdem von den Händlern erfahren, dass die Umsatzverluste in der vergangenen Woche im Vergleich zu 2019 weiter enorm sind. Die geschlossenen Geschäfte in den Innenstädten machten 63 Prozent weniger Umsatz als vor zwei Jahren. Die Läden, bei denen ein Einkauf mit Terminvereinbarung möglich war, verzeichneten ein Minus von knapp einem Drittel. Mit knapp einem Fünftel im Minus landeten die Geschäfte, die mit Begrenzung der Kundenzahl geöffnet hatten.

    „Mit den Firmen wanken ganze Innenstädte", warnt Stefan Genth. Beim HDE geht man von Umsatzverlusten durch den Lockdown seit dem 16. Dezember von bis zu 40 Milliarden Euro aus. Und mit jedem geschlossenen Verkaufstag des aktuell bis 18. April verlängerten Lockdowns kämen weitere 700 Millionen Euro Verlust hinzu. In Berlin schätzt man, dass durch die 100 Tage Lockdown bis zu 120.000 Läden in Existenznot geraten könnten.


    Einzelhandel braucht Öffnungsperspektive

    Genth verweist auf eine aktuelle, vom Robert-Koch-Institut bestätigte Studie der TU Berlin, aus der hervorgeht, dass die Wahrscheinlichkeit für Ansteckungen im Einzelhandel eher niedrig sei. „Die Branche darf nicht weiter aus symbolischen Gründen die Hauptlast bei der Bekämpfung der Pandemie tragen.“ Die Händler brauchten eine zeitnahe und realistische Öffnungsperspektive.

    Immerhin waren der Gründonnerstag und der Karsamstag als Ruhetage schnell wieder vom Tisch, was der HDE als ein Signal der Vernunft bewertete. Die kurzfristig vorgesehene Schließung des Lebensmittelhandels am Gründonnerstag hätte letztlich zu erhöhtem Kundenandrang an den Tagen davor und danach geführt. Und in Pandemiezeiten gehe es schließlich darum, die Kundenzahl zu entzerren. Für die Lebensmittellogistik hätten mit der kurzfristigen Anordnung der Osterruhe ebenfalls erstzunehmende Probleme gedroht. Mit der Rücknahme dieses Beschlusses kehre ein Stück Vernunft in die Corona-Politik zurück. vi