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  • Selbstständige wählen Grüne

    NEUNKIRCHEN / MÜNCHEN // In einer umfangreichen Befragung haben der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland sowie der Software-Produzent Invoiz Stimmungen und Bedürfnisse bei Kleinunternehmern ausgelotet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

    An der Befragung nahmen über 3000 Selbstständige aus ganz Deutschland teil. Unter politischen Aspekten gab es dabei eine faustdicke Überraschung: Mit 24,8 Prozent fühlen sich die Befragten den Grünen politisch am nächsten – gefolgt von der FDP mit 22,5 Prozent. Die CDU erreicht bei der Umfrage 19,4 Prozent – die Sozialdemokraten kommen bei Selbstständigen auf gerade 10,6 Prozent. Sie werden damit sogar von der Linken überholt: Mit 13,1 Prozent der Befragten fühlen sich mehr Selbstständige der Linken verbunden als in der Gesamtbevölkerung. Bei der AfD ist das genau umgekehrt: Mit 8,5 Prozent liegt ihr Anteil rund ein Drittel unter ihrem allgemeinen Wähleranteil.

    Hauptnachteil der Selbstständigkeit ist das Bürokratieproblem. 59 Prozent der Befragten haben bürokratische Hürden als Haupthindernis ihrer Geschäftspraxis ausgemacht. Selbstständige vermissen darüber hinaus Respekt und faire Behandlung durch Politiker und staatliche Einrichtungen: Vier von fünf Befragten fühlen sich von der Politik wenig oder gar nicht respektiert. Noch größer (82,4 Prozent) ist der Anteil der Selbstständigen, die mit Blick auf eine faire soziale Absicherung Verbesserungsbedarf oder gar erheblichen Verbesserungsbedarf sehen.


    Berliner häufig selbstständig

    In Berlin ist der Anteil der Selbstständigen an der Gesamtbevölkerung mit Abstand am höchsten. In Sachsen-Anhalt beträgt die Selbstständigen-Dichte dagegen nur ein Fünftel des Berliner Anteils. Hinter der Hauptstadt liegt mit Hamburg ein weiterer Stadtstaat – gefolgt von Bayern und Hessen. Am unteren Ende der Selbstständigen-Quote finden sich neben Sachsen-Anhalt mit Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg drei weitere neue Bundesländer. Auch im Saarland und in Niedersachsen ist der Selbstständigen-Anteil gering.

    Beim Thema Geld gehen die Spannen ebenfalls weit auseinander. Mit einem durchschnittlichen Stundensatz von 91 Euro liegt Rheinland-Pfalz vorne. Berlin gehört mit einem Durchschnitt von 61 Euro im bundesweiten Vergleich zusammen mit ihren Kollegen in den fünf anderen ostdeutschen Bundesländern und in Schleswig-Holstein zu den Einkommens-Schlusslichtern. Mit einem durchschnittlichen Stundensatz von 44 Euro liegen Thüringens Selbstständige abgeschlagen am Ende der Einkommens-Tabelle.

    Nur ein Drittel der Umfrageteilnehmer ist weiblich. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen beträgt der Anteil der selbstständigen Frauen zwischen 15 und 20 Prozent. Mit mangelnder Qualifikation hat das Geschlechter-Missverhältnis nichts zu tun: Der Anteil von Hochschul- und Fachhochschulabsolventinnen unter den weiblichen Selbstständigen liegt mit 70,6 Prozent sogar deutlich über dem ihrer männlichen Kollegen (59,2 Prozent). Trotzdem gehen Frauen, die sich selbstständig machen, offenbar vorsichtiger zu Werke: Fast jede Fünfte (18,4 Prozent) entscheidet sich für den Kleinunternehmer-Status und legt sich so auf einen Jahresumsatz unter 17 500 Euro fest.

    Spitzenverdiener häufig Männer
    Zum Vergleich: Nur 8,1 Prozent der männlichen Selbstständigen sind umsatzsteuerliche Kleinunternehmer. In den oberen Umsatzregionen sind Frauen dementsprechend seltener vertreten: Während fast die Hälfte (46,9 Prozent) der männlichen Selbstständigen Umsätze zwischen 60 000 und 240 000 Euro erzielt, erreicht nur rund ein Viertel der selbstständigen Frauen dieses Umsatzsegment (24,3 Prozent). Unter den Selbstständigen, die einen Spitzenumsatz von mehr als 240 000 Euro erreichen, sind Männer sogar dreimal häufiger vertreten.

    red

    (DTZ 42/18)

  • Eine Tür geht zu, eine andere auf

    BERLIN // Der deutsche Tabakbau kann aufatmen – so scheint es. Nach dem Wegfall der EU Subventionen 2010 und dem Rückzug der Zigarettenindustrie 2017 sah es zunächst schlecht aus mit neuen Marktchancen. Doch dann kam der Shisha-Boom und mit ihm neue Geschäftspartner.

    Hat der Shisha-Konsum den deutschen Tabakanbau gerettet? Sven Plaeschke, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Tabakpflanzer, zögert nur kurz, bevor er antwortet: „Ich hätte es anders formuliert, aber es stimmt, dass die wachsende Nachfrage nach Wasserpfeifentabak dem deutschen Rohtabakmarkt einen Aufschwung beschert hat.“ Fast 96 Prozent des deutschen Tabaks landeten früher oder später in einer Shisha, sagt Plaeschke.

