Schlagwort: Tabakindustrie

  • „Handel ist erste Anlaufstelle“

    BERLIN // E-Zigaretten sind weniger schädlich als Tabakzigaretten – das war Konsens auf einer Veranstaltung des Newsportals „eGarage“ in Berlin. Mit dabei: der drogenpolitische Sprecher der Linken Niema Movassat, die Bundesgesundheitsausschussmitglieder Wieland Schinnenburg (FDP) und Alexander Krauß (CDU), Dustin Dahlmann vom Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG) sowie der britische Wissenschaftler Peter Hajek.

    Der Tabaksuchtexperte Hajek erklärte, laut jüngsten Erhebungen gebe es unter den britischen Rauchern 2,9 Millionen E-Zigaretten-Nutzer, von denen 1,5 Millionen komplett auf die elektronische Zigarette umgestiegen seien. Diese werde genutzt, um mit dem Rauchen aufzuhören.

    Hajek gab zudem einen Einblick, wie stark die Auswirkungen von Regulierung sind. Die Tabakalternative Snus habe in Schweden und Norwegen, wo es erlaubt ist, für einen besonders drastischen Rückgang der Raucherquoten gesorgt, in Schweden auf zuletzt fünf Prozent. „Snus hat das Rauchen quasi ausgerottet“, sagte Hajek.

    In der Diskussion mit drei Bundestagsabgeordneten und Dustin Dahlmann vom BfTG gab es Zustimmung, aber auch kritische Stimmen. „Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, gegen E-Zigaretten vorzugehen“, sagte der Gesundheitspolitiker Schinnenburg. Er sprach sich allerdings dafür aus, E-Zigaretten möglicherweise stärker zu besteuern. Movassat, drogenpolitischer Sprecher der Linken im Bundestag, sagte, die E-Zigarette werde hauptsächlich zur Entwöhnung, nicht zum Einstieg genutzt. Krauß, Mitglied im Gesundheitsausschuss für die CDU, sprach bei der Regulierung der E-Zigarette von einer „Gratwanderung“.

    Dahlmann betonte, die E-Zigarette sei „beratungsintensiv“ und der von der Tabakindustrie unabhängige Fachhandel die erste Anlaufstelle gerade für den Raucher, der auf die E-Zigarette umsteigen wolle.

    red

    (DTZ 18/18)

  • Pfeifenraucherin mit Courage

    BERLIN // Der Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) hat vor wenigen Tagen in Berlin die „Pfeifenraucherin des Jahres“ ausgezeichnet: Schauspielerin Sonja Kirchberger. In Berlin hielt ihr Kollege Uwe Ochsenknecht die Laudatio, Oliver Hass, Geschäftsführer von Scandinavian Tobacco und im Vorstand des VdR, überreichte den Preis.

    Ochsenknecht erklärte, Pfeifenraucher zeichneten sich aus durch „Eigenständigkeit im Denken und Handeln sowie durch Bodenständigkeit“. Dass Pfeifenraucher bei ihren Mitmenschen als attraktiv, salonfähig und sogar intellektuell gelten, sei ein netter, aber gut zur Preisträgerin passender Nebeneffekt. Ochsenknecht, der seit einigen Jahren nicht mehr raucht, erinnerte sich in einer launigen Ansprache an seine eher zwiespältigen Erfahrungen mit der Pfeife in Jugendjahren: „Mit dem Tabak, den wir kauften, war das Pfeiferauchen Genuss mit Räucherstäbchen.“

    Für reife Liebhaber des edlen Bruyère steht jedoch der Genuss klar im Vordergrund. Gegenüber DTZ verwies Oliver Hass auf die Bedeutung der Auszeichnung: „Ich halte sie für sehr wichtig, da damit der Genuss weiter nach vorn gebracht wird. Das Rauchen einer Pfeife ist wie ein Fünf-Gänge-Menü, das zelebriert wird. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Preis 2018 wieder vergeben haben – auch um nach außen sichtbarer zu werden.“ Zum Beispiel unterstütze man damit den Trend, dass auch mehr jüngere Menschen wieder Pfeife rauchten.

