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  • Markt für E-Zigaretten wächst

    BERLIN // Welche Erwartungen hat die Branche? Und was kommt auf den Handel im neuen Jahr zu? Mit diesen Fragen setzen sich Branchenexperten auseinander und wagen den berühmten Blick in die Glaskugel. Im sechsten Teil der DTZ-Serie kommt Michal Dobrajc, Vorsitzender beim Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH), zu Wort.

    Als ältester und mitgliederstärkster Branchenverband Deutschlands rechnen wir weiterhin mit stark steigenden Marktanteilen der E-Zigarette. Und zwar weil es nicht nur die wesentlich weniger schädliche, sondern auch geschmacklich vielfältigere und für Mitmenschen angenehmere Alternative zum Rauchen ist. Die Wachstumsraten der vergangenen Jahre waren bereits überdurchschnittlich hoch, ein Einbruch ist nicht erkennbar. Dies liegt vor allem an der steigenden Akzeptanz des Produktes, wie auch am Markteintritt finanzstarker Anbieter. Das Produkt „E-Zigarette“ ist allgegenwärtig, steht im Einzelhandel gleichberechtigt neben Zigarettenschachteln und nimmt dort aufgrund der wachsenden Nachfrage immer mehr Platz ein. Auch die Bekanntheit bei den Verbrauchern hat zugenommen.

    Verdrängungsmarkt

    Noch befinden wir uns in einem ausgesprochenen Wachstumsmarkt, es sind aber erste Anzeichen hin zu einem Verdrängungsmarkt erkennbar. Die Dichte von Vape-Shops hat im vergangenen Jahr enorm zugenommen, und auch die Zahl der Web-Shops wächst weiter. Dabei geht einzelnen, weniger professionell aufgestellten Händlern in unserer Branche die Luft aus. Es wird verstärkt zu Konsolidierungen und Übernahmen kommen, ein weiterer Baustein und Folge der voranschreitenden Professionalisierung unserer Branche.

    Belastbares Zahlenmaterial liegt nicht vor, daher basieren unsere Erwartungen eines Jahresumsatzes mit E-Zigaretten und Zubehör im Jahr 2019 im Bereich von 750 bis 900 Millionen Euro auf Schätzungen und Hochrechnungen.

    Der Anteil von E-Zigaretten und Verbrauchsprodukten am Tabakwarenmarkt wird analog zu den steigenden Umsatzzahlen stetig größer. Dies liegt insbesondere daran, dass neue Kundschaft aus der Zielgruppe der Raucher rekrutiert und nachweislich nicht bei Nichtrauchern generiert wird.

    Wir erhoffen uns gesetzliche Regulierungen mit Augenmaß, dafür ist die Aufklärung der Entscheider in der Politik essenziell. Den verantwortlichen Entscheidungsträgern muss bewusst werden, dass E-Zigaretten ein deutlich geringeres Risikopotenzial als herkömmliche Tabakwaren haben und sich dies unbedingt in der Regulierung widerspiegeln muss. Es gilt, die mittlerweile auch von früheren Kritikern wie dem DKFZ nicht mehr bestrittene Harm-Reduction-Argumentation bei allen künftigen Entscheidungen zu berücksichtigen.

    Lockerung der Regulierung

    In einigen Bereichen ist sogar eine Lockerung der Regulierung geboten, insbesondere die sechsmonatige Stillhaltefrist gehört dringend auf den Prüfstand. Sie hat mitnichten für höhere Produktsicherheit und verbesserten Verbraucherschutz gesorgt, sondern bewirkt vielmehr das Gegenteil. Der Markt wird, sechs Monate bevor die deutschen Händler ihre ordnungsgemäß angemeldete und versteuerte Ware verkaufen dürfen, von ausländischen Anbietern illegal geflutet. Der VdeH ist diesbezüglich inzwischen auch juristisch aktiv geworden, um für die Einhaltung geltenden Rechts zu sorgen und so die inländischen Händler zu schützen.

    Bei der Besteuerung begrüßen wir, dass die Bundesregierung keinen Alleingang plant und auf eine europäische Lösung setzt. Angesichts des deutlich geringeren Risikopotenzials sehen wir als Verband keine Notwendigkeit für eine E-Zigaretten-Steuer. Gerade deshalb sollte die junge Branche nicht durch eine steuerliche Bürde in ihrer Innovationskraft gebremst, sondern vielmehr darin unterstützt werden, Raucher auf die mit deutlich weniger Risiken behafteten Produkte aufmerksam zu machen und einen Wechsel attraktiv zu gestalten und zu erleichtern. Eine potenzielle, unverhältnismäßige Steuerlast kann auch den legalen Markt gefährden und die Gefahr eines weiter ausufernden Schwarzmarktes erhöhen. Hierdurch würde der Verbraucherschutz erneut konterkariert werden – wie es beispielsweise in Italien der Fall ist und weshalb man dort erst kürzlich die Steuerlast wieder auf ein Zehntel des bisher Gültigen reduziert hat.

