Schlagwort: Tabakregulierung

  • Neues Informationsportal zur TPD

    BERLIN (DTZ/vi). Das erfolgreiche Bündnis der Tabakbranche „Entscheiden Sie selbst“ hat in der vergangenen Woche in Berlin sein neu gestaltetes Informationsportal über die Pläne zur EU-Tabakproduktrichtlinie (Tobacco Products Directive, TPD) vorgestellt.

    Die Website [link|http://www.entscheiden-sie-selbst.de]www.entscheiden-sie-selbst.de [/link] wurde überarbeitet und ist seit kurzem online: Sie bietet umfangreiche Informationen über die Pläne der EU-Kommission zur Tabakregulierung und die Positionen betroffener Unternehmen, Händlerverbände und Gewerkschaften zu den einzelnen Themen.

    Rainer von Bötticher, Präsident des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels erläuterte die gemeinsame Branchenaktivität: „Die neu gestaltete Bündnishomepage ist eine sehr interessante Plattform für Handel, Industrie und Bürgerinnen und Bürger, um sich über die geplanten regulativen Maßnahmen aus Brüssel zu informieren. Raucher und Nichtraucher haben ein Recht darauf zu wissen, welche Konsequenzen mit dem Richtlinienentwurf verbunden sind. Nicht nur der Handel, sondern auch viele Endverbraucher sehen keine Notwendigkeit, die bestehende Richtlinie zu ändern.“

    Das bereits im Herbst 2010 gegründete Bündnis „Entscheiden Sie selbst“ besteht aus Verbänden und Gesellschaften der Tabakwirtschaft sowie der Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss und Gaststätten). Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, über die geplanten Maßnahmen umfassend zu informieren. Denn die Sachlage ist so umfangreich und komplex, dass es insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen oft schwierig ist, sich umfassend zu informieren und eine Meinung zu bilden, obwohl sie von den Konsequenzen unmittelbar betroffen sein werden.

    (DTZ 09/12)

  • World Tobacco Expo fand in München statt

    MÜNCHEN (DTZ/fok). In der vergangenen Woche fand in den Münchner Messehallen die World Tobacco Expo 2011, der große Treffpunkt von Tabakwarenherstellern, Maschinenbauern und Zulieferunternehmen für die Tabakindustrie statt.

    Etwa 110 Aussteller, vor allem aus den Bereichen Maschinen, Papier, Aroma- und Klebstoffe, Druck und Verpackungsmaterialien aus mehr als 20 Ländern stellten dort ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Das stärkste Ausstellerkontingent kam aus Deutschland, aber auch Länder wie China mit 14 Ausstellern, vor allem aus dem Maschinenbereich, waren stark repräsentiert.

    Die Zahl der Besucher, die vom Veranstalter Quartz Media/World Tobacco, London, mit rund 2 000 beziffert wurde, kamen aus insgesamt 69 Ländern. Das Messeergebnis wurde von den Ausstellern recht unterschiedlich beurteilt: Teils zeigten sie sich hinsichtlich der abgeschlossenen Aufträge und der erfolgten Kontakte sowie der Qualität der Besucher sehr zufrieden, teils gab es auch deutliche Kritik aufgrund zu geringer Besucherzahlen. Die zeitliche und räumliche Nähe einer Konkurrenzmesse wurde dafür als Ursache gesehen.

    Sehr häufig war die Aussage zu hören, dass Europa zwar noch ein interessanter Markt sei, dass aber der asiatische Markt mit Blick auf das besonders lukrative Neugeschäft mehr Chancen biete. Deshalb liegt der Veranstalter der World Tobacco Expo mit seiner nächsten Ausstellung, die 2012 in Indonesiens Hauptstadt Jakarta stattfindet, sicher richtig, was sich schon heute in den Standbuchungen führender Maschinenhersteller zeigt. Die Messe in München wurde von einer Konferenz-Veranstaltung begleitet, die sich aktuellen Themen widmete, u.a. mit dem Schwerpunkt der Tabakregulierung weltweit und in der EU.

    Marktneuheiten
    Ein kurzer Blick auf Marktneuheiten, die auf der World Tobacco Expo gezeigt wurden: Die erste Zigarette mit Anis-Geschmack wurde von Italiana Tobacco unter dem Namen Futura präsentiert. Selbst der Iran war auf der Messe vertreten mit der G1 Superslim-Zigarette. Ein Gag, aber in Deutschland verboten, ist eine in den USA produzierte Roll-your-own-Zigarettenmaschine, in die man Tabak und Hülsen einfüllen und in ca 8 Minuten 200 Zigaretten fertig stellen kann.

    Interessante Entwicklungen wurden auch in der Tabakaufbereitung präsentiert, so etwa im Bereich Tabakexpansion durch die dänische Firma Airco Diet. Die Zigarettenqualität geht bis ins Detail, wie z.B. die Mundstückpapier-Spezialistin Benkert Group an ihrem Stand verdeutlichte.

