Schlagwort: und Zigarillomarkt

  • Tabaksteuer-Einnahmen steigen, aber …

    MAINZ // Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 64,0 Milliarden Zigaretten versteuert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 2,7 Prozent oder 1,8 Milliarden Stück weniger als im Jahr 2022. Der Absatz von Zigarren und Zigarillos sank im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 9,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Stück. Die Menge des versteuerten Tabak-Feinschnitts verringerte sich im Vorjahresvergleich um 6,0 Prozent auf 23.581 Tonnen.

    Der Absatz von Wasserpfeifentabak belief sich 2023 auf 727,7 Tonnen. Der Absatz von klassischem Pfeifentabak stieg mit 398 Tonnen deutlich um 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Menge der versteuerten Substitute für Tabakwaren (etwa Liquids für E-Zigaretten) betrug 1,2 Millionen Liter.

    Zigarettenkonsum seit Jahren kontinuierlich rückläufig
    Die Verbände der Branche meldeten sich ebenfalls zu Wort. „Bei den Tabakwaren sind Zigaretten nach wie das beliebteste Produkt, jedoch geht der Zigarettenkonsum seit Jahren kontinuierlich zurück“, sagt Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE). Im Trend der vergangenen Jahre seien das ein bis drei Prozent gewesen. 2022 war der Absatz um 8,3 Prozent zurückgegangen. 2023 seien die Preise erneut stark angestiegen und belasteten die Verbraucher. Hinzu komme, dass die Tabaksteuer im vergangenen Jahr erneut angehoben worden sei.

    Auch bei anderen klassischen Tabakprodukten ist laut BVTE der Absatz gesunken. Feinschnitt verzeichnete ein Minus von 6,0 Prozent. Dabei weist der Verband darauf hin, dass der Feinschnittkonsum in der Lockdown-Phase während der Corona-Pandemie angestiegen sei, da durch den eingeschränkten Reiseverkehr keine preiswerteren Zigaretten im Ausland zu kaufen waren.

    Kein Anstieg der Raucherquote
    Der kontinuierliche Rückgang beim Bezug von Steuerzeichen für Tabakwaren widerlege Annahmen zu einem Anstieg der Raucherquote. Die Debra-Studie hatte ergeben, der Anteil der Raucher sei seit Corona auf über 30 Prozent gestiegen. „Wäre der Raucheranteil so hoch, dann müsste auch die Absatzmenge gestiegen sein. Das ist nicht der Fall“, stellt Jan Mücke fest. Die Zahl der Raucher gehe seit Jahren zurück. Nach einem aktuellen WHO-Bericht zu weltweiten Raucherprävalenzen rauchen in Deutschland aktuell 18,8 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren.

    Der Geschäftsführer des Bundesverbands der Zigarrenindustrie (BdZ) Bodo Mehrlein ordnet die Zahlen der Versteuerungsstatistik für den Nischenmarkt ein: „Grundsätzlich zeigt der traditionelle Markt klassischer Zigarren- und Zigarillo-Erzeugnisse seit vielen Jahren einen stabilen bis leicht rückläufigen Trend. Die Versteuerungsstatistik des Statistischen Bundesamts, die den Bezug von Steuerzeichen durch die Unternehmen abbildet, entspricht nie genau den Entwicklungen des Markts beziehungsweise des tatsächlichen Abverkaufs. Durch die starken Erhöhungen der Mindeststeuer zum Januar 2022 und Januar 2023 geht der BdZ von einem weiteren Rückgang im niedrigpreisigen Segment aus, während sich das Segment der klassischen Zigarren und Zigarillos relativ stabil bis leicht rückläufig zeigt.“

    Bundesverband Wasserpfeifentabak irritiert
    Wesentlich aussagekräftiger sei der langfristige Trend, der zeige, dass diverse fiskalpolitische Instrumente dazu geführt hätten, dass sich der Markt seit 2007 mehr als halbiert habe. Der Trend habe sich durch die erneute Anhebung der Mindeststeuer fortgesetzt. Seither behaupten sich Zigarren und Zigarillos in der Nische für anspruchsvolle Genießer.
    Kritisch beurteilt der Bundesverband Wasserpfeifentabak die jetzt veröffentlichten Daten. Geschäftsführer Folke Rega: „Wir haben die Zahlen aufgrund der fehlenden Vorjahresvergleiche und der fehlenden Einordnung mit Irritation zur Kenntnis genommen. Die Statistik zeigt, dass Konsumenten auf den Schwarzmarkt und Alternativprodukte ausweichen, um die hohen Steuern auf Wasserpfeifentabak zu umgehen. Daher müssen die Mengenbegrenzung und die Zusatzsteuer unverzüglich zum Schutz der Konsumenten und zum Wohl der Steuereinnahmen zurückgenommen werden.“ red/vi

  • „Die Anforderungen an uns sind immens“

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabakwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Diese Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Im sechsten und letzten Teil der Reihe äußert sich Bodo Mehrlein, Geschäftsführer beim Bundesverband der Zigarrenindustrie (BdZ).

