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  • Illegaler Zigarettenhandel in Deutschland weiter auf hohem Niveau

    BERLIN // Der Konsum geschmuggelter und gefälschter Zigaretten hat im vergangenen Jahr allein in Deutschland einen geschätzten Steuerausfall von rund 1,5 Milliarden Euro verursacht.

    Fast 46 Prozent der in Deutschland konsumierten gefälschten und geschmuggelten Zigaretten stammen aus den Nachbarländern Polen und Tschechien. Damit kommt der mit Abstand größte Anteil gefälschter und geschmuggelter Zigaretten nach wie vor aus Osteuropa nach Deutschland. Das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsberatung KPMG, die British American Tobacco, Imperial Tobacco, Japan Tobacco International und Philip Morris International gemeinsam in Auftrag gegeben haben.

    Der Studie zufolge ist etwa jede dritte aus Polen und Tschechien eingeführte Zigarette illegal. Allerdings ist die Zahl der aus Polen nach Deutschland gebrachten illegalen Zigaretten zurückgegangen – von 4,13 auf 2,1 Milliarden Stück. Weiter gewachsen ist diesbezüglich die Bedeutung Weißrusslands. Hier ist der Anteil am illegalen Handel von 8,4 auf 12 Prozent gestiegen.

    Illegaler Zigarettenkonsum weiter auf hohem Niveau

    2014 wurden insgesamt 18,5 Mrd. nicht in Deutschland versteuerte Zigaretten konsumiert. Davon waren 8,15 Mrd. Zigaretten geschmuggelt oder gefälscht. In Deutschland liegt der Anteil gefälschter und geschmuggelter Zigaretten bei 8,4 Prozent des gesamten Zigarettenkonsums. Demnach ist jede zwölfte in Deutschland konsumierte Zigarette gefälscht oder geschmuggelt.

    Auf EU-Ebene wurden 56,6 Milliarden gefälschte oder geschmuggelte Zigaretten konsumiert. Das entspricht einem Anteil von 10,4 Prozent am Gesamtverbrauch. In der EU gingen durch den illegalen Markt insgesamt 11,5 Mrd. Euro an Steuereinnahmen verloren.

    „Deutschland liegt mit Frankreich europaweit an der Spitze beim Konsum von illegalen Zigaretten. Trotz leichter Rückgänge von geschmuggelten Zigaretten in Europa darf es keine Entwarnung geben. Nach wie vor ist der Schaden durch illegale Zigaretten für Handel und Staat immens und es bedarf großer Anstrengungen, um diese Form der Kriminalität zu reduzieren“, sagt Ralf Wittenberg, Sprecher der Geschäftsführung von British American Tobacco und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV).


    Rekordhoch bei Illicit Whites

    Mit dem Konsum von 56,6 Milliarden gefälschten oder geschmuggelten Zigaretten blieb der illegale Tabakhandel in der EU 2014 gegenüber dem Vorjahr (56,8 Mrd.) stabil. Allerdings ist dabei der Anteil sogenannter Illicit Whites um acht Prozent auf ein Rekordhoch von 21,2 Milliarden Zigaretten gewachsen. Das entspricht 37 Prozent der konsumierten illegalen Zigaretten. Dies ist der höchste Prozentsatz seit Durchführung der Studie seit 2006.
    [bul]Illicit Whites sind illegale Markenzigaretten, die im Ursprungsland legal produziert werden, aber fast ausschließlich in andere Länder geschmuggelt werden. Während in der Vergangenheit die Illicit-White-Marken auf dem deutschen Markt stark durch die Marke Jin Ling dominiert wurden, ist nun ein breites Spektrum verschiedener Illicit-White-Marken festzustellen.

