Schlagwort: Literatur

  • Mehr Zeit: Leser nutzen Krise zum Schmökern

    MAINZ // Die Corona-Krise hat unseren Alltag stark verändert. Auch wenn sich die Lage gerade ganz langsam entspannt, wird uns diese Pandemie noch sehr lange beschäftigen. So macht die Situation auch nicht vor den Verlagen halt und diese müssen aus der Not eine Tugend machen.

    Feele-Good-Literatur
    Seit Mitte März arbeitet der Cora-Verlag komplett aus dem Homeoffice, um seine Leser mit „Feel-Good“-Literatur zu versorgen. „Die Maßnahmen und Beschränkungen im öffentlichen Leben haben auch uns überrascht. Geschäftsschließungen im Zeitschriftenhandel, nicht ausgelieferte Ware für die Urlaubsziele im Ausland und eine verschobene Urlaubssaison an Nord- und Ostsee stellen uns vor große Herausforderungen. Mittlerweile können wir aber sagen, dass wir unsere Situation gut unter Kontrolle haben und es uns gelungen ist, den Absatz stabil zu halten. Es gibt genau zwei Gründe für diese Entwicklung: erstens unsere treuen Leserinnen und zweitens die gute Präsentation im Handel“, sagt Miran Bilic, Verlagsleiter Serie bei Harper Collins Deutschland: „Besonders in Krisenzeiten steigt das Bedürfnis nach schönen Dingen, die beim Entspannen helfen.“

    Genreliteratur
    Es gebe viele Vorurteile gegenüber Genreliteratur und oft würden Heftromane als Schund und bestenfalls als Schmonzetten abgetan: „Für unsere Leserinnen ist es aber Wohlfühllektüre, eine besonderes schöne Art des Abtauchens aus dem Alltag. Unsere Leserinnen gestalten diese Auszeit aktiv und geplant jeden Tag, und sie sind Vielleser. Im Durchschnitt sind sie nach zweieinhalb Stunden mit einem Roman fertig – da kommen jede Woche ein paar zusammen, besonders in Zeiten wie diesen.“

    Freizeitverhalten
    Durch die Pandemie mussten und müssen sich die Menschen mit ihrem Freizeitverhalten einschränken, auf Gewohntes verzichten und haben dadurch Zeit für andere Dinge. „Unsere Leserinnen nutzen diese zusätzliche freie Zeit, um zu lesen“, sagt Bilic: „Es ist gut zu wissen, dass wir uns auf unsere Leserinnen verlassen können, es motiviert alle Kollegen im Verlag und hilft, diese Krise zu überstehen. Wir bekommen viele Leserbriefe, in denen sich die Menschen bei uns bedanken, dass wir für sie da sind und ihnen mit unseren Romanen über schwere Zeiten geholfen haben. Im Gegenzug haben wir uns mit einer kleinen Kampagne an unsere Leserinnen gewandt.“

    1500 Autoren
    Etwa 1500 Autoren aus Großbritannien, den USA und Australien schreiben für Cora. „Es gibt auf dem ganzen Pressemarkt nichts Vergleichbares. Cora-Romane kann man nicht mit etwas anderem substituieren, nicht mit Netflix oder Amazon Prime und schon gar nicht mit einem Yellow-Press-Titel. Übrigens auch für den Händler sehr interessant“, sagt Miran Bilic: „Am Verkauf eines monatlich erscheinenden Cora-Romans für 6,20 Euro verdient der Händler über einen Euro, das entspricht fast dem Preis der meisten wöchentlichen Frauenzeitschriften.“

    Der zweite Grund für die stabile Entwicklung beim Cora-Verlag ist die gute