    Ausblick in das Jahr 2022
    Ein Ausblick in das Jahr 2022 wird sicherlich auch geprägt durch die Geschehnisse im vergangenen Jahr. Der Bundesverband der Zigarrenindustrie, als der Ansprechpartner und Vertreter für alle relevanten Fragen zu Zigarren und Zigarillos, blickt mit gemischten Gefühlen auf das vergangene Jahr zurück, denn die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen durch die Planungsunsicherheiten haben den Unternehmen sehr viel organisatorisches Geschick abverlangt. Auch die wichtigen Absatzkanäle im Tabakwaren-Fachhandel haben teilweise durch die geringere Frequentierung der Innenstädte gelitten. Weitere Auswirkungen durch die Pandemie betreffen sicherlich die Organisation der betrieblichen Abläufe, sei es in Deutschland aber auch in den anderen Werken in Europa oder in Drittstaaten; aber auch die Aufrechterhaltung der Lieferketten mit den damit verbundenen hohen Logistikkosten mussten von den Unternehmen gemeistert werden. Der Anfang des Jahres 2022 zeigt uns, dass sich die Gesellschaft und auch die Unternehmen der Zigarrenindustrie weiter mit der der Pandemie auseinandersetzen werden müssen.

    Ansonsten blicken die Mitglieder des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie auf ein stabiles bis positives Jahr 2021 zurück. Das Statistische Bundesamt hatte berichtet, dass im Kalenderjahr 2021 bei Zigarren und Zigarillos ein leichter Anstieg von 1,4 Prozent auf ein Volumen von 2,780 Milliarden Stück gegenüber 2,742 Milliarden Stück zu 2020 zu verzeichnen sei.

    2021 stabiler Absatz
    Der BdZ kann 2021 grundsätzlich einen stabilen Absatz bestätigen, möchte die Zahlen aber trotzdem einordnen. Grundsätzlich zeigt der traditionelle Markt klassischer Zigarren- und Zigarilloprodukte seit über fünf Jahren einen stabilen bis leicht rückläufigen Trend. Die Versteuerungsstatistik des Statistischen Bundesamts, die den Bezug von Steuerzeichen durch die Unternehmen abbildet, entspricht nie genau den Entwicklungen des Markts. Wir gehen davon aus, dass im Monat Dezember noch vermehrt Steuerzeichen bezogen wurden, da ab Januar 2022 eine nicht unerhebliche Steuererhöhung auf Zigarren und Zigarillos durch die Anhebung der Mindeststeuer erfolgt. Mittelfristig wird sich das in diesem Jahr ausgleichen. Durch die Erhöhung der Mindeststeuer zum Januar 2022 und Januar 2023 geht der Bundesverband der Zigarrenindustrie von einem weiteren Rückgang im niedrigpreisigen Segment aus.

    Wenn man einen Ausblick in die Zukunft wagen möchte, muss man im Tabakmarkt immer wieder das regulatorische Umfeld betrachten. Hierbei sind für die Mitglieder des BdZ nicht nur die Veränderungen in Deutschland sondern auch in der EU beziehungsweise in den einzelnen Mitgliedstaaten von Relevanz, da mehr als die Hälfte der in Deutschland hergestellten Zigarren und Zigarillos ins Ausland gehen.

    Ampelkoalition und Tabakregulierung
    Bezogen auf Deutschland bleibt abzuwarten, wie sich die neue Ampelkoalition bezüglich der Tabakregulierung aufstellt. Grundsätzlich ist allerdings anzumerken, dass der Tabakmarkt besonders gegen Ende der vergangenen Legislaturperiode durch das Außenwerbeverbot und das Tabaksteuermodernisierungsgesetz qua‧si „durchreguliert“ ist. Die Unternehmen benötigen die nächsten Jahre, um sich an das Werbeverbot anzupassen und die Erhöhungen der Tabaksteuer umzusetzen.

    Aus Brüssel wissen wir, dass wahrscheinlich im ersten Vierteljahr 2022 mit einem Entwurf zur Tabaksteuerrichtlinie von der EU-Kommission zu rechnen ist. Zudem hatte die EU-Kommission einen Bericht zur Tabakproduktrichtlinie erstellt und auch hier ist mittelfristig mit einem Überarbeiten der bestehenden Richtlinie entweder noch vor der Wahl zum Europaparlament 2024 oder nach der Wahl zu rechnen. Ebenfalls beobachten wir aufmerksam, welche Auswirkungen die von der EU vorgesehene Strategie zur Bekämpfung des Krebses für den Tabaksektor haben wird.

