Schlagwort: Schadensminimierung

  • E-Zigarette vor spannendem Jahr

    KÖLN // DTZ hat Branchenvertreter gefragt, wie sie das Jahr 2021 sehen und wie ihre Erwartungen sind. In den folgenden Ausgaben drucken wir die Statements ab. In Folge 2: Dustin Dahlmann, Vorsitzender im Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG).

    Zwei Drittel sind optimistisch
    Zwei Drittel der deutschen E-Zigarettenhändler und -hersteller sind optimistisch. Sie bewerten die Chancen für die E-Zigarette trotz zuletzt schwieriger Umstände als gut (46 Prozent) oder sogar sehr gut (22 Prozent). Das sind Ergebnisse einer 2020 durchgeführten Umfrage des BfTG, an der rund 600 Branchenvertreter teilgenommen haben.

    Branche erwartet Umsatzwachstum
    Die Branche erwartet für 2021 ein Umsatzwachstum von rund 20 Prozent. Dieser Optimismus zeigt die Stärke und Beharrlichkeit der E-Zigarettenbranche, die es wie viele Wirtschaftszweige 2020 wegen der Pandemie-Auswirkungen nicht leicht gehabt hat. Die schwere Krise des globalen E-Zigarettenmarkts gegen Ende 2019, die durch eine falsche Medienberichterstattung zu den Vorfällen in den USA ausgelöst wurde, hat sich Anfang 2020 deutlich abgeschwächt. Das Vertrauen in das Produkt E-Zigarette ist zurückgekehrt, und viele Konsumenten haben verstanden, dass Dampfen nach wie vor eine erheblich sicherere Alternative zum Rauchen ist. Dieses Vertrauen bildet das Fundament für das Wachstum des Markts. Perspektivisch ist die Branchenentwicklung dabei an die politischen Rahmenbedingungen gekoppelt.

    Stationärer Handel
    Vertriebskanäle: Der stationäre Handel entwickelt sich stärker als andere Kanäle und ist innerhalb eines Jahres um 14 auf 52 Prozent gewachsen. Nur noch jeder zehnte Händler (11 Prozent) vertreibt seine Produkte ausschließlich online. 2019 hatten noch 15 Prozent der Teilnehmer angegeben, E-Zigaretten und Zubehör ausschließlich über einen Online-Shop zu verkaufen. 37 Prozent der Händler nutzen beide Vertriebswege.

    Fachhandel punktet
    Hinsichtlich der Beratungskompetenz punktet der Fachhandel und kann Umsteiger vor Ort gezielter ansprechen als der reine Online-Händler. In Zeiten des Lockdowns hat sich eine zweigleisige Strategie bewährt, weil ein Teil des Bestandskundengeschäfts des Fachhandels auf Online-Shops umgelenkt werden konnte.

    Politische Entwicklung
    Zur politischen Entwicklung: 2021 werden die Weichen für die EU-Gesetzgebung der kommenden Jahre gestellt. So erwarten wir etwa deutliche Signale im Bezug auf die EU-Tabakprodukt-Richtlinie und einen ersten Entwurf der Direktive zu Verbrauchssteuern. Der europäische Verband IEVA ist 2020 stark gewachsen und kann damit das Interesse der europäischen Branche gut vertreten. Besonders hilfreich für die Verbandsarbeit ist die positive Entwicklung der wissenschaftlichen Faktenlage zur E-Zigarette. Es geht sowohl in Brüssel als auch in Berlin darum, die relevanten Stakeholder über das gesundheitspolitische Potenzial der E-Zigarette aufzuklären und das Thema Schadensminimierung noch stärker in den Fokus der politischen Entscheider zu rücken.

    Fokus der Verbandsarbeit
    Im Fokus der deutschen Verbandsarbeit stehen im Superwahljahr 2021 die Themen Steuern, Aromen und die Auswirkungen der WHO / FCTC-Konferenz auf die Politik.
    Das BfTG ist zudem im regelmäßigen Austausch mit relevanten Entscheidern. E-Zigaretten müssen im Sinn der Schadensminimierung und als Anreiz für Umsteiger einen deutlichen Preisvorteil gegenüber Tabakprodukten bieten. Ein wichtiges Ergebnis der Anhörung am im September im Finanzausschuss war die Anerkennung der Schadensminimierung durch E-Zigaretten. Hier gilt es, die wissenschaftliche Evidenz auch 2021 als Grundlage für steuerrechtliche Entscheidungen zu nutzen.