    Was macht deutschen Tabak so begehrenswert? Den Pflanzern kommen dabei verschiedene Faktoren zugute, unter anderem der hohe Qualitätsstandard. „Unser Virgin ist der Mercedes unter den Shisha-Tabaken“, sagt Plaeschke. Die Blätter weisen einen niedrigeren Nikotingehalt aus, sind weniger durch Pflanzenschutzmittel belastet, haben einen hohen Zuckergehalt und eine goldgelbe Farbe. „Bei der Zugabe von Molasse gibt es keine Farbveränderung“, weiß er.


    Optimistische Stimmung

    Alles zusammen sind das gute Kriterien, um international zu agieren und die Marktteilnehmer zu überzeugen. Das haben die Pflanzer erkannt und treten entsprechend emanzipiert auf. „Wir haben ein eigenes Direktvermarktungssystem aufgebaut und vermarkten unseren Tabak direkt in alle Welt“, so Plae-schke. „Das unterstützt unsere Geschäftsbeziehungen zu Shisha-Produzenten in arabischen Staaten, in Indien, den USA, aber auch in Europa und Deutschland.“ Die Stimmung innerhalb der Branche sei entsprechend optimistisch.

    „Es hat sich eine neue Tür geöffnet, obwohl der deutsche Rohtabak ein hochpreisiges Produkt ist“, erinnert der Geschäftsführer mit Blick auf die weniger guten Jahre im Tabakbau. „Nach dem Wegfall der Subventionen und dem Rückzug der Industrie hatten wir Absatz- und Anbauprobleme. Diesen Trend konnten wir stoppen“, so Plaeschke, „das Geschäft mit den Shisha-Tabak-Produzenten kann uns tragen.“ Sven Plaeschke spricht in diesem Zusammenhang von einem Strukturwandel: „Was früher viele kleine Betriebe gemacht haben, machen heute wenige große.“ Heute produzieren noch rund 100 Tabakanbaubetriebe in Deutschland auf knapp 2000 Hektar. Für das laufende Jahr werden rund 5000 Tonnen Tabak Ernte erwartet. „Wir hatten einen Dürre-Sommer und nicht alle konnten ihre Felder bewässern“, so Plaeschke. Trotzdem: Die Qualität stimmt. Die Pflanzer haben keine Probleme, auf dem Weltmarkt für Shisha-Tabak mit anderen Mitbewerbern zu konkurrieren. International ist die Nachfrage da.

    Was bleibt sind die Kosten – ein entscheidender Faktor im Wettbewerb. „Wir können unseren Rohtabak absetzen“, sagt er. Allerdings muss sich auch der wirtschaftliche Nutzen für die Erzeuger einstellen. „Der gesetzliche Mindestlohn ist für die Betriebe eine große Herausforderung“, sagt Plaeschke.

    kes

    (DTZ 41/18)

  • „Ich befürchte keinen Engpass durch Unruhen in Nicaragua“

    BASEL // Am Zigarrenhimmel gibt es derzeit ein paar dunkle Wolken. Zwei davon kommen aus Westen. Gemeint sind die Unruhen in Nicaragua sowie die von der EU in Brüssel gemachten Vorgaben in Sachen Rückverfolgbarkeit von Tabakerzeugnissen (Track & Trace). Über beide Themen und über Next Generation Products sprach DTZ mit Beat Hauenstein, dem CEO der Oettinger Davidoff AG, Basel.

    Welche Bedeutung hat Nicaragua für den Nachschub an Tabak und Zigarren für die Oettinger Davidoff AG?
    Beat Hauenstein: Wir haben verschiedene Produktionsstätten und Tabakanbaugebiete in der Dominikanischen Republik und in Honduras. In Nicaragua besitzen wir Tabakfelder. Sowohl bei der Versorgung mit Tabak als auch mit Zigarren und Zigarillos befürchte ich keinen Engpass für die Oettinger Davidoff AG. Der kontinuierliche Nachschub ist gewährleistet. Gerollt werden die meisten unserer Marken ohnehin in der Dominikanischen Republik. Die Marken Camacho, Baccarat, La Fontana, Legendario sowie gewisse Linien der Cusano Zigarren und Private Labels werden in Honduras, dem Nachbarland von Nicaragua, gefertigt.

    Die Marke Zino wird ja mittlerweile ebenfalls in der Dominikanischen Republik hergestellt.
    Hauenstein: Richtig. Früher wurde diese Marke in Honduras gerollt. Vor ein paar Jahren haben wir die Produktion zu Tabadom in den Norden der Dominikanischen Republik verlagert.

    Spätestens seit dem Jahr 2013, als die Davidoff Nicaragua auf den Markt gekommen ist, liegt Nicaragua als Zigarrenland im Trend. Steht zu befürchten, dass die seit April anhaltenden massiven Proteste gegen Präsident Daniel Ortega die Aufwärtsentwicklung bei Zigarren bremsen werden?
    Hauenstein: Als Lieferant von Premiumzigarren hat Nicaragua inzwischen sogar die Dominikanische Republik überholt, die zuvor viele Jahre lang an der Spitze stand. Das zeigt, welche enorme Aufwärtsentwicklung Nicaragua als Zigarren-Herkunftsland in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat. Ich bin kein Politexperte und wage deshalb keine Prognose, ob, und gegebenenfalls wie, sich die Unruhen auf das Zigarrengeschäft auswirken. Wir hoffen nicht, dass dies der Fall sein wird, haben aber vorgesorgt und ausreichend Tabak auf Lager.

