Schlagwort: Cannabis

  • Cannabis: Legalisierung kommt

    BERLIN // Cannabis soll – auch außerhalb des medizinischen Gebrauchs – legalisiert werden. Da sind sich die Regierungsparteien einig. Wie jedoch der neue rechtliche Status aussehen soll, ist bislang völlig unklar. Nun hat der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Plan vorgelegt.

    30 Gramm legal
    Ein Punkt dieses Plans, der DTZ vorliegt, sieht vor, dass Volljährige in Deutschland künftig bis zu 30 Gramm legal erwerben können. Dazu könnte es eine Altersgrenze geben: Bis zum Alter von 21 Jahren soll demnach der Gehalt an THC (das berauschende Tetrahydrocannabinol) in Cannabis noch zu definierende Höchstwerte nicht überschreiten dürfen.

    Außerdem soll jeder Erwachsene drei Cannabis-Pflanzen selbst ziehen dürfen und so den Eigenbedarf decken. Für den Verkauf soll ein Werbeverbot gelten.

    Weil Cannabis mit der Legalisierung nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft wird, können Verstöße kaum noch strafrechtlich verfolgt werden. Das dürfte insbesondere für ein Überschreiten des THC-Gehalts sowie für ein Unterschreiten der Altersgrenze gelten. Allerdings könne das Cannabis beschlagnahmt werden, hieß es.

    Keine Information
    Der Verkauf soll „lizensierten Geschäften“ möglich sein, wobei zur Lizenz noch keine Informationen vorliegen. Ziel ist es, so den Schwarzmarkt vor allem im ländlichen Raum zu bekämpfen. Erwogen wird laut den Eckpunkten, den Verkauf nicht nur in lizenzierten Geschäften zu erlauben, sondern auch in Apotheken.

    Vorgesehen ist dem Papier zufolge außerdem, eine sogenannte Cannabis-Steuer auf die Produkte zu erheben.

    red

  • Doch kein Kiffer-Paradies?

    BERLIN // Alles halt?! Wer auf eine rasche Legalisierung von Cannabis gehofft hatte – und viele Tabakwaren-Fachhändler sehen die Droge als interessante Sortimentserweiterung – sind jetzt enttäuscht. Denn aus Berlin heißt es nun: Die Freigabe könnte internationalem Recht widersprechen.

    Nicht zuletzt Bundesgesundheits‧minister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich immer wieder für eine rasche Legalisierung ausgesprochen, noch in diesem Herbst, teilte er mit, könnten Eckpunkte des geplanten Gesetzes vorgelegt werden. Auch der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) hatte einen Gesetzentwurf für Ende 2022 oder Anfang 2023 angekündigt.

    Stellungnahme zur Abgabe liegt vor
    Doch dann kam der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger und gab beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages ein Gutachten in Auftrag. Die Stellungnahme liegt jetzt vor, und darin heißt es: Zwei EU-Regelungen stehen der „kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften“ – so die Formulierung im Koalitionsvertrag – entgegen. Das betrifft einerseits den EU-Rahmenbeschluss von 2004, demzufolge jeder Mitgliedsstaat die Produktion, das Anbieten sowie den Verkauf von Drogen unter Strafe stellen muss. Dabei geht es um sogenannte psychotrope Drogen – zu denen auch Cannabis gehört. Bei Verstößen müssten die EU-Staaten wirksame, verhältnismäßige und abschreckende strafrechtliche Sanktionen verhängen.

    Das zweite Problem sehen die Berliner Wissenschaftler im Schengen-Protokoll. Darin verpflichten sich die Vertragsparteien, „die unerlaubte Ausfuhr von Betäubungsmitteln aller Art einschließlich Cannabis-Produkten sowie den Verkauf, die Verschaffung und die Abgabe dieser Mittel mit verwaltungsrechtlichen und strafrechtlichen Mitteln zu unterbinden“.

    Rechtssichere Lösung
    Für Pilsinger ist der Fall damit klar: Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken sei gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen habe. „Wenn Karl Lauterbach eine in meinen Augen so oder so gesundheitsgefährdende Cannabis-Legalisierung durchziehen möchte, dann muss er dafür wenigstens eine rechtlich korrekte gesamteuropäische Lösung in Brüssel finden“, fuhr der CSU-Politiker fort.