    Entwicklungen in Europa
    Mit Sorge sehen wir die Entwicklungen in einigen europäischen Staaten, welche die Aromenvielfalt eingeschränkt haben oder dies planen. Auf europäischer und deutscher Ebene klären wir die Entscheider über die Wichtigkeit von Aromen für erwachsene Dampfer auf. Eine 2020 durchgeführte Umfrage des europäischen Verbands IEVA zeigt, dass mehr als 65 Prozent der erwachsenen Nutzer von E-Zigaretten Frucht- oder Süß-Liquids konsumieren. Etwa 80 Prozent der Dampfer würden nicht auf Tabakaromen umsteigen, wenn alle anderen Geschmacksrichtungen außer Tabak verboten würden. Resultat: Viele Nutzer würden sich auf dem ungeregelten Schwarzmarkt orientieren oder zurück zur Tabakzigarette wechseln. Diese Gefahr muss dem Gesetzgeber bewusst sein, und unsere Argumentation hierzu wird immer besser verstanden.

    Diskussion um E-Zigarette
    Am 8. November 2021 soll die neunte Conference of the Parties (COP 9) der WHO / FCTC in Den Haag starten. Ein wichtiger Bestandteil der Debatten wird die Diskussion um die E-Zigarette sein. Es ist nicht zu erwarten, dass dem Thema Harm Reduction auf der Konferenz der richtige Stellenwert beigemessen wird. Wir sehen es als eine unserer Hauptaufgaben an, der Politik zu zeigen, dass die WHO-Strategie beim Thema Tabakkontrolle zu kurz greift. Hierzu sind zahlreiche Veranstaltungen auf deutscher und europäischer Ebene geplant.

    Fazit: Die Branche blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Aber es gibt viel zu tun, um die Bedingungen für wirtschaftliches Wachstum möglichst positiv zu gestalten. Dazu brauchen die Verbände die Unterstützung der Branche.

    Dustin Dahlmann

  • „Drogenbericht einfach peinlich“

    BERLIN // Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), hat jetzt den aktuellen Drogen- und Suchtbericht vorgestellt. Während die Politikerin sich zufrieden gibt, hagelt es von anderen Seiten Kritik.


    Werbefenster schließen

    „Sie wissen, wie schwer sich gerade die Unionsparteien mit dem Tabakwerbeverbot getan haben.“ Das bestätigte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) beim Vorstellen des aktuellen „Drogen- und Suchtberichtes“. Aber: Die Politikerin zeigte sich mit dem Erreichten durchaus zufrieden. Bereits in wenigen Wochen werde es in Filmen, zu denen Jugendliche Zugang haben, keine Kinowerbung für Tabakprodukte und E-Zigaretten mehr geben. Jede kostenlose Abgabe solcher Produkte bei Veranstaltungen sei nicht mehr möglich und man werde diese Produkte nicht mehr verlosen oder als Preis aussetzen können. Auch im Internet würden sich die letzten Werbefenster schließen.

    Neue Regeln
    Dennoch bezeichnete Ludwig die neuen Regeln als Kompromiss. Sie bezog sich dabei auf die Fristen für die Außenwerbung für Zigaretten (Verbot ab 2022), Tabakerhitzer (Verbot ab 2023) und E-Zigaretten (Verbot ab 2024). Dies seien, wie Ludwig poetisch formulierte, „Wehmutstropfen“.

    Der Kompromiss
    Der Kompromiss sei schon deshalb positiv, so die Drogenbeauftragte weiter, weil bereits ab 1. Januar 2021 eine umfassende Regulierung für die Inhaltsstoffe auch bei nikotinfreien Liquids gälten. Die entsprechenden Vorgaben würden damit denen bei nikotinhaltigen Liquids angeglichen. Nicht ganz logisch war nach Ansicht von Beobachtern die abschließende Aussage Ludwigs, damit sei „Schluss mit Shake-and-Vape-Produkten, mit denen der Gesundheitsschutz bei E-Zigaretten zuletzt großflächig umgangen wurde“.

    So zufrieden Ludwig sich auch gab – von vielen Seiten kam Kritik an den Kernaussagen des Berichts. Der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) etwa teilte in einer Stellungnahme mit, es sei allgemein bekannt, dass das Rauchen von Tabakzigaretten ein folgenschweres und vermeidbares Gesundheitsrisiko darstelle. Umso wichtiger sei es, den Rauchern in Deutschland eine wirksame Alternative zur Verfügung zu stellen.

