Schlagwort: Tabakindustrie

  • Frust und Meinungsvielfalt

    BERLIN // Was wird denn nun aus dem Tabakwerbeverbot? Fest steht: So viel Hin und Her war selten. Immer neue Beteiligte melden sich zu Wort, und die Politik wird sich nicht einig. DTZ bringt Sie auf den aktuellen Stand.

    „Dampfen mit Nikotin und Tabak führt in die Abhängigkeit, genau wie bei herkömmlichen Zigaretten. Deshalb fordern wir ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, Zigaretten und für E-Zigaretten.“ Das postulierte jüngst Andreas Storm, Chef der Krankenkasse DAK. Ins gleiche Horn stößt auch Marlene Mortler (CSU): Das Werbeverbot müsse E-Zigaretten einschließen, so die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

    Doch ob mit oder ohne Next Generation Products (NGP) – schon in Sachen Tabak sind sich die Parteien nicht einig und häufig sogar innerhalb der Fraktionen unterschiedlicher Meinung. Beispiel CDU/CSU: Während der gesundheitspolitische Flügel ein weitgreifendes Verbot anstrebt, sträuben sich die Wirtschaftspolitiker. Werbung in Fachgeschäften, Kinowerbung vor Filmen ab 18 und andere Punkte könnten daher ausgeklammert werden. Dem „Spiegel“ sagt ein „Insider“: „An diese Themen traut sich kein Gesundheitspolitiker in der Union ernsthaft ran; die innerparteilichen Widerstände wären zu groß.“

    Hüh und hott
    Beispiel SPD: Noch am 3. April machte sie in einer Stellungnahme deutlich, bei der E-Zigarette verdampfe eine Flüssigkeit, dies habe mit der Zigarette, an der gezogen werde, um Sauerstoff hineinzubringen, nichts zu tun; die Fraktion habe sich jedoch klar für ein Verbot der Außenwerbung für Tabakprodukte positioniert. Dagegen setzt sich der zuständige Berichterstatter der SPD, Rainer Spiering, vehement für ein umfassendes Werbeverbot ein, das auch E-Zigaretten und Liquids einschließen soll.

    Bündnis 90 / Die Grünen möchten in einem neuen Gesetz „Regelungen für die E-Zigarette“ enthalten wissen. Das stellt sich die Fraktion der Linken anders vor. Sie möchte zunächst die Tabakrahmenkonvention der Weltgesundheitsorganisation WHO umgesetzt wissen, bevor über die E-Zigarette gesondert diskutiert werden könne.

    Rolle der Branchen-Verbände
    Dass die Verbände der Tabakwirtschaft, allen voran der Deutsche Zigarettenverband und der Verband der Rauchtabakindustrie sowie für E-Zigaretten das Bündnis für Tabakfreien Genuss und der Verband des E-Zigarettenhandels, sich zumindest für zurückhaltende Eingriffe der Politik einsetzen, liegt auf der Hand. Sie verweisen unter anderem auf ein im Februar vorgelegtes Gutachten der Kanzlei Redeker / Sellner / Dahs, dass ein Tabakwerbeverbot verfassungswidrig sei. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat dazu eine Gegenexpertise verfasst, die zum gegenteiligen Schluss kommt.

    Auch der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft, der Markenverband sowie der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde setzen sich laut „Spiegel“ für die Belange der Industrie ein. max

    (DTZ 18/19)

  • DTZ-Special: Marken für preisbewusste Kunden

    MAINZ // Während die Tabakindustrie aktuell damit beschäftigt ist, trotz fehlender Planungssicherheit das Track & Trace-System zu organisieren, hat der Gesetzgeber jetzt das   Totalwerbeverbot auf die Tagesordnung gesetzt.

    Wie schätzen die Hersteller die Lage ein und was bedeutet das für den Handel? DTZ hat nachgefragt. Lesen Sie mehr im DTZ-Special „Marken für preisbewusste Kunden“ auf den Seiten 9 bis 14 in der Printausgabe DTZ 14/19.

    red

    (DTZ 14/19)

  • Handel zeigt sich besorgt

    KÖLN // Mit Sorge blicken der BTWE Handelsverband Tabak und der BDTA (Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller) auf die Entwicklung in Sachen Track & Trace. Nun haben die Branchenvertretungen ihre Kritik in einem gemeinsamen Schreiben an die Industrie geäußert.