    Aus den Reihen der SPD war zu hören, der Teufel stecke im Detail, man werde sich um eine rechtssichere Lösung bemühen. Die bestehenden Regeln seien überholt und Ausdruck einer als nicht mehr zeitgemäß empfundenen Drogenpolitik.

    Ein Vorgehen, wie es die Niederländer zeigen, können sich die deutschen Verantwortlichen allerdings nicht vorstellen. In unserem Nachbarland sind sowohl Anbau und Verkauf als auch der Besitz von Cannabis verboten. Die Behörden greifen innerhalb bestimmter Toleranzgrenzen jedoch nicht ein.

    red

  • Mehr Joints als Zigaretten

    WASHINGTON // In den USA wächst der Druck auf die Regierung, Cannabis bundesweit zu legalisierung. Bislang haben 38 Staaten die Droge für medizinische Zwecke freigegeben, 19 auch für den Freizeitkonsum.

    Eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Gallup hat nun gezeigt, dass bereits jetzt der Genuss von Marihuana das Rauchen verdrängt. So gaben noch im vergangenen Jahr 16 Prozent der Befragten an, sie würden Zigaretten rauchen. In der aktuellen Umfrage waren es nur noch elf Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Cannabis-Konsumenten von zwölf auf 16 Prozent. Die Ergebnisse sind für den deutschen Markt auch deshalb interessant, weil die USA als Blaupause für die hiesige Entwicklung nach einer möglichen Legalisierung betrachtet werden.

    Mehr als zwei Drittel der Amerikaner
    Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Amerikaner sind laut Gallup der Ansicht, dass die Droge in den USA flächendeckend legalisiert werden sollte. Nahezu jeder zweite hat bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Im Jahr 1969 lag dieser Anteil bei vier Prozent, während damals 40 Prozent der Amerikaner angaben, sie würden Zigaretten konsumieren.

    Die Umfrage ist deshalb so wichtig, weil in den USA am 8. November die sogenannten Midterm-Wahlen für den Kongress stattfinden. Je nach Ausgang könnten danach sechs weitere Bundesstaaten die Droge legalisieren.

    Cannabis ist vor allem bei den 35- bis 54-Jährigen beliebt.

    red

  • Erleichterung für die Städte

    MAINZ // Die Bundesregierung will Cannabis legalisieren. Welche Folgen hätte das für die Polizei und Justiz – besonders in Großstädten, und was erwartet den Fachhandel? Diese Vorteile und Risiken ergeben sich aus der geplanten Legalisierung.

    Die meisten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gehen von Cannabis-Konsumenten aus, heißt es aus Ermittlerkreisen. Wenn hier die Strafanzeigen wegfielen, sei das in Großstädten deutlich spürbar und entlaste Polizei und Justiz. Die frei gewordenen Ressourcen könne man sinnvoller nutzen, zum Beispiel für schwerwiegendere Kriminalitätsdelikte.

    Begleitkriminalität
    „In 50 Jahren Polizeiarbeit haben wir es weder geschafft, dass die Verfügbarkeit eingeschränkt wurde, noch dass dadurch der Preis in die Höhe geschossen ist", sagt ein Ex-Ermittler. Dass die Dealer bei einer Legalisierung komplett aus den Straßen verschwinden, sei aber auch nicht zu erwarten. Stattdessen rechneten Polizeibehörden damit, dass sich der illegale Handel im Umfeld der legalen Abgabestellen aufhalte, um dann günstigeres und höherwertigeres Cannabis zu verkaufen. Das würden Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, wo es auch zur Begleitkriminalität gekommen sei.

    Konsumenten steuern lizenzierte Fachgeschäfte an
    Andererseits gehen Experten davon aus, dass die meisten Konsumenten lizenzierte Fachgeschäfte ansteuern und der illegale Handel, wie es aktuell Kanada zeigt, nur noch eine untergeordnete Rolle spiele. Auch sei nicht mit einem starken Anstieg des Konsums zu rechnen. Ein positiver Effekt: Die Legalisierung und die damit verbundenen Qualitätskontrollen würden den Verbrauch von verunreinigtem Cannabis reduzieren und dem Verbraucherschutz dienen.

