Schlagwort: EU

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    immer mehr Sorgen bereitet mir derzeit die gesellschaftliche Spaltung im Land – durchaus befeuert durch zahlreiche Medien, die vergessen zu haben scheinen, dass es nicht nur Schwarz und Weiß sondern auch jede Menge Grautöne gibt.

    Angespannte Zeiten
    Über die Kluft zwischen den „Schlafschafen“ einerseits und den „Corona-Leugnern“ oder gar „Aluhutträgern“ andererseits habe ich an dieser Stelle bereits geschrieben. Wenn ich auf die immer schärferen Kommentare in den sozialen Netzwerken blicke, mit denen sich die beiden Lager gegenseitig überziehen, wird mir bange. Und der Blick in die USA zeigt, dass selbst die Anhänger zweier politischer Parteien (nicht nur) verbal aufeinander losgehen können. Das finde ich umso bedenklicher, als wir in diesen angespannten Zeiten enger zusammenstehen sollten. Dazu gehört auch, sich überhaupt mit Sichtweisen und Argumenten anderer auseinanderzusetzen.

    Auch die politische Entwicklung sehe ich derzeit ohne jede Freude. Wenn die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes wie vorgesehen beschlossen wird, ist das die nachträgliche Legitimierung bereits vollzogener Maßnahmen, etwa der Schließung von Gaststätten. Das halte ich für zumindest grenzwertig.

    Jede Menge gute Argumente
    Und wie geht es weiter mit dem Lockdown? Laut einer Umfrage befürchten 52 Prozent der Bundesbürger, dass Haushalte das Weihnachtsfest getrennt feiern müssen. 53 Prozent erwarten, dass Restaurants, Kneipen und Cafés rund um die Feiertage geschlossen bleiben. Hoffen wir, dass dem Handel wenigstens weitergehende Schließungen wie im Frühjahr erspart bleiben. Dass das so bleibt, dafür gibt es jede Menge gute Argumente. Sie müssen nur gehört werden.

    Lassen wir uns in diesem merkwürdigen November nicht unterkriegen, in dem die Einkaufsstraßen leer sind und die wenigen Menschen mit Mund-Nasen-Schutz an den Geschäften vorüberhasten.

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Weniger freie Jobs

    NÜRNBERG // Im dritten Quartal 2020 gab es bundesweit 934 000 offene Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Gegenüber dem Vorjahresquartal 2019 sank die Zahl offener Stellen damit um 426 000.

    Das entspricht einem Rückgang von rund 31 Prozent. Gegenüber dem zweiten Quartal stieg die Zahl der offenen Stellen jedoch um 41 000, also um knapp fünf Prozent, an. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).


    Unter Vorjahresniveau

    „Nach wie vor liegt die Zahl der offenen Stellen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Der Abwärtstrend wurde jedoch im dritten Quartal gestoppt“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Ein deutlicher Anstieg offener Stellen ist bei den Betrieben mit zehn bis 49 Beschäftigten zu beobachten. Hier stieg die Zahl im dritten Quartal auf 288 000 und liegt damit 15 Prozent über dem Wert vom zweiten Quartal.

    „Viele Betriebe sind seit dem Beginn der Corona-Krise zurückhaltend bei der Personalsuche. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie belastet auch das Einstellungsverhalten der Betriebe“, so Kubis.

    pi

  • Faktischer Lockdown für den Einzelhandel

    BERLIN // Nach dem Corona-Gipfel der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten am 28. Oktober macht der Handelsverband Deutschland (HDE) deutlich, dass infolge der Beschlüsse zum Herunterfahren des öffentlichen Lebens viele Handelsunternehmen auf die zugesagte staatliche Hilfe angewiesen sind.

    Positiv sei, dass in den Geschäften nun statt ursprünglich geplant einem Kunden pro 25 Quadratmeter, zumindest ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche zugelassen sein soll. Der faktische Lockdown gefährde jedoch viele Einzelhändler in der Innenstadt.

    Hervorragende Hygienekonzepte
    „Die Politik hat zumindest den Vorschlag zur strengen Begrenzung der Kundenzahl noch einmal abgeschwächt. Das ist gut so und wird den Händlern helfen, längere Schlangen vor den Geschäften und in der Folge unnötige Ansteckungsrisiken zu vermeiden“, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Offensichtlich habe der Einzelhandel mit seinen über Monate hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten auch die an der Beschlussfassung beteiligten Politiker überzeugen können. „Einkaufen ist auch in der Pandemie sicher, der Einzelhandel ist kein Hotspot“, führt Genth weiter aus.

