vor wenigen Tagen bekam ich die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP auf den Tisch. Darin ging es um den Themenbereich „Rauchen und Covid-19“. Kern der Antwort: Raucher sind weniger häufig betroffen. Da dies jedoch – gerade in Zeiten neuer Werbeverbote – politisch nicht opportun ist, bemängelt die Bundesregierung gleich im nächsten Satz die Methodik der Untersuchung. Dazu zählten eine Verzerrung aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzung der Vergleichsgruppen, eine unterschiedliche Altersstruktur zwischen Covid-19-Patienten und der Allgemeinbevölkerung, mangelnde Datenqualität und soziale Erwünschtheit im Antwortverhalten. Übrigens: Basis der Untersuchung sind 102 internationale Studien, davon 81 klinische. Um es ganz deutlich zu sagen: Berlin hält 102 internationale Forscherteams für so vertrottelt, dass diese gewissermaßen Plus und Minus verwechseln…
Wo ist die Relevanz?
Wie Informationen gezielt manipuliert werden, zeigt auch – nur ein Beispiel – eine Meldung, die ich bei „ntv“ gefunden habe. Unter der Überschrift „Studie zu Langzeitfolgen: Hirnschäden trotz milden Covid-19-Verlaufs“ weisen die Redakteure auf eine aktuelle Untersuchung aus London hin. Geben Sie es zu: Die Headline jagt auch Ihnen einen Schauer über den Rücken. Schauen wir mal auf die Details. Ob „Fieberwahn“ nun tatsächlich zu den potenziell tödlichen Komplikationen zählt, mag dahingestellt sein. Dass die meisten Fälle vorübergehend waren und damit eben nicht zu den Langzeitfolgen zählen, rückt Einiges zurecht. Dass an der Studie gerade 43 Patienten beteiligt waren, bei denen Covid-19 „nachgewiesen oder vermutet wurde“, wertet die Relevanz erheblich ab. Und wenn die Forscher zum Abschluss mit der Aussage zitiert werden, dies bedeute nicht, dass Hirnschäden bei Covid-19 weit verbreitet seien, geht die Aussagekraft gegen 0. Ach ja: Falls Sie nicht genug haben, googeln Sie doch einfach mal „Influenza“ und „Hirnschäden“ – Sie werden überrascht sein (oder vielleicht auch nicht), wie sich die Aussagen gleichen.
Ich wiederhole mich: Mir ist klar, dass Covid-19 keine normale Grippe ist. Was mich immer wieder aufregt sind die traditionellen Medien, die ihrer Pflicht zur neutralen Berichterstattung nicht nachkommen. Und es ist die immer noch grassierende Lust an der Panikmache.
Und damit, liebe Leserinnen, liebe Leser, bleibt mir nur noch, Ihnen zuzurufen: Ich habe fertig!
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzlich, Marc Reisner, Chefredakteur DTZ