    Das Ziel in Berlin ist es aber nicht, jegliches Cannabis zu legalisieren, sondern nur das in lizenzierten Abgabestellen. Das heißt: Es bleibt bei polizeilichen Maßnahmen, um den illegalen Handel zu stoppen. Da der aber nur durch sichergestelltes Material nachgewiesen werden könne, stelle der Umstand die Polizei vor Herausforderungen – denn es wird schwer nachzuweisen sein, aus welcher Quelle das Cannabis stammt. red

  • Cannabis: „In Position bringen“

    BERLIN // Die Pläne der Bundesregierung für eine kontrollierte Freigabe von Cannabis in Deutschland berauschen die internationale Branche und machen Berlin zur Hanf-Hauptstadt Europas. Das gilt auch für CBD-Produkte, die aus dem nicht berauschenden Teil der Hanfpflanze hergestellt werden und im Mittelpunkt der Leitmesse „Mary Jane“ standen. Die 2016 gegründete Fachmesse punktete 2022 mit Ausstellerrekord, exotischen Neuheiten, medizinischen Diskussionsrunden und einem „Beach-Festival“.

    „Corona hat der ganzen Branche einen großen Schub gegeben und vor allem den Grow-Shops für die Heimbepflanzung steigende Umsätze gebracht. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Anbieter und Produkte dazugekommen. Die Aussicht auf die Freigabe von Cannabis durch die Ampel-Koalition gibt der Aufbruchstimmung zusätzlichen Drive. Deutschland kann schon bald der spannendste Markt in Europa sein und jeder will sich dafür in Position bringen“, sagte Nhung Nguyen, Organisatorin der Mary Jane.

    Doch auch der Handel konnte sich Produktinnovationen zeigen lassen und bei Importeuren und Großhändlern ordern – auch wenn die Messe traditionell vor allem von Konsumenten besucht wird.

    „Einheitliche Regelung zur Freigabe ist sinnvoll“
    Auch zum künftigen Vertriebsweg nach der mit Spannung erwarteten Legalisierung auch THC-haltiger Cannabiserzeugnisse äußerte sich Nguyen: „Wir fänden es nicht gut, wenn die Artikel nur in Apotheken erhältlich wären. Unser Wunsch wäre eine Kombination aus lizensierten Fachgeschäften und der Möglichkeit für Konsumenten, sich ein oder zwei Pflanzen selbst anzubauen.“ Denn der politische Wille zur Liberalisierung ist vorhanden: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte kürzlich unterstrichen, dass die Ampel an einem Gesetzesentwurf zur Freigabe arbeite. „Auf unserer Messe konnte sich jeder über das Thema informieren. Einheitliche Regeln zur Freigabe sind in jedem Fall sinnvoll“, erklärt Nguyen. Allerdings hatte der extra eingeladene Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Messe nicht besucht.

    Das Angebot und die Kreativität der rund 330 Aussteller auf 13 000 Quadratmetern kannte keine Grenzen: Vom klassischen CBD-Öl bis zu CBD-beschichteten Bio-Tampons reichten die Kreationen. Zudem gab es etwa Hanf-Shirts, Hanf-Tee oder Hanf-Hundeleckerlis zu bestaunen. max

  • „Hanf-Talk“ mit DTZ

    DORTMUND // Mit der Neuauflage von InterTabac und InterSupply steht vom 15. bis zum 17. September das Messe-Duo-Comeback des Jahres bevor. Mit zusätzlichen Programmpunkten setzt die Messe Dortmund neue Akzente.

    Neue Veranstaltungen des Rahmenprogramms. Der „Hanf-Talk“ und die „Speed Fire Presentations zu NGPs“, beide präsentiert durch „Die Tabakzeitung“ (DTZ), liefern den Besuchern spannende Einblicke und Inspirationen zu zwei Trendthemen der Branche.

    Nachdem die ersten Programmpunkte schon länger feststehen, sind nun zwei neue Veranstaltungen hinzugekommen, die einen Mehrwert für die Besucher des beliebten Messe-Duos bieten.