    Die wichtigsten Ergebnisse der Studie für Deutschland im Überblick:

    [bul]Insgesamt wurden 2014 in Deutschland 8,15 Mrd. illegale Zigaretten konsumiert.
    [bul]Der Anteil illegaler Zigaretten am Gesamtkonsum lag 2014 somit bei 8,4 Prozent.
    [bul]Der größte Teil der in Deutschland konsumierten illegalen Zigaretten stammt nach wie vor aus osteuropäischen Staaten: Polen (25,8 Prozent), Tschechien (20,1 Prozent), Weißrussland (12,0 Prozent) und Russland (2,1 Prozent).
    [bul]Durch den Konsum geschmuggelter und gefälschter Zigaretten ist 2014 in Deutschland ein geschätzter Steuerausfall von rund 1,5 Mrd. Euro entstanden.
    [bul]Bei den Basiserhebungen für diese Studie wurde zur Ermittlung der Zahlen für Deutschland Anfang 2014 ein Methodenwechsel vorgenommen.
    red

    (DTZ 26/15)

  • Der große Wunsch: mehr Fachbesucher

    MAINZ // Im Interview äußert sich Oliver Kopp als verantwortlicher Organisator der Pipe&Cigar-Show über das gelungene Konzept, das große Entgegenkommen der Frankfurter Messe und die Vorteile, die ein Besuch der parallel zur Ambiente stattfindenden Produktpräsentation für den einzelnen Fachhändler hat.

    Dass der Messetermin für den Handel suboptimal ist, räumt Kopp ein, verweist aber auf die Ansprüche der internationalen Kundschaft, für die der Ambiente-Besuch bindend sei.

    Für 2016 wünscht sich Kopp einzig mehr Fachhandelsbesucher und sagt rückblickend: „Die Grundstimmung war gut und der neue Standort gefällt uns.“
    jgw

    Lesen Sie das Interview in unserer Printausgabe DTZ 26/15.

    (DTZ 25/15)

  • Dr. Eckert beschränkt Verkauf

    BERLIN/STUTTGART// In den Geschäften der Unternehmensgruppe Dr. Eckert werden ab sofort E-Zigaretten und E-Shishas nur noch an Erwachsene verkauft.

    Trotz der aktuellen Gesetzeslage setzt das Unternehmen damit auf den verantwortungsbewussten Umgang mit Waren für Dampfer.
    Bislang gibt es beim Verkauf der E-Produkte keine Altersbeschränkung. Das Jugendschutzgesetz verbietet zwar den Verkauf von Tabak-produkten an Minderjährige.

    Allerdings enthalten elektronische Zigaretten keinen Tabak, weshalb das Gesetz nicht greift. Dies beklagte jüngst auch der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE). Die Unternehmensgruppe Dr. Eckert geht in ihrer Selbstbeschränkung jetzt noch weiter: Alle Artikel, die ausschließlich zum Rauchen oder Dampfen benutzt werden können – dazu gehören unter anderem Zigarettenpapier, Hülsen und Liquids –, werden künftig nur noch an Volljährige verkauft.

    Torsten Löffler, Geschäftsführer Dr. Eckert: „Auch wenn der Gesetzgeber noch nicht so weit ist – erst ein Erwachsener kann unserer Meinung nach beurteilen, in welcher Form er was genießen möchte und welche Folgen sein Verhalten hat.“
    pi

    (DTZ 25/15)

  • Events für die Tabakbranche

    MAINZ // Neues aus der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von DTZ und „Tobacco Journal International“ (TJI): Am 17. September – direkt vor der InterTabac – findet in Dortmund ein Kongress zum Thema „TPD 2“ statt.

    Auf dem Programm: Vorträge über den Stand der Umsetzung in nationales Recht, zu den Herausforderungen für die Industrie, den Problemen der Zulieferer, dazu, wie Einzel- und Großhandel mit den geplanten Regeln umgehen und wie sich das Vorhaben auf die noch jungen E-Zigaretten-Unternehmen auswirkt. Konferenzsprache ist Deutsch.