    Schwierige Lage für den Handel
    Das weitgehende Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit Schließungen in der Gastronomie und verschärften Kontaktbeschränkungen bringe allerdings auch die Handelsunternehmen in den Innenstädten in eine schwierige Lage und komme einem faktischen Lockdown gleich. Zwar dürfen die Geschäfte geöffnet bleiben, aber es werden nach Genths Einschätzung voraussichtlich nur wenige Kunden den Weg in die Stadtzentren finden. „Wenn die Geschäfte als einzige geöffnet sind, alle anderen Branchen rundherum schließen müssen und die Menschen zuhause bleiben, dann sind die Händler in einer sehr schwierigen Lage. Die Handelsunternehmen können nur bei entsprechenden Kundenfrequenzen wirtschaftlich arbeiten“, betont Genth.

    Unkomplizierte Hilfen
    Deshalb sei die Branche für die kommenden Wochen mehr denn je auf schnelle und unkomplizierte Hilfen für unverschuldet in Not geratene Geschäfte angewiesen. Genth: „Wir nehmen den Finanzminister beim Wort. Viele innerstädtische Händler sind auf schnelle Ausgleichszahlungen des Staates angewiesen.“ Eigene finanzielle Reserven seien bei vielen schon lange aufgebraucht.“

    Der Mittelstand dürfe in dieser Krise nicht abgehängt werden. „Ansonsten wird sich nach Corona zeigen, dass viele Händler nicht durchhalten können und die Innenstädte veröden“, gibt der HDE-Hauptgeschäftsführer zu bedenken.

    pdh

  • Wichtiger Wirtschaftsfaktor auch in Zeiten der Corona-Krise

    POTSDAM // Die Land Brandenburg Lottogesellschaft (LBL) blickt auf drei erfolgreiche Quartale des Jahres 2020 zurück. Ein starkes Händlernetzwerk, vorteilhafte Jackpots, neueste Technologie sowie die ausgeprägte Kundentreue sorgten in den ersten neun Monaten für Spielerträge in Höhe von 150,8 Millionen Euro – ein Zuwachs von 7,2 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

    Neue Technologien
    „Die Covid-19-Pandemie ist ein drastischer Einschnitt in die Gesellschaft. Auch die LBL war und ist davon betroffen – wobei unsere Kundenbeziehungen der Situation standhielten. Durch den Einsatz neuer Technologien waren wir gut vorbereitet und können aus unternehmerischer Sicht und als Landesgesellschaft eine positive Bilanz aus den vergangenen Monaten ziehen“, verkündet Anja Bohms, Geschäftsführerin von Lotto Brandenburg.

    Nachfrage bleibt
    Während der Zeit des Corona bedingten Lockdowns im Frühjahr mussten nur wenige Partner ihre Geschäfte im Land schließen, in der Kernzeit waren es bis zu 40 der rund 670 Lotto-Shops. Trotz der Ausnahmesituation konnten somit 94 Prozent der Vertriebspartner weiter die gefragten Lottoprodukte verkaufen – ein Gewinn im Einzelhandel dieser Tage.

    Die LBL stattete zum Ende des Vorjahrs alle Geschäfte mit einer neuen Generation Lottoterminals aus. Durch die neue Technologie, welche eine Investition in Höhe von rund fünf Millionen Euro erforderte, werden Händlern und Kunden fortwährend alle Prozesse rund um das Lottospiel erleichtert. Das wirkte auch während der Corona-Einschränkungen.

    Starkes Händlernetz
    Ergänzend zur starken Aufstellung des Händlernetzwerks verzeichnet Lotto Brandenburg einen Umsatzzuwachs von 31,6 Prozent im Online-Vertrieb im Vergleich zur Vorjahresperiode. Für den digitalen Wandel hat sich die LBL bestens gerüstet. Mit Einführung der neuen Website im August 2020 stehen für die Interessenten mehr Informationen online bereit und sie profitieren von einem schnellen, sicheren und personalisierten Kaufprozess. Dieser basiert auf den neuesten technischen Standards und ist optimiert auf die Smartphone-Nutzer ausgerichtet. Das Investitionsvolumen lag hier bei rund einer Million Euro.