    Trendthema Cannabis
    Im „Hanf-Talk“, präsentiert durch die DTZ, tauschen sich Experten zum Trendthema Cannabis aus und sprechen über seine Bedeutung für die Tabakbranche. Mit dabei sind Steffen Kahnt, Geschäftsführer des BTWE Handelsverband Tabak, der Rechtsanwalt Kai-Friedrich Niermann, ein Vertreter des Branchenverbandes „Cannabiswirtschaft“ und ein Vertreter des belgischen Unternehmens „Buddy Belgium“. Die Diskussion findet am Freitag, 16. September von 11:00 bis 12:00 Uhr statt.

    Ebenfalls von der DTZ präsentiert werden die „Speed Fire Presentations zu Next Generation Products“, die bereits am Donnerstag, 15. September stattfinden und den Besuchern Einblicke in die neusten Entwicklungen der Next Generation Products (NGP) liefert. Renommierte Aussteller der NGP-Branche präsentieren in kurzen Sessions neuartige Produkte aus ihrem Repertoire und stellen sich anschließend den Fragen der Besucher.

    Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe, freut sich über die Weiterentwicklung des Programms als sinnvolle Ergänzung zum umfangreichen Ausstellerbereich: „Zum aktuellen Zeitpunkt können wir mehr als 600 Ausstellerbuchungen für das Messe-Duo vermelden. 160 davon waren noch nie bei der InterTabac und InterSupply dabei. Das bedeutet, dass alle Vertreter der Branche die seltene Gelegenheit haben, noch nie zuvor gesehene Produkte zu testen. Das vielfältige Programm, das von vielen renommierten Branchenakteuren und -experten mitgestaltet und dadurch viel Mehrwert liefern wird, ergänzt diese einzigartige Gelegenheit optimal.“

    red

  • Rekordnachfrage bei „Mary Jane“

    BERLIN // Auf der Hanf-Messe [link|https://maryjane-berlin.com/]„Mary Jane“[/link], die vom 15. bis zum 17. Juli, jeweils ab 11 Uhr, stattfindet, präsentieren sich 300 Aussteller mit ihren Produkten auf rund 13.000 Quadratmeter in der Arena Berlin.

    Die Messe meldet für dieses Jahr einen „Aussteller-Rekord“ und kündigt „exotische Neuheiten, medizinische Diskussions-Panels und ein Beachfestival“ an.


    Steigende Umsätze

    „Corona hat der ganzen Branche einen großen Schub gegeben und vor allem den Growshops für die Heimbepflanzung steigende Umsätze gebracht“, sagt Nhung Nguyen, Organisatorin der Mary Jane (Als Growshop oder Grow Shop werden Geschäfte bezeichnet, die Zubehör zur Aufzucht und zum Anbau von verschiedenen Cannabis und anderen Pflanzen verkaufen. Anmerk. d. Red.).
    Die Branche ist breit aufgestellt, vom klassischen CBD-Öl bis zu CBD-beschichteten Bio-Tampons, vom Hanf-Shirts, Hanf-Tee, bis zu Hanf-Hundeleckerlis reichen die Kreationen der Aussteller.


    Cannabis-Kongress

    Einen besonderen Boom erlebt den Angaben zufolge der medizinische Sektor. Auf der Messe werden Mittel gegen Gelenkschmerzen, Allergien oder Akne ebenso präsentiert wie ein Rahmenprogramm, das die medizinische Anwendung im Mittelpunkt eines Cannabis-Kongresses stellt.

    pi

  • Cannabis nur in Spezialgeschäften

    RÖSRATH // Endlich wieder eine Tagung mit echten Menschen – das war die einhellige Meinung der Teilnehmer am BTWE-Branchendialog, der kürzlich an der traditionellen Seminarstätte in Rösrath stattfand. Die Zahl der Vertreter von Handel, Industrie und Verbänden war groß, wenn auch etwa zehn Prozent der Angemeldeten kurzfristig absagen mussten, meist mit der Begründung, die auch die Tabakwelt seit rund zweieinhalb Jahren bewegt: Corona.

