WIEN (DTZ/pnf). Die Bundessprecherin der österreichischen Grünen hat ein Totalverbot der Zigarettenautomaten in der Alpenrepublik gefordert. Als Begründung nannte sie die Ergebnisse einer Studie der belgischen Universität Gent, wonach in Österreich 27,1 Prozent der Jugendlichen mindestens einmal wöchentlich zur Zigarette greifen, innerhalb der EU nach Bulgarien der zweithöchste Wert.
Die Verfasser der genannten Studie stellten die These auf, eine restriktive Automatenpolitik führe zu einem geringeren Zigarettenkonsum bei Jugendlichen (was allerdings bereits mit Blick auf den extrem hohen Anteil rauchender Jugendlicher im automatenfreien Bulgarien fraglich erscheint). Die österreichische Grünen-Chefin will einen entsprechenden Antrag für ein flächendeckendes Totalverbot für Zigarettenautomaten im Nationalrat stellen.
Sie behauptete, Jugendliche würden den vorhandenen technischen Jugendschutz an den Automaten umgehen, indem sie abgelaufene Bankomat-Karten für die Altersverifizierung nutzten. Ein ziemlich schwaches Argument, denn wer gibt abgelaufene Bankkarten so einfach aus der Hand. In Deutschland ist es übrigens nicht möglich, abgelaufene EC-Karten für die Altersverifikation zu benutzen, weil die Automaten zuerst die Gültigkeit der Karte prüfen und erst, wenn diese gegeben ist, die Altersverifikation vornehmen. Jedenfalls haben sich inzwischen alle anderen österreichischen Parteien und auch Teile ihrer eigenen Partei gegen den Vorschlag der Grünen-Politikerin gestellt.
Sowohl der für den Jugendschutz zuständige Wirtschaftsminister Reinhold Lehner (ÖVP) als auch Gesundheitsminister Alois Stöger halten eine solche Maßnahme für ungeeignet, vor allem deshalb, weil sich Jugendliche auf andere Weisen Zigaretten beschafften. Auch die Oppositionsparteien FPÖ und BZÖ lehnten den Plan entschieden ab. Besonders heftig reagierten verständlicherweise die österreichischen Trafikanten. Ihr Bundesgremialobmann Peter Trinkl spricht von einer völlig unnötigen Forderung.
Es sei noch keiner Partei eingefallen, die Abschaffung des Führerscheins zu fordern, nur weil einige ohne Lenkerberechtigung fahren, zitieren ihn die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Im Wiener „Kurier“ äußerten Trafikanten ihren Ärger über den Grünen-Vorschlag, weil sie bereits hohe Beträge in den Jugendschutz ihrer Automaten investiert haben.
Der Vizepräsident der Wirtschaftskammer, Fritz Ammann, spricht von „Enteignungsfantasien“ seitens der Grünen. Viele der mehr als 7 000 Trafikanten hätten wegen der Umrüstung auf Jugendschutz neue Automaten gekauft, die zwischen 3 000 und 5 000 Euro kosteten. Ammann: „Wenn die Grünen die Zigarettenautomaten abschaffen wollen, dann sollen sie auch den Trafikanten die Kosten für die Umrüstung aus der Parteikasse zahlen.“
(DTZ 24/11)