Schlagwort: Tracking & Tracing

  • Aufruf zu mehr Solidarität

    DRESDEN // Wie ist der Zwischenstand bei Track & Trace? Gibt es aus Berlin Signale zur Steuerentwicklung? Und stellen E-Zigaretten eine lohnende Tabakalternative dar? Das sind einige der Fragen, die die BDTA-Mitglieder aktuell beschäftigen. Auf der Jahrestagung des Bundesverbandes in Dresden gab es dazu Antworten.

    Wie schon in den vergangenen Jahren fand auch in diesem Jahr die Jahrestagung des Bundesverbands Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) im Taschenbergpalais in Dresden statt, an dem auch Gäste aus der Industrie sowie Zulieferer aus dem Automatengewerbe teilnahmen.

    Der BDTA-Vorsitzende Michael Reisen hieß im Rahmen der Eröffnung der Unternehmertagung vor wenigen Tagen knapp 120 Veranstaltungs-Teilnehmer willkommen.

    Bevor er auf sachliche Themen einging, gedachte Reisen noch einmal des im Dezember verstorbenen Geschäftsführers Carsten Zenner in einer Schweigeminute.

    Der BDTA-Vorsitzende blickte zu Beginn seiner Eröffnungsrede auf einen für den Handel zufriedenstellenden Marktverlauf 2017 zurück. Der Absatz im Markenzigaretten-Segment sei 2017 gegenüber dem Vorjahr zwar um etwas mehr als 3,0 Prozent auf insgesamt 67 Milliarden Stück zurückgegangen; dennoch sei die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der Branche im Geschäftsjahr 2017 überwiegend positiv verlaufen. Eine weitere – wenig überraschende – Erkenntnis sei aber auch, dass der absolute Preis der Zigarette weiter an Bedeutung zunimmt. Dies drücke sich unter anderem dadurch aus, dass im Jahr 2014 zum ersten Mal das untere Preissegment (Handelseigenmarken und „Billigpreislagen“ im Markenzigaretten-Segment) über die Hälfte des Gesamtabsatzes bei der Fabrikzigarette (50,3 Prozent) repräsentierte und dieser Trend sich auch 2017 (51,2 Prozent) weiter fortgesetzt habe. Beim Blick auf die Staatseinnahmen aus der Tabaksteuer betonte Reisen, dass sich das fünfstufige Tabaksteuermodell, das Ende 2015 ausgelaufen ist, für den Fiskus gerechnet habe. Vor dem Hintergrund einer konstant hohen Einnahmesituation jenseits der 14-Milliarden-Euro-Grenze in den vergangenen Jahren sei es umso bemerkenswerter, dass sich der Gesetzgeber bisher sehr zurückhaltend gezeigt habe, dieses Modell über die nächsten Jahre fortschreiben zu wollen.

    Reisen kritisierte zudem die weiter schwindende Branchensolidarität, insbesondere seitens der Hersteller und Lieferanten. Die Entscheidung von Philip Morris International, eine Anti-Raucher-Kampagne zu steuern, um mehr Verbraucher von den Heat-not-burn-Produkten zu überzeugen, schießt in Reisens Augen weit über das Ziel hinaus.

    Der BDTA-Vorsitzende betonte allerdings, dass die Verbandsmitglieder sich auf sich selbst und ihre Kompetenzen besinnen müssten, um sich unverzichtbar zu machen.

    Auch in den kommenden Monaten steht die Tabakbranche regulatorischen Schwierigkeiten gegenüber: Die Einführung des so genannten „Tracking & Tracing“, des Systems zur Rückverfolgbarkeit bis zur einzelnen Packung, stellt die Unternehmen vor hohe logistische und organisatorische Herausforderungen.

    Laut Reisen kann der Fokus der Branche nun nicht mehr auf der Verhinderung dieser Richtlinie liegen, da diese endgültig verabschiedet wurde. Vielmehr gelte es nun eine möglichst pragmatische und vor allem einheitliche Lösung bis zum 20. Mai 2019 zu finden.

    In mühsamen und langen Gesprächen wurde gemeinsam mit Arbeitskreisen der Politik Wissen erworben und an Entscheider weitergegeben, so dass der Verband vorsichtig optimistisch ist, eine allgemeingültige IT-Lösung für die Mitgliederbetriebe zu finden. Dies sei aus Praktikabilität und aus Kostengründen unabdingbar.

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    (DTZ 18/18)

  • „Lückenlose Totalüberwachung“

    DORTMUND // Uli Kotschenreuther, Chef des Großhandels-Unternehmens Akra, freute sich: Dass das Unternehmen Porsche Raucher-Accessoires wie Zigarren-Cutter und Feuerzeuge im Design des Sportwagenbauers lizensiere, zeige, dass die Tabakbranche sich wieder aus dem „Schmuddel-Image“ befreie. Tatsächlich gehen die Konsumenten entspannt mit dem Genussmittel Tabak um. Dafür droht neuer Ärger aus Brüssel und Berlin, wie die wichtigen Branchenverbände auf der InterTabac-Pressekonferenz deutlich machten.