    Mit Track & Trace, also der Rückverfolgung der Produkte vom Hersteller bis zum Einzelhändler, kommt im Rahmen der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) die nächste große Herausforderung auf die Zigarrenbranche zu. Die Zigarrenhersteller und -Importeure müssen Track & Trace bis Mai 2024 umsetzen. Trifft die Oettinger Davidoff AG bereits Vorbereitungen dafür?

    Hauenstein: Wir sind Innovations-Leader. Deshalb wollen und müssen wir bei Geschäftsprozessen ebenfalls Vorreiter sein. Compliance, sprich: die Einhaltung von Regeln, nimmt im Zigarrengeschäft einen immer breiteren Raum ein. Darauf müssen wir uns einstellen. Für Track & Trace haben wir eine Projektgruppe mit Marktkennern, Logistikern und Juristen gebildet. Dieser Arbeitskreis setzt sich bereits seit knapp drei Jahren mit dem Thema auseinander.

    Wird die Oettinger Davidoff AG bei Track & Trace eigene Wege gehen?
    Hauenstein: Wohl kaum. Ich denke, es macht Sinn, ein Branchensystem zu entwickeln. Wir sind gespannt, was die Zigarettenindustrie macht, denn bei Zigaretten und Feinschnitt gilt Track & Trace ja bereits ab Mai nächsten Jahres.

    Welche Auswirkungen hat Track & Trace auf den Zigarren- und Zigarillomarkt?
    Hauenstein: Vor allem kleinere Unternehmen werden kaum in der Lage sein, alle TPD 2-Vorschriften inklusive Track & Trace langfristig und effizient umzusetzen. Deshalb wird sich der Markt bereinigen, was auch das erklärte Ziel der WHO Framework Convention on Tobacco Control ist.

    Auf der einen Seite schlägt sich die Branche mit der TPD 2 herum, auf der anderen Seite gibt es bei den Next Generation Products Positives zu berichten. Alternative Erzeugnisse wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer sind auf dem Vormarsch. Werden Sie E-Produkte oder Heat-not-burn-Zigarren auf den Markt bringen?
    Hauenstein: Wir beobachten diesen boomenden Markt genau, haben bisher jedoch kein Projektteam gebildet, das sich damit beschäftigt. Eine elektronische Zigarre passt nicht in unser Marken- und Strategiebild. Offen gestanden kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen, dass eine E-Zigarre für einen Zigarrenliebhaber wirklich ein Genusserlebnis ist.

    Herr Hauenstein, wir bedanken uns für das Gespräch.

    da

    (DTZ 41/18)

  • Pro und Contra „NGP“

    GENF // Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert ein Verbot oder zumindest eine scharfe Regulierung neuer Rauchalternativen wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer. Das erklärte die Vorsitzende des Sekretariats der Anti-Tabak-Konvention der WHO, Vera Luiza da Costa e Silva, in Genf. Vertreter der 181 WHO-Mitgliedsstaaten diskutierten dort zuletzt über den Umgang mit diesen neuen Produkten.

    Die Tabakindustrie wolle „ein Produkt wieder salonfähig machen, das keinerlei Nutzen für die Menschheit hat“, sagte da Costa e Silva. Sie bezweifelt, dass E-Zigaretten nur als Hilfe zum Entwöhnen gedacht seien. „Warum werden sie dann mit attraktiven Geschmacksrichtungen wie Mango oder Tuttifrutti hergestellt? So etwas richtet sich immer an Kinder und junge Leute.“ Die würden mit den teuren Geräten nikotinabhängig gemacht, und müssten, wenn ihnen das Geld ausgeht, den Nikotinbedarf mit herkömmlichen Zigaretten decken, so da Costa e Silva. Tatsächlich sind Liquids allerdings deutlich günstiger als Tabakzigaretten.

    Kritik an WHO-Position
    Derweil kritisieren die Autoren eines neuen Berichts mit dem Titel „No Fire, No Smoke: Global State of Tobacco Harm Reduction (Kein Feuer, kein Rauch: Weltweiter Zustand der Schadensminimierung von Tabak)“ das Verhalten der WHO. Sie werfen der WHO Nichtbeachtung internationaler Übereinkommen vor, weniger schädliche Alternativen zum Rauchen zu unterstützen. E-Zigaretten, Tabakerhitzungssysteme und Snus hätten bereits äußerst erfolgreich zur Reduzierung des Rauchens beigetragen, hieß es. Dennoch zeige die WHO eine historische Feindseligkeit gegenüber diesen Alternativen.

    Der Bericht führt 39 Länder auf, in denen E-Zigaretten oder nikotinhaltige Flüssigkeiten verboten sind, unter anderem Australien, Thailand und Saudi-Arabien. Die Europäische Union erlaubt E-Zigaretten, verbietet aber Snus, das skandinavische Tabakprodukt zum oralen Gebrauch.