    Das sah Alexander Eckert, Chef des Nürnberger Pfeifen-Spezialisten Vauen, ähnlich. Diese Auszeichnung helfe der Branche. Eckert: „Ich finde es ganz großartig, dass es in diesem Jahr eine Frau ist, die sich traut, einfach zu sagen: Ja, ich rauche Pfeife!“ Kirchberger zeige, das Pfeiferauchen eben keine rein männliche Domäne sei, und: „Sie hat keine Angst, dass ihr dieser Genuss in der Öffentlichkeit nachteilig ausgelegt wird. Das ist Courage!“

    Natürlich hat DTZ zudem Sonja Kirchberger selbst befragt.

    Frau Kirchberger, die Gleichberechtigungsfrage ist aktueller denn je. Was bedeutet es für Sie, im 49. Jahr die erste Frau zu sein?
    Sonja Kirchberger: Dass ich die erste Pfeifenraucherin bin, hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Ich finde die Scheinheiligkeit, diese sterile Art, mit der sich viele Menschen in der Öffentlichkeit präsentieren, absolut nicht vorbildhaft. Ich habe eine Vorbildfunktion, aber – und das habe ich auch in der Erziehung meiner Kinder so gehalten – ich habe immer gezeigt, dass ich ein Mensch mit eigenen Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten bin – und kein Roboter. Für mich ist die Auszeichnung deshalb ein Ritterschlag dafür, dass ich Genießerin bin und auch nach außen dafür stehen möchte.

    Und das Rauchen einer Pfeife ist für Sie ein Genuss?
    Kirchberger: Oh ja. Die Pfeife ist für mich ein gehobener Genuss. Sie ist nicht die nervöse Zigarette zwischendurch. Es ist für mich unvorstellbar, dass jemand bei einem schönen Abendessen sagt: Ich gehe mal raus und rauche eine Viertelstunde lang schön mein Pfeifchen.

    Wann und mit wem rauchen Sie Ihre Pfeife am liebsten?
    Kirchberger: Am allerliebsten allein.

    Wirklich?
    Kirchberger: Ja, aber auch gerne in einer Runde mit anderen Pfeifenrauchern. In einer Runde von Nicht-Pfeifenrauchern allerdings fühle ich mich unwohl. Da fühle ich mich tatsächlich von den anderen gestört. Das bereitet mir nicht den Genuss, den ich habe, wenn ich ganz für mich rauche.

    Tatsächlich hat das Tabakforum seine neue Genussbotschafterin treffsicher ausgewählt. Immerhin zählt Kirchberger mit bisher über 100 Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen hierzulande zu den bekanntesten Leinwand- und Bühnendarstellern. Präsenz zeigt sie zuletzt beim „Großen Promi-Backen“ auf Sat.1, als sie sich erfolgreich einer anderen Form von Genuss zuwandte.

    Das Interesse an der „Pfeifenraucherin des Jahres“ war denn auch groß: Fast 150 Gäste drängten sich in der Bel-Etage des Restaurants Borchardt. Kein Wunder, dass sich Michael von Foerster, Geschäftsführer beim Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) zufrieden zeigte: „Dem Tabakforum und dem VdR war es wichtig, die über 40-jährige Tradition des ,Pfeifenraucher des Jahres‘ weiter mitklingen zu lassen, aber neue Akzente zu setzen. Diese Art von Rauchen unter dem Siegel des Genusses wird in der Öffentlichkeit anders beurteilt, als der übliche Konsum von Tabak. Dies sollte man unserer Veranstaltung anmerken, und ich freue mich, dass es gelungen ist.

    Doch zurück zu Hauptperson des Abends.

    Frau Kirchberger, ist das Rauchen einer Pfeife für Sie ein Moment des Innehaltens?
    Kirchberger: Genau, ein Nach-innen-Gehen, aber es steht auch für denken und kreativ sein. Sie werden feststellen: Wenn sich eine Runde zusammenfindet, die kreativ Themen bespricht, dann wird – sobald sich jemand eine Pfeife anzündet – die Stimmung ganz von selbst viel harmonischer. Weil der Mensch automatisch runterfährt. Das ist hochinteressant.


    Wie haben Sie zur Pfeife gefunden?