    Potenzial der E-Zigarette
    Doch statt das Potenzial der E-Zigarette beim Rauchausstieg und damit einer potenziellen Verringerung des individuellen Risikos zu nutzen, ignoriere der Bericht sämtliche wissenschaftliche Studien, die eine geringere Schädlichkeit der E-Zigarette gegenüber Tabakprodukten eindeutig belegen.

    Die E-Zigarette werde nicht als wesentlich weniger schädliche Alternative und als Instrument der Tobacco Harm Reduction verstanden. Vielmehr versuche man, diese auf eine Stufe mit der Tabakzigarette zu stellen. Michal Dobrajc, Vorsitzender des VdeH: „Für die Drogenbeauftragte der Bundesregierung ist es ein Armutszeugnis, dass wissenschaft‧liche Fakten, wie die geringere Schädlichkeit von E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten weiter ignoriert werden. Während in anderen Bereichen die Substitution als wichtiges Mittel zur Harm Reduction anerkannt wird, wird die Rolle der E-Zigarette als weniger schädliche Alternative zur Tabakzigarette konsequent ignoriert.“


    BVTE fordert Paradigmenwechsel

    Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE), forderte einen Paradigmenwechsel in der Politik: „Anstatt vollständige Tabakabstinenz durch immer neue, schikanöse Vorschriften erzwingen zu wollen, muss dem mündigen Verbraucher durch ein vielfältiges Produktangebot die Möglichkeit zu einem weniger schädlichen Nikotinkonsum eröffnet werden.“

    Der neue Drogen- und Suchtbericht bestätige, dass der Jugendschutz im Tabakbereich funktioniere. Gemäß aktuellen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist der Anteil rauchender Minderjähriger im vergangenen Jahr mit nur noch 5,6 Prozent erneut gesunken (2001 rauchten 27,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen). Diese Tendenz setzt sich analog bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren fort.


    Neue Bevormundungen

    Der Ansatz, Raucher durch immer neue Bevormundungen und Verbote zu einem vollständigen Konsumverzicht drängen zu wollen, sei dagegen offensichtlich gescheitert: „Tabakpolitik funktioniert nicht nach dem Dosis-Wirkungs-Prinzip. Unnütze Maßnahmen zu verschärfen oder zu erweitern, kann nicht zu anderen Ergebnissen führen. Es ist Zeit für eine vollkommen neue nationale Tabak- und Nikotinstrategie, die am etablierten Ansatz der Schadensminimierung ausgerichtet ist“, stellte Mücke fest.


    Alternativen anbieten

    Die Politik sollte erwachsene Raucher, die ihre gesundheitlichen Risiken ohne eine komplette Abstinenz reduzieren wollen, durch die konsequente Unterstützung von Alternativen für einen weniger schädlichen Nikotinkonsum neue Wahlmöglichkeiten eröffnen: „Mit E-Zigaretten, Tabakerhitzern und tabakfreien Nikotinbeuteln bietet die Industrie bereits heute ein vielfältiges Angebot potenziell risikoreduzierter Produkte an und investiert in diesem Segment weiter intensiv in Forschung und Entwicklung.“

    Facetten der Suchtproblematik
    Das beurteilte Heino Stöver, Leiter des Instituts für Suchtforschung und Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences, ähnlich: „Das Problem der aktuellen Drogenpolitik besteht darin, dass viele Facetten der Suchtproblematik im Jahresbericht systematisch ausgeklammert werden.“ So würde Ludwig zu Recht für eine „viel größere Rolle“ des Prinzips der Schadensminderung eintreten, insbesondere im Hinblick auf die Substitution. Allerdings halte sie beispielsweise beim Thema Rauchen die Substitution durch E-Zigaretten weiter nicht für einen entscheidenden Punkt, der hierbei berücksichtigt werden sollte und verkenne damit die wissenschaftliche Faktenlage.

    Armutszeugnis für die Bundesregierung
    „Dieser Drogen- und Suchtbericht ist einfach nur peinlich“, wetterte dagegen Wieland Schinnenburg, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Fraktion der FDP, in der „Berliner Zeitung“. Er sei ein Armutszeugnis für die Bundesregierung. So liefere der Bericht im Vergleich zu Vorjahren kaum belastbare Daten. Eigene Konzepte der Regierung, Themen wie Medikamentenmissbrauch oder die Wirksamkeit der präsentierten Maßnahmen würden fast vollständig ausgeblendet. Stattdessen, so schimpfte Schinnenburg: „Der Bericht enthält 30 Fotos der Drogenbeauftragten. Er dient offenbar in erster Linie der Selbstdarstellung von Frau Ludwig.“


    max

  • „Schützen statt strafen“

    BERLIN // Die heutige Drogenpolitik erfüllt ihren Zweck nicht. Das sagen die Herausgeber des 7. Alternativen Drogen- und Suchtberichts. Erforderlich seien konsequente Maßnahmen zur Verminderung gesundheitlicher Schäden sowie staatliche Regulierung.

    Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung haben selbst darauf hingewiesen: Der Drogenhandel nimmt in Deutschland seit Jahren zu. Polizei und Justiz können den Drogenkonsum offenbar nicht aufhalten.

    Zeit für neue Wege
    Fachleute aus Wissenschaft und Drogenhilfe meinen daher, es sei Zeit für neue Wege. Die Drogenpolitik von morgen müsse heute beginnen. Das ist auch die zentrale Aussage des neuen Alternativen Drogen- und Suchtberichts, der jetzt vom Akzept Bundesverband und der Deutschen Aidshilfe vorgestellt wurde.

    Drei Neuerungen
    Die Herausgeber nannten dabei drei Neuerungen, die die hohe Zahl der Todesfälle durch legale und illegale Drogen senken, schädliche Folgen von Abhängigkeit reduzieren und gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Folgekosten drastisch reduzieren könnten:
    [bul]Ansätze der so genannten „Schadensminimierung“ beim Drogenkonsum müssten überall verfügbar sein und auch bei Tabak und Alkohol angeboten werden.

    [bul]Die staatlich regulierte Abgabe bisher illegaler Substanzen könne kriminellen Drogenhandel reduzieren, Menschen vor den Gefahren der Illegalität bewahren und Jugend- und Verbraucherschutz ermöglichen.
    [bul]Eine effiziente Drogenpolitik würde rasch gelingen, wenn die Bundesregierung Kompetenz in einem drogenpolitischen Fachbeirat zusammenführen würde.

    Kampf gegen Windmühlen
    Dazu erklärte Heino Stöver, Akzept-Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences: „Die Politik der Strafverfolgung ist nur noch ein schädlicher Kampf gegen Windmühlen. Betroffene werden marginalisiert statt unterstützt – oft mit tödlichem Ausgang. Eine zeitgemäße Drogenpolitik folgt der Devise: Schützen statt strafen!“

    Stöver weiter: „Abstinenz ist nicht alles. Neben der klassischen Prävention müssen wir auch bei Alkohol und Tabak Alternativen anbieten. Die E-Zigarette könnte vielen Menschen das Leben retten, denn sie ist weniger schädlich als die Verbrennung von Tabak.“

    Regulierte Abgabe
    Zum Thema Cannabis erklärte Bernd Werse, Vorstandsmitglied der European Society for Social Drug Research sowie des Centre for Drug Research an der Goethe-Universität Frankfurt: „Millionen Menschen, darunter viele junge, konsumieren Cannabis, nicht wenige machen auch Erfahrungen mit anderen Drogen. Die meisten entwickeln keine nennenswerten Probleme. Es ist vor allem das Strafrecht, das oft Leben oder Karrieren zerstört. Verfolgung durch eine regulierte Abgabe der Substanzen zu ersetzen, würde den Konsumierenden Produktsicherheit bieten und Milliarden Euro für sinnvolle Präventions- und Behandlungsangebote freisetzen.“

    „Unser Ziel ist, Fortschritte in Kooperation mit politisch Verantwortlichen zu entwickeln und zu realisieren. Ein Fachbeirat könnte die Drogenbeauftragte gerade bei schwierigen politischen Vorhaben unterstützen“, betonte Stöver.

    red

    Infos unter: [link|https://alternativer-drogenbericht.de/]alternativer-drogenbericht.de[/link]

  • Mehr Aufklärung zur E-Zigarette

    BERLIN // Etwa 61 Prozent der Deutschen glauben, dass E-Zigaretten mindestens genauso schädlich sind wie Tabakzigaretten. 15 Prozent der Befragten gehen sogar davon aus, dass das gesundheitliche Risiko von E-Zigaretten viel höher sei als bei Tabak. Dies sind Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

    Diskrepanz in der Wahrnehmung
    Das Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) sieht eine erhebliche Diskrepanz zwischen der subjektiven Wahrnehmung von elektrischen Zigaretten in der Bevölkerung und den wissenschaftlichen Fakten und fordert die gesundheitspolitischen Stellen in Deutschland auf, die Bevölkerung angemessen aufzuklären. Besonders Raucher sollten die Fakten kennen. Nur so lässt sich die Raucherquote in Deutschland nach Vorbild Großbritannien entscheidend senken.

