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  • Für Mark Twain wäre die Dortmunder Messe der Himmel auf Erden

    DORTMUND (DTZ/da). Von Mark Twain stammt der Spruch: „Wenn ich im Himmel nicht rauchen darf, gehe ich nicht hin.“ Ob der beliebte Schriftsteller im Paradies gelandet ist und dort als Raucher ein nettes Plätzchen gefunden hat, wissen wir natürlich nicht. Ganz sicher sind wir allerdings, dass der Zigarrenliebhaber Mark Twain heute den Himmel auf Erden hätte, wenn er nach Dortmund käme. Hier, auf der Inter-tabac, der Leitmesse der Tabakwelt, wäre für ihn alles, was sein Raucherherz begehrt.

    Wichtige Anlaufstellen

    Gerade auch in Sachen Zigarren- und Zigarillos war die diesjährige Inter-tabac vom 14. bis 16. September das Non-Plus-Ultra. Auf die Besucher aus aller Herren Länder warteten an zahlreichen Messeständen „braune Schönheiten“ in Hülle und Fülle, für jeden Geschmack, in unzähligen Formaten und für jeden Geldbeutel. So ziemlich alles, was in der Zigarren- und Zigarillobranche als Hersteller und Importeur Rang und Namen hat, war auf der 34. Inter-tabac in den Hallen 4, 6, 7 und 8 vertreten, und das im Allgemeinen auch mit den Entscheidungsträgern.

    Das wurde natürlich von den rund 8 600 Fachbesuchern, die in diesem Jahr nach Dortmund gereist waren, begrüßt. So waren die Zigarren- und Zigarillo-Aussteller einmal mehr wichtige Anlaufstellen, die meistens gut besucht wurden. Mehrere bekannte Zigarrenaussteller erklärten, dass sie überhaupt nicht von ihren Messeständen wegkamen, weil der Besucherstrom nicht abbrach. „Sehr häufig hatten wir am Stand kaum noch einen Platz frei“, sagte der Repräsentant eines namhaften Herstellers und beschrieb damit einen Messeverlauf, den andere Anbieter ganz ähnlich erlebt hatten. Zum Besuchsaufkommen der Fachhändler aus dem Inland merkten allerdings verschiedene Aussteller an: „Gefühlt weniger“. Dafür seien häufiger größere Aufträge erteilt worden.

    Entsprechend positiv äußerten sich die Aussteller über das Orderverhalten der Fachbesucher. Die Bewertungen reichten bei den bekannten Zigarren- und Zigarilloanbietern von zufriedenstellend bis super. „Unterm Strich hatten wir keinen Grund zum Klagen, im Gegenteil, es lief gut“, brachten es die meisten auf den Punkt. Einzelne Aussteller sprachen sogar von der besten Inter-tabac der letzten Jahre.

    Viel Lob gab es auch für die Fachbesucher. Diese seien gut qualifiziert gewesen, wobei insbesondere die Fachhändler aus dem Inland mit klaren Vorstellungen, Einkaufszetteln und festen Budgets an die Stände kamen, sich aber auch gegenüber Neuheiten aufgeschlossen zeigten. Das war vor allem dann der Fall, wenn es sich dabei um Produkte mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis handelte. „Die Leute sind bereit Geld auszugeben, wenn sie dafür keine 08-15-Ware, sondern etwas Besonderes erhalten, feine limitierte Editionen in schöner Aufmachung zum Beispiel oder hochwertige Spezialitäten“, sagte der Außendienstmitarbeiter eines bedeutenden Importeurs und fügte hinzu: „Dann werden auch Preise von 18, 20 oder sogar noch mehr pro Stück akzeptiert.“

    Ansonsten wurden in Dortmund in starkem Maße Premiumzigarren in Preislagen bis fünf Euro geordert, wobei Bundles nicht das große Thema waren. „Das ist Tagesgeschäft, deshalb fahren die Händler nicht extra zur Inter-tabac“, so ein Importeur karibischer Longfiller. Generell komme man jedoch nicht mehr an Bundles vorbei, denn auch bei Longfillern aus der Karibik seien die Konsumenten preisbewusster geworden. Vor allem hätten einige Aficionados festgestellt, dass es auch unter der Bundle-Ware durchaus akzeptable Qualitäten gebe.

    Stärker als Bundles standen auf der Inter-tabac Markenzigarren in guter Qualität zu Preisen zwischen drei und fünf Euro im Fokus. Über fünf Euro hinaus liefen Preislagen bis zu zehn Euro pro Stück ebenfalls recht ordentlich. Oberhalb dieser wichtigen Preisschwelle ist die Luft bekanntlich dünner, wenngleich auch einige hochpreisige Angebote ihre Abnehmer fanden. Das galt vor allem für namhafte Premiummarken in besonderen Aufmachungen. Vielfach wurde auf bekannte Markenserien und deren Erweiterungen zurückgegriffen. Auch limitierte Editionen waren wieder ausgesprochen beliebt, obwohl mahnende Stimmen hier bereits von einem Überangebot sprachen. „Man darf den Bogen nicht überspannen, sonst verlieren Limitadas den Reiz des Besonderen“, warnten Anbieter ebenso wie Fachhändler.

    Formate und Provenienzen

    Im Hinblick auf Formate gab es in Dortmund kein einheitliches Bild. Nahezu einhellige Meinung war lediglich, dass sich die Klassiker Corona, Robusto und Toro einer großen Nachfrage erfreuten. Ansonsten gingen die Ansichten auseinander. Während die einen im Zuge der um sich greifenden Rauchverbote kleinere Formate wie zum Beispiel Perla oder Short-Robusto weiter im Trend sahen, berichteten andere genau das Gegenteil. „Die Gelegenheiten zum Rauchen werden zwar insgesamt weniger, aber wenn die Zigarrenliebhaber die Möglichkeit haben, zu rauchen, dann doch eher die größeren Formate wie Churchill und Doppel-Corona“, so die Aussagen verschiedener Anbieter.