    Kirchberger: Ich habe die Pfeife über den Geruch lieben gelernt. Es war nicht so, dass da eine Pfeife lag, die ich irgendwann mal ausprobiert hätte. Nein, ich habe mich wirklich erst einmal in den Geruch verliebt. Und dann dachte ich: Wenn etwas so riecht, dann könnte mir das auch schmecken. So ging es mir übrigens auch beim Kaffee. Und in der Tat: Mir schmeckt Pfeife. Ich finde auch, dass es sehr sinnlich ist, eine Pfeife in der Hand zu halten.

    Jetzt haben Sie ein schönes Exemplar des dänischen Pfeifenkünstlers Poul Winslow bekommen …
    Kirchberger: Ich bin ganz stolz darauf, zumal sie eine Widmung hat. Man hat mir schon geraten, sie wegzupacken, weil sie so wertvoll sei.

    Ich weiß, dass Sie in Sachen Pfeife einen Traum haben.

    Kirchberger: Stimmt, mein Traum ist es, selbst eine Pfeife zu designen. Oder wenigstens einen Pfeifenhalter.

    Und wie muss der optimale Tabak für Sie beschaffen sein?
    Kirchberger: Ich mag Vanille-Noten. Tatsächlich würde ich den sanften Tabak, den ich mag, Frauentabak nennen. Je sanfter, je runder, je milder, desto besser.

    Das klingt wirklich nach Genuss.
    Kirchberger: Genau, wenn ich das Gefühl habe, ich könnte den Tabak essen – dann mag ich ihn. Der, den ich gerade rauche, der ist wie ein Dessert.

    max

    (DTZ 12/18)

  • Neuer Dachverband?

    BERLIN // Was in der Branche lange gemutmaßt wurde, hat nun auch „Das Handelsblatt“ aufgegriffen: „Die Tabakindustrie wolle einen „Superverband“ gründen, hieß es dort.

    Für den 20. März haben Reemtsma-Chef Michael Kaib und Hans-Josef Fischer, Geschäftsführer von Landewyck, nach Berlin zum „Kick-off-Meeting Dachverbandsgründung“ eingeladen. Der neue Verband solle die Interessen der Tabakwirtschaft einschließlich der E-Zigarette und neuen Produktkategorien – etwa Tabakerhitzer – bündeln, heißt es in dem Papier, das DTZ vorliegt.

    Angesprochen fühlen sollen sich Unternehmen jeder Größe, die der „Tabak-Familie“ angehören. Nicht mit an Bord gehen dürfte Philip Morris. Der Konzern ist kein Mitglied mehr in einem der relevanten Verbände. Dazu hieß es aus Gräfelfing: „Da Philip Morris Deutschland nicht Teil eines Verbandes ist, können wir uns zu den Hintergründen und Zielen des neuen Dachverbands nicht äußern. Wenn sich der neue Verband in Zukunft verstärkt zum Thema Schadensreduktion einsetzt, so begrüßen wir dies und freuen uns auf einen konstruktiven Dialog.“

    Ob es allerdings wirklich zu einer Neugründung kommt, ist offen. Zu breit könnten die Interessen der betroffenen Unternehmen sein. Von Reemtsma war keine Stellungnahme zu erhalten – das sei „zu früh“, hieß es. Auch die Verbände teilten zu dem Thema nichts mit.

    max

    (DTZ 10/18)

  • Widerstand gegen Track & Trace

    BERLIN // Nachdem der Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) bereits in der vergangenen Woche darauf hingewiesen hatte, dass die EU-Kommission regulieren wolle, „wo es nichts zu regulieren gibt“, legt der Verband in dieser Woche noch einmal nach.

    Das Rückverfolgungssystem für Tabakprodukte „Track & Trace“, das die EU-Kommission unter Federführung der DG Santé vorgelegt hat, stößt beim VdR auf scharfen Widerstand. So habe die EU-Kommission bis heute kein technisches Konzept für ein derartiges IT-Überwachungssystem ausgearbeitet, das sowohl den Anforderungen des Datenschutzes als auch der Daten- & Cybersicherheit entspreche.

    „Allein deswegen“, so VdR-Hauptgeschäftsführer Michael von Foerster, „ist die Umsetzung der Direktive bis zum 20. Mai 2019 zeitlich unmöglich. Es fehlt an einer sicherheitstechnischen Zertifizierung, zum Beispiel nach den entsprechenden Standards des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik.“ Aber auch die zu erwartenden hohen Kosten für den Aufbau eines solchen Systems seien für die einzelnen Staaten bisher nicht überschaubar.

