Schlagwort: Selbstständigkeit

  • Partnerschaft auf Augenhöhe

    STUTTGART // Das Partnermodell „Box“ der Unternehmensgruppe Dr. Eckert (UGDE) gibt es seit dem Jahr 2014. Anfang September wird bereits die 163. Box-Partnerfiliale eröffnet.

    Vorteile durch das Partnerkonzept
    Die meisten sind Einzelkämpfer, aber beim Partnermodell gibt es auch Unternehmer, die bis zu 24 Filialen führen. Bernhard Weber ist so einer: Er führt inzwischen zwölf Geschäfte unter der Marke Box und nimmt die vielfältigen Unterstützungsleistungen in Anspruch. „Durch das Partnerkonzept genieße ich viele Vorteile, die ich als Einzelner nicht erhalten würde. Aus diesem Grund habe ich auch meine Geschäfte, bei denen ich selbst den Mietvertrag halte, in das Konzept mit eingebracht.“

    Am 1. September wird aller Voraussicht nach die Box-Partnerfiliale Nr. 163 in der Marktstraße im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt eröffnet. Es handelt sich um ein rund 60 Quadratmeter großes Tabak-Presse-Lotto-Geschäft, das von Ihsan Malli geführt werden wird.

    Umfassende Service-Leistungen
    Das Partnermodell Box bietet dabei umfassende Service-Leistungen. Gesteuert wird all das in einer Tochtergesellschaft der UGDE, der PWV Presse Shops GmbH. Geschäftsführer Thomas Hierholz: „Unser Motto heißt ,Mittelstand stärkt Mittelstand.‘ Wir helfen selbstständigen Handelspartnern bei der Gründung und Sicherung ihrer Existenzen. Wir fördern sie durch unsere mehrstufigen und frei wählbaren Unterstützungsleistungen.“

    Die Unternehmensgruppe stellt ihr Know-how freien, selbstständigen Unternehmern zur Verfügung. Seit 1923 ist die UGDE mit dem Geschäft an Verkehrsstandorten und in zentralen Innenstadtlagen vertraut. Dort, wo Bedarf besteht, wird sie seit 2014 als Partner aktiv.

    Kein Franchise-Konzept
    Um die Partner in ihrer unternehmerischen Freiheit nicht einzuschränken, betreibe man bewusst kein Franchise-Konzept. Daher sei das Box-Partnerkonzept nahezu kostenfrei. Die Partner profitieren von der Erfahrung durch rund 250 eigengeführte Filialen der UGDE.

    UGDE-Geschäftsführer Torsten Löffler: „Strategische Allianzen im Mittelstand sind mehr gefragt denn je. Die Struktur eines mittelständischen Unternehmens wie die UGDE, gepaart mit der unternehmerischen Kreativität von sowohl Einsteigern als auch langjährigen Einzelhändlern, muss man als Win-win-Situation begreifen: Der Filialisierungsgrad des klassischen Drei-Säulen-Modells – Tabak, Presse, Lotto – im Einzelhandel nimmt nach wie vor zu. Erhöhte Investitionen an klassischen Standorten wie Einkaufscentern oder Verkehrsknotenpunkten durch baurechtliche Faktoren wie Brandschutzauflagen und ähnliches werden eher zunehmen und den ein oder anderen Einzelhändler vor neue Herausforderungen stellen. Auch konzeptionelle Anforderungen durch Vermieter an den Einzelhändler werden stärker zu beachten sein. Da wir uns in Märkten – Presse und Tabakwaren – bewegen, die aus sich heraus begrenztes Wachstum bieten, wird auch die Risikobetrachtung auf Vermieterseite zukünftig eine größere Rolle spielen.“ Einzelunternehmer nutzen laut Löffler unschätzbare Vorteile aufgrund des großen Einkaufsvolumens, des Gewinns wichtiger Zusatzerträge aus dem Vertriebs‧portfolio der Gruppe und sparen Kosten aufgrund der Bündelung vieler Aktivitäten. Das wichtigste aber sei, hebt Hierholz hervor, dass die Partner selbstständig blieben und selbst über den Umfang der einzelnen Angebote entscheiden dürften.