    Für den kurzen Rauchgenuss im Winter, draußen vor der Kneipe hätten im Bereich der „braunen Ware“ am ehesten noch Zigarillos, insbesondere Minizigarillos eine Chance. Und genau diese Produkte waren, wie auch schon in den Vorjahren, in Dortmund begehrt. In Sachen Zigarillos seien ansonsten aromatisierte Produkte und Filterzigarillos die Schlüsselfaktoren, um neue Kunden zu finden, während naturreine Zigarillo-Marken vom Bekanntheitsgrad leben würden.

    Bei den Longfiller-Provenienzen zeigte sich auf der Inter-tabac das gewohnte Bild. Wie allgemein üblich hatten hier die Dominikanische Republik und Kuba die Nase vorn, gefolgt von Nicaragua und Honduras, wobei die beiden letztgenannten Länder dank der gestiegenen Qualität ihrer Zigarren deutlich aufgeholt haben. Marktkenner schließen nicht aus, dass Honduras und Nicaragua 2013 in den USA sogar die Dom. Rep. im Absatz einholen könnte. Neben der Dominikanischen Republik, Kuba, Honduras und Nicaragua würden alle übrigen Longfiller-Provenienzen eher Nischenplätze einnehmen. Als interessante Variante im Longfiller-Sektor kommt aktuell wieder Brasil mit neuen Offerten ins Spiel, dessen Domäne bislang ja eher der Shortfillerbereich ist.

    „Brasil-Tabak wird oft unterschätzt. Zu Unrecht, denn aus Bahia kommen wunderbare Tabake, die sich durchaus mit anderen Provenienzen messen können“, brachen verschiedene Hersteller eine Lanze für die Pflanzen aus diesem südamerikanischen Land. Ob Brasil-Longfiller eine Erfolgsgeschichte werden, ähnlich wie dies seit langem bei Shortfillern der Fall ist, wird die Zukunft zeigen.

    Apropos Shortfiller-Zigarren: Dieses Geschäft lief in Dortmund in normalen Bahnen, meist ohne nennenswerte Ausschläge nach oben oder nach unten. Einige Anbieter sprachen von einer durchaus guten Resonanz. Die von manchen als „Brot- und Buttergeschäft“, von anderen als „Unterbau für die Longfiller“ bezeichnete europäische Zigarre fand ihre Abnehmer und wurde auch für die Messe als unentbehrlich eingeschätzt. „Mit den Shortfillern bedienen wir das Konsumgeschäft, ohne sie würden wir einfach weniger an Menge absetzen“, waren alle von der Bedeutung der Shortfiller-Zigarre überzeugt.

    Und was war bei Packungen gefragt? Antwort aus Dortmund: In starken Maße kleinere Größen wie Dreier-, Vierer-, Fünfer- und Zehner-Schachteln und alles, was praktisch ist und idealerweise noch ein bisschen Pfiff hat oder chic ist, am besten beides. Die Packungen sollen bei Zigarillos und kleinen Zigarren am besten bequem in die Hemd- oder Westentaschen passen. Bei Zigarren wiederum sollen die Etuis, egal ob aus Holz, aus Pappe oder Metall, formschön sein und entweder edel oder trendig anmuten.

    Bange Blicke nach Westen

    Riesige Sorgen bereitet indes allen die Pläne der EU-Gesundheitskommission zur Verschärfung der Tabak-Produktrichtlinie. „Wenn wir wirklich Einheitspackungen ohne Farben und Logos bekommen sollten und/oder Packungen mit riesigen hässlichen Bildwarnhinweisen, dann wäre das ein Fiasko. Das könnte die Zigarrenbranche nicht verkraften“, so die einhellige Meinung von Zigarrenindustrie und Fachhandel. Doch noch herrscht Hoffnung auf ein Fünkchen Einsicht bei den politisch Verantwortlichen. Auf der nächsten Inter-tabac vom 20. bis 22. September 2013 sind wir womöglich alle etwas schlauer, wohin die Reise in Sachen EU-Tabakproduktrichtlinie gehen wird.

    Bange blickten die Zigarrenanbieter auch von Dortmund nach Düsseldorf, denn die rot-grüne Regierungskoalition in Nordrhein-Westfalen strebt Rauchverbotsregelungen nach bayerischem Vorbild an. „Wenn das kommt und selbst auf einer Fachmesse wie der Inter-tabac ein striktes Rauchverbot gilt, dann können die Fachbesucher ja noch nicht einmal mehr unsere Produkte probieren. Das wäre so, als dürfte man auf einer Weinmesse keinen Wein verkosten. Unvorstellbar, absolut absurd, ein Desaster“, so die übereinstimmende Ansicht aller. Darüber, ob sie dann noch zur Messe nach Dortmund kämen, hatten einige Anbieter ihre Zweifel. „Wir brauchen einen Plan B“, sagten sie.

    Doch noch ist in Sachen Rauchverbote in NRW nicht das letzte Wort gesprochen. Denn Teile der SPD sind gegen drastische Verbote und für Kompromisslösungen. Die Messeveranstalter arbeiten auf eine Ausnahmeregelung hin. Sie sind überzeugt davon, dass es auch in Zukunft in Dortmund heißen wird: Feuer frei für die Inter-tabac!

    (DTZ 38/12)