    Von Foerster: „Der VdR fordert die Verabschiedung einer technisch ausgereiften und anerkannten Lösung, die dem gemeinsamen Ziel entspricht, den Schmuggel zu bekämpfen. Dabei ist auch die Komplexität eines solchen Systems zu berücksichtigen, die sich in einem realistischen Zeitrahmen widerspiegeln muss.“

    Abgesehen von der bislang ungelösten sicherheitstechnischen Komponente weise Track & Trace einen grundlegenden Denkfehler auf, der die Sinnhaftigkeit der Direktive insgesamt massiv in Frage stelle. Von Foerster: „Auch Herstellung und Vertrieb von Pfeifen- und Schnupftabak, Feinschnitt sowie Zigarren/Zigarillos sollen im Rahmen von ‚Track & Trace‘ künftig aufwändig erfasst werden. Einzig: Keines dieser Produkte wird geschmuggelt!“

    Track & Trace sieht vor, dass Zigaretten und Feinschnitt ab 2019 durch einen Code auf der Verpackung erfasst werden, ab 2024 sind auch Pfeifen- und Schnupftabak sowie Zigarren und Zigarillos betroffen. Die Ware soll jederzeit aufgespürt und ihre Herkunft nachvollzogen werden können. Nach Berechnungen des VdR kommen dabei allein auf den deutschen Mittelstand Kosten in dreistelliger Millionenhöhe zu. Ein enormer Aufwand für eine praxisfremde Regelung, die gerade kleine Betriebe vor schier unlösbare Herausforderung stellt: Denn sie produzieren keine Massenware, sondern bieten individuelle Tabakprodukte in unterschiedlichen Verpackungsgrößen an.

    vi

    (DTZ 48/17)

  • Digitalisierung hebt Potenziale

    MAINZ // Das Potenzial ist gigantisch: 1250 Milliarden Euro könnten allein Unternehmen in der Europäischen Union bis zum Jahr 2025 einsparen, wenn sie jetzt auf Industrie 4.0 umschwenken.

    Allein diese Zahl war für das DTZ-Schwesterblatt Tobacco Journal International Grund genug, ein Event der bekannten Veranstaltungsreihe „TJI Campus“ zum Thema „Digitalisierung in der Tabakindustrie“ durchzuführen. Unter den Referenten waren Hans Michael Krause von Bosch Rexroth, Justinas Liuima von Euromonitor, Bernd Pape von Hauni, Stephan Lammers von Saueressig, Maximilian Jell von Philip Morris sowie der „Industrie 4.0“-Berater Olac Birlem. Parallel zeigten die Firmen Müller Maschinentechnik und Smart Robotics kleine Industrieroboter für den Einsatz bei wiederkehrenden Aufgaben, die von den Campus-Besuchern selbst programmiert werden konnten.

    Zum Abschluss des ersten Tages stand außerdem ein Besuch im Medienunternehmen VRM Druck auf dem Programm. In der Rüsselsheimer Druckerei wird auch Die Tabak Zeitung hergestellt. Wichtiger für die Teilnehmer war es jedoch zu sehen, wie weit das Thema Digitalisierung in der klassischen Druckindustrie bereits umgesetzt worden ist.

    Der nächste TJI Campus findet am 1. und 2. März 2018 in Mainz statt. Dabei wird es unter anderem um Track & Trace gehen.

    max

    (DTZ 45/17)

  • TJI Campus präsentiert Industry 4.0

    MAINZ // Der TJI Campus wird dieses Jahr zum Treffpunkt der Industrie 4.0. Der Kongress des Tobacco Journal International (TJI) thematisiert vom 2. bis 3. November die Vernetzung von Menschen, Maschinen und Produkten.

    In Mainz treffen die Teilnehmer auf Fachleute wie Bernd Pape, Leiter der Digitalisierung bei Hauni Maschinenbau. Der international tätige deutscher Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Tabakindustrie (Zigarettenmaschinen) hat sich schon lange auf die Industrie 4.0 vorbereitet. Auf dem Campus wird Pape über seine Erfahrungen referieren.