    „Beim Untersuchen der Daten war es beeindruckend, wie eng die Verfügbarkeit dieser Alternativprodukte mit dem Rückgang der Raucherquoten verbunden ist. Welche Motivation die Länder für ihre Verbote auch haben mögen, sie müssen erkennen, dass diese Politik sie zu Unterstützern der Tabakindustrie macht“, so Harry Shapiro, Hauptautor des Berichts.


    red

    (DTZ 41/18)

  • Großer Ärger um kleine Liquids

    ESSEN / BERLIN // Streit zwischen dem Essener E-Zigaretten-Spezialisten Niko Liquids und dem Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG). Hintergrund ist eine Abmahnung, die Niko Liquids gegen den Wettbewerber Flavourtec – einem Mitgliedsunternehmen des BfTG – erwirkt hat. Es geht um das Verwenden des Begriffs „Shake ‚n‘ Vape“, den Niko Liquids sich hat schützen lassen.

    In einer Mitteilung von Niko Liquids heißt es: „,Shake ‚n‘ Vape‘ sowie ,Shake and Vape‘ sind sowohl als Wort- als auch als Wort-Bild-Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt auf Niko Liquids eingetragen. Die damit stets verbundene markenrechtliche Prüfung in der Widerspruchsfrist ergab keine Beanstandungen.“ Daher sehe man den vom BfTG angekündigten Schritt – einen Antrag auf Löschung der Marken – gelassen.

    Von Seiten des Verbandes sagt dazu der Vorsitzende Dustin Dahlmann, der Begriff „Shake ‚n‘ Vape“, der auf deutsch „Schütteln und Dampfen” heißt, beschreibe eine Konsumform beziehungsweise eine Produktgruppe. Es handele sich um nikotinfreie und überaromatisierte Liquids, zu denen der Verbraucher selbst nikotinhaltiges Liquid hinzu mischt. Dahlmann weiter: „Der Begriff wird weltweit in der E-Zigaretten-Branche genutzt. Googelt man ‚Shake and Vape‘, so erhält man über 600.000 Treffer.“

    Das sieht Niko Liquids anders: Für die unter der Marke „Shake ‚n’ Vape“ seit 2016 etablierte Produktlinie sei man 2017 mit dem „IntertabacStar“ der DTZ ausgezeichnet worden. Spätestens seit diesem Zeitpunkt sei die Markennutzung branchenweit bekannt. Zudem hätten in den vergangenen Monaten andere Marktteilnehmer mehrfach vergeblich versucht, die Marke „Shake ‚n’ Vape“ ebenfalls zu registrieren.

    „Potenzielle Abmahngefahr“
    Weitere Abmahnungen gab es jedoch bislang offenbar nicht. „Aber“, warnt BfTG-Mann Dahlmann, „,Shake and Vape‘ wird von nahezu jedem Marktteilnehmer verwendet. Es kann nicht sein, dass jeder Marktteilnehmer mit der potenziellen Gefahr leben muss, wegen dieses Begriffs abgemahnt zu werden.“ Deshalb wolle sein Verband den Begriff löschen lassen.

    Niko Liquids begründet die Abmahnung übrigens nicht nur mit Markenrechten. Man fühle sich höchster Produktqualität verpflichtet. Dazu unterhalte man ein eigenes hochmodernes analytisches Labor mit mehreren Chemikern, in dem regelmäßig auch Produkte von Marktteilnehmern analysiert würden. Niko Liquids teilt mit: „Gerade im Bereich der von TPD2 und Tabakerzeugnisgesetz bislang unregulierten nikotinfreien Shortfill- und Overdosed-Liquids wurden und werden hier immer wieder Verstöße gegen Kennzeichnungspflichten, die Deklaration von Inhaltsstoffen (zum Beispiel Allergene) und die einschlägigen Vorschriften hinsichtlich der zugelassenen Inhaltsstoffe festgestellt.“ Insbesondere bei kleineren Herstellern sowie Produzenten in Übersee scheine es wenig bekannt zu sein beziehungsweise ignoriert zu werden, dass die fehlende Regulierung durch die TPD2 und deren Umsetzung in Deutschland nicht von der Einhaltung der chemikalienrechtlichen Vorschriften entbindet. So seien im Labor bei manchen Liquids zum Teil hochgradig allergene und sogar gesundheitlich bedenkliche Stoffe gefunden worden. Dies könne die gesamte E-Zigaretten-Branche in Verruf bringen.


