Schlagwort: Methodische Schwächen

  • Prävention statt Regulierung

    BERLIN // DTZ und BVTE erreichen wiederholt Anfragen zu den Debra-„Daten“ (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten). Darin wird auf die angeblich 200 000 zusätzlichen jugendlichen Raucher hingewiesen. Jan-Mücke, Geschäftsführer vom [link|https://www.bvte.de/de/]Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE)[/link], erklärt gegenüber DTZ warum ein Nachsteuern bei der Regulierung falsch wäre.

    Rückläufige Absätze bei klassischen Tabakerzeugnissen
    „Wir haben in Deutschland seit Jahren rückläufige Absätze bei klassischen Tabakerzeugnissen, im Schnitt betrug der Rückgang beim Zigarettenabsatz zwischen zwei und drei Prozent des jeweiligen Vorjahreswerts. 2002 wurden noch 145,1 Milliarden Zigaretten versteuert. Im Vergleich von 2002 zu 2022 ist der Absatz um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Im vergangenen Jahr fiel der Zigarettenabsatz nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 8,3 Prozent auf nur noch 65,784 Milliarden Stück“, betont Mücke. Die Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) seien „harte Steuerdaten“ und nicht Umfragewerte, wie sie beispielsweise bei der [link|https://www.debra-study.info]Debra-Umfrage[/link] erhoben werden.

    Es bestehe eine erhebliche Diskrepanz zwischen dem seit Jahren rückläufigen Zigarettenabsatz in Deutschland und den Debra-Umfragen zum Anstieg des Tabakkonsums in der Gesamtbevölkerung. Im direkten Vergleich mit dem vom Destatis durchgeführten Mikrozensus (Gesetzlich angeordnete statistische Erhebung, die seit 1957 jedes Jahr bei einem Prozent der Bevölkerung durchgeführt wird. Anmerk. d. Red.) sei die Erhebung durch Debra regelmäßig über-prädiktiv (über-vorhersehbar). „Bei den Umfragedaten 2017 bis 2019 betrug die Abweichung zum amtlichen Mikrozensus bei der Raucherprävalenz sogar sieben Prozentpunkte.“ Noch gravierender seien die Abweichungen zum Mikrozensus 2021 mit einer Raucherquote von 18,9 Prozent und bei der Debra-Umfrage 2021 mit einer durchschnittlichen Raucherquote von zirka 30 Prozent.


    Fehlende Differenzierung bei Produktkategorien

    Auch der Vergleich mit den Umfragedaten anderer Institute lassen ihn an den Debra-Ergebnissen zweifeln. „Gemäß einer aktuellen Forsa-Befragung im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) beträgt der Anteil regelmäßiger Raucher bei den 16- bis 29-Jährigen elf Prozent“, sagt Mücke.

    Demgegenüber habe die Debra-Umfrage für die 18- bis 24-Jährigen eine Raucherquote von über 40 Prozent im Jahr 2022 ermittelt. Ursache für die Abweichungen seien eine „zu geringe Stichprobengröße der Umfrage“. So beruhe die „Verdoppelung der Raucherprävalenz bei Minderjährigen“ in der Studie auf einer Stichprobe von etwa 50 Jugendlichen pro Befragungswelle. „Bei sechs Wellen pro Jahr wären das insgesamt lediglich 300 Befragte in dieser Alterskohorte“, erklärt Mücke.

    Weitere methodische Schwächen seien die fehlende Differenzierung zwischen „gelegentlichem und regelmäßigem Konsum“, sowie die „fehlende Erfassung unterschiedlicher Produktkategorien“. Es werde nicht unterschieden zwischen Zigaretten und anderen Tabakerzeugnissen.