    Förderungen von Brandenburger Projekten
    Den Lottokunden blieb dank der vielversprechenden Jackpotphasen seit Anfang des Jahres die Spielfreude erhalten. Über die vier Megajackpots von mehr als 20 Millionen Euro im Spiel Lotto 6 aus 49 und dem im Mai geknackten 90-Millionen-Eurojackpot freuten sich die Tippenden, die LBL und nicht zuletzt auch das Land Brandenburg. Neben der Gewinnausschüttung von über 73 Millionen Euro mit bis dato fünf Millionengewinnern in diesem Jahr, leistete Lotto Brandenburg zudem Glücksspielabgaben in Höhe von 29,4 Millionen Euro, welche unter anderem in Form von Lotteriemitteln in die Förderung von Brandenburger Projekten fließen. Weiter wurden 25,9 Millionen Euro Lotteriesteuer abgeführt.

    Zuversichtlich in die Zukunft
    LBL-Geschäftsführerin Kerstin Kosanke blickt insoweit zuversichtlich in Richtung Jahresende: „Als Unternehmen blieb die LBL auch in Krisenzeiten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Brandenburg, ob als Arbeit- und Auftraggeberin oder in den verschiedensten Kooperationen als beständige Vertragspartnerin. Wir konnten und können dies dank der Brandenburger Lottospieler weiter aufrechterhalten.“

    vi

  • Frühindikator stabil

    NÜRNBERG // Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Oktober um 0,1 Zähler auf 100,2 Punkte gestiegen. Nach den deutlichen Anstiegen aus den vergangenen Monaten hat sich der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) damit auf dem erreichten Niveau behauptet. Allerdings spiegelt der Wert die Situation vor Verhängen des zweiten Lockdown wider.

    Günstige Aussichten
    Relativ günstige Aussichten zeigt das IAB-Arbeitsmarktbarometer für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit: Die entsprechende Komponente legte um 0,3 auf 102,4 Punkte zu. „Die kurzfristig stark erhöhte Arbeitslosigkeit könnte langsam wieder abgebaut werden“, sagt Enzo Weber vom IAB. Zu beachten sei, so Weber, dass der Befragungszeitraum vor den starken Infektionszunahmen der vergangenen zwei Wochen endete.

    Beschäftigungskomponente
    Die Beschäftigungskomponente des Frühindikators blieb im Oktober auf dem Vormonatswert von 98,1 Punkten. „Bezüglich der Beschäftigungsentwicklung bleiben die Arbeitsagenturen skeptisch. Die Infektionsdynamik und die Transformationsprozesse in der Wirtschaft stellen Risiken dar“, erläutert Weber. Auch sinke nach jahrelangem Anstieg die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte: „Im Zuge der Krise haben sich viele Arbeitskräfte vorerst vom Arbeitsmarkt zurückgezogen und die Zuwanderung ist eingebrochen.“

    Monatliche Umfrage
    Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Während Komponente A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des Arbeitsmarktbarometers.

    pi

  • Wieder steht Deutschland still

    BERLIN // Zum zweiten Mal in diesem Jahr geht die Bundesrepublik in den Lockdown – vorerst für vier Wochen. So will das Kabinett um Kanzlerin Angela Merkel zumindest Weihnachten retten. Manchen Branchen wird das nicht helfen.

    Gastronomie und Veranstaltungsbranche
    Die Gastronomie und die Veranstaltungsbranche sind von den neuen Maßnahmen besonders hart betroffen. Kein Wunder, dass die Restaurant-Betreiber angekündigt haben, rechtliche Schritte zu gehen. Begründung: Gerade drei Prozent der positiven Tests werden als Folge von auswärtigen Essen ermittelt.

    Obergrenze in Quadratmeter
    Ob der Handel tatsächlich uneingeschränkt geöffnet bleiben darf, ist aktuell noch nicht abzusehen. Merkel, Spahn, Söder und Co. werden darüber in gut zwei Wochen das nächste Mal beraten. Sind die Zahlen dann nicht auf dem absteigenden Ast, drohen weitere Einschnitte. Vorläufig – und das gilt ab 2. November – dürfen Geschäfte offenbleiben, die Hygieneauflagen beachten, den Zutritt steuern und Warteschlangen vermeiden. Obergrenze: Pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche darf sich nur ein Kunde im Laden aufhalten.