    Gemeinsames Gütesiegel

    Es sei richtig, dass einige Liquid-Hersteller noch Defizite bei der Kennzeichnung hätten, gesteht auch das BfTG ein. Aber die Hersteller, die Großhändler und die Verbände arbeiteten daran, dass auch kleinere Hersteller diese Anforderungen erfüllen würden. Die Gesetzeslage sei eben für die junge Branche lange unklar gewesen. Dahlmann weiter: „Weiterhin behauptet Niko Liquids, dass man in einigen Produkten gesundheitsschädliche Stoffe gefunden habe. Dabei gibt das Unternehmen aber nicht an, in welchem Produkt, wann, was und wie gefunden wurde.“

    Niko Liquids allerdings steht auf dem Standpunkt, dass unzureichende „E-Erzeugnisse“ den Ruf der gesamten Branche beschädigen könnten. Vor diesem Hintergrund beobachte man mit Sorge, dass der Begriff „Shake ’n‘ Vape“ von verschiedenen Produzenten und Distributoren auch für bedenkliche, unter Umständen nicht verkehrsfähige Produkte verwendet werde. Eine Qualitätsoffensive der Essener soll es richten: „Wir bieten interessierten Marktteilnehmern an, den Begriff ‚Shake ’n’ Vape‘ als gemeinsames Gütesiegel zu etablieren. Eine entsprechende Lizenzierung setzt die Einhaltung der geltenden gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich Inhaltsstoffen, Kennzeichnung und so weiter sowie die Bereitschaft zu einem nachhaltigen Qualitätsmanagement voraus.“ Interessenten könnten entsprechende Informationen bei dem Unternehmen anfordern.

    Einem solchen Gütesiegel erteilt Dahlmann allerdings eine klare Absage: „Der Begriff ‚Shake and Vape‘ beschreibt eine Produktgruppe beziehungsweise eine Konsumform. Damit ist er für ein Gütesiegel vollkommen ungeeignet.“

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    In Kürze: Shake ‚n‘ Vape

    Beim „Schütteln und Dampfen“ kauft der Konsument ein Fläschchen mit – oft etwas höherdosiertem – Aroma-Liquid. Dann fügt er einen sogenannten Nikotin-Shot hinzu. Nach dem Vermischen der beiden Flüssigkeiten erhält er ein nikotinhaltiges Liquid.

    (DTZ 41/18)

  • „Dynamischste Phase aller Zeiten“

    HAMBURG // Herr Wittenberg, zunächst ein Blick ganz weit nach vorn: Tabakzigarette, E-Zigarette oder Tabakerhitzer – welche Produktkategorie hat das größte Potenzial für die nächsten Jahre?

    Ralf Wittenberg: Derzeit befinden wir uns in der dynamischsten Phase des Wandels, die es jemals in der Tabak- und Nikotinindustrie gegeben hat. Diese Entwicklung ist faszinierend, und unser Anspruch ist es, den Wandel anzuführen.

    Dazu gehört auch ein neues Geschäftsmodell?

    Wittenberg: Unser Gesamtgeschäft hat sich in den vergangenen Jahren äußerst stark verändert, und wir haben phänomenale Fortschritte bei den Produkten der nächsten Generation erzielt, von deren Zukunft wir überzeugt sind. Dennoch sind wir der Meinung, dass es die Verbraucher sind, die darüber entscheiden werden, wie die Kategorien Tabak und Nikotin in den nächsten Jahren aussehen werden. Die Antwort kann daher nicht lauten: ein Produkt für alle Raucher in allen Märkten. Deshalb investieren wir weiterhin in die Entwicklung aller Kategorien und in die entsprechende Unterstützung unserer Handelspartner.
    Tatsächlich ist die Entwicklung des E-Zigaretten-Konsums in Deutschland bislang nicht allzu dynamisch…
    Wittenberg: 1,8 Millionen der deutschen Raucher dampfen bereits. Aber es könnten noch viel mehr sein. Doch dazu bedarf es einfach noch mehr Aufklärung. Obwohl Studien wie etwa der britischen Regierungsbehörde Public Health England nach aktuellem Kenntnisstand zu dem Schluss kommen, dass E-Zigaretten 95 Prozent weniger schädlich sind als herkömmliche Tabakzigaretten, zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage, dass mehr als die Hälfte der Deutschen denken, dass E-Zigaretten mindestens genauso gefährlich sind wie herkömmliche Zigaretten.

    Es besteht also Handlungsbedarf – von Seiten der Industrie?

    Wittenberg: Aus unserer Sicht muss mehr passieren, als den Verbrauchern Alternativen anzubieten. Sie müssen auch über die Risiken und Chancen informiert werden. Wir machen hier unseren Job als Hersteller, aber das alleine reicht nicht aus.

    Im Gegensatz zu manchen Wettbewerbern ist Ihr Unternehmen in Sachen E-Zigarette breit aufgestellt. Zudem gibt es im Konzern den Tabakerhitzer Glo. Ist es für Sie wichtig, alle Produktkanäle zu befeuern?

    Wittenberg: Derzeit haben wir aufgrund eines größeren öffentlichen Gesundheitsbewusstseins und der schnellen Entwicklung neuer Technologien die beispiellose Chance, Verbrauchern Alternativen zum klassischen Tabak anbieten zu können. Die Wahlfreiheit der Verbraucher steht dabei seit langem im Mittelpunkt der Strategie von British American Tobacco. Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Konsumenten können wir nur dadurch Rechnung tragen, dass wir ihnen ein breites Spektrum an potenziell risikoreduzierten Produkten anbieten.

    Wobei Sie viel Geld in die Entwicklung stecken.

    Wittenberg: Ja, seit 2012 hat die Gruppe rund 2,5 Milliarden US-Dollar …

    Das sind fast 2,2 Milliarden Euro.