    Stabiler Markt

    Der Markt für Tabakprodukte habe sich im ersten Halbjahr weitgehend stabil entwickelt, hieß es dort. Die deutschen Konsumenten zeigten sich bislang von den neu eingeführten Schockbildern auf den Packungen von Zigaretten und Feinschnitttabak beziehungsweise den neuen Textwarnhinweisen bei Zigarren, Zigarillos und Pfeifen- sowie Schnupftabak kaum beeindruckt. Aber: Insbesondere die mittelständische Tabakwirtschaft wird durch die deutlich gestiegenen bürokratischen Verpflichtungen vor erhebliche Probleme gestellt.

    Risiko für die Konsumgüterindustrie
    Jan Mücke, Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbands (DZV), formulierte die Erwartungen der Tabakwirtschaft an die nächste Bundesregierung: „Die vergangenen beiden Jahre haben für die Branche mit der Einführung von Schockbildern, umfangreichen Zusatzstoffverboten, fehlenden Produktionsumstellungsfristen und rechtswidrigen Vorschriften für die Warenpräsentation gravierende Markteingriffe gebracht, mit deren Auswirkungen die Unternehmen der deutschen Tabakwirtschaft bis heute zu kämpfen haben. Im Interesse des Wirtschaftsstandorts Deutschland, der 100 000 Beschäftigten in der Wertschöpfungskette Tabakwirtschaft und unserer Kunden ist jetzt ein Innehalten nötig. Wir brauchen dringend ein Regulierungsmoratorium für die kommende Legislaturperiode und keine neuen Verbote und bürokratischen Lasten.“ Die neue Bundesregierung müsse die Folgen des neuen Rechtsrahmens über einen längeren Zeitraum beobachten und überdenken. Andernfalls bestehe nicht nur ein Risiko für die deutsche Tabakwirtschaft, sondern auch für andere Konsumgüterindustrien wie die Hersteller alkoholischer Getränke oder zucker-, salz- oder fetthaltiger Lebensmittel.

    Schlicht nicht finanzierbar

    Die Europäische Kommission bereitet indessen mit einem neuen Gesetzespaket einen weiteren massiven Eingriff mit schwer abschätzbaren Folgen für den Tabakmarkt vor. Am 4. September präsentierte sie ihre Pläne für ein Tracking & Tracing-System für Tabakprodukte, mit dem ab 2019 der Weg jeder einzelnen Packung über die gesamte Lieferkette, vom Hersteller bis zum Handel, erfasst werden soll. Patrick Engels, Vorsitzender des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) kommentierte das Vorhaben aus Brüssel: „Das geplante Tracking & Tracing-System für Tabakwaren geht vollständig am Ziel der Schmuggelbekämpfung vorbei: Produkte wie Feinschnitt, Pfeifentabak, Zigarren und Schnupftabak werden nicht illegal gehandelt.“ Ursprüngliches Ziel sei das Bekämpfen des Schwarzmarktes gewesen, nun wolle die Kommission eine lückenlose Totalüberwachung der gesamten legalen Tabakwertschöpfungskette. Die vorgesehenen Maßnahmen reichten von Videoüberwachung in den Fabriken, über bis zu 50-stellige Packungscodes, die auf viele Verpackungsformate wie beim Schnupftabak gar nicht passten, bis hin zur Registrierung aller Herstellungsmaschinen, Lager und Verkaufsstellen einschließlich des „Kiosks um die Ecke“. Engels führte weiter aus, dass die legale Wertschöpfungskette in einem Maße überwacht werden solle, das gerade mittelständische Betriebe vor existenzielle Herausforderungen stelle.

    Die Kosten für Einrichtung und Betrieb der technisch hochkomplexen Überwachung müssten von der Tabakwirtschaft getragen werden. Gerade für kleine und mittelständische Betriebe sei dieser Eingriff aus Brüssel schlicht nicht finanzierbar.

    Verhältnismäßigkeit im Blick

    Bodo Mehrlein, Geschäftsführer des Bundesverbands der Zigarrenindustrie (BdZ), appellierte: „Die Bundesregierung darf nur Regelungen zustimmen, die einer Verhältnismäßigkeitsprüfung standhalten – dies ist bei den durch die EU vorgelegten Entwürfen nicht der Fall. Eigentlich müssten Zigarren und Zigarillos vom System der Rückverfolgbarkeit ausgenommen werden; zumindest müsste ein solches System aber die Besonderheiten der mittelständischen Zigarrenindustrie berücksichtigen und gewisse Ausnahmen enthalten.“

    Für den Handel mahnte Rainer von Bötticher, Präsident des Bundesverbands des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE), ein auf internationalen Standards basierendes System an, mit dem teure Sonderlösungen für das Tabaksortiment auf Handelsebene vermieden werden: „Die zu findende Systemlösung muss für alle Unternehmensgrößen kompatibel sein, um Insellösungen und Parallelstrukturen zu vermeiden. Im Idealfall sollte das offene System nicht nur tabakspezifisch, sondern produkt- und sortimentsübergreifend, national und international einsetzbar sein.“

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    (DTZ 39/17)