    Größere, leistungsstärkere Geräte
    Lange Zeit gab es einen Trend zu immer größeren, leistungsstärkeren Geräten, die immer größere Dampfwolken produzierten, um noch intensiveren Geschmack zu transportieren. Viele Händler haben sich auf diese Nische fokussiert und dabei die eigentliche Zielgruppe aus den Augen verloren: den umsteigewilligen Raucher, der einfach nur einen belastungsärmeren und komfortablen Ersatz zur Tabakzigarette sucht. Der Trend kehrt sich nunmehr um – es kommen immer mehr kompakte Geräte, sogenannte Pod-Systeme, auf den Markt, die bei moderater Dampfentwicklung den Nikotinbedarf des Rauchers decken und trotzdem ausgezeichnet schmecken. Besonders einfach in der Handhabung sind dabei vorbefüllte Systeme, deren Benutzung nicht komplizierter ist, als eine neue Schachtel Zigaretten zu öffnen.

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    Lesen Sie den vollständigen Artikel in unserer Printausgabe DTZ 07/19 auf den Seiten 1 und 4.

  • Förderliche Diskussion

    BERLIN // Der Markt für E-Zigaretten und Liquids ist in Bewegung. DTZ fragte beim VdeH-Vorsitzenden Michal Dobrajc nach.

    Bringt der Juul-Start in Deutschland einen Marketing-Schub?
    Michal Dobrajc: Der Markteintritt von Juul in Deutschland wurde wie zuvor bereits in der Schweiz von professioneller Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Das große Medienecho hat auch positive Effekte für unsere E-Branche, denn die Aufmerksamkeit von umstiegswilligen Rauchern wird damit auf das Produkt E-Zigarette als Alternative zum Tabakrauchen gelenkt. Zwar steht Juul aktuell in Amerika stark in der Kritik, da die Firma in den USA Liquid-Pods mit 50 Milligramm Nikotinsalz je Milliliter verwenden darf. In Europa ist eine so hohe Dosierung nicht erlaubt. Hier liegt die Obergrenze bei 20 Milligramm Nikotin je Milliliter. Allerdings fördert diese Diskussion grundsätzlich die Wahrnehmung unserer Produktgruppe in der Öffentlichkeit.


    Welchen aktuellen Stand gibt es bei selbstgemischten Liquids?

    Dobrajc: Hocharomatisierte, nikotinfreie Liquids, die man bei Bedarf mit Nikotin-Shots anreichert, sogenannte Shake & Vape-Produkte, sind seit etwa zwei Jahren marktbestimmend. Aus der Not wurde ein neues Marktsegment, das sich wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses durchgesetzt hat. Es kommen ständig neue Geschmackskreationen in den Handel, da die als nikotinfrei verkauften Liquids keiner Registrierungspflicht unterliegen. Konsumenten freuen sich, aber Fachhändler ächzen, denn sie stehen permanent unter Druck, ihr Sortiment zu erneuern. Etwas mehr Beständigkeit wird der Wertschöpfungskette guttun, bei absolut ausreichender Sortimentsvielfalt.

    Der Stand bei Nikotinsalz-Liquids?
    Dobrajc: Diese Entwicklung zeichnet sich im Angebot der „Nicsalt“-Liquids ebenfalls ab. Besonders in Kombination mit Pod-Systemen zeichnet sich eine wachsende Nachfrage ab, da sie ausreichend Genuss, einfache Bedienung und ein ansprechendes Äußeres vereinen. Die Auswahl an Liquids mit Nikotinsalzen wächst derzeit überproportional. Auch das Produkt wird vom Markt äußerst gut angenommen.

    E-Zigaretten verkaufen sich nicht von selbst. Wie lange sollte ein gutes Beratungsgespräch dauern?
    Dobrajc: Wenn der Umstieg von der Tabakzigarette auf die wesentlich weniger schädliche E-Zigarette gelingen soll, müssen wechselwillige Raucher intensiv beraten werden. Das kann bis zu einer halben Stunde in Anspruch nehmen. Nur eine gute Erstberatung bewahrt Ex-Raucher vor Frustration und einem Rückfall. Bei Kapselsystemen, die einfacher zu handhaben sind, ist der Beratungsaufwand aber wesentlich geringer. Grundsätzlich sollten Umsteiger mit einer E-Zigarette anfangen, die die bisherigen Gewohnheiten sofort befriedigend ersetzen.

    Was muss berücksichtigt werden?
    Dobrajc: Die Bedienung des Geräts muss unkompliziert sein und es sollten Liquids mit ausreichend Nikotin empfohlen werden, um den ohnehin eintretenden Entzug von den Verbrennungsgiften einer Tabakzigarette abzufedern. Danach kann der Verbraucher den Nikotingehalt selbstständig reduzieren. Einige Dampfer bevorzugen extrem hochwertig verarbeitet Geräte, zum Beispiel die Lost Vape Paranormal mit DNA Chip.

    Wählen Frauen eigentlich andere Zigarettenmodelle als Männer
    Dobrajc: Nicht unbedingt. Zwar darf es bei Frauen elegant sein, zum Beispiel wirkt die MiPod von Smoking Vapor wie ein Mode-Accessoire. Aber das Angebot ist inzwischen so vielfältig, dass nahezu jeder Geschmack bedient wird. Für den Umstieg eignen sich derzeit die bereits genannten Pod-Systeme, die klein, effektiv und in schickem Design den Markt erobern.

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    Lesen Sie mehr im E-Zigaretten-Spezial in der Printausgabe DTZ 06/19.

    (DTZ 06/19)