    Keine Mietaufschläge
    Das Box-Partnermodell ist nicht davon abhängig, ob der freie Unternehmer oder die Unternehmensgruppe Dr. Eckert den Mietvertrag hält. Im Fall der Anmietung durch die UGDE wird der Mietvertrag per Untermietvertrag weitergegeben. Hierholz betont: „1:1 direkt als Kopie, ohne Ergänzungen oder Änderungen.“ Es gebe keine Mietaufschläge. Dabei seien die Mietverträge vorab geprüft, das Handling – von Kautionen über Nebenkosten bis hin zu Spitzabrechnungen oder Kalkulation von Baukosten – könne die UGDE übernehmen.

    Vertraglichen Grundlagen
    Die vertraglichen Grundlagen sind klar und eindeutig formuliert und finden auf zwei Seiten Platz. Hierholz: „Bei uns gibt es keine Knebelverträge, keine Einstiegsgebühr, keine laufende Franchisegebühr, keine vorgeschriebenen Steuerberater und kein vorgeschriebenes Kassen- oder Warenwirtschaftssystem.“ Überhaupt helfe man bei allen Schritten der Selbstständigkeit der Geschäftspartner: bei der Existenzgründung, beim Bereitstellen von Kontakten, beim Ladenbau, beim Wareneinkauf in allen Sparten von Tabakwaren, Presse, Snacks oder Geschenkartikel bis hin zum Büromaterial.

    Investitionsunterstützung
    Dazu gehört auch, dass von der Box-Zentrale Vereinbarungen mit Kooperationspartnern, Industrie oder Lieferanten getroffen werden oder einzelne Elemente der Marketing-Unterstützung zum Einsatz kommen können. Auch eine Investitionsunterstützung – in unterschiedlicher Form – wird in Abstimmung mit dem Partner und der Box-Zentrale angeboten. Der jeweilige Ladenbetreiber entscheidet, welche Art der Vertriebsunterstützung berücksichtigt werden soll.

    Service-Paket
    Zum vollständigen Service-Paket, das den Partnern angeboten wird, gehört auch die Teilnahme am Schulungsprogramm der Unternehmensgruppe, an Warenkunde-Seminaren für die Warengruppe Tabak, Presse oder Food, an Verkaufstrainings oder „Training on the job“ für Gründer in einer der UGDE-Filialen oder deren Partner.

    Zum Start gibt es ein Erstausstattungspaket, das alles Wichtige vom Geschäftsstempel bis zum Öffnungszeitenschild umfasst. In einem Handbuch gibt es alles zum Nachlesen – Warenkunde, Organisationsabläufe, Diebstahlschutz, Unfallverhütung, nützliche Formulare für das Tagesgeschäft und Lieferanten-Infos.

    Ansprechpartner vor Ort
    Der Außendienst von PWV Presse Shops steht als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung, berät bei betriebswirtschaftlichen Fragen und hilft bei entscheidenden Fragen wie ladenbaulicher Gestaltung, Vermarktung und Warenpräsentation.

    Am wichtigsten aber ist der Aspekt der Selbstständigkeit. „Der Umgang miteinander ist stets fair und partnerschaftlich“, betont Thomas Hierholz. Und er fügt hinzu: „Das ist der Schlüssel zu unserem Erfolg. Fairness im Umgang miteinander ist das A&O. Box heißt nicht nur Partnermodell, wir begegnen uns auch auf Augenhöhe.“

    red

  • Hilfen kommen nicht an

    MAINZ // Rund 85 Prozent (84,9 Prozent; Händler: 83 Prozent) der befragten Unternehmer sind trotz Umsatzeinbußen aktuell noch zahlungsfähig. Das ergab eine Umfrage des Freiburger Software-Herstellers Lexware unter 5650 Selbstständigen, davon 222 Händlern – vorrangig stationär – im März 2021.

    Altersvorsorge
    Allerdings: 30,5 Prozent der aktuell zahlungsfähigen Selbstständigen (Handel: 31,1 Prozent) gehen davon aus, in den nächsten zwölf Monaten auf ihre Altersvorsorge zurückgreifen zu müssen. Rund jeder Neunte (10,9 Prozent; Handel: 12,2 Prozent) rechnet sogar damit, binnen eines Jahres die Selbstständigkeit komplett aufgeben zu müssen.

    Corona-Hilfen
    Dramatisch: Über die Hälfte der Befragten hat die staatlichen Corona-Hilfen bis dato noch gar nicht oder nur teilweise erhalten (57,3 Prozent). Allein die Novemberhilfe hat 47,2 Prozent der Befragten noch nicht oder nur teilweise erreicht.