    Entschädigung für Betroffene
    Immerhin, heißt es aus Berlin, würden besonders betroffene Firmen entschädigt. Dabei könnten kleine Betriebe bis zu 75 Prozent ihrer Umsatzausfälle erstattet bekommen, größere Betriebe bis zu 70 Prozent. Vergleichsmaßstab sind die Umsätze des Vorjahresmonats, also zunächst von November 2019. Kleiner Haken: Bereits gewährte Zahlungen wie Überbrückungshilfen oder Kurzarbeitergeld von den Nothilfen abgezogen werden. Es gehe vor allem um Betriebe in der Gastronomie oder im Tourismus.

    Überbrückungshilfen
    Für den Fall eines – wie angedacht – vierwöchigen Lockdowns bezifferte Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz die Kosten auf sieben bis zehn Milliarden Euro. Dies sei auch abhängig davon, welchen Branchen die Nothilfen gewährt würden. Ein dritter Nachtragshaushalt sei jedoch nicht notwendig, vielmehr könnten die Gelder aus dem bereits existierenden Topf für Überbrückungshilfen stammen. Von den dafür vorgesehen 25 Milliarden Euro wurden bislang erst rund zwei Milliarden Euro abgerufen. Der Bund plant, die Überbrückungshilfen, Zuschüsse für kleine und mittlere Firmen, bis Mitte 2021 zu verlängern. Ursprünglich sollten sie zum Jahresende auslaufen.

    Im Einzelnen
    Im Einzelnen stehen auf der Anti-Corona-Agenda:

    [bul]erhebliche Kontaktbeschränkungen auf privater Ebene,
    [bul]De-facto-Verbot privater Reisen,
    [bul]Verbot von Unterhaltungsveranstaltungen, ausgenommen ist der – dann zuschauerfreie – Profisport,
    [bul]Verbot von Freizeit- und Amateursport mit geringen Ausnahmen,
    [bul]Schließen aller Freizeiteinrichtungen wie Konzerthäuser, Theater, Spielhallen, Bordellen, Schwimmbädern, Saunen sowie Fitnessstudios,
    [bul]Schließen aller Gastronomie-Betriebe,
    [bul]Schließen von Kosmetikstudios, Massagepraxen und ähnlichen Dienstleistern,
    [bul]Auflagen für den Handel und
    [bul]Offenhalten von Schulen sowie Kindergärten.

    max

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    ohne Ironie ist das alles gerade nur schwer zu ertragen. Also: Sehen Sie mir nach, falls ich heute gelegentlich übers Ziel hinausschieße. Jedenfalls habe ich einen der Haupttreiber hinter der Pandemie und dem neuerlichen Lockdown ausgemacht, mit dem Sie garantiert nicht gerechnet haben.

    Haupttreiber hinter der Pandemie
    Es ist Roland Kaiser. Glauben Sie nicht? Aber sicher! Der Barde hat das alles lange vorhergesehen. Hören Sie sich doch einfach mal sein Lied „Ich glaub es geht schon wieder los“ an. Der Titel sagt doch alles. Und dann geht es los mit „Ich hab mir geschworen, jetzt bleib ich allein.“ Leider stimmt uns Kaiser auch darauf ein, dass wir künftig mit dem Virus leben müssen: „Ich glaub es geht schon wieder los und wird auch nie vorbei sein.“ Merken Sie was?

    Herzerfrischende Äußerungen
    Ich bin ja mittlerweile ein großer Fan von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Es ist so herzerfrischend, was der Mann von sich gibt. Erinnern Sie sich an einen seiner zahlreichen TV-Auftritte – in diesem Fall bei Lanz? Da erklärte Lauterbach: „Wenn der PCR-Test positiv ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man dann tatsächlich in Wirklichkeit gesund ist, die Wahrscheinlichkeit ist gleich null.“ Gut, dass gilt jetzt eher nicht so, wenn man Profifußballer ist (googeln Sie doch mal „fußball corona falsch positiv“) oder in Bayern lebt. Der Fall der Augsburger MVZ mit 58 falsch-positiven Test bei 60 Nachprüfungen ist ja inzwischen hinlänglich bekannt. Ehrlich gesagt kann ich sogar nachvollziehen, dass solche Fehler passieren. Lustig ist nur der Hinweis – ich fasse mit meinen eigenen Worten zusammen – aus der Branche: Anderen geht es auch nicht besser. Ich überspitze mal: Mit einem Münzwurf wäre der Corona-Test schneller und erheblich kostengünstiger durchzuführen.