    Neu ist der Termin für den internationalen Packaging & Design TobaccoCampus: Er findet am 16. und 17. November in Wien statt. Die Tagung richtet sich primär an Entscheidungsträger aus den Bereichen Verpackung und Druck, Design, Logistik, Track & Trace, Marketing und Verkauf in der Zigarettenindustrie sowie deren Supply Chain.

    Die Inhalte: TPD 2, Innovationen bei Verpackungsmaterialien und -maschinen, sowie Verpackungsauthentifizierung und veränderte Logistikanforderungen. Die Konferenzsprache ist Englisch.
    red

    Info und Anmeldung:
    [link|mailto: marc.reisner@konradin.de]marc.reisner@konradin.de.[/link]

    (DTZ25/15)

  • E-Zigaretten müssen ins Handgepäck

    MAINZ // Wer auf Flugreisen elektronische Zigaretten mitnimmt, muss diese künftig im Handgepäck verstauen, teilt die Luftfahrorganisation ICAO mit.

    Die UN-Organisation informiert weiter, dass die E-Zigaretten auch nicht an Bord aufgeladen werden dürfen. Seit Ende letzten Jahres gab es dafür nur eine Empfehlung.

    Grund seien die Heizelemente der kleine Geräte: „Mehrere Vorfälle wurden bekannt, bei denen sich die Heizelemente irrtümlich einschalteten und so Brände im Gepäck verursachten“, sagte ICAO-Ratspräsident Olumuyiwa Benard Aliu. In der Kabine könne in einem solchen Fall leichter eingegriffen werden.

    Der E-Konsum ist bei den meisten Fluggesellschaften ebenso verboten wie der der herkömmlichen Zigarette.
    red

    (DTZ 25/15)

  • JTI eröffnet weltweit größtes automatisiertes Rohtabaklager

    TRIER // Auf dem Werksgelände von JTI Germany wurde vergangenes Wochenende ein neues Tabaklager eingeweiht und damit gleichzeitig eines der größten Bauprojekte in der Region abgeschlossen.

    Zwölf Monate Planungsphase, 14 Monate Bauzeit und fünf Monate Dauer der Inbetriebnahme waren vorausgegangen. „Der strategische Grund für die Erweiterung der Rohtabaklager-Kapazität liegt in der Risikominimierung der Tabakversorgung“, erklärte Jürgen Rademacher, Werksleiter und Geschäftsführer von JTI Germany.

    Bis dato konnten bei JTI rund 5.000 Tonnen Rohtabak gelagert werden, die eine Produktion für einen Monat sicherten. Im neuen Gebäude werden 27.000 Tonnen gelagert. In Trier könnten jetzt mit der Rohware fünfeinhalb Monate lang Zigaretten produziert werden, ohne dass neuer Tabak angeliefert werden müsste.

    Vollautomatisch
    Das neue Lager ist nach dem neuesten Stand der Technik mit vollautomatischer Anbindung an die Tabakaufbereitung gebaut. Die Ein- und Auslagerkapazität beträgt jeweils 250 Tabakkartons pro Stunde, das entspricht 50 Tonnen.

    In Tier beschäftigt JTI 1.800 Mitarbeiter.
    pi

    (DTZ 25/15)

  • Ein klares Signal für E-Zigaretten

    WARSCHAU // Am vergangenen Wochenende stand vom 5. Bis 6. Juni die E-Zigarette in Warschau im Mittelpunkt. Das Global Forum on Nikotin (GNF) sendet ein klares Signal für die E-Zigarette und gegen eine noch stärkere Regulierung.

    So betonte Hauptredner Dereck Yach, Senior Vice President des Vitality Institute und federführend bei der Entwicklung der WHO-Framework Convention of Tobacco Control (FCTC), dass eine neue Phase in der globalen Eindämmung des Tabakkonsums beginne und dass die E-Zigarette dabei eine wichtige Rolle spiele. Er und andere Redner zeigten sich alles andere als beeindruckt über die Ergebnisse der WHO-FCTC-Konferenz in Moskau vor einem Jahr. In der russischen Hauptstadt wurde eine Reihe von Vorschlägen zum E-Zigaretten-Konsum entwickelt, die auch ein öffentliches Konsumverbot, ein Werbeverbot und ein Verbot für Gesundheitshinweise einschlossen.