    Diskutieren Sie mit, und nutzen Sie die Chance, sich über aktuelle Trends der Industrie 4.0 zu informieren, lassen Sie sich zeigen, was Vernetzung für die gesamte Wertschöpfungskette bedeutet.
    Weiter Informationen finden Sie im Internet auf der Homepage [link|http://www.tji-campus.com]www.tji-campus.com[/link].

    red

    (DTZ 41/17)

  • „Lückenlose Totalüberwachung“

    DORTMUND // Uli Kotschenreuther, Chef des Großhandels-Unternehmens Akra, freute sich: Dass das Unternehmen Porsche Raucher-Accessoires wie Zigarren-Cutter und Feuerzeuge im Design des Sportwagenbauers lizensiere, zeige, dass die Tabakbranche sich wieder aus dem „Schmuddel-Image“ befreie. Tatsächlich gehen die Konsumenten entspannt mit dem Genussmittel Tabak um. Dafür droht neuer Ärger aus Brüssel und Berlin, wie die wichtigen Branchenverbände auf der InterTabac-Pressekonferenz deutlich machten.

    Stabiler Markt

    Der Markt für Tabakprodukte habe sich im ersten Halbjahr weitgehend stabil entwickelt, hieß es dort. Die deutschen Konsumenten zeigten sich bislang von den neu eingeführten Schockbildern auf den Packungen von Zigaretten und Feinschnitttabak beziehungsweise den neuen Textwarnhinweisen bei Zigarren, Zigarillos und Pfeifen- sowie Schnupftabak kaum beeindruckt. Aber: Insbesondere die mittelständische Tabakwirtschaft wird durch die deutlich gestiegenen bürokratischen Verpflichtungen vor erhebliche Probleme gestellt.

    Risiko für die Konsumgüterindustrie
    Jan Mücke, Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbands (DZV), formulierte die Erwartungen der Tabakwirtschaft an die nächste Bundesregierung: „Die vergangenen beiden Jahre haben für die Branche mit der Einführung von Schockbildern, umfangreichen Zusatzstoffverboten, fehlenden Produktionsumstellungsfristen und rechtswidrigen Vorschriften für die Warenpräsentation gravierende Markteingriffe gebracht, mit deren Auswirkungen die Unternehmen der deutschen Tabakwirtschaft bis heute zu kämpfen haben. Im Interesse des Wirtschaftsstandorts Deutschland, der 100 000 Beschäftigten in der Wertschöpfungskette Tabakwirtschaft und unserer Kunden ist jetzt ein Innehalten nötig. Wir brauchen dringend ein Regulierungsmoratorium für die kommende Legislaturperiode und keine neuen Verbote und bürokratischen Lasten.“ Die neue Bundesregierung müsse die Folgen des neuen Rechtsrahmens über einen längeren Zeitraum beobachten und überdenken. Andernfalls bestehe nicht nur ein Risiko für die deutsche Tabakwirtschaft, sondern auch für andere Konsumgüterindustrien wie die Hersteller alkoholischer Getränke oder zucker-, salz- oder fetthaltiger Lebensmittel.

    Schlicht nicht finanzierbar

    Die Europäische Kommission bereitet indessen mit einem neuen Gesetzespaket einen weiteren massiven Eingriff mit schwer abschätzbaren Folgen für den Tabakmarkt vor. Am 4. September präsentierte sie ihre Pläne für ein Tracking & Tracing-System für Tabakprodukte, mit dem ab 2019 der Weg jeder einzelnen Packung über die gesamte Lieferkette, vom Hersteller bis zum Handel, erfasst werden soll. Patrick Engels, Vorsitzender des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) kommentierte das Vorhaben aus Brüssel: „Das geplante Tracking & Tracing-System für Tabakwaren geht vollständig am Ziel der Schmuggelbekämpfung vorbei: Produkte wie Feinschnitt, Pfeifentabak, Zigarren und Schnupftabak werden nicht illegal gehandelt.“ Ursprüngliches Ziel sei das Bekämpfen des Schwarzmarktes gewesen, nun wolle die Kommission eine lückenlose Totalüberwachung der gesamten legalen Tabakwertschöpfungskette. Die vorgesehenen Maßnahmen reichten von Videoüberwachung in den Fabriken, über bis zu 50-stellige Packungscodes, die auf viele Verpackungsformate wie beim Schnupftabak gar nicht passten, bis hin zur Registrierung aller Herstellungsmaschinen, Lager und Verkaufsstellen einschließlich des „Kiosks um die Ecke“. Engels führte weiter aus, dass die legale Wertschöpfungskette in einem Maße überwacht werden solle, das gerade mittelständische Betriebe vor existenzielle Herausforderungen stelle.

