BRÜSSEL / BERLIN // Einweg-E- Zigaretten, sogenannte Disposables, sind – auch – unter ökologischen Aspekten umstritten. Plastik, Elektronik und Batterien landen meist im Hausmüll, statt fachgerecht dem Recycling zugeführt zu werden. Jetzt droht den bunten Dampfen das Aus.
Bereits seit einiger Zeit herrscht bei Bundespolitikern Unmut. Grund: Die miese Umweltbilanz der Disposables. Längst wurde der Ruf laut, die Produkte müssten verboten werden. Tatsächlich droht jetzt ein solches Verbot – allerdings weder wegen fehlender Kindersicherung oder falscher Kennzeichnung, sondern wegen einer Verordnung auf EU-Ebene.
Kompromisses zwischen EU-Parlament und -Rat
Konkret solle, so das Online-Medium „Table.Media“, die Einweg-E-Zigarette bis Ende des Jahres 2026 vom EU-Markt verschwinden. Das sei die Folge eines Kompromisses zwischen Parlament und Rat im sogenannten Trilog-Verfahren – einem Vermittlungsprozess – zur Batterieverordnung. Der Kompromiss sehe vor, dass dreieinhalb Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung bei tragbaren Geräten – also auch bei Disposables – die Nutzer die Batterien selbst herausnehmen und austauschen können müssen.
Die Verordnung verbietet demnach auch das Verwenden von Klebstoffen, da die Batterien ohne Lösungsmittel demontierbar sein müssten. Zudem müsse der Hersteller Anleitungen zum Entfernen der Batterien sowie Sicherheitshinweise bereitstellen. Laut Table.Media muss der Kompromiss noch vom Plenum des Europaparlaments gebilligt werden. Das gelte jedoch als Formsache. Vermutlich werde der Kompromiss im Juni des laufenden Jahres vom Parlament beschlossen.
Das [link|https://www.tabakfreiergenuss.org/]Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG)[/link] bestätigt auf DTZ-Anfrage: „Die Batterieverordnung wird die leichte Entnehmbarkeit und Austauschbarkeit von Batterien durch den Verbraucher vorschreiben. Disposables erfüllen diese Kriterien nicht.“ Allerdings lägen die Vorteile der Produkte in der einfachen Handhabung und der hohen Verfügbarkeit der Geräte. Damit könnten viele Raucher erreicht werden, die bisher wenig oder gar nicht mit E-Zigaretten in Berührung gekommen seien.
Nachhaltige Geräte
Nun stellt sich Handel und Konsumenten die Frage, ob die Hersteller die Produkte den neuen Vorschriften folgend anpassen können. Dazu teilt der [link|https://vd-eh.de/]Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH)[/link] mit: „Der E-Zigarettenfachhandel bietet bereits eine Vielzahl nachhaltiger Geräte an, die sowohl wiederaufladbar als auch nachfüllbar sind. Bei einem großen Teil dieser Geräte sind die Batterien austauschbar. Wir sind daher zuversichtlich, dass die betroffenen Unternehmen die Anforderungen der Batterieverordnung fristgerecht und vollumfänglich umsetzen werden.“ Auch das BfTG zeigt sich optimistisch: „Bereits jetzt ist zu beobachten, dass die Hersteller von Einwegprodukten auf die breite öffentliche Kritik an der schlechten Recycling-Fähigkeit der Geräte reagiert und neue, sinnvolle Produkte entwickelt haben. Das Ergebnis sind nicht weitere, leicht modifizierte Einweg-E-Zigaretten, sondern Produkte, die dem Verbraucher die Haptik und Bedienbarkeit von Disposables bieten, aber wiederaufladbar und mit austauschbaren Pods ausgestattet sind. Diese Geräte sind marktreif und werden in den nächsten Monaten im Handel erhältlich sein.“
Für den VdeH sind einfach zu bedienende, langlebigere und damit kostengünstigere Geräte, die mit einem wiederaufladbaren Akku ausgestattet sind, die Alternative zu den aktuellen Disposables. Und: „Das gestiegene Umweltbewusstsein und der Kostenfaktor sind gute Voraussetzungen für den Fachhandel, bisherige Einwegnutzer von Mehrwegsystemen zu überzeugen. Mehrwegsysteme dominieren den Markt seit vielen Jahren und werden auch in Zukunft dominieren.“
Akkus statt Batterien
Die Einweg-E-Zigaretten haben den europäischen Markt seit etwa Anfang 2022 erfolgreich erobert, erfüllen laut Table.Media jedoch nicht die Anforderungen, die die Batterieverordnung stellt. Marktbeobachter gehen sogar davon aus, dass in einigen Geräten aufgrund von Lieferengpässen nicht Batterien, sondern stattdessen aufgeladene Akkus verbaut wurden.
Ob Akku oder Batterie – E-Zigaretten gehören nicht in den Restmüll, sondern müssen nach Wertstoffen getrennt entsorgt werden. Zwar wurden bereits erste Rücknahmesysteme installiert. Dennoch entsorgten viele Dampfer vor allem Einweg-E-Zigaretten häufig nicht fachgerecht.
Ob die E.Zigarettenbranche überhaupt vom drohenden Verbot betroffen sein wird, ist fraglich. So meint der VdeH: „Aktuell erkennen wir bei Einweg-E-Zigaretten ohnehin einen rückläufigen Trend zu den Vormonaten. Der ‚Peak‘ scheint gebrochen. Viele, die das Produkt ausprobieren wollten, fallen inzwischen weg. Das liegt unter anderem daran, dass der Fachhandel es geschafft hat, zahlreiche Konsumenten von Einweg-E-Zigaretten von den Vorzügen wiederverwendbarer Modelle zu überzeugen. Dadurch steigt ein erheblicher Teil der Nutzer auf nachfüllbare und wiederaufladbare Systeme um und gibt das Tabakrauchen vollständig auf.“ Man könne davon ausgehen, dass das Thema Einweg-E-Zigarette bis 2026 stark an Relevanz verlieren werde.
max