    Im BVTE geht man davon aus, dass 2022 keine 200 000 Jugendliche mit dem Rauchen angefangen haben, so Mücke. Der Absatz sei seit Jahren rückläufig. Verband und Handel unterstützen das gemeinsam durch das Einhalten des „strikten Abgabeverbots von Nikotinerzeugnissen an Kinder und Jugendliche“. Dazu gehöre seit drei Jahren die Kampagne „Stop – erst ab 18!“. Für Beschäftigte im Handel stehe zudem das Portal www.jugendschutz-handel.de für die Weiterbildung offen.

    „Wir wollen nicht, dass Kinder und Jugendliche rauchen, dampfen oder Nikotinbeutel konsumieren“, betont Mücke. Der Kinder- und Jugendschutz habe für den BVTE oberste Priorität. „Der Schlüssel zu einem wirkungsvollen Jugendschutz liegt in der Nichtverfügbarkeit von Tabakwaren, E-Zigaretten und anderen Nikotinerzeugnissen für Minderjährige“, erklärt Jan Mücke.

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  • Zahl der Raucher sinkt

    WIESBADEN // In Deutschland wird immer seltener zur Zigarette gegriffen. Im vierten Jahr in Folge wird 2022 der Absatz versteuerter Zigaretten zurückgehen und erstmalig deutlich unter die Schwelle von 70 Milliarden Stück sinken. Die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen erhebliche Zweifel an Hinweisen der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (Debra), dass wieder mehr Menschen in Deutschland Tabak konsumierten.

    „In Deutschland wird immer weniger geraucht. Das ist ein Fakt, der nicht bestritten werden kann“, so Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE), „Wenn mehr geraucht würde, müssten wir das in der Absatzstatistik sehen. Das Gegenteil ist der Fall.“

    Seit 2019 weniger Zigaretten verkauft
    Gemäß der an der Universität Düsseldorf durchgeführten Debra-Studie stieg der Anteil der Raucher in der Gesamtbevölkerung seit 2020 um rund 50 Prozent (von 25,4 Prozent auf 37,6 Prozent im Juli 2022). Bei minderjährigen Tabakkonsumenten habe sich die Prävalenz sogar innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt (Anstieg von 8,7 auf 15,9 Prozent). Gemäß der Debra-Daten hätten somit mehrere Millionen Erwachsene und rund 200.000 Minderjährige (wieder) angefangen zu rauchen. Ein solcher Anstieg der Raucherprävalenz müsste sich – selbst bei nur gelegentlichem Konsum der neuen Raucher – sichtbar in der staatlichen Absatzstatistik widerspiegeln. In Deutschland werden aber seit 2019 jedes Jahr weniger Zigaretten verkauft. Von 2019 bis 2021 ging der Absatz von Zigaretten um 3,6 Prozent auf 71,7 Milliarden Stück zurück. Diese Abwärtstendenz wurde auch 2022 nicht gestoppt.

    Der vermeintliche Anstieg der Raucherprävalenz zeigt vielmehr insgesamt keinen erkennbaren Effekt auf die Nachfrage. Die Diskrepanz zwischen offizieller Absatzstatistik und den Debra-Daten weist auf offensichtliche methodische Schwächen der Befragung hin. So basiert der vermeintliche Anstieg beim Anteil minderjähriger Konsumenten auf einer Stichprobe von lediglich etwa 50 Jugendlichen – darunter offenbar acht Personen, die angaben zu rauchen. Auf Grundlage dieser Daten ist jeglicher Schätzwert zur Raucherprävalenz mit hoher Unsicherheit versehen.

    BVTE übt Kritik an Studie
    Mücke bemängelte, dass solch zweifelhafte Befragungsergebnisse zur Rechtfertigung fehlgeleiteter Regulierungsforderungen herangezogen würden: „Tabak ist ausreguliert. Erwachsene Raucher in Deutschland fühlen sich bereits über Gebühr bevormundet und werden auch mit immer neuen Verboten und Einschränkungen nicht erreicht.“ Gleichzeitig versäume es die Politik, das Angebots neuartiger Alternativprodukte für Raucher zu erweitern.


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