    BTWE-Geschäftsführer Steffen Kahnt begrüßte die Gäste stellvertretend für den Präsidenten des Verbandes: Torsten Löffler hatte nach einem Unfall passen müssen. Kahnt wies zunächst darauf hin, dass die Interessenvertretung zuvor turnusgemäß ein neues Präsidium gewählt hatte. Neue Namen muss sich die Branche jedoch nicht merken: Das alte Präsidium ist auch das neue. Demnach sind neben Torsten Löffler auch Hieronymus Joußen (1. Vizepräsident), Johannes Lomberg (2. Vizepräsident) und Schatzmeister Martin Jonas Mitglieder des BTWE-Spitzengremiums.

    Das Ende der Werbung
    Danach stellte Heike Maria Lau, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei JTI Germany, unter dem Motto „Last Man Standing – Die Werbung ist tot, es lebe der Fachhandel“ ihre Ideen und Ansichten zur Zusammenarbeit zwischen Industrie und Geschäftsinhabern vor. Lau betonte, ihrer Ansicht nach gewinne der Fachhandel immer weiter an Bedeutung. Daher sei ihrem Unternehmen die Partnerschaft mit dem Handel besonders wichtig. Aber auch die digitale Interaktion mit den Konsumenten habe große Bedeutung. JTI will zusätzlich mit einer starken Präsenz auf Events punkten sowie den Kunden neue Produktwelten erschließen.

    Mit Blick auf die konkrete Zusammenarbeit mit dem Handel nannte Lau die große Bedeutung des Point of Sales (PoS), an dem der Händler dem Kunden insbesondere starke Marken in speziellen Regalsystemen präsentieren könne – für die Industrie ein unverzichtbarer Aspekt. Aber auch die noch neue Welt des Omni-Channel-Marketing sprach Lau an. In diesem Zusammenhang nannte sie das von JTI speziell für den Handel aufgesetzte Online-Portal sowie das Digital Signage, also insbesondere Monitore, die in unmittelbarer Nähe zum Verkaufstresen installiert werden und passende Werbebotschaften ausspielen. Abschließend nannte Lau unter anderem die beiderseitige Expertise, das Erkennen von Trends und das Entwickeln von Innovationen als Stützen der Zusammenarbeit.

    Nachhaltigkeit im Blick
    Nachfragen aus dem Publikum bezogen sich insbesondere auf das Thema „Nachhaltigkeit“, das einige Zuhörer bei Zigaretten aufgrund der aufwendigen Cellophanierung als nicht mehr gegeben sahen. Auch wurde der Ruf nach mehr Präsenz des Außendienstes laut. Hier machten jedoch sowohl Lau als auch Vertreter anderer Konzerne deutlich, dass zwar die Tätigkeit während der Pandemie etwas reduziert worden sei, dass aber längst wieder alle Mitarbeiter dieses Bereichs im Einsatz seien.

    Nach dem Vortrag von Lau kam die mit Spannung erwartete Diskussionsrunde zur Cannabis-Legalisierung zusammen. Es fehlte Corona-bedingt die Grünen-Politikerin Canan Bayram. Auf dem Podium standen Hieronymus Joußen, Fachhändler und 1. BTWE-Vizepräsident, Niklas Kouparanis, Chef der Bloomwell Group, die auf den Vertrieb medizinischer CBD-Produkte spezialisiert ist, sowie der Rechtsanwalt Kai-Friedrich Niermann; es moderierte Steffen Kahnt. Das neugierige Publikum, das sich nicht zuletzt Hinweise zum praktischen Einstieg in den legalen Handel mit Cannabis-Erzeugnissen erhofft hatte, musste allerdings gleich zu Beginn einen herben Dämpfer hinnehmen. Niermann erklärte nämlich, nach seiner Einschätzung lasse der Entwurf des Cannabiskontrollgesetzes nicht zu, dass Cannabis einerseits sowie Tabak, Glücksspiel-Produkte wie Lotto und Alkohol auf der anderen Seite in einem Geschäft verkauft würden. Dies sei eine unzulässige Vermischung. Er rechne damit, dass es spezialisierte Geschäfte geben werde. Sowohl Niermann als auch Kouparanis sehen den Verkauf jedoch nur in Ausnahmefällen in Apotheken. Niermann sagte, die Apotheken würden diesen Part wohl mit übernehmen wollen, es sei jedoch abwegig, dass so ein Monopol entstehe. Ähnlich bewertete Kouparanis die Lage, der den ausschließlichen Cannabis-Verkauf über Apotheken gar als „fatalen Fehler“ bezeichnete.