    Die zweitägige Veranstaltung wurde von motivierten internationalen Gesundheitsexperten, Politikern, Wissenschaftlern und Forschern getragen, die die aktuelle Situation und die Alternativen für Nikotinprodukte angeregt diskutierten. Dabei kristallisierte sich heraus, dass die Teilnehmer die Dampfer-Produkte als wesentlich wirksamere Alternative im Vergleich zu Nikotinersatzprodukten und herkömmlichen Zigaretten betrachten.

    Besondere Aufmerksamkeit erregten die Vorträge des Australiers Dr. Attila Danko und der Neuseeländerin Professor Marewa Glover. In beiden Ländern ist der Verkauf von nikotinhaltigen Liquids verboten. Ein Verstoß werde ähnlich hart geahndet wie der Besitz von Heroin, sagte Dr. Danko. Und dennoch plädierten beide für die E-Zigarette als Alternative zum herkömmlichen Tabakkonsum.
    jnb

    (DTZ 25/15)

  • Körber will 800 Stellen in seiner Tabaksparte streichen

    BERGEDORF // Der Hamburger Körber-Konzern, Weltmarktführer für Maschinen zur Zigarettenproduktion will massiv Stellen abbauen. Weltweit sollen 800 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon allein 500 beim Tochterunternehmen Hauni.

    Ursache seien insbesondere der sinkende weltweite Zigarettenkonsum, zunehmende Regulierungen sowie die daraus resultierenden grundlegenden, strukturellen Veränderungen auf Seiten der Zigarettenhersteller.

    Am stärksten betroffen ist laut Körber der Standort Bergedorf, wo bei Hauni 500 von 2.000 Stellen gestrichen werden sollen. Hauni ist das größte Unternehmen der Tabaksparte Körbers. In Schwarzenbeck in Schleswig-Holstein werden rund 100 weitere Jobs gestrichen werden, heißt es. Die restlichen Stellenstreichungen betreffen internationale Standorte.

    Die Maßnahmen seien „einschneiden und teilweise schmerzhaft, aber unerlässlich“, sagte Christopher Somm, Vorsitzender des Vorstandes der Hauni Maschinenbau AG und Mitglied des Vorstandes der Körber AG. Wir richten uns auf die radikalen Marktveränderungen ein und stellen unser Geschäftsfeld damit für die Zukunft neu auf. Es wird in absehbarer Zeit weltweit kein signifikantes Wachstum im Zigarettenabsatz mehr geben.“

    Der Hauni-Vorstand will mit dem Betriebsrat über die Details des Arbeitsplatzabbaus verhandeln. Dabei geht es insbesondere auch um sozialverträgliche Lösungen.
    red

    (DTZ 24/15)

  • Reemtsma passt Preise im Feinschnittsortiment an

    HAMBURG // Nach Anpassung der Kleinverkaufspreise im Zigarettensortiment zu Monatsbeginn vollzieht das Hamburger Traditionsunternehmen Reemtsma den gleichen Schritt nun auch im Feinschnittsortiment.

    Ab Juli steigen die Kleinverkaufspreise für Pouches um durchschnittlich 30 Cent pro Packung. So kosten Gauloises Blondes und Gauloises Frei von Aromastoffen im 30 Gramm Beutel ab Juli 5 Euro und die Marken Drum, Van Nelle und Schwarze Hand in der 38 Gramm Pouch je 6,70 Euro. Die Drehtabakmarke Golden Virginia mit 50 Gramm Inhalt erhalten Konsumenten künftig zum Preis von 10,50 Euro.