    Die Kosten für Einrichtung und Betrieb der technisch hochkomplexen Überwachung müssten von der Tabakwirtschaft getragen werden. Gerade für kleine und mittelständische Betriebe sei dieser Eingriff aus Brüssel schlicht nicht finanzierbar.

    Verhältnismäßigkeit im Blick

    Bodo Mehrlein, Geschäftsführer des Bundesverbands der Zigarrenindustrie (BdZ), appellierte: „Die Bundesregierung darf nur Regelungen zustimmen, die einer Verhältnismäßigkeitsprüfung standhalten – dies ist bei den durch die EU vorgelegten Entwürfen nicht der Fall. Eigentlich müssten Zigarren und Zigarillos vom System der Rückverfolgbarkeit ausgenommen werden; zumindest müsste ein solches System aber die Besonderheiten der mittelständischen Zigarrenindustrie berücksichtigen und gewisse Ausnahmen enthalten.“

    Für den Handel mahnte Rainer von Bötticher, Präsident des Bundesverbands des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE), ein auf internationalen Standards basierendes System an, mit dem teure Sonderlösungen für das Tabaksortiment auf Handelsebene vermieden werden: „Die zu findende Systemlösung muss für alle Unternehmensgrößen kompatibel sein, um Insellösungen und Parallelstrukturen zu vermeiden. Im Idealfall sollte das offene System nicht nur tabakspezifisch, sondern produkt- und sortimentsübergreifend, national und international einsetzbar sein.“

    pi

    (DTZ 39/17)

  • TJI Campus präsentiert Industry 4.0

    MAINZ// Der TJI Campus wird dieses Jahr zum Treffpunkt der Industrie 4.0. Auf dem Kongress des Tobacco Journal International (TJI) werden vom 2. bis 3. November die Vernetzung von Menschen, Maschinen und Produkten und ihre Aspekte in der Tabakindustrie thematisiert.

    In Mainz informieren Vertreter internationaler Unternehmen über Herstellung, Daten- und Netzwerktechnik, Kostenoptimierung und Rationalisierung der Produktion. Anhand von Fallbeispielen werden neuen Trends in der Fertigungstechnologie erörtert.

    Diskutieren Sie mit und nutzen Sie die Chance, sich über aktuelle Trends der Industrie 4.0 zu informieren und erfahren Sie, was Vernetzung für die gesamte Wertschöpfungskette innerhalb der Produktion bedeutet.

    Weitere Informationen finden Sie auf [link|http://www.tji-campus.com/industry40/]„INDUSTRY 4.0: The Factory of the Future“[/link].

    red

    (DTZ 36/17)

  • EU: Kosten aufrechnen

    BRÜSSEL // Die möglichen Verluste der Tabakindustrie aufgrund von Gesundheitswarnungen oder Einheitsverpackungen müssen gegen die Kosten aufgerechnet werden, die die Behandlung tabakbedingter Krankheiten verursacht. Das sagte eine Sprecherin der EU-Kommission gegenüber dem Portal „Euractiv.com“.

    Die TPD 2 beinhaltet strikte Vorschriften für die Verpackungen von Tabakwaren. So müssen Warnhinweise und -bilder 65 Prozent der Verpackungsoberfläche ausmachen. Darüber hinaus steht es den Mitgliedstaaten frei, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Frankreich, Ungarn, Irland, Slowenien und Großbritannien haben Einheitsverpackungen geplant oder bereits eingeführt.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Organisationen vertreten die Ansicht, Einheitsverpackungen seien ein gutes Mittel, um den Tabakkonsum zu verringern. Die Hersteller sehen das naturgemäß anders. So erklärte Ben Townsend, Vizechef der Europa-Division von Japan Tobacco International (JTI), gegenüber „Euractiv“, die Idee der Einheitsverpackung würde nicht funktionieren. In Australien, dem ersten Land, das solche Verpackungen verpflichtend gemacht hatte, sei der Rückgang der Raucherzahlen ins Stocken geraten, seit das Gesetz vor vier Jahren erlassen wurde.