    Wittenberg: … in die Entwicklung und Vermarktung der Produkte der nächsten Generation investiert. Unser Anspruch lautet: mehr Auswahl, mehr Innovation, weniger Risiko.

    Der deutsche Markt wartet auf Glo. Können Sie etwas zum Marktstart hierzulande sagen?

    Wittenberg: In den acht Märkten, in denen British American Tobacco aktuell bereits mit dem Tabakerhitzungsprodukt Glo vertreten ist, sind die bisherigen Ergebnisse sehr vielversprechend: In Japan, wo Glo im Oktober 2017 landesweit ausgerollt wurde, ist es das am stärksten wachsende Tabakerhitzungsprodukt im Markt. Dies zeigt, wie gut das Produkt in so kurzer Zeit bei den Kunden angekommen ist. Natürlich prüft die Gruppe ständig, welche weiteren Märkte sich für einen Launch von Glo eignen und hat dabei auch Deutschland im Auge.

    Welche Bedeutung haben klassische Tabakwaren – insbesondere Zigaretten – für BAT?

    Wittenberg: So sehr es unser Anliegen ist, risikoreduzierte Alternativen zu entwickeln und diese weltweit Rauchern zur Verfügung zu stellen, bleiben wir dennoch realistisch: Herkömmliche Zigaretten werden noch viele Jahre das Kerngeschäft von British American Tobacco bleiben und die notwendigen Investitionen in die Produkte der nächsten Generation ermöglichen. Deshalb werden wir auch weiter unsere strategischen Marken Lucky Strike und Pall Mall unterstützen.

    Versuchen Sie, dem Rückgang bei Rauchern entgegenzuwirken?

    Wittenberg: Wir sehen bei den klassischen Tabakprodukten noch Wachstumschancen. Unser Marktanteil liegt hier derzeit bei etwa 20 Prozent. Da gibt es also noch Marktanteile, die wir gewinnen möchten und auch können, denn mit Lucky Strike und Pall Mall verfügen wir über Marken, die wachsen, und bieten allein mit diesen beiden Marken ein sehr breites Portfolio an. Wir wissen, dass die Konsumentenbedürfnisse sehr unterschiedlich sind. Und sie entwickeln sich ständig weiter. Das sehen wir am Wachstum der Produkte der nächsten Generation. Deshalb umfasst unser Angebot Dampf- und Tabakerhitzungsprodukte aber eben auch weiterhin die klassischen Tabakwaren wie Zigarette oder Feinschnitt. In der Auswahl an hochwertigen und innovativen Produkten sehen wir den Schlüssel zum Erfolg. Und daran arbeiten wir mit aller Kraft.

    Wie ist eigentlich der Stand Ihrer Vorbereitungen zum berüchtigten Nachverfolgungssystem?

    Wittenberg: Die Implementierung von Track & Trace stellt Industrie und Handel vor eine ganz erhebliche inhaltliche und zeitliche Herausforderung. Seit etwa drei Jahren beschäftigt sich ein gemeinsamer Arbeitskreis mit den politischen Fragen und der operativen Umsetzung. Hier konnten konstruktive und gesetzeskonforme Lösungen gefunden werden, die sowohl von Industrie als auch Handel umsetzbar sind.

    Sie sind also auf Track & Trace gut vorbereitet?

    Ja, allerdings haben wir bis zum 20. Mai 2019 noch viel vor uns, insbesondere was Detailfragen angeht. Einige Informationen und Entscheidungen seitens der EU werden darüber hinaus erst im Laufe des ersten Halbjahres 2019 erwartet, so dass uns nur wenig Zeit bleibt. Insgesamt steht aber unser Fahrplan und wir sind auf Kurs, jedoch ist jeder Wirtschaftsbeteiligte gefordert, sich mit den für sein Unternehmen relevanten Anforderungen vertraut zu machen. Eine einfache Lösung gibt es hier nicht.

    Wo sehen Sie in Sachen Regulierung in den kommenden Monaten und Jahren die größten Probleme für die Branche?

    Wittenberg: Wie sich der Markt an potenziell risikoreduzierten Produkten entwickelt, hängt auch von der Regulierung ab. Sie kann ein Beschleuniger oder ein Verlangsamer sein. Das sieht man sehr gut am Beispiel England. Hier ist man hinsichtlich der Aufklärung über das gesundheitspolitische Potenzial von Dampfprodukten zum Beispiel schon einige Schritte weiter.

    Können Sie das näher erläutern?

    Wittenberg: Vor Kurzem hat der Ausschuss für Wissenschaft und Technologie des britischen Parlaments einen Bericht veröffentlicht und fordert darin, dass die Chancen der E-Zigarette vor dem Hintergrund der Risikoreduzierung in der Politik stärker akzeptiert und berücksichtigt werden müssen. An diesem Bericht haben Parlamentarier aller im Unterhaus vertretenen Parteien mitgewirkt, und auch sie stellen fest, dass E-Zigaretten deutlich weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten und daher im Sinne der öffentlichen Gesundheitsversorgung eine spezielle Unterstützung durch die Politik erfahren müssten.

    Vorbild Großbritannien?