    Bei Dosen und Zip Bags beträgt die durchschnittliche Preisanpassung ab Juli des Jahres 1,00 Euro für bis zu 70 Gramm Inhalt sowie 2,00 Euro für 90 Gramm Inhalt und mehr. So sind etwa die JPS Red XL Volume Tobacco Dosen künftig für 13,95 Euro (70 g), 17,95 Euro (90 g) oder 24,95 Euro (140 g) erhältlich. Im Falle des großformatigen Zip Bags Route 66 by West Original Volume Tobacco wird der Packungsinhalt bei unverändertem Kleinverkaufspreis von 25,95 Euro um zehn Gramm auf 160 Gramm reduziert. Bei den Reemtsma-Traditionsmarken Reval und Schwarze Hand steigen die Kleinverkaufspreise der Dosen mit 170 Gramm Inhalt um jeweils 1,45 Euro auf 28,95 Euro.

    „Mit diesem Schritt steigern wir die Werthaltigkeit unseres Portfolios im gesamten Feinschnittsegment. Wie in der Vergangenheit halten wir auch nun an unserer vernünftigen und margenorientierten Preispolitik konsequent fest. Davon profitieren alle Handelsstufen – und zwar auf lange Sicht“, betont Michael Kaib, Director Sales & Trade Marketing der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH.
    pi

    (DTZ 24/15)

  • Mehr Fragen als Antworten

    RÖSRATH // „Weltnichtrauchertag“ hin, EU-Tabakproduktrichtlinie her – bei der BTWE-Jahrestagung am 31. Mai und 1. Juni in Rösrath bei Köln wurde Tabakerzeugnissen und E-Produkten kräftig zugesprochen. Gleichzeitig rauchten die Köpfe, ob der Beiträge zu jenen Themen, die die Branche bewegen.

    Optimaler Termin
    Just an dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) postulierten sogenannten „Weltnichtrauchertag“, dem 31. Mai, trafen sich die Delegierten des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) zu ihrer Jahresversammlung in Rösrath bei Köln. „Die Tagung ist also optimal terminiert“, sagte BTWE-Präsident Rainer von Bötticher zur Begrüßung mit einem verschmitzten Lächeln. Den rund 150 Teilnehmern wünschte er viele schöne Momente des Genussrauchens. Und davon gab es reichlich. Denn allen Anfeindungen zum Trotz wurden Tabakwaren in all ihren Formen genossen. Und auch E-Zigaretten wurden ordentlich gedampft. Dieser Produktgruppe war gleichzeitig einer der Schwerpunkte in Rösrath gewidmet. Darüber wird die Tabak Zeitung in der nächsten Ausgabe berichten.

    Das zweite große Thema drehte sich beim BTWE-Branchendialog um die EU-Tabakproduktrichtlinie, kurz TPD 2. So stand die von den beiden BTWE-Geschäftsführern Willy Fischel und Dieter C. Rangol moderierte Jahrestagung unter dem Titel „Total beschränkt? Fachhandel zwischen Überregulierung und Chancen“. Dieses Motto lehnte sich an den Buchtitel „Total beschränkt – Wie uns der Staat mit immer neuen Vorschriften das Denken abgewöhnt“ von Alexander Neubacher an.

    Neues aus Absurdistan
    Der Autor und Spiegel-Redakteur nahm als Redner an der Tagung teil. Dabei erheiterte er das Auditorium mit ein paar Regulierungsbeispielen deutscher und europäischer Bürokratie, die ebenso gut aus Absurdistan stammen könnten. Ob er genüsslich den Warnhinweis: „Vorsicht, Folie für den Verzehr nicht geeignet“ auf der Ziegenkäsepackung aufs Korn nahm, das automatische Abschalten moderner Fernsehgeräte nach 240 Minuten lächerlich machte oder das Verbot, wegen der Stolpergefahr Sandburgen am Strand zu bauen durch den Kakao zog – die Lacher des Publikums hatte Neubacher ganz klar auf seiner Seite. Diese und eine Reihe weiterer Beispiele zeigten aber auch, wie weit der Staat es bereits mit seiner Regulierungswut getrieben hat. Der Bürger gelte als beratungswürdig und müsse vor sich selbst geschützt werden. „An die Stelle des Homo sapiens tritt der Homo Demenz, der Trottelbürger“, so Neubacher. Ausführlicher Bericht folgt in einer der nächsten DTZ-Ausgaben.

