SEEVETAL // Der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) kritisiert die tendenziöse Berichterstattung in den Medien, die kürzlich in der Bild-Zeitung-Schlagzeile „Von E-Zigaretten kriegt man eine Popcorn-Lunge“ gipfelte, als irreführend und faktisch falsch.
„E-Zigarette“, „Diacetyl“ und „Popcorn-Lunge“ – die drei Stichwörter scheinen auszureichen, um daraus eine mediale Horror-Geschichte zu konstruieren. An deren Ende steht die E-Zigarette als höchst gefährliches Produkt, von dessen Gebrauch dringend abzuraten ist. Denn eines scheint – laut Bild-Zeitung – sicher: „Von E-Zigaretten kriegt man eine Popcorn-Lunge“, wie das Blatt am 11. Dezember titelte.
„Das meinen einige Beobachter aus einer jüngst veröffentlichten Studie der Harvard School of Public Health herausgelesen zu haben“, heißt es dazu beim VdeH. Und zwar so eindeutig, dass der von den Autoren der Studie verwendete durchgehende Konjunktiv einfach übergangen werde. Von „giftig“ bis „extrem gesundheitsgefährdend“ reiche nun die Terminologie. Die Folgen dieser Falschmeldungen könnten fatal sein, wenn eine Vielzahl der E-Zigarettennutzer dadurch wieder zurück zur Tabakzigarette getrieben würde.
„Zeigen, dass die Meldungen falsch sind“
„Denn dass die Meldungen falsch sind, werden wir im weiteren Verlauf zeigen“, erklärte VdeH-Pressesprecher Philip Drögemüller. „Wir möchten deutlich darauf hinweisen, dass Diacetyl nichts in E-Zigarettenliquids zu suchen hat. Auch in geringen Mengen nicht. Die meisten Liquid-Hersteller von in Europa verwenden diesen Stoff nicht.“
Die untersuchten Liquids in der Havard-Studie werden ausschließlich auf dem US-Markt angeboten. Außerdem müssten die gefundenen Mengen in Relation gestellt werden. Und zwar zur Diacetyl-Emission einer Tabakzigarette. „Schließlich sind 99 Prozent der E-Zigarettenkonsumenten ehemalige Tabakraucher, die beim Dampfen bis zu 95 Prozent weniger Schadstoffe konsumieren als mit der Tabakzigarette", stellt Drögemüller richtig und verweist auf die entsprechende [linkn|https://www.gov.uk/government/news/e-cigarettes-around-95-less-harmful-than-tobacco-estimates-landmark-review/]Studie[/link].
E-Zigarette hat 750mal weniger Diacetyl als in Tabakzigaretten
In einer Analyse der Harvard-Studie ist Prof. Michael Siegel von der Boston University of Health laut VdeH zu einem differenzierten Ergebnis gekommen. Die Menge an Diacetyl, die in einigen Aromaliquids in der US-Studie gefunden wurde, sei bis zu 750mal geringer als die Menge an Diacetyl, die durch Tabakverbrennung entsteht. Siegel kritisierte den fehlenden Vergleich zur Tabakzigarette in der Harvard-Studie, Zitat Siegel: [linkn|http://tobaccoanalysis.blogspot.de/2015/12/new-study-finds-that-average-diacetyl.html]„And it is especially disingenuous and damaging to send these messages to the public without telling us that smoking produces exposure to diacetyl that is on average about 750 times higher than vaping.“[/link]
Auch der renommierte Herzspezialist Dr. Konstantinos Farsalinos hat den fehlenden Hinweis in der Studie, dass Tabakraucher viel größere Mengen an Diacetyl inhalieren als E-Zigarettennutzer, kritisiert. Durch die Studie werde der Eindruck erzeugt, dass eine neue und ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Dampfer gefunden wurde. Dies ist aus den genannten Gründen falsch. Zitat Farsalinos: [linkn|http://www.ecigarette-research.org/research/index.php/whats-new/whatsnew-2015/236-da2]„Additionally, the authors FAILED to mention the presence of these compounds in tobacco cigarette smoke. This omission creates the impression that e-cigarettes are exposing users to a new chemical hazard, while in reality their exposure will be much lower compared to Smoking.“[/link]
Erkrankung an „Popcorn-Lunge“ nicht zu befürchten
„E-Zigarettenkonsumenten sind nahezu ausschließlich Umsteiger von der Tabakzigarette. Selbst bei den Liquids, in denen Diacetyl nachgewiesen wurde, ist die Menge im Vergleich zum Tabak so viel geringer, dass eine Erkrankung an ,Bronchiolitis obliterans', im Fachjargon ,Popcorn-Lunge' genannt, für Dampfer so gut wie ausgeschlossen ist“, betont Drögemüller.
Für Nutzer in Europa gebe es noch weniger Grund zur Sorge, da die weit überwiegende Zahl der europäischen Hersteller bei der Produktion der Liquids kein Diacetyl oder verwandte Stoffe verwendet.
„Im Zusammenhang mit Tabakkonsum existiert eine lange Liste von ernsthaften möglichen Erkrankungen. Trotz der wesentlich höheren Menge an Diacetyl zählt jedoch sogar beim Tabak die ,Popcorn-Lunge' nicht dazu“, sagt Drögemüller.
[linkn|http://blog.rursus.de/2015/12/diacetyl-es-ist-einfach-dinge-kompliziert-zu-machen/#fn7-2531]Hier[/link] geht es zu einer übersichtlichen deutschsprachigen Zusammenfassung der Harvard-Studie.
(DTZ 52/15)