    Cannabis-Markt
    Einig waren sich die Experten in der grundsätzlichen Bewertung der Situation. Es sei eine tolle Sache, dass die Legalisierung nun so weit vorangeschritten sei, meinte Niermann. Und Kouparanis erwartet sogar, dass „Deutschland nach der Legalisierung der größte Cannabis-Markt der Welt“ wird.

    Eine Lanze für den Fachhandel brach Praktiker Joußen. Er sagte, es sei wenig sinnvoll, Cannabis erst zu legalisieren und dann in „Tabu-Läden“ zu verkaufen. Aus seiner Sicht, so Joußen, spreche viel dafür, dass die dann legale Droge über den Tabakwarenfachhandel verkauft werde. Er nannte in diesem Zusammenhang die Erfahrung etwa mit Alterskontrollen, bereits durchgeführten Kontrollen durch Unternehmen und Behörden sowie die umfassenden Schulungen des Verkaufspersonals. Cannabis, führte Joußen aus, sei ein Genussprodukt für Konsumenten ab 18 Jahren, bei dem der Kunde selbst entscheiden solle, wo er es erwerbe. Diese Möglichkeit sollte jedenfalls auch im Fachhandel gegeben sein.

    Distributionsketten, Jugendschutz und Zusatzsortiment
    Das sah Kouparanis etwas anders: Niemand könne wissen, wie die Distributionsketten letztlich ausgestaltet würden, aber vermutlich würden sie stark reglementiert, insbesondere um den Jugendschutz sicherzustellen. Auch aus dem Publikum kamen viele Fragen, die das Interesse des Handels an diesem potenziellen Zusatzsortiment widerspiegelten. Dabei wurde deutlich, dass auch der Lebensmitteleinzelhandel sich ein entsprechendes Angebot vorstellen könnte. Besonders attraktiv wird der Markt dadurch, dass er sich von den getrockneten Blüten als Füllung für Joints weiterentwickelt und Cannabis-Produkte zum Beispiel in Liquids für E-Zigaretten oder als Süßigkeiten an die Konsumenten gebracht werden können. So wird auch das Handling des eigentlichen Naturprodukts Cannabis einfacher.

    Vor allem ein Aspekt bewegte zum Ende der Diskussionsrunde alle Zuhörer: Wann wird es so weit sein, dass Cannabis im deutschen Handel erhältlich ist? Darauf traf Rechtsanwalt Niermann eine klare Aussage: Am 1. Januar 2024 direkt nach Mitternacht würden die ersten Türen geöffnet, so seine Prognose.

    Krieg in der Ukraine und Corona-Pandemie
    Den zweiten Tag des BTWE-Branchentreffes eröffnete Steffen Kahnt in Vertretung des Verbandspräsidenten Löffler. Kahnt sprach unter anderem über die Folgen des Kriegs in der Ukraine und über den Umgang mit der Corona-Pandemie. Dabei bedankte er sich ausdrücklich bei der Tabakindustrie, die den Handel insbesondere während der Lockdowns unterstützt habe: „Um den Charakter in unserer Branche scheint es gut bestellt zu sein.“ Derzeit zögen die Kundenfrequenzen wieder an. Problematischer seien die explodierenden Kosten, allen voran Energie sowie Löhne. Für den Handel stehe als Folge derzeit vor allem die Wertschöpfung im Fokus. Derzeit werden rund 95 Prozent mit den klassischen Warengruppen (Tabak, Presse) erwirtschaftet – die zudem zu großen Teilen preisgebunden seien. Ein Ausgleich wegbrechender Erlöse sei da kaum möglich. Letztlich hätten viele Handelsunternehmen ein Problem: Es müsse ein Weg gefunden werden, mit dem Mehrkosten kompensiert und Marktanteile gewonnen und Erträge zumindest stabilisiert werden könnten.