    Hintergrund: Die beteiligten Hersteller von Tabakprodukten haben das Schweizer Unternehmen SGS beauftragt, bei der Umsetzung von Track & Trace als „Single Point of Contact“ (SPoC) zu agieren, also als zentrale Anlaufstelle für alle Wirtschaftsteilnehmer, die mit Tabakerzeugnissen zu tun haben. Eine Aufgabe von SGS soll es sein, die Branche „bei der Ausrüstung mit der Software und Hardware zu unterstützen, die diese zum Lesen und Übermitteln der aufgezeichneten Daten an das entsprechende Daten Respository benötigen“, teilt SGS mit.

    „Erhebliche Bedenken“
    Dagegen haben die Handelsverbände „erhebliche Bedenken“. So beanstanden sie einerseits die Datenschutzbestimmungen des Schweizer Konzerns, die den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union nicht entspreche. So fehlten verschiedene Angaben, die nach EU-Recht Pflicht sind.

    Des Weiteren benachteiligten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von SGS den Nutzer, zum Beispiel durch die Wahl des Gerichtsstandes oder durch den Ausschluss weitergehender Ansprüche.

    Keine Empfehlung für Kostenerstattung
    Bei diesem Verzicht geht es um einen Einmalbetrag, den SGS im Auftrag der Tabakindustrie errechnet und an die Händler ausschüttet. Damit sollen die Kosten der Einrichtung, des Betriebs und der Wartung gedeckt werden. Die „Lebensmittel Zeitung“ will von einem Betrag in Höhe von 1200 Euro erfahren haben. Allerdings, so BTWE und BDTA, sei nicht nachvollziehbar, wie diese Summe errechnet werde; die Verbände sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Black Box“. Auch wie die Erstattung bewilligt werde, sei unklar. Daher könnten Nutzer, die sich dem SPoC-System anschließen wollten nicht durch das Akzeptieren der AGB von vornherein auf etwaige weitergehende Ansprüche verzichten. In dem Schreiben, das DTZ vorliegt, heißt es: „Auch unter der Annahme einer wohlwollenden Berechnung der Erstattung erscheint dies nicht hinnehmbar.“ Und weiter: „Aufgrund der bestehenden massiven Bedenken können wir unseren Mitgliedern nicht empfehlen, die angebotene Kostenerstattung durch den SPoC in Anspruch zu nehmen.“

    Der Handel hofft nun auf eine Nachbesserung und appelliert an die Hersteller, das „partnerschaftliche Verhältnis zwischen Industrie und Handel in Deutschland“ zu berücksichtigen. Eine angepasste Lösung solle mit nationalen und unionsrechtlichen Vorgaben zum Datenschutz konform sein, auf deutschem Recht basieren, eine Rechtsschutzmöglichkeit auf Augenhöhe für beide Partner bieten, es dem Nutzer ermöglichen, den Erstattungsbetrag im Einzelfall zu prüfen oder selbst zu errechnen sowie eine angemessene Erstattung vorsehen.

    Die Zeit drängt – schließlich muss das Track & Trace-System in rund zwei Monaten in Betrieb gehen. Von den zuständigen Industrieverbänden gab es bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe keine Stellungnahmen. max

    (DTZ 11/2019)

  • 20. Mai rückt näher

    FORT MILL // Der US-Computerkonzern Honeywell hat ein Track-&-Trace-System vorgestellt, das jetzt von einem Beratungsunternehmen im Auftrag der Tabakhersteller BAT, Imperial, JTI und Philip Morris als geeignet gemäß der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) nominiert wurde.

    Die initialen Aufwände für das Gesamtpaket von Software-Lizenzen und Hardware ist mit der Tabakindustrie abgestimmt, so dass eine Erstattung notwendiger Investitionen gewährleistet wird.

    Die EU-Richtlinie verpflichtet die beteiligten Wirtschaftsakteure der Tabakindustrie, die gesamte Kontrollkette von der Herstellung bis zum Verkauf auf Verpackungsebene zu identifizieren und rückzuverfolgen. Die Frist für diese Wirtschaftsakteure zur Implementierung der Track-and-Trace-Systeme ist der 20. Mai 2019.