    Schnelle Lösungen
    Ein wunderbares Beispiel für Überregulierung durch den Staat ist die Tabakproduktrichtlinie (TPD 2), die von der EU im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. Nun könne die Devise in Sachen TPD nur noch lauten: „Retten und gestalten, was zu retten und zu gestalten ist“, so BTWE-Präsident von Bötticher. Denn mit der Einführung übergroßer Schockbilder auf den Verpackungen werde die Optik der Tabakwarengeschäfte bereits ab Mai nächsten Jahres massiv negativ verändert. Dann befänden Kunden und Mitarbeiter sich in einem Grusel-Kabinett. Deshalb sei es sinnvoll, sich schon heute Gedanken zur Präsentation von Zigaretten und Feinschnittprodukten im nächsten Jahr in den POS-Regalen zu machen. „Wir müssen möglichst schnell nach Lösungen suchen, damit unser positives Image als beliebter und unverzichtbarer regionaler Nahversorger auch im Interesse der Industrie erhalten bleibt“, erklärte der BTWE-Präsident weiter. Er kritisierte, dass die konkreten offiziellen Handling-Vorgaben für die Umsetzung bei der Produktion der neuen Verpackungen immer noch nicht vorliegen. Dies sei ein weiteres Beispiel dafür, wie praxisfern, handwerklich unsauber und unternehmerfeindlich die EU-Richtlinie sei. „Sobald die konkreten Vorgaben vorliegen, sollten wir umgehend eine Lösung vorantreiben“, empfahl von Bötticher. Auch für die in der TPD vorgesehene Rückverfolgbarkeit von Tabakprodukten, von der Produktion bis zur ersten Verkaufsstelle im Einzelhandel, gebe es derzeit noch mehr offene Fragen als Antworten.

    Rechts- und Planungssicherheit
    Mit der TPD2 setzten sich mehrere Referenten auseinander. Jan Mücke, Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbandes, berichtete über den Status quo und gemeinsame Branchenaktivitäten zur TPD. „Für mich ist es wichtig, dass wir Rechtssicherheit und Planungssicherheit erhalten“, sagte Mücke. Und beides habe die Branche bei der TPD nicht. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretär und heutige DZV-Geschäftsführer hätte sich nie träumen lassen, dass diese Art von Gesetzgebungsverfahren in einem deutschen Rechtsstaat möglich sei. Es liege immer noch kein Referenten-Entwurf des zuständigen Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vor. Erst im September soll es, wie zu hören sei, einen Kabinettsbeschluss geben und dann im vierten Quartal die Verhandlungen in den Ausschüssen und anschließend die Abstimmung im Bundestag. Das Tabakgesetz werde wohl im ersten Quartal 2016 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Da bereits ab 20. Mai 2016 die Vorgaben der TPD in Deutschland umgesetzt sein müssten, laufe der Branche die Zeit davon. Wenn der Zeitraum für die Produktionsumstellung nur wenige Wochen betrage, sei das einfach deutlich zu kurz, gab Mücke zu bedenken. Die Industrie benötige für die Umstellung auf Zigaretten mit den neuen Warnhinweisen mindestens zwölf Monate, bei Feinschnitt seien es wenigstens 18 Monate. Deshalb hätten DZV und der Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) gemeinsame Gutachten in Auftrag gegeben, um damit die Politik von realistischeren Umsetzungsfristen zu überzeugen.