    (DTZ 46/11)

  • Warnhinweise ohne Einfluss auf das Rauchverhalten

    HAMBURG (DTZ/fnf). Das Rauchverhalten der meisten Raucher wird durch Warnhinweise auf Zigarettenpackungen nicht beeinflusst. Das hat eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH ergeben.

    Fast neun von zehn der befragten 1 007 Raucher (88 Prozent) gaben an, dass sich ihr Rauchverhalten seit Einführung schriftlicher Warnhinweise im Jahr 2003 nicht verändert hat. Lediglich zehn Prozent haben daraufhin ihren Tabakwarenkonsum reduziert. Auch als Informationsquelle leisten Warnhinweise offenbar keinen wirklichen Mehrwert: Nahezu alle Raucher (99 Prozent) fühlen sich ausreichend über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens informiert. Mit 59 Prozent der Nennungen ist „Rauchen tötet/kann tödlich sein“ mit weitem Abstand der bekannteste Warnhinweistext.

    Ein Sechstel der Befragten kann allerdings spontan keinen konkreten Text einer der zurzeit verwendeten Warnhinweise nennen. Auch die Einführung größerer Warnhinweise hätte laut Emnid-Umfrage keine nennenswerten Auswirkungen auf das individuelle Rauchverhalten. So gaben 83 Prozent der Befragten an, ihr Konsumverhalten deswegen nicht zu ändern. Nur neun Prozent gehen davon aus, dass sie weniger rauchen würden. Selbst die Abbildung von Schockbildern wie beispielsweise von Raucherlungen oder Bilder von Kehlkopfkrebs hätte bei zwei Dritteln der Raucher keinerlei Effekt auf ihr Rauchverhalten.

    Lediglich jeder fünfte Raucher räumte ein, dass ihn dies dazu bewegen könnte, seinen Tabakkonsum zu reduzieren, und für jeden Zehnten könnte dies ein Grund sein, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Umfrage zufolge werden wohl auch weitere Einschränkungen bei der Verpackungsgestaltung und Präsentation von Tabakprodukten im Handel kaum Einfluss auf die Konsumgewohnheiten haben. So würden bei 86 Prozent der befragten Raucher einheitliche schwarz-weiße Verpackungen nicht zu einer Reduzierung ihres Tabakkonsums führen. Das gilt für 82 Prozent der Befragten auch bei einer Verbannung von Zigaretten unter die Ladentheke.

    Diese Umfrage-Ergebnisse decken sich mit den Auswertungen der Auswirkungen von Warnhinweisen und Präsentationsverboten in Kanada. Die Canadian Tobacco Use Monitoring Survey im Auftrag des kanadischen Gesundheitsministeriums zeigt, dass die dortigen Regulierungsmaßnahmen zu keiner signifikanten Verringerung des Raucheranteils geführt haben.

    Doch gerade solche drastischen Regulierungsmaßnahmen werden zurzeit im Rahmen der Revision der europäischen Tabakproduktrichtlinie innerhalb der Europäischen Kommission diskutiert. „Die Emnid-Umfrage hat gezeigt, dass sich die EU in Sachen Tabakregulierung meilenweit von der Stimmung der Konsumenten entfernt hat. Die derzeit geplanten Regulierungen haben keinen Einfluss auf das Konsumverhalten der Verbraucher, verstoßen aber gegen elementare Marken- und Eigentumsrechte“, erklärt Sebastian Blohm, Leiter Kommunikation und Politik bei Reemtsma.

    (DTZ 30/11)

  • WHO nimmt Zusatzstoffe bei Tabakprodukten ins Visier

    PUNTA DEL ESTE (DTZ/fok). Am 20. November 2010 beschloss die WHO-Versammlung zur Tabak-Kontrolle (FCTC) auf ihrer diesjährigen Tagung in Punta del Este, Uruguay, ein Papier, wonach die 172 Unterzeichnerstaaten darauf hinwirken sollen, die Verwendung von Geschmacks- und Zusatzstoffen für Tabakprodukte einzuschränken oder sogar ganz zu verbieten. Dem Abkommen wurde auch von der EU im Namen ihrer Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, zugestimmt.

    Rechtlich unverbindliche Leitlinie Gegenüber dem ursprünglichen Entwurf wurde die zunächst vorgesehene Definitionsbeschränkung allein auf zigarettenähnliche Produkte gestrichen, so dass die rechtlich unverbindliche Leitlinie nun für alle Tabakprodukte gelten soll. Herausgestellt wurde, dass es sich um eine unvollständige und vorläufige Leitlinie handelt, die künftig konkretisiert werden soll. Verstärkt in den Vordergrund gerückt wurde, dass Maßnahmen in diesem Sektor wissenschaftlich basiert sein müssen. Einschränkende oder verbietende Maßnahmen sieht die Leitlinie bei Zusatzstoffen vor, die eine leichtere Aufnahme des Rauchs ermöglichen sollen.