    Die von Honeywell angebotenen Track-&-Trace-Lösungen werden unter anderem in der Pharma-, Automobil- und Sprengstoffindustrie eingesetzt.

    pi

    (DTZ 07/19)

  • Werbeverbot für Tabakwaren?

    BERLIN // Experten halten die Einführung eines umfassenden Tabakwerbeverbots für sinnvoll. Das ist das Ergebnis einer öffentlichen Anhörung zu einem Antrag der Fraktion Die Linke.

    Diese hatte ein umfassendes Verbot aller Formen der Kino- und Außenwerbung für Tabakprodukte, ein Verbot der kostenlosen Abgabe von Tabakerzeugnissen, ein Verbot des Tabaksponsorings sowie ein Verbot des an Jugendliche gerichteten Tabakmarketings gefordert. Auch die Grünen treten für ein Werbeverbot für Tabakerzeugnisse, E-Zigaretten und Nachfüllbehälter ein.

    Gegen ein Totalwerbeverbot wandte sich Jan Mücke vom Deutschen Zigarettenverband, denn Tabakwerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richte, sei bereits verboten. Zudem sei die Raucherprävalenz bei Kindern und Jugendlichen von 28 auf 7,4 Prozent gesunken. Das sei Aufklärung, Prävention und strikter Anwendung von Kinder- und Jugendschutzregeln durch den Handel und die Industrie zu verdanken. Weil bereits ein weitreichendes Tabakwerbeverbot durchgesetzt sei, würde ein vollständiges Verbot der Werbung einen Eingriff in die Freiheitsrechte der Unternehmen darstellen, argumentierte Mücke. Ein Totalwerbeverbot wäre demnach verfassungswidrig.

    Pilotfunktion für weitere Verbote
    Das sah auch Christoph Degenhart von der Universität Leipzig so. Die Vorstöße für ein Totalverbot hätten zudem eine Pilotfunktion für Verbote von Produkten und Dienstleistungen, die als schädlich oder sozial unverträglich gewertet würden. Auch wenn die Initiativen Ausdruck staatlicher Fürsorge seien, dürfe die Fürsorge nicht im Widerspruch zur grundgesetzlichen Autonomie des Einzelnen stehen. Es sei nicht Aufgabe des Staates, einzelne Erwachsene vor sich selbst zu schützen.

    Für ein umfassendes Werbeverbot sprach sich Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord Institut für Therapie- und Gesundheitsförderung aus. Werbung für Tabak und E-Zigaretten spiele für Kinder und Jugendliche eine Rolle und müsse als Risikofaktor für die Initiierung des Rauchens angesehen werden. Tobias Effertz von der Universität Hamburg stimmte den Verbotsforderungen zu. Nach Schätzung des Wissenschaftlers kosten die Folgen des Rauchens die Gesellschaft jedes Jahr 97 Milliarden Euro. Die Werbemöglichkeiten der Tabakindustrie hätten in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass der Rückgang der Raucher in Deutschland nur sehr gering ausgefallen sei.

    Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg bezeichnete Tabakkonsum als das größte vermeidbare Krebsrisiko dieser Zeit. Allein 2018 könnten 85 000 Krebsneuerkrankungen und damit jede fünfte Krebserkrankung auf das Rauchen zurückgeführt werden. Es gebe einen kausalen Zusammenhang zwischen Tabakwerbung und einem erhöhten Tabakkonsum.

    max

    (DTZ 50/2018)

  • Cannabis ist gefragt

    MAINZ // Big Tobacco steht vor einem Wandel. Neue Erzeugnisse wie E-Zigaretten und Tabak-erhitzer sorgen für Fantasie. Doch auch ein längst bekanntes Naturprodukt könnte die Umsätze der Konzerne beflügeln: Marihuana.

    Zuletzt machte die amerikanische Altria (Marlboro USA) Schlagzeilen, weil sie sich an dem kanadischen Cannabis-Farmer Cronos beteiligen will. Cronos bringt es aktuell nur auf eine Jahresproduktion von etwa zwei Tonnen. Diese Menge will Cronos mit Unterstützung eines Investors auf etwa 120 Tonnen steigern. Den weltweiten Markt schätzen Experten auf ein Gesamtvolumen von 52,5 Milliarden Dollar (gut 46 Milliarden Euro) – inklusive des illegalen Handels. Doch das könnte sich ändern: In Kanada und in neun US-Bundesstaaten ist der Konsum von Cannabis mittlerweile erlaubt. Weitere Staaten könnten demnächst noch folgen.