    Claudia Oeking, Manager Regulatory Affairs Philip Morris GmbH, ging näher auf die Thematik Einheitspackungen ein. Philip Morris gehe in England gegen die TPD vor. Die Sache sei inzwischen vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gelandet, der voraussichtlich Mitte 2016 eine Entscheidung fällen werde. England und Irland hätten bereits Plain Packaging beschlossen. Und in Frankreich laufe momentan der legislative Prozess zur Einführung von Einheitspackungen.

    In den Augen von Philip Morris stelle Plain Packaging ganz klar eine Enteignung dar. Außerdem würden unter anderem die Meinungsfreiheit, die Berufsfreiheit und der freie Güterverkehr eingeschränkt, während etwa ein vermeintliches Ziel, der Gesundheitsschutz, statistischen Auswertungen zufolge nicht erreicht werde. Das zeige zum Beispiel Australien, wo Einheitspackungen mit Bildwarnhinweisen bereits Realität seien, ohne dass ein Rückgang des Zigarettenkonsums darauf zurückgeführt werden könne. Stattdessen habe der illegale Zigarettenhandel zugenommen. „Plain Packaging ist ein Konjunkturprogramm für Schmuggler“, meinte Oeking. Sie befürchtet außerdem einen Spillover-Effekt, dass nämlich die Regulierungen des Tabaks auf andere Bereiche übergreifen könnten.

    Über erste Ergebnisse eines neuen gemeinsamen Arbeitskreises zwischen Handel und Industrie zur TPD-Implementierung der Rückverfolgbarkeit, im Englischen als Track & Trace bezeichnet, berichteten Ludwig Willnegger, Chef des Brüsseler Büros der Edeka-Handelskette, und Carsten Zenner, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA). Der Arbeitskreis habe sich bereits mehrmals getroffen, zuletzt am 4. Mai bei einem Tabakwaren-Großhändler, wo derzeit ein Markttest in Sachen Rückverfolgbarkeit laufe.

    Wirtschaftlicher Nutzen fraglich
    Erst kürzlich habe die EU-Kommission eine Machbarkeitsstudie zu Track & Trace veröffentlicht. Der zufolge sei eine Rückverfolgbarkeitslösung machbar, sowohl technisch als auch aus einer wettbewerbsorientierten Marktperspektive. Profitieren könnten davon zum Beispiel öffentliche Gesundheit, Strafverfolgung, Fiskus und Verbraucher. Der geschätzte Gesamtnutzen überwiege laut Studie die Kosten für Industrie und Regierung. Dieser Einschätzung widersprachen Willnegger und Zenner entschieden. „Der Aspekt der wirtschaftlichen Darstellbarkeit von operativen Prozessen im Tabakwarenhandel und in Automatenbetrieben unter der Maßgabe der in der Studie beschriebenen operationalen und technischen Anforderungen bleibt durch die Autoren deutlich unterbeleuchtet“, stellte Zenner fest.

    Legale Industrie
    Ebenso werde der Bewertungsmaßstab „Verhältnismäßigkeit“ in der Studie weitestgehend nicht berücksichtigt. Der Arbeitskreis zwischen Handel und Industrie müsse nunmehr weiter konsequent an den Themenfeldern Dateninhalt, -träger, -objekt, Prozessebenen und Datenaustausch arbeiten, um der Politik Lösungsoptionen aufzeigen zu können. In den Augen von Zenner stelle sich die Frage nach dem Sinn der von der EU vorgesehenen Rückverfolgbarkeit nicht mehr, da die Sache nun einmal beschlossen sei. Sehr wohl berechtigt sei aber indes die Frage nach der Aufrechterhaltung einer legalen und funktionierenden Tabakwaren-Großhandelsstruktur in Europa unter einem Track & Trace-Regime. Zenner sieht bei einer Umsetzung von Track & Trace ohne Augenmaß die Gefahr, dass die Versorgung des Marktes mit legalen Tabakprodukten ernsthaft in Frage gestellt wird.
    da

    (DTZ 23/15)