    Als Einheitsverpackungen in Großbritannien eingeführt wurden, versuchte die Tabakindustrie dies zu stoppen, indem sie auf das geistige Eigentum an den Packungsdesigns und den Marken verwies. Die Gerichte entschieden aber gegen die Zigarettenfirmen.

    In Irland häuften sich Presseberichte über „Drohungen“ der Industrie, laut denen sich Einheitsverpackungen negativ auf die irische Wirtschaft auswirken würden. In Irland dürfen ab 30. September alle Tabakprodukte nur noch in standardisierten Verpackungen verkauft werden. Auch das irische Gesundheitsministerium argumentiert, die Einheitsverpackungen würden Tabakprodukte weniger attraktiv machen. Zudem würden Warnungen deutlicher sichtbar werden, und die Verpackung könne nicht über die schädigende Wirkung von Tabak hinwegtäuschen.

    Auf Nachfrage von „Euractiv“ erklärte die Europäische Kommission, Einheitsverpackungen gingen nicht mit „Kosten“ für die europäische Wirtschaft einher. „Die möglichen Verluste der Tabakindustrie oder niedrigere Steuereinnahmen für Staaten aufgrund von Gesundheitswarnungen oder Einheitsverpackungen müssen gegen die Kosten aufgerechnet werden, die die Behandlung von tabakbedingten Krankheiten verursacht“, sagte eine Sprecherin gegenüber „Euractiv“. Die Behandlung solcher Krankheiten koste EU-weit jedes Jahr 25,3 Milliarden Euro. Dazu kämen weitere 8,3 Milliarden Schaden aufgrund von Fehlzeiten und Frührente aufgrund von Tabak-Erkrankungen.


    red

    (DTZ 36/17)

  • BdZ betont seine Eigenständigkeit

    BONN / BERLIN // Der Vorstand des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ) hat mit großer Verwunderung auf einen am Dienstag erschienen Artikel der „Stuttgarter Zeitung“ über eine angebliche Zusammenlegung der Tabakverbände unter einem Dachverband und die faktische Auflösung des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ) reagiert. Dies entbehre jeglicher Wahrheit.

    BdZ-Vorsitzender Peter Wörmann erklärt, „dass es solche Gedankenspiele innerhalb der Zigarettenindustrie geben mag, kann nicht ausgeschlossen werden. Der Bundesverband der Zigarrenindustrie ist aber zu keinem Zeitpunkt offiziell angesprochen worden und hat auch zu keinem Zeitpunkt seine Zustimmung zu einer solchen Umstrukturierung gegeben“.
    Der Zigarrenverband stellt außerdem klar, dass er einer solchen Umstrukturierung, die mit einem Verlust der Interessen der Zigarrenindustrie einhergehen würde, nicht zustimmen wird.

    Die Zeitung hatte berichtet, dass der Deutsche Zigarettenverband (DZV) und der Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR), die beide in Berlin ihren Sitz haben, sowie der in Bonn ansässige BdZ Anfang nächsten Jahres in einen neu zu gründenden Dachverband überführt werden sollen. Unter einem ehrenamtlichen Präsident solle dann ein Hauptgeschäftsführer das Tagesgeschäft in der Lobbyarbeit übernehmen. So könnten Personal reduziert und Kosten durch den Abbau von Doppelstrukturen für die Mitgliedsfirmen eingespart werden.

    DZV-Geschäftsführer Jan Mücke sagt dazu, man stehe natürlich laufend in Kontakt mit den anderen Verbänden der Tabakwirtschaft. Dabei gehe es auch um Fragen einer Kooperation. Es gebe jedoch keinerlei Entscheidung über eine Zusammenlegung der Verbände. Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie, erklärt, dass er die in den Medien erwähnte Diskussion zwischen den Verbänden kenne, sich aber im Moment nicht dazu äußern wolle.

    vi/red

    (DTZ 28/17)