    Zusatzstoffe, die für die Herstellung zwingend notwendig sind und nicht mit zusätzlicher Attraktivität für den Endverbraucher verbunden sind, sollen von den Regulierungen nicht erfasst werden. Vor allem China und etliche afrikanische Staaten drängten auf eine unverbindlichere Formulierung der Zusatzstoff-Regulierung, letztere vor allem, weil sie sonst enorme Probleme für ihre Rohtabakproduktion befürchten, die wichtige Bestandteile der auf Zusatzstoffe angewiesenen American Blend Zigaretten liefert.

    Proteste der Tabakpflanzer
    Ähnliche Probleme mit Zusatzstoffregulierungen haben auch die Tabakpflanzer in Brasilien. 200 von ihnen demonstrierten gemeinsam mit lokalen Politikern und Vertretern der internationalen Tabakpflanzervereinigung ITGA vor dem Tagungsgebäude. Sie übergaben der Kongressleitung eine Liste mit 230 000 Protestunterschriften und erhielten von zahlreichen Delegationen, darunter auch die EU, Unterstützung für ihre Forderung, künftig bei den diesbezüglichen Beratungen aktiv eingebunden zu werden.

    WTO gegen „Persilschein“für Tabakregulierer
    Dem Gastgeberland Uruguay diente der Kongress als Forum, um eine Deklaration gegen Rechtsklagen wegen Regulierungen zu verabschieden. Das Land hatte im Zuge extremer Produktregulierungen u.a. angeordnet, dass nur noch eine Packungsvariante pro Marke angeboten werden darf.

    Während Philip Morris dies bei seiner Marke Marlboro umsetzte, tauften die heimischen Hersteller, die ohnehin schon gut drei Viertel des Inlandsabsatzes halten, ihre Packungsvarianten einfach um und nahmen Philip Morris erheblichen Marktanteil ab. Das Unternehmen reagierte nach vergeblichen Bitten um mehr Fairness mit einer Klage gegen die Regierung Uruguays.

    Mit der Deklaration versucht das Land sich und anderen Staaten einen Persilschein auszustellen, wenn sie im Zug der Tabakregulierung internationale Abkommen verletzen. Allerdings wies die erstmals bei einer FCTC-Versammlung aktive UNO-Organisation WTO (Welthandels-Organisation) darauf hin, dass eine Balance zwischen Handels- und Gesundheitspolitik gewahrt werden müsse. Ähnlich argumentierte auch die paritätisch besetzte UNO-Organisation ILO als Vertreterin der Arbeitnehmerinteressen, bei denen man nicht die Arbeitsplatzaspekte der Beschäftigten im Tabaksektor außen vor lassen dürfe.

    Ganz offen sprach dies auch ein Delegierter aus Mazedonien aus, der betonte, auch seine Regierung sei für Gesundheitsschutz, es gebe aber auch Verpflichtungen für die zahlreichen Arbeitsplätze bei der Tabakproduktion in Mazedonien. Insgesamt war die Tagesordnung der Konferenz heillos überfrachtet, so dass die 500 Delegationsteilnehmer (dazu kamen noch ca. 240 Vertreter tabakfeindlicher NGOs) das anvisierte Pensum bei weitem nicht abarbeiten konnten.

    Hinzu kommen die hohen Kosten der FCTC, die durch den Kongress im weit abgelegenen Uruguay sicher kräftig nach oben gepuscht wurden (übrigens wohl ein Dankeschön an den Ex-Präsidenten von Uruguay, der sich als Vorreiter im Kampf gegen den Tabakgenuss sieht).

    Großzügige Ausgabenpolitik
    Konkrete Auswirkungen hatte diese großzügige Ausgabenpolitik z.B. bei den geplanten WHO-Aktivitäten für weltweite Tabaksteuererhöhungen, für die eine Arbeitsgruppe gegründet wurde, die nun aus Geldmangel wohl ihre Arbeit auf unbestimmte Zeit nicht aufnehmen können wird.

    Die Arbeit an dem in Angriff genommenen Schmuggelprotokoll der WHO wird auch erst in 2012 vorangetrieben, und das auch nur, weil die EU, die zusammen mit Japan mehr als 80 Prozent des FCTC-Budgets von bisher 13 Mio. Euro finanziert, sich trotz des beschlossenen Nullwachstums ihrer Beitrage dann doch bereit erklärte, nochmals 1,5 Mio. Euro zusätzlich für dieses Aufgabenfeld zur Verfügung zu stellen.

    Nette Feststellung am Rande: Bei der Diskussion um Tabaksteuern ging es kaum um Steuerstrukturen oder -sätze; der Hauptfokus lag auf dem Wunsch nach einer Empfehlung für zweckgebundene Steuern, etwa als Prozentsatz aus dem Staatsbudget, um die Einkommensquelle der Kämpfer gegen den Tabak zu sichern. Die ebenfalls auf der Tagesordnung stehende Diskussion um e-Zigaretten und Smokeless Tobacco, die die Pharmaindustrie gerne als Konkurrenz zu ihren Nikotinkaugummis Beschuss genommen sähe, kam zu keinem Beschluss. Das FCTC-Sekretariat soll hierzu auf der nächsten Konferenz, die Ende 2012 in Südkorea stattfinden wird, lediglich einen Bericht vorlegen.

    (DTZ 48/10)