    Wittenberg: Regierungen sollten sich mit dem Beispiel England im Sinne der Gesundheitspolitik näher beschäftigen, denn wenn Regierungen und die Weltgesundheitsorganisation die Todesfälle und Krankheiten –, die durch das Rauchen verursacht werden, verringern möchten, dann sollten sie Produkte wie die E-Zigarette, die das Potenzial haben, Risiken zu minimieren, danach bewerten, welchen Beitrag sie leisten können. Es wird auch in Zukunft erwachsene Menschen geben, die auf den Genuss von Nikotin nicht verzichten wollen. Ihnen möchten wir eine Alternative bieten.

    Auch der Fachhandel ist natürlich etwas verunsichert. Was kann BAT für die Geschäftsinhaber tun?

    Wittenberg: Unser Ziel ist es, langfristige Partnerschaften mit unseren Handelspartnern aufzubauen und zu pflegen und so gemeinsam den Erfolg zu steigern. Deshalb haben wir 2013 für eine besonders enge Zusammenarbeit das „BAT Top Partner Programm“ ins Leben gerufen, das sich an Facheinzelhändler richtet, die bereit sind, sich für unsere Marken besonders zu engagieren. Unsere Top Partner profitieren im Gegenzug von vielfältigen Vorteilen und werden für ihr Engagement mit leistungsgerechter Vergütung, attraktiven Verkaufsaktionen sowie Service und Beratung vor Ort unterstützt.

    Womit unterstützen Sie diese Fachhändler konkret?

    Wittenberg: Wir bieten ihnen für alle im Fachgeschäft relevanten Kategorien starke Marken aus einer Hand, egal ob Zigarette, Drehtabak, Stopftabak, Filterzigarillos oder E-Zigaretten. Und der Fachhandel ist hier ein ganz wichtiger Partner. Auch wenn der Verkauf von Produkten der nächsten Generation im Onlinehandel und in spezialisierten Shops weiter zunimmt, setzen wir ganz stark auf die Beratungskompetenz des Fachhandels. Wir laden ihn ein, sich gemeinsam mit uns weiter zu entwickeln und diese dynamischste Phase des Wandels, die es jemals in der Tabak- und Nikotinindustrie gegeben hat, gemeinsam zu gestalten. Heute und in der Zukunft.

    Herr Wittenberg, wir bedanken uns für das Gespräch.

    Interview: Marc Reisner

    DTZ 40/18

  • Reemtsma: Market Managerin Stefanie Birtel geht

    HAMBURG // Stefanie Birtel verlässt nach acht Jahren bei Reemtsma und Imperial Brands das Unternehmen. Diese Entscheidung wurde in beiderseitigem Einvernehmen getroffen und berücksichtigt Stefanie Birtels Wunsch, sich neuen beruflichen Herausforderungen außerhalb des Unternehmens zu stellen.

    Stefanie Birtel war seit April 2017 Market Managerin Deutschland, davor Director Global Sales Operations im Headquarter von Imperial Brands in UK.
    „Wir bedanken uns bei Stefanie Birtel für die gemeinsamen Jahre und wünschen ihr für die private und berufliche Zukunft alles Gute. Sie war als wertvolle Kollegin sehr geschätzt und wurde insbesondere für ihre strategischen Fähigkeiten, ihren Pragmatismus und ihre vielfältige Erfahrung respektiert“, so Michael Kaib.

    pi

    DTZ 40/18

  • MyBlu macht Dampf

    HAMBURG // Ab Oktober rollt Reemtsma sein E-Zigaretten-Geschäft in Deutschland national aus. Im April hatte Reemtsma die E-Zigarette MyBlu zuerst in Hamburg, Berlin und München sowie online eingeführt. Laut Unternehmen wird das System von Konsumenten gut angenommen. Insbesondere Einsteiger in die Kategorie schätzen laut Reemtsma die praktikable Handhabung und den schnellen Wechsel zwischen Geschmacksrichtungen und Nikotinstärken beziehungsweise der nikotinfreien Variante.

    „Die Qualität der Liquids wird im Konsumenten-Feedback immer wieder hervorgehoben“, sagt David O’Neill, Head of Next Generation Products, „auf jeden Fall haben wir mit MyBlu das Potenzial, in Deutschland Marktführer im Bereich E-Zigarette zu werden.“
    Listungsschwerpunkte der kommenden Monate sind Tabakfachgeschäfte, Kioske und Tankstellen, ebenso rückt der Vape-Channel stärker in den Fokus. Für das geschlossene System von MyBlu sind derzeit elf Geschmacksrichtungen erhältlich. Der Kommunikationsmix umfasst unter anderem ATL-Maßnahmen, Promotion, POS-Aktivitäten und PR.

    pi

    DTZ 40/18

  • Kompetenz liegt bei der Zollbehörde

    BERLIN // Nicht nur die Bezeichnung ist sperrig, auch mit der Umsetzung hapert es: Das Rückverfolgbarkeitssystem für Tabakerzeugnisse, kurz Track & Trace, beschäftigte jetzt den Bundesrat.

    Am 20. Mai 2019 soll es für Zigaretten und Feinschnitt in Kraft treten, 2024 greift es für Pfeifentabak und Zigarren. Ein Gesetzentwurf liegt vor, zu dem die Ländervertretung vor kurzem Stellung genommen hat. Ziel des Entwurfs ist es, europäische Vorgaben zu Tabakerzeugnissen in das deutsche Recht umzusetzen. Im Detail geht es unter anderem darum, ein System zur Rückverfolgbarkeit einzuführen und dass Tabakerzeugnisse künftig mit einem Sicherheitsmerkmal zu versehen sind.