    Zuvor hatte Altria sich um finanzielle Beteiligungen bei den Marihuana-Spezialisten Aphria und CannTrust bemüht, die Verhandlungen nach Indiskretionen jedoch abgebrochen. Nun also wollen die Richmonder sich Cronos schnappen.

    Dabei steht Altria nicht allein. Imperial Brands etwa hatte im Sommer Anteile an Oxford Cannabinoid Technologies erworben, die im medizinischen Cannabis-Markt unterwegs ist.

    Wirklich neu sind die Begehrlichkeiten der Tabakindustrie jedoch nicht. Bis zum Verbot des Rauschmittels in den USA 1970 dachten die Großen der Branche darüber nach, ins Marihuana-Geschäft einzusteigen. So notierte der damalige Philip-Morris-Chef George Weissman: „Ich würde es nicht nutzen. Aber wir sollten ein mögliches Produkt prüfen.“

    max

    (DTZ 49/18)

  • Personalwechsel bei 5th Avenue Products

    WALDSHUT-TIENGEN // Nach mehr als neun Jahren ging nun der Einsatz von Antonio de Dios Lorente bei 5th Avenue, dem Alleinimporteur von Habanos für Deutschland, Österreich und Polen, offiziell zu Ende. Seine Aufgaben als Repräsentant von Habanos S. A. und die kaufmännische Leitung übernimmt Barbara Leyva de la Torre.

    In ihrer langjährigen Tätigkeit in der kubanischen Tabakindustrie arbeitete sie in verschiedenen Funktionen im Finanzwesen. Von 2010 bis 2015 war Leyva als Commercial Manager beim Schweizer Habanos-Importeur Intertabak tätig. Danach hatte sie die Funktion der Stellvertretenden Direktorin für Finanzen und Zahlungsverkehr bei Habanos S. A. inne.

    Barbara Leyva hat an der Hochschule für Ökonomie in Ost-Berlin Volkswirtschaft studiert und spricht dadurch perfekt Deutsch. fnf

    (DTZ 48/18)

  • Pro und Contra „NGP“

    GENF // Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert ein Verbot oder zumindest eine scharfe Regulierung neuer Rauchalternativen wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer. Das erklärte die Vorsitzende des Sekretariats der Anti-Tabak-Konvention der WHO, Vera Luiza da Costa e Silva, in Genf. Vertreter der 181 WHO-Mitgliedsstaaten diskutierten dort zuletzt über den Umgang mit diesen neuen Produkten.

    Die Tabakindustrie wolle „ein Produkt wieder salonfähig machen, das keinerlei Nutzen für die Menschheit hat“, sagte da Costa e Silva. Sie bezweifelt, dass E-Zigaretten nur als Hilfe zum Entwöhnen gedacht seien. „Warum werden sie dann mit attraktiven Geschmacksrichtungen wie Mango oder Tuttifrutti hergestellt? So etwas richtet sich immer an Kinder und junge Leute.“ Die würden mit den teuren Geräten nikotinabhängig gemacht, und müssten, wenn ihnen das Geld ausgeht, den Nikotinbedarf mit herkömmlichen Zigaretten decken, so da Costa e Silva. Tatsächlich sind Liquids allerdings deutlich günstiger als Tabakzigaretten.

    Kritik an WHO-Position
    Derweil kritisieren die Autoren eines neuen Berichts mit dem Titel „No Fire, No Smoke: Global State of Tobacco Harm Reduction (Kein Feuer, kein Rauch: Weltweiter Zustand der Schadensminimierung von Tabak)“ das Verhalten der WHO. Sie werfen der WHO Nichtbeachtung internationaler Übereinkommen vor, weniger schädliche Alternativen zum Rauchen zu unterstützen. E-Zigaretten, Tabakerhitzungssysteme und Snus hätten bereits äußerst erfolgreich zur Reduzierung des Rauchens beigetragen, hieß es. Dennoch zeige die WHO eine historische Feindseligkeit gegenüber diesen Alternativen.

    Der Bericht führt 39 Länder auf, in denen E-Zigaretten oder nikotinhaltige Flüssigkeiten verboten sind, unter anderem Australien, Thailand und Saudi-Arabien. Die Europäische Union erlaubt E-Zigaretten, verbietet aber Snus, das skandinavische Tabakprodukt zum oralen Gebrauch.