    Weitreichende Befugnisse
    Kurzer Blick zurück in die 70er- und 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Da trieben die RAF-Terroristen ihr Unwesen und die zuständigen Behörden wurden mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Doch auch damals blieb der Schutz der privaten Wohnung weitgehend bestehen. Durchsuchungen können eh wie je nur Richter anordnen – die sich das meist nicht leicht machen. Lauterbach fordert jedoch eine Lex Corona: „Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein.“ Nachdem ihm diese Aussage um die Ohren gehauen wurde, ruderte Lauterbach allerdings zurück: „Ich lehne es ab, dass Polizei oder Ordnungskräfte Wohnungen kontrollieren. Die Privatwohnung bleibt voll geschützt.“ Aber ein Blick durchs Fenster wird ja wohl möglich sein. Könnte mir vorstellen, dass Lauterbach ein Fan des baden-württembergischen Modells ist: Das südwestlichste Bundesland will Hilfspolizisten mit 84 stündiger Grundausbildung in Uniform und mit Dienstwaffe auf Maskenverweigerer und andere Corona-Quertreiber loslassen. Außerdem ziehen wir mit solchen Aussagen gerade eine neue Schar von Denunzianten heran, die auch den Nachbarn melden, falls der mit elf statt der erlaubten zehn Leuten feiert.

    Zusammenarbeiten und voneinander lernen
    Weil’s aber nicht so recht läuft an der Virus-Front, nun also Lockdown 2.0. Ironischerweise haben Merkel und Co. die scharfen Maßnahmen fast genau zwei Wochen nach einem Statement der WHO bekanntgegeben. Darin erklärt die Weltgesundheitsorganisation, dass sie von ihrem ursprünglichen Kurs abweicht und ein Umdenken fordert: „Wir appellieren an alle Regierungen der Welt: Hören Sie auf damit, Lockdowns als wichtigste Methode im Kampf gegen das Covid-Virus einzusetzen. Entwickeln Sie stattdessen bessere Systeme. Arbeiten Sie zusammen und lernen Sie voneinander.“ Klingt ziemlich vernünftig. Allerdings haben wir Vernunft im Umgang mit Corona bisher nur vereinzelt gesehen. Dabei kommen mir die berühmten Zeilen des Spätromantikers und Meisters der Ironie Heinrich Heine in den Sinn: „Denk‘ ich an Deutschland in der Nacht…“

    Ich wünsche uns ein schönes und vorerst letztes freies Wochenende.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Solider Arbeitsmarkt

    NÜRNBERG // Das kürzlich erstmals veröffentlichte Europäische Arbeitsmarktbarometer zeigt: Die Aussichten am Arbeitsmarkt stabilisieren sich in vielen europäischen Ländern. Das European Labour Market Barometer lag im September bei 98,7 Punkten. Gegenüber dem Vormonat ist es damit um 0,8 Punkte gestiegen.

    Arbeitsmarktindikator
    Nach dem tiefen Absturz des Arbeitsmarktindikators im April um 6,9 auf 93,5 Punkte wurde mittlerweile ein erheblicher Teil des Rückgangs wieder ausgeglichen. Das berichten das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Europäische Netzwerk der öffentlichen Arbeitsverwaltungen (European Network of Public Employment Services, PES). „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Europa stabilisiert sich, aber die Krise ist noch nicht überstanden“, erklärt Enzo Weber vom IAB.

    Verbesserung am Arbeitsmarkt
    Die Skala des Barometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). Der Wert 100 ist die neutrale Marke, bei der weder eine deutliche Verbesserung am Arbeitsmarkt noch eine deutliche Verschlechterung in den nächsten drei Monaten zu erwarten ist.

    Während der Teilindikator A des Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Teilindikator B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Im September lag der Teilindikator A „Arbeitslosigkeit“ bei 99,5 Punkten, der Teilindikator B „Beschäftigung“ bei 98,0 Punkten.