    InterTabak 2022
    Für die Messe Westfalenhallen gab Angelika Bauer einen Ausblick auf die InterTabac 2022. Eine starke Marke, ein weltweit bekanntes Messeduo (mit der InterSupply) und ein einzigartiger Überblick über Produktneuheiten und Branchentrends seien die wichtigsten Pluspunkte dieser globalen Leitmesse. Derzeit sei man dabei, die Messe in die digitale Welt auszuweiten. Zunächst aber – nämlich im laufenden Jahr – biete das Messeduo rund 610 Aussteller, von denen 75 Prozent aus dem Ausland kämen und mehr als 160 erstmals auf den Messen vertreten seien. 2022 werde zudem das Rahmenprogramm erweitert, ein Internationaler Cigar Pavillon mit Produkten aus dem Handmade- beziehungsweise Premiumsegment eingerichtet und die Zusammenarbeit mit europäischen Handelsverbänden vertieft.

    Neue Produktarten und ihre Potenziale
    Zu den Potenzialen neuer Produktarten äußerten sich Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE; siehe Kasten rechts unten) und Dustin Dahlmann als Vorsitzender des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG; siehe Kasten rechts oben). Bernd Lutter, Market Manager Germany bei Reemtsma, mahnte unter dem Motto „Build pur Future“ mehr Realismus mit Blick auf das tatsächliche Geschäft an. Er führte aus, dass 81 Prozent der 24,7 Milliarden Euro Gesamtumsatz der Branche in Deutschland auf Zigaretten entfielen, 16 Prozent auf andere Tabakerzeugnisse (OTP) – und ganze drei Prozent auf die neuen Produkte E-Zigarette, Tabakerhitzer und Nikotin-Pouches. Lutter machte einen aus seiner Sicht bedeutenden Dreiklang deutlich: Der Konsument erwarte ein breites Produktportfolio, das der Handel als Multi-Kategorie-Verkaufspunkt sowie als Influencer bereitstellen müsse, während die Industrie innovative Konzepte liefern und den Transformationsprozess der Branche vorantreiben müsse. Lutters Fazit: Die Next Generation Products (NGP) wüchsen weiter, aber klassische Tabakwaren blieben die Hauptumsatztreiber.

    Zukunft von Tabakerhitzern & Co.
    Andreas Thoma, Commercial Director Deutschland bei BAT, machte deutlich, dass die Produktgruppe Tabakerhitzer/E-Zigarette/Nikotin Pouches noch am Beginn ihres Lebenszyklus stünden. Derzeit befänden sich die Hersteller in den Phasen Markenbildung und -aufbau. Denn: Von den rund zwölf Millionen Nikotinverwendern in Deutschland nutzten gerade zwölf Prozent die neuen Kategorien. Laut Thoma erfüllt derzeit kein Produkt zu 100 Prozent die Erwartungen der (rauchenden) Konsumenten. Als Folge nutzten 40 Prozent der Verwender sowohl ein neuartiges Produkt als auch klassische Tabakwaren, 27 Prozent griffen neben Zigarette, Zigarillo und Co. zu zwei oder mehr neuartigen Erzeugnissen. Thoma rechnet mit einer wachsenden Auswahl an Produkten in diesem Segment: In fünf Jahren, so seine Schätzung, könnten Tabakerhitzer, E-Zigarette und Pouches bereits einen Absatzanteil von 20 Prozent ausmachen.

    In einem launigen Referat zeigte Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg, wie angespannt die Verschuldungssituation Deutschlands ist. Aus dieser Konstellation und der Überalterung der Gesellschaft ergeben sich zahlreiche Fragen, die gerade überall diskutiert werden: Kein Thema, das den Tabakwarenfachhandel in seiner täglichen Arbeit beschäftigt – aber eines, das Deutschland auf Jahre hinaus beschäftigen wird.

    max

  • Großes Kundenpotenzial

    FRANKFURT // Immer mehr Menschen in Deutschland stehen Cannabis positiv gegenüber. Das belegt das „Cannabis Barometer”, basierend auf einer repräsentativen Online-Umfrage mit 1100 Befragten im Auftrag der Frankfurter Bloomwell Group.

    Die Mehrheit der Befragten gab zudem an, den Konsum von Alkohol für deutlich gefährlicher zu halten als den von Cannabis. Und: 85 Prozent der Befragten sind gegen ein Cannabisverbot. Auch der von der Bundesregierung angestrebte legale Cannabis-Genussmittelmarkt findet regen Anklang: Etwa die Hälfte der Bevölkerung kann sich vorstellen, Cannabisprodukte legal in Fachgeschäften zu kaufen.

    Legalisierung überfällig
    „Die Legalisierung ist – zumindest aus Sicht der Gesellschaft – überfällig. Wenn man die Ergebnisse un‧serer Umfrage auf einen einzigen Nenner herunterbrechen will, ist das die Quintessenz”, erklärt Niklas Kouparanis und der Bloomwell-CEO fügt hinzu: „Zukünftige Fachgeschäfte dürfen mit reger Nachfrage rechnen.”

    Etwa 40 Prozent der Befragten können sich demnach vorstellen, Cannabis in Fachgeschäften zu erwerben, 18 Prozent sind noch unentschlossen. Damit kommt laut Umfrage gut die Hälfte aller Erwachsenen als Cannabiskunden eines Fachgeschäfts in Betracht.

    In Bayern und Schleswig-Holstein dürfte die Nachfrage am größten sein: In Bayern können sich 48, in Schleswig-Holstein 50 Prozent der Befragten den Kauf von Cannabis vorstellen, in Thüringen sind es nur 17 Prozent. Dabei sind die Interessenten bundesweit zu 47 Prozent männlich und 33 Prozent weiblich. Übrigens: Das Einkommen der Befragten wirkt sich nicht oder nur marginal darauf aus, ob jemand Cannabis legal erwerben würde.

    Auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD) meint, die kontrollierte Abgabe in Fachgeschäften könne Jugendschutz und Produktsicherheit gewährleisten.

    pi

  • Vorhandene Stellen nutzen

    BERLIN // Die neue Ampelkoalition will in der laufenden Legislatur eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken erlauben. Der Bundesverband der Lotto-Toto-Verkaufsstellen (BLD) sieht seine Mitgliedsunternehmen optimal für die Lizenz zum Verkauf von Cannabis aufgestellt. Nur mit einem kontrollierten niederschwelligen Netz an legalen Verkaufsstellen ließen sich die Ziele des Vorhabens umsetzen.

    „Wichtig wird es sein, dafür Sorge zu tragen, dass der legale Markt funktioniert und keiner neuen übermäßigen Überwachung bedarf. Dies können wir sicherstellen, weil wir seit Jahren streng reguliert und kontrolliert Produkte verkaufen, die nur für Erwachsene erlaubt sind“, sagt BLD-Vorstandsmitglied Günther Kraus (DTZ berichtete).

    Bundesweites Netz an Verkaufsstellen
    Der Verband repräsentiert bundesweit ein Netz an Verkaufsstellen mit über 24 000 Mitgliedsbetrieben. „Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer werden nicht nur regelmäßig kontrolliert. Durch den Staatsvertrag sind wir seit Jahren im Jugendschutz sowie im Verkauf von Produkten mit Suchtrisiken geschult – bei Lotto ebenso wie bei Tabak“, so Kraus. „Es wäre fahrlässig, wenn diese Infrastruktur nicht genutzt würde.“

    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht eine Gefahr in der Legalisierung, vor allem, wenn die notwendige kontrollierte Abgabe durch beliebige Geschäfte erfolgt. Frank Buckenhofer, der in der GdP die Beschäftigten des Zolls vertritt, befürchtet, „dass die Legalisierung das Ziel der Eindämmung des Schwarzmarktes in das Gegenteil verkehrt. Schon jetzt fehlen uns bereits die Einsatzkräfte zur wirksamen Drogenschmuggelbekämpfung und zur Bekämpfung der illegalen Märkte mit grundsätzlich legalen Produkten, wie etwa beim Zigarettenschmuggel. Die Kontrollen reichen über die Einfuhr und Lagerung bis zum Vertrieb vom Hersteller zum Einzelhändler und letztendlich auch bis zum Verkauf an den erwachsenen Kunden.“

    Deshalb plädiert der BLD für ein funktionierendes Vertriebsnetz, das schnell aufgebaut werden kann. „Nur dann wird die Legalisierung von Cannabis eine Erfolgsgeschichte.“

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