Schlagwort: Nachfolgeregelung

  • Steffen Rinn: „Anti-Tabak-Politik bedroht mein Lebenswerk“

    WETTENBERG // Seit 50 Jahren ist Steffen Rinn in der Zigarrenbranche aktiv. DTZ sprach mit dem Alleingesellschafter der Don Stefano Zigarrenmanufaktur über sein wechselvolles Berufsleben und darüber, welche Pläne der 76-Jährige für die Zukunft seines Unternehmens hat.

    Herr Rinn, beschreiben Sie bitte mit ein paar Sätzen, wie die Welt der Zigarre vor 50 Jahren aussah?
    Rinn: In meiner Anfangszeit belief sich der Jahresabsatz an Zigarren in der Bundesrepublik Deutschland auf zirka vier Milliarden Stück. Die Rückläufigkeit war damals allerdings bereits deutlich erkennbar. Kopfzigarren und Zigarillos hielten sich in den 1970er-Jahren in etwa die Waage. Und Importen gab es äußerst selten auf dem deutschen Markt.


    Und wie sieht heute die Absatz-Situation aus?

    Rinn: Klammert man Ecozigarillos und zigarettenähnliche Zigarillos aus, dann beläuft sich die Absatzmenge auf knapp 1,1 Milliarden Stück. Der Marktanteil der Kopfzigarren ist rapide auf zirka fünf Prozent gesunken. Zigarillos haben inzwischen einen Anteil von 95 Prozent, wovon wiederum mehr als die Hälfte aromatisiert sind. Und Longfiller-Zigarren sind mittlerweile ein bedeutsames Segment im Absatz, aber vor allem beim Umsatz.


    Kurz nachdem Sie 50 Jahre alt geworden waren, gab es am 1. April 1991 für Sie mit dem Verkauf des von Ihrem Großvater 1895 gegründeten Unternehmens Rinn & Cloos an die Burger-Dannemann-Gruppe eine drastische Zäsur. Es gibt bestimmt schönere Geburtstagsgeschenke, oder?

    Rinn: Sicherlich haben Sie da recht. Andererseits sollte man die damalige Situation von Rinn & Cloos sehen. Als Marktführer im Bereich hochwertiger Zigarren lagen wir mit unserer Betriebsgröße zwischen einem Spezialisten und einem Massenhersteller. Wir hatten somit aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Wahl, in die Gruppe der Großen oder in die der Kleinen einzusteigen – mit allen Konsequenzen. In dieser Überlegungsphase kam die Firma Burger mit einem Angebot auf uns zu, das letztlich die dritte Generation unseres Familienunternehmens angenommen hat.

    Knapp drei Jahre nach dem Verkauf von Rinn & Cloos, am 1. Januar 1994, wagten Sie mit Ihrer Firma Don Stefano auf deutlich kleinerem Niveau einen Neuanfang. Sagen Sie heute: Das war genau die richtige Entscheidung, ich würde es wieder so machen?
    Rinn: In der damaligen Zeit war es die richtige Entscheidung. Aufgrund meines Know-hows, meiner Verbindungen zum Rohtabakmarkt und meinem Bekanntheitsgrad im Fachhandel konnte ich mit früheren Mitarbeitern und mit einer gewollt kleinen, edlen Manufaktur den Neustart wagen.

    Sie sind 76 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem andere bereits längst in Rente sind: Wie haben Sie Ihre Nachfolge geregelt?
    Rinn: Man ist so alt, wie man sich fühlt – von daher sehe ich noch keinen Grund, mich zur Ruhe zu setzen. Mein Kampfgeist und mein Engagement für die Zigarre sind ungebrochen. Das können Fachhändler und Zigarrenraucher anlässlich meiner mehr als 20 Zigarren-Veranstaltungen im Jahr erleben. Verständlicherweise gibt das Alter ein Signal, dass man die Nachfolgeregelung zu bestellen hat. So ist mein Sohn ‧Matthias als Geschäftsführer für Vertrieb und Messe sowie Marco Peter als Geschäftsführer für den Verwaltungsbereich zuständig.


    Wie sehen Sie die Chancen für das Unternehmen Don Stefano, sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren am Markt zu behaupten?

    Rinn: Wie bereits gesagt haben sich die Rahmenbedingungen dramatisch zum Negativen verändert. Die Auswirkungen, etwa die Kostenbelastungen durch die Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie TPD 2, sind von Don Stefano aktuell und zukünftig nur schwerlich zu stemmen. Die Anti-Tabak-Politik bedroht mein Lebenswerk.


    Das ist bitter. Was tun Sie jetzt?

    Rinn: Das bedeutet für Don Stefano als kleine Manufaktur, auch im Hinblick auf Veränderungen im Absatzmarkt, Möglichkeiten zu eruieren, wie man gemeinsam in Partnerschaft mit einem anderen Produzenten oder in Form einer Integration weiterhin als Hersteller und Importeur hochwertiger Zigarren und Zigarillos bestehen kann.

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    (DTZ 14/17)

  • Stühlerücken bei Woermann Cigars

    RÖDINGHAUSEN/BÜNDE // Peter Wörmann, Gesellschafter und Geschäftsführer von Woermann Cigars, übernimmt zum 1. Juli nach 15 Jahren wieder selber die Führung und Verantwortung für den Vertrieb in Deutschland. Thomas Strickrock, 51, scheidet zum 30. Juni als Gesellschafter und Geschäftsführer aus. Er übernimmt ab 1. Juli die Position des Vertriebsdirektors Deutschland bei Arnold André – The Cigar Company, Bünde.

    Arnold André-Geschäftsführer Rainer Göhner freut sich über den neuen Mann an der Vertriebsspitze: „Durch die guten Beziehungen zu unserem Nachbarn Woermann Cigars haben wir früh von der veränderten personellen Situation erfahren. Da war für uns sofort klar, dass wir diesen erfahrenen Mann für unser Management-Team gewinnen wollen."

    Wörmann und Strickrock wiederum betonen, „dass es keine wirtschaftlichen und auch keine persönlichen Missstände sind, die zu dieser Trennung führen".

    Vielmehr weiß Strickrock heute schon, dass sein einziger Sohn (22 Jahre) auf Grund seiner beruflichen Ausrichtung nicht als Nachfolger zur Wahl stehen wird und die Möglichkeit umso wahrscheinlicher ist, dass einer der drei Söhne von Peter Wörmann einmal das Unternehmen weiter führt. So lag es nah, dass Wörmann die Geschäftsanteile zurückkauft, um für die Zukunft wieder zu 100 Prozent alles im Familienbesitz zu haben.

    Strickrock betont, dass er sich diese Entscheidung nicht einfach gemacht hat, da eine Nachfolgeregelung nicht in den nächsten acht bis zehn Jahren angestanden hätte. „Doch in der heutigen Zeit muss jeder auch die langfristigen Unternehmensausrichtungen und Ziele im Auge behalten.“

    Wörmann wird somit ab 1. Juli die Führung der Außendienstmannschaft und die Betreuung der Großkunden selber übernehmen. Unterstützung bekommt er dabei von seinen langjährig tätigen Mitarbeitern im Verkaufsinnendienst und einer weiteren Arbeitskraft als Geschäftsführungsassistenz.

    „Ich freue mich auf diese Aufgabe und werde trotzdem die Produktion unserer hochwertigen Produkte nicht aus den Augen verlieren,“ sagt Peter Wörmann.

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    (DTZ 20/16)