    In seiner 970. Sitzung hält der Bundesrat fest, dass allein die Zollbehörden für die Bekämpfung des Tabakschmuggels und die Aufdeckung von Steuerbetrug zuständig sind. Zur Begründung heißt es, sie allein „verfügen bereits über die erforderliche Sach- und Fachnähe zur Überwachung der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben über Erkennungs- und Sicherheitsmerkmale“. Der Zoll sei bereits für die Überprüfung der Steuerzeichen zuständig. Demgegenüber erteilt der Bundesrat der vorgesehenen Regelung die „Tabaküberwachungsbehörden“ zur Kontrolle des Track-&-Trace-Systems einzusetzen, eine Absage. Gemeint sind damit Verbraucherschutz- und Gesundheitsgremien. Diese seien zuständig für den „gesundheitlichen Verbraucherschutz und verfügen nicht über derartige Kompetenzen.“ Um das nötige Know-how aufzubauen, müsste zusätzliches Personal einstellt und ausgebildet werden.

    „Der Bundesrat bittet daher, im weiteren Gesetzgebungsverfahren in das Tabakerzeugnisgesetz eine Zuständigkeitsübertragung auf die Zoll- und Finanzbehörden (§33 Absatz 1 des Tabaksteuergesetzes in Verbindung mit § 209 Absatz 1 der Abgabenordnung den Zollbehörden) für die Aufgaben im Zusammenhang mit dem Rückverfolgbarkeitssystem aufzunehmen.“

    Weiter heißt es, dass die Bundesdruckerei die Identifikationscodes herstellt und diese an die Wirtschaftsteilnehmer abgibt. Sie soll darüber hinaus auch individuelle Erkennungsmerkmale für Einzelverpackungen und aggregierte Verpackungen generieren und ausgeben.

    Bundesregierung legt Entwurf vor
    Die Bundesregierung legt einen Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes vor. Die Vorlage soll den illegalen Handel mit Tabakerzeugnissen unterbinden sowie die Rechts- und Verwaltungsvorschriften der EU-Mitgliedsstaaten über die Herstellung, die Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen angleichen, heißt es in einer Mitteilung an die Presse.

    Demnach soll eine Kennzeichnung von Tabakerzeugnissen mit einem individuellen Erkennungsmerkmal und einem fälschungssicheren Sicherheitsmerkmal erfolgen.

    red

    (DTZ 39/18)

  • Weniger Grossisten

    HAMBURG // Nur noch zehn bis 15 Presse-Zwischenhändler dürften sich in fünf Jahren das Bundesgebiet aufteilen, glaubt Michael Fischer, Chef der Axel-Springer-Vertriebsorganisation Sales Impact. Das sagte er auf einem Kongress in Hamburg. Und das Fachblatt „Horizont“ weiß: „Aktuell sind es 44 Grossisten, vor fünf Jahren waren es noch 70 – und vor zehn Jahren sogar 100.“ Bisher hätten Verlage und Grosso-Verband es stets vermieden, offizielle Ziel-Zahlen zu nennen.

    Springer-Manager Fischer berichtete, sowohl Gutachten des Grosso-Verbandes als auch der Vertriebsallianz der Verlage seien im Vorfeld der neuen Branchenvereinbarung unabhängig voneinander zu dem Ergebnis gekommen, dass angesichts sinkender Presse-Absätze und -Umsätze in Zukunft nur noch Grossisten überlebensfähig seien, die jeweils 100 bis 150 Millionen Euro Jahresumsatz erzielten. Bisher liege die Spanne bei sechs bis 120 Millionen Euro.

    Der gesamte deutsche Presse-Jahresumsatz via Grosso lag 2017 bei insgesamt zwei Milliarden Euro – ohne den Bahnhofsbuchhandel, der eine weitere Milliarde beisteuert. Bei einem durchschnittlichen Rückgang von fünf bis sieben Prozent läge der Umsatz in fünf Jahren bei rund 1,5 Milliarden Euro. Rechnerisch blieben dann zehn bis 15 Grossisten übrig,, die die rund 100.000 Einzelverkaufsstellen beliefern.

    „Wir werden bei der Auflagenentwicklung keinen Turnaround hinkriegen, das ist illusorisch – aber wir werden im Vertrieb noch viele Jahre viel, viel Spaß an der Print-Presse haben“, glaubt Fischer. Auch Burda-Vertriebschef Tobias Mai zeigte sich verhalten optimistisch. Zwar veränderten sich das Konsumentenverhalten und der Lebensmitteleinzelhandel, der als Pressevertriebskanal immer wichtiger werde. Die Menschen kaufen seltener als früher im stationären Handel und häufiger via E-Commerce ein. Und es gebe mehr große Supermärkte und Discounter mit mehr Kassen und damit geringerer Kontaktwahrscheinlichkeit zum Presseregal. Aber: Es entstünden mehr kleine Nachbarschaftsläden mit – allerdings kleinen – Presseregalen.

    red

    (DTZ 39/18)