    Experten sind einig in der BewertungNur sechs Prozent der Bundesbürger wissen, dass Dampfen erheblich weniger schädlich ist als Rauchen. In der Pressemeldung zur Studie schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung: „Das BfR weist darauf hin, dass der Konsum von konventionellen Zigaretten ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko mit sich bringt als der Konsum von E-Zigaretten.”

    Potenzial ausschöpfen
    Die Einschätzung des BfR wird von keinem ernstzunehmenden Wissenschaftler weltweit bestritten. Das Potenzial zur Schadensminimierung (Harm Reduction) ist bei E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten sehr hoch. Dies ist auch das Ergebnis eines hochkarätig besetzten Online-Symposiums des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt-University of Applied Sciences vom 27.05.2020. Der Initiator der Veranstaltung war der renommierte Suchtforscher Professor Heino Stöver. Sein Fazit: „Es ist in der Wissenschaft Konsens, dass Raucher mit dem Umstieg auf die E-Zigarette die Schadstoffaufnahme um bis zu 95 Prozent senken können. Die Chancen, die die E-Zigarette für die Rauchentwöhnung bietet, müssen auch die künftige Gesundheitspolitik bestimmen.”

    Dieser Bewertung schließen sich auch andere Teilnehmer des Symposiums an. „Nur mit gezielter Aufklärung ist es möglich, ähnlich wie in Großbritannien, deutlich mehr Raucher zum Tabakstopp mit E-Zigaretten zu motivieren“, erklärt Dustin Dahlmann, Vorsitzender des BfTG.

    red

  • Pro und Contra „NGP“

    GENF // Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert ein Verbot oder zumindest eine scharfe Regulierung neuer Rauchalternativen wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer. Das erklärte die Vorsitzende des Sekretariats der Anti-Tabak-Konvention der WHO, Vera Luiza da Costa e Silva, in Genf. Vertreter der 181 WHO-Mitgliedsstaaten diskutierten dort zuletzt über den Umgang mit diesen neuen Produkten.

    Die Tabakindustrie wolle „ein Produkt wieder salonfähig machen, das keinerlei Nutzen für die Menschheit hat“, sagte da Costa e Silva. Sie bezweifelt, dass E-Zigaretten nur als Hilfe zum Entwöhnen gedacht seien. „Warum werden sie dann mit attraktiven Geschmacksrichtungen wie Mango oder Tuttifrutti hergestellt? So etwas richtet sich immer an Kinder und junge Leute.“ Die würden mit den teuren Geräten nikotinabhängig gemacht, und müssten, wenn ihnen das Geld ausgeht, den Nikotinbedarf mit herkömmlichen Zigaretten decken, so da Costa e Silva. Tatsächlich sind Liquids allerdings deutlich günstiger als Tabakzigaretten.

    Kritik an WHO-Position
    Derweil kritisieren die Autoren eines neuen Berichts mit dem Titel „No Fire, No Smoke: Global State of Tobacco Harm Reduction (Kein Feuer, kein Rauch: Weltweiter Zustand der Schadensminimierung von Tabak)“ das Verhalten der WHO. Sie werfen der WHO Nichtbeachtung internationaler Übereinkommen vor, weniger schädliche Alternativen zum Rauchen zu unterstützen. E-Zigaretten, Tabakerhitzungssysteme und Snus hätten bereits äußerst erfolgreich zur Reduzierung des Rauchens beigetragen, hieß es. Dennoch zeige die WHO eine historische Feindseligkeit gegenüber diesen Alternativen.

    Der Bericht führt 39 Länder auf, in denen E-Zigaretten oder nikotinhaltige Flüssigkeiten verboten sind, unter anderem Australien, Thailand und Saudi-Arabien. Die Europäische Union erlaubt E-Zigaretten, verbietet aber Snus, das skandinavische Tabakprodukt zum oralen Gebrauch.

    „Beim Untersuchen der Daten war es beeindruckend, wie eng die Verfügbarkeit dieser Alternativprodukte mit dem Rückgang der Raucherquoten verbunden ist. Welche Motivation die Länder für ihre Verbote auch haben mögen, sie müssen erkennen, dass diese Politik sie zu Unterstützern der Tabakindustrie macht“, so Harry Shapiro, Hauptautor des Berichts.


    red

    (DTZ 41/18)