    „Beim Untersuchen der Daten war es beeindruckend, wie eng die Verfügbarkeit dieser Alternativprodukte mit dem Rückgang der Raucherquoten verbunden ist. Welche Motivation die Länder für ihre Verbote auch haben mögen, sie müssen erkennen, dass diese Politik sie zu Unterstützern der Tabakindustrie macht“, so Harry Shapiro, Hauptautor des Berichts.


    red

    (DTZ 41/18)

  • Gute Stimmung auf Leitmesse

    DORTMUND // Nach der Messe ist vor der Messe, heißt es, und so ist es kein Wunder, dass in vielen Kalendern bereits der 20. bis 22. September 2019 fest für die InterTabac geblockt ist. Und wer für diesen Zeitraum noch Hotelzimmer und Restaurant-Tisch buchen möchte, der muss feststellen: Ganz einfach ist das schon jetzt nicht mehr.

    Der wohl wichtigste Grund: Die InterTabac ist bedeutender denn je. Kein Unternehmen der Tabakbranche im weitesten Sinne, das eine relevante Rolle am Markt spielen möchte, kommt um diese Leistungsschau herum. Zugleich wird der Umfang der Ausstellung immer größer, da noch mehr Firmen aus dem Ausland ihre Dienstleistungen und Produkte zeigen und der Bereich Next Generation Products (NGP) zunimmt.

    Dabei weist die InterTabac mittlerweile bereits eine vierzigjährige Geschichte auf und gilt als wichtigste Leistungsschau der Tabak- und E-Zigaretten-Industrie: „Die InterTabac ist heute die Weltleitmesse der Branche und hat das 2018 wieder bestätigt“, sagte denn auch Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Dortmund GmbH. Das sehen auch die Fachbesucher so: 12.500 Besucher von allen Kontinenten waren in den Messehallen zu Gast.


    „Standorte ohne Not gefährdet“

    Auf der diesjährigen Pressekonferenz zur InterTabac machten zudem verschiedene Experten deutlich, welche Themen sie aktuell beschäftigen. Jan Mücke, Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV), machte deutlich, dass das angekündigte EU-Rückverfolgbarkeitssystem Exporte in Drittstaaten akut gefährde. In diesem Zusammenhang forderte Mücke Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf, gemeinsam mit der EU-Kommission endlich eine entsprechende Regelung für die deutschen Industriestandorte zu schaffen. Insbesondere die Produktionsstandorte kleinerer und mittelständischer Hersteller würden ohne Not gefährdet, wenn künftig ein erheblicher Teil der Exportproduktion in Länder außerhalb der EU verlagert oder sogar aufgegeben würde.

    Des Weiteren wies Mücke darauf hin, dass der Jugendschutz in Deutschland erfolgreich greife. Seit 2001 sei der Anteil rauchender Kinder und Jugendlicher um mehr als 20 Prozentpunkte zurückgegangen. Mücke kündigte weitere Maßnahmen an, etwa, das webbasierte Schulungsprogramm „Jugendschutz im Tabakwaren- und E-Zigaretten-Handel“.

    Patrick Engels, Vorsitzender im Verband der Rauchtabakindustrie, wetterte gegen die „völlig praxisfremde Totalüberwachung der gesamten Tabakwertschöpfungskette“. Der Unternehmer bezeichnete Track & Trace als „perfektes Beispiel für mittelstandsfeindliche Politik“. Man müsse das legale Produkt Tabak „produzieren, bewerben und letztlich weltweit vertreiben können“, führte er aus. Er votierte dafür, Tabak – wie Alkohol oder Schokolade – als legales Genussmittel zu behandeln.

    Für den Bundesverband der Zigarrenindustrie machte sein Geschäftsführer Bodo Mehrlein deutlich, dass die Rückverfolgbarkeit für Zigarren und Zigarillos eine „absolut unverhältnismäßige Maßnahme“ darstelle, denn: „Bei diesen Produkten gibt es keinen Tabakschmuggel, die Umsetzung wird aber gravierende wirtschaftliche Auswirkungen auf die mittelständische Tabakindustrie haben.“ In letzter Konsequenz führten solche Maßnahmen zu einer weiteren Konzentration auf dem Tabakmarkt zu Lasten der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Mehrlein kritisierte, dass die EU-Kommission bei den europäischen Durchführungsrechtsakten weitere Handelshemmnisse aufgebaut habe. Die Folge sei ein „Flickenteppich an Regulierungsmaßnahmen“, der besonders die exportorientierte deutsche Zigarrenindustrie in ihrem wirtschaftlichen Handeln behindere.