    Ein weiteres Themengebiet sind die Konsequenzen, die aus der Einwegplastik-Richtlinie für Tabakprodukte entstehen. Nachdem 2021 die Etikettierung bei Filterprodukten umgesetzt wurde, muss jetzt das Thema der Kostenübernahme durch die Hersteller für die Entsorgung der Filter, die Plastik enthalten, gelöst werden. Hier arbeitet der BdZ mit den anderen betroffenen Verbänden an einer sinnvollen und umsetzbaren Regelung für die Zukunft.

    Einführung eines Recycling-Labels
    In diesem Zusammenhang muss auch die im Koalitionsvertrag der neuen Regierung angesprochene Einführung eines Recycling-Labels gesehen werden. Auch wenn der BdZ aus umweltpolitischer Verantwortung ein möglichst optimales Recycling von Verpackungen unterstützt, sollte eine solches Label auch praktikabel umgesetzt werden und dabei berücksichtigen, dass die noch vorhandene Fläche auf kleinen Verpackungen bei Tabakprodukten solche Kennzeichnungen nicht zulässt. Der BdZ empfiehlt in diesem Zusammenhang eine einheitliche europäische Regelung, denn schon jetzt zeigt sich, dass einzelne Länder in der EU hier unterschiedliche Regelungen planen oder bereits umgesetzt haben.

    Ein „Dauerbrenner“ der Verbandsarbeit und vor allem für die Mitglieder des BdZ ist Track & Trace. Auch wenn die entsprechenden Regularien für Zigarren und Zigarillos erst zum Mai 2024 umzusetzen sind, drängt die Zeit, denn die Anforderungen für die mittelständische Zigarrenindustrie sind immens. Der BdZ hat gegenüber der Politik immer wieder auf die Unverhältnismäßigkeit der Regelung hingewiesen, denn die wirtschaftlichen Auswirkungen werden für die Unternehmen gravierend sein ohne dass sie dem eigentlichen Ziel der Verhinderung des Tabakschmuggels dienen, denn der liegt in dieser Produktgattung nicht vor. Der BdZ hat eine entsprechende Arbeitsgruppe eingerichtet, in der sich die Verbandsmitglieder mit der Materie beschäftigen. Zuletzt hatte man verschiede Lösungsanbieter zu den Arbeitsgruppen eingeladen beziehungsweise vor Ort einen Workshop durchgeführt, so dass die BdZ-Mitglieder sich mit den Herausforderungen auseinandersetzen können.

    Besondere Stellung von Zigarren und Zigarillos im Tabakmarkt
    Ein wesentlicher Aspekt der Verbandsarbeit des BdZ wird auch in der Zukunft sein, dass man sich für die besondere Stellung von Zigarren und Zigarillos im Tabakmarkt einsetzt. Sämtliche Statistiken belegen, dass es sich bei Zigarren und Zigarillos um ein wirkliches Genussgut handelt, das nur gelegentlich und meist von Männern gehobenen Alters geraucht wird. Ein Jugendschutzproblem, das immer wieder als Grundlage für strengere Regulierungen des Gesetzgebers zitiert wird, gibt es bei der Produktgattung nicht. Vor diesem Hintergrund und zur Unterstützung der Argumente hat der BdZ eine neue Informationsbroschüre herausgebracht.

    Zudem hatten wir 2021 eine Reihe an Veranstaltungen mit den Botschaften anderer Herstellerländer geplant, um die wirtschaftliche Bedeutung der Zigarrenproduktion aber auch des Tabakanbaus zu dokumentieren. Nach der Veranstaltung mit der Botschaft der Dominikanischen Republik mussten wir diese Veranstaltungsreihe wegen der Corona-Pandemie leider unterbrechen, wir planen aber eine neue Veranstaltungen Ende April 2022 mit der Botschaft von Honduras, in der Hoffnung, dass solche Events wieder ohne Risiko durchzuführen sind.


    Kultur- und Genussgut

    Für den BdZ ist es sehr erfreulich, dass Zigarren und Zigarillos auch durch die Öffentlichkeit als ein besonderes Kultur- und Genussgut wahrgenommen werden. Das gibt dem Verband und seinen Mitgliedern auch den Optimismus in einem immer schwierigeren regulatorischen Umfeld positiv in die Zukunft und in das Jahr 2022 zu blicken. Der BdZ würde sich freuen, wenn weitere Hersteller oder Importeure die Verbandsarbeit durch eine Mitgliedschaft unterstützen, um damit den mittelständischen Unternehmen der Tabakindustrie ein noch stärkeres Gewicht zu geben. Zuletzt konnte der BdZ drei weitere Firmen im Kreis seiner Mitglieder begrüßen.

    vi