Schlagwort: Wettbewerbsverzerrung

  • Brasiliens Hersteller schlagen Alarm

    SAO PAULO // Brasiliens Zigarettenindustrie hat aktuell mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen. Zum hat der Schmuggel ein Rekordniveau erreicht, zum anderen gibt es hohe Hürden für die Einführung von E-Zigaretten und Alternativprodukte wie iQos von Philip Morris.

    Laut dem Marktforschungsinstitut Ibope Inteligência hatten Schmuggelzigaretten in Brasilien 2016 einen Rekordanteil von 35 Prozent am Gesamtkonsum des Landes, der auf 90 Milliarden Zigaretten geschätzt wird. Das Gros der heißen Ware kommt aus dem Nachbarland Paraguay: Dort werden Schätzungen zufolge lediglich 5 Prozent der Zigarettenproduktion im Land konsumiert, 95 Prozent gelangen dagegen auf kriminellen Wegen in die benachbarten südamerikanischen Staaten. Darunter vor allem: Brasilien.

    Paraguays Präsident Horacio Cartes ist Miteigentümer des örtlichen Zigarettenherstellers Tabesa, von dem die meisten geschmuggelten Produkte stammen sollen. Doch auch auf brasilianischem Boden werden Schwarzmarktzigaretten hergestellt. Allein im ersten Halbjahr 2016 wurden vier illegale Fabriken von der Polizei aufgespürt und geschlossen.

    Jin-Ling-Pendant in Brasilien heißt Eight
    Die heiße Ware wird auf Märkten, zum Teil aber auch in Verkaufsstellen für legale Zigaretten verkauft. Von den zehn meistverkauften Marken in Brasilien werden drei illegal verkauft, darunter Eight, das Jin-Ling-Pendant in Brasilien. Die unfaire Konkurrenz wird deutlich, wenn man sich den Preisunterschied anschaut: Kostet die Packung einer illegalen Marke rund drei R$ im Verkauf, das sind rund 90 Cent, dürfen legale Marken laut Gesetz nicht unter fünf R$ pro Packung verlangen. Der Durchschnittspreis liegt sogar höher, bei rund sieben R$.

    Der florierende Schmuggel setzt den legalen Herstellern zu – allen voran Marktführer und BAT-Tochter Souza Cruz. Die Gesamtsteuerlast für reguläre Zigaretten beträgt rund 80 Prozent, bei den Schmugglern ist sie häufig gleich null. „Der Tabaksetor wird extrem hoch besteuert, das führt zur Wettbewerbsverzerrungen“, klagt Edson Vismona, Präsident des Nationalen Forums gegen Fälschungen (FNCP).

    Möglicher Ausweg: Neue, technologisch anspruchsvolle Produkte
    Ein Ausweg für die Industrie könnte die Einführung neuer, technologisch anspruchsvoller Produkte wie etwa iQos von Philip Morris sein, der Tabak erhitzt statt zu verbrennen. Laut einem Bericht der brasilianischen Tageszeitung Folha de São Paulo erwägt der US-Konzern die iQos-Einführung in Lateinamerika.

    Allerdings verbietet ein brasilianisches Gesetz von 2009 den Vertrieb von elektronischen Zigaretten im Land. Philip Morris argumentiert damit, iQos sei keine herkömmliche E-Zigarette. Das zweifelt etwa Tânia Cavalcante an, die für die Regierungskommission arbeitet, die die Implementierung von Anti-Tabak-Maßnahmen überwacht. In einem Zeitungsinterview hob sie die Ähnlichkeit von iQos mit normalen E-Zigaretten hervor. Einen Antrag für den Verkauf des neuen Produkts in Brasilien wurde von Philip Morris allerdings noch nicht eingereicht.

    Trotz aller Schwierigkeiten: Brasilien bleibt vorerst der wichtigste Absatzmarkt Südamerikas, mit einem Anteil von rund 42 Prozent am gesamten Zigarettenkonsum des Kontinents. Und das, obwohl der Anteil an der kontinentalen Bevölkerung lediglich 34 Prozent beträgt. mar

    (DTZ 4/2017)

  • Belgier demonstrieren gegen Verbot

    BRÜSSEL (DTZ/red). In Brüssel sind am Wochenende Wirte und Gäste sowie Tabak-Freunde auf die Straße gegangen um gegen das strikte Rauchverbot zu demonstrieren. Mehrere hundert Menschen haben sich laut Medienberichten in der Brüsseler Innenstadt versammelt und für mehr Genuss-Freiheit protestiert.

    Das belgische Verfassungsgericht hatte im März für eine Verschärfung des Rauchverbots gestimmt. Das Gesetz tritt ab 1. Juli in Kraft. Die Besitzer von Cafés und Restaurants befürchten jetzt Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent, heißt es. Bisher existierte ein Rauchverbot nur in Gaststätten, die Speisen servieren. Die Ausnahmeregelung sei eine Wettbewerbsverzerrung meinten die Richter und entschieden sich für die Verschärfung des Gesetzes.

    (DTZ 17/2011)