    „Wichtigste Börse“
    Für den BTWE Handelsverband Tabak wies Geschäftsführer Willy Fischel darauf hin, dass zwar klassische Tabakwaren immer noch rund 97 Prozent des Umsatzes des tabakführenden Handels ausmachten, die momentane Situation im Fachhandel jedoch geprägt sei durch einen sich verändernden Markt: „Die Absätze von E Zigaretten sowie von Heat-not-burn-Produkten nehmen zu.“ Große Teile des Tabakwaren-Einzelhandels erwarteten eine wachsende Bedeutung dieser Produkte für ihre Geschäfte. Fischels Resümee: „Wer aus dem Fachhandel sich im Sortimentsbereich Next Generation Products als Beratungsspezialist positioniert, kann sich gegenüber der wachsenden Zahl von Internet-Anbietern oder dem starken Aufkommen von sogenannten stationären Vape Shops erfolgreich profilieren.“ Dennoch sei die InterTabac angesichts der Angebotsvielfalt des Kulturgutes Tabak für den Fachhandel die wichtigste Börse.

    max

    (DTZ 39/18)

  • WHO gegen Tabakgenuss

    GENF // Am 31. Mai ist es wieder so weit: Rund um den Globus finden zahlreiche Aktionen zum Weltnichtrauchertag statt. Händler müssen sich auf schleppende Geschäfte einstellen.

    „Der große deutsche Politiker Herbert Wehner hat gesagt: ‚Die Raucher sind immer toleranter als Nichtraucher! Uns stört das nicht, dass sie nicht rauchen!‘ Aber im Ernst: Tabak ist ein legales Produkt. Daher muss es auch eine legitime Art geben, ihn zu konsumieren. Grundlage ist bewusster Genuss bei rücksichtsvollem Verhalten. Angesichts des gegenwärtigen Trends zu Egoismus und Ich-Bezogenheit droht Rücksichtnahme als wichtiger Wert zunehmend in Vergessenheit zu geraten.“ So nimmt Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer beim Verband der Rauchtabakindustrie, Stellung zu der Initiative. Sein Fazit: „Seit 2014 Jahren streitet man sich alljährlich um das Motto, welches den Nichtraucher-Tag schmücken soll, da die Protagonisten untereinander nicht einig sind. Das ist bezeichnend.“

    In diesem Jahr legt die Weltgesundheitsorganisation WHO den Fokus auf das Thema „Tabak und Herzkrankheiten“. Auch die Plakate, mit denen der Aktionstag beworben wird, bilden ein menschliches Herz ab, aus deren (abgeschnittenen) Adern es qualmt. Laut WHO sind Tabakgenuss und Passivrauchen verantwortlich für zwölf Prozent aller Herztoten und damit Todesursache Nummer 2 hinter zu hohem Blutdruck.

    Die Organisation schreibt, mehr als sieben Millionen Menschen würden jedes Jahr an der „globalen Tabak-Epidemie“ sterben, darunter fast 900 000 Nichtraucher. Unter den etwa eine Milliarde Rauchern lebten knapp 80 Prozent in Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen. Dort seien die gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Tabaks am stärksten.

    Die WHO schlägt zudem verschiedene Maßnahmen vor, mit denen Regierungen den Tabakgenuss innerhalb der eigenen Grenzen bekämpfen könnten: das Schaffen völlig rauchfreier Zonen, das Bereitstellen verschiedener Angebote zum Ausstieg aus der Tabak- beziehungsweise Nikotinabhängigkeit, Warnungen vor den Folgen des Tabakgenusses durch Einheitspackungen oder große Bildwarnhinweise, das Fördern effektiver Kampagnen in Massenmedien, mit denen die Öffentlichkeit vor Tabak gewarnt werden könne, umfassende Verbote für Tabakwerbung und Sponsoring sowie deutliche Anhebungen von Steuern auf Tabakwaren, um diese weniger erschwinglich zu machen.

    red

    (DTZ 20/18)