    Kein Wunder, dass 71,2 Prozent der befragten Händler die Hilfspolitik der Bundesregierung kritisieren.

    pi

  • Selbstständige wählen Grüne

    NEUNKIRCHEN / MÜNCHEN // In einer umfangreichen Befragung haben der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland sowie der Software-Produzent Invoiz Stimmungen und Bedürfnisse bei Kleinunternehmern ausgelotet. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

    An der Befragung nahmen über 3000 Selbstständige aus ganz Deutschland teil. Unter politischen Aspekten gab es dabei eine faustdicke Überraschung: Mit 24,8 Prozent fühlen sich die Befragten den Grünen politisch am nächsten – gefolgt von der FDP mit 22,5 Prozent. Die CDU erreicht bei der Umfrage 19,4 Prozent – die Sozialdemokraten kommen bei Selbstständigen auf gerade 10,6 Prozent. Sie werden damit sogar von der Linken überholt: Mit 13,1 Prozent der Befragten fühlen sich mehr Selbstständige der Linken verbunden als in der Gesamtbevölkerung. Bei der AfD ist das genau umgekehrt: Mit 8,5 Prozent liegt ihr Anteil rund ein Drittel unter ihrem allgemeinen Wähleranteil.

    Hauptnachteil der Selbstständigkeit ist das Bürokratieproblem. 59 Prozent der Befragten haben bürokratische Hürden als Haupthindernis ihrer Geschäftspraxis ausgemacht. Selbstständige vermissen darüber hinaus Respekt und faire Behandlung durch Politiker und staatliche Einrichtungen: Vier von fünf Befragten fühlen sich von der Politik wenig oder gar nicht respektiert. Noch größer (82,4 Prozent) ist der Anteil der Selbstständigen, die mit Blick auf eine faire soziale Absicherung Verbesserungsbedarf oder gar erheblichen Verbesserungsbedarf sehen.


    Berliner häufig selbstständig

    In Berlin ist der Anteil der Selbstständigen an der Gesamtbevölkerung mit Abstand am höchsten. In Sachsen-Anhalt beträgt die Selbstständigen-Dichte dagegen nur ein Fünftel des Berliner Anteils. Hinter der Hauptstadt liegt mit Hamburg ein weiterer Stadtstaat – gefolgt von Bayern und Hessen. Am unteren Ende der Selbstständigen-Quote finden sich neben Sachsen-Anhalt mit Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg drei weitere neue Bundesländer. Auch im Saarland und in Niedersachsen ist der Selbstständigen-Anteil gering.

    Beim Thema Geld gehen die Spannen ebenfalls weit auseinander. Mit einem durchschnittlichen Stundensatz von 91 Euro liegt Rheinland-Pfalz vorne. Berlin gehört mit einem Durchschnitt von 61 Euro im bundesweiten Vergleich zusammen mit ihren Kollegen in den fünf anderen ostdeutschen Bundesländern und in Schleswig-Holstein zu den Einkommens-Schlusslichtern. Mit einem durchschnittlichen Stundensatz von 44 Euro liegen Thüringens Selbstständige abgeschlagen am Ende der Einkommens-Tabelle.

    Nur ein Drittel der Umfrageteilnehmer ist weiblich. In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen beträgt der Anteil der selbstständigen Frauen zwischen 15 und 20 Prozent. Mit mangelnder Qualifikation hat das Geschlechter-Missverhältnis nichts zu tun: Der Anteil von Hochschul- und Fachhochschulabsolventinnen unter den weiblichen Selbstständigen liegt mit 70,6 Prozent sogar deutlich über dem ihrer männlichen Kollegen (59,2 Prozent). Trotzdem gehen Frauen, die sich selbstständig machen, offenbar vorsichtiger zu Werke: Fast jede Fünfte (18,4 Prozent) entscheidet sich für den Kleinunternehmer-Status und legt sich so auf einen Jahresumsatz unter 17 500 Euro fest.

    Spitzenverdiener häufig Männer
    Zum Vergleich: Nur 8,1 Prozent der männlichen Selbstständigen sind umsatzsteuerliche Kleinunternehmer. In den oberen Umsatzregionen sind Frauen dementsprechend seltener vertreten: Während fast die Hälfte (46,9 Prozent) der männlichen Selbstständigen Umsätze zwischen 60 000 und 240 000 Euro erzielt, erreicht nur rund ein Viertel der selbstständigen Frauen dieses Umsatzsegment (24,3 Prozent). Unter den Selbstständigen, die einen Spitzenumsatz von mehr als 240 000 Euro erreichen, sind Männer sogar dreimal häufiger vertreten.

    red

    (DTZ 42/18)