    Europäischer Arbeitsmarkt
    Der Mittelwert aus den Teilindikatoren „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert des Europäischen Arbeitsmarktbarometers. Alle Indikatorwerte liegen auch separat für die 15 Arbeitsverwaltungen vor, die sich aktuell am europäischen Arbeitsmarktbarometer beteiligen – von Bulgarien bis Zypern.

    „Das Europäische Arbeitsmarktbarometer ist ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit der Arbeitsverwaltungen in Europa. Das Projekt wird noch wachsen, weitere Länder haben ihre Teilnahme bereits zugesagt“, sagt Johannes Kopf, Vorsitzender des PES-Netzwerks.

    Das Europäische Arbeitsmarktbarometer basiert auf einer einmal pro Monat durchgeführten Befragung unter Arbeitsagenturen.

    pi

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    endlich ist eine Lösung greifbar, mit der wir in Deutschland „Herdenimmunität“ mit Blick auf Covid-19 erzielen können. Dazu muss nur bei jedem Einwohner ein PCR-Test gemacht werden.

    60 Zyklen
    Der Abstrich wird dann 60 Replikationszyklen (ablesbar am sogenannten Ct-Wert) unterzogen. Warum 60? Weil Kary Mullis, der Erfinder der PCR-Tests, einst behauptete, der Test sei so genau, dass man nach 60 Zyklen wirklich jede Virus-RNA nachweisen könne. Über die Aussagekraft lässt sich dann allerdings streiten. Immer mehr Experten meinen, dass ab einem Ct von 24 keine Infektion vorliegen kann, der „Träger“ des Virus folglich nicht ansteckend sei. Andere glauben, dass spätestens nach 30 Zyklen keine Ansteckung mehr möglich sei – darunter das Robert-Koch-Institut. Das RKI schreibt auf seiner Homepage: „Ein Ct-Wert >30 kann als Kriterium herangezogen werden, der nach bisherigen Erfahrungen mit einem Verlust der Anzüchtbarkeit einhergeht.“ Das Virus ist also nicht vermehrungsfähig. In deutschen Labors werden zurzeit offenbar meist 35 bis 40 Zyklen gefahren, manchmal sogar bis 45. Die Gesundheitsämter, die für die Isolierung Infizierter verantwortlich sind, erfahren den Ct-Wert jedoch nur selten. Im Klartext: Es werden immer mehr Menschen in Quarantäne gesteckt, die nicht ansteckend sind.

    Covid-19 und die Grippe
    Was mich wundert: Dass hierzulande so wenig über die neue Studie des Stanford-Mediziners John Ioannidis berichtet wird. Der hat sich mit seinem Team 61 Studien weltweit vorgenommen und detailliert ausgewertet. Kernaussage: Unter Berücksichtigung der Dunkelziffer bei den Corona-Fällen liegt die sogenannte IFR, also die Infektionstodesrate, für Menschen unter 70 Jahren zwischen 0,00 und 0,31 Prozent mit einem Median von 0,05 Prozent. Laut dieser Untersuchung, die bereits peer reviewed und auf den Seiten der WHO veröffentlicht ist, entspricht die Letalität von Covid-19 etwa der einer normalen Grippe, die laut RKI Opferzahlen von 0,1 bis 0,2 Prozent fordert. Dabei weist auch Ioannidis darauf hin, dass ältere und schwer vorerkrankte Menschen deutlich stärker gefährdet seien ¬– unter Berücksichtigung dieser Bevölkerungsgruppe kann die Sterblichkeit im Mittel bis auf 0,27 Prozent steigen.

    Übersterblichkeit
    Lassen Sie uns noch einen Blick auf die Übersterblichkeiten werfen. Dazu habe ich eine Tabelle des RKI vom 10. Januar 2015 gefunden. Für die Grippesaisons 1984/1985 bis 2012/2013 wurden dabei Exzessmortalitäten zwischen 0 und 37 gefunden. Die Zahl der an Influenza Verstorbenen lag zwischen 0 und 29.900. Der Mittelwert der Übersterblichkeit lag bei 12,6. Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt hat für Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 einen bundesweiten Wert von 11,8 je 100.000 errechnet, was allerdings insofern nicht ganz korrekt ist, weil wir bereits in die zweite Corona-Saison gerutscht sind.

    Jeder einzelne Todesfall ist bedauerlich, das steht außer Frage. Aber die Autokraten um Alleinherrscherin Angela Merkel und den nach mehr Macht strebenden Jens Spahn, der – allem Maskentragen zum Trotz – derzeit in Quarantäne sitzt, können in solchen Zahlen keine Begründung für die immer schärfer werdenden Maßnahmen finden.

    Sentinelproben
    Übrigens: Die Menschen gehen wegen (schwerer) Erkältungen offenbar kaum noch zum Arzt. Das Sentinel des Robert-Koch-Instituts weist für die Kalenderwoche 42 gerade 13 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle aus. In allen Proben wurden ausschließlich Rhinoviren nachgewiesen, „in keiner der untersuchten Sentinelproben wurden Influenzaviren oder SARS-CoV-2 identifiziert“. Die Grippesaison hat dabei laut RKI Anfang Oktober begonnen, eine Grippewelle ist demnach ab etwa Anfang Januar zu erwarten und dauert üblicherweise drei bis vier Monate.


    Corona-Situation

    Warum mich die Corona-Situation immer noch so beschäftigt? Weil die wirtschaftlichen Folgen verheerend sind. In erster Linie allerdings für kleine und mittlere Unternehmen. Bei den Großen sieht es deutlich besser aus. Wenn ich dann im „Handelsblatt“ lese: „Schwere Einbrüche bleiben aus: Neuer Optimismus bei den Dax-Konzernen – Anders als in den Krisen 2002 und 2008 drohen den Unternehmen im Corona-Jahr 2020 keine drastischen Gewinneinbrüche“, macht mich das umso ärgerlicher.

    Ich wünsche uns, dass diese schwierigen Zeiten irgendwann aus- und überstanden sind. Haben Sie ein schönes Wochenende!

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Staat muss Schwarzmarkt Riegel vorschieben

    WIESBADEN // Im Zuge der Neuregelung des Glücksspiels werden erstmals in Deutschland unter Auflagen auch Online-Casino-, Online-Poker- und Online-Automatenspiele erlaubt. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer von Lotto Hessen, zeigt sich offen dafür.

    „Die für 1. Juli 2021 geplante Neufassung des Glücksspieländerungsstaatsvertrags ist grundsätzlich zu begrüßen, hat doch die inkohärente bisherige Regelung einen Vollzug unmöglich gemacht und damit den Schwarzmarkt über Jahre ungehindert zum Blühen gebracht – zum Schaden der Spieler, des Gemeinwohls und des Steuerzahlers“, schreibt er im Vorwort des kürzlich veröffentlichten Geschäftsberichts der staatlichen Lotteriegesellschaft.

    Der Markt für Online-Spiele und -Casinos liegt bei geschätzt 30 Milliarden Euro Umsatz, der für Sportwetten im Internet bei zehn Milliarden Euro.

    Landeslotteriegesellschaften eine Chance geben
    Die Verbote dieser Angebote wertet Sundermann als „Schwarzmarktrealität, wenn rechtsfreie Räume – wie seit fast zwei Jahrzehnten in Deutschland – entstehen“. Deshalb sei es wichtig, auch diese Glücksspielsegmente in den geplanten Staatsvertrag einzubeziehen, sie reguliert zu öffnen und den Landeslotteriegesellschaften die Chance zu geben, ebenfalls hier tätig sein zu können.

    Dabei werde es sehr auf die Ausführungsgesetze ankommen und dass eine nationale Glücksspielaufsichtsbehörde diese regulierte Öffnung auch wirklich für alle reguliert durchsetzen kann und wird. „Ansonsten werden wir den Markt an illegale private Anbieter verlieren, die anders als die staatlichen Anbieter in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie alle durch mangelnden Vollzug existierende Spielräume zu Lasten der vom schnellen Glücksspiel für den Einzelnen ausgehenden Gefahren konsequent ausnutzen“, warnt Heinz-Georg Sundermann.

    Der Geschäftsführer von Lotto Hessen mahnt eindringlich: „Der Staat muss jetzt zeigen, dass er die Kraft hat, endlich entschieden gegen einen weiter wachsenden Schwarzmarkt vorzugehen, zugunsten all derjenigen, die auf ein legales staatliches Glücksspielangebot setzen und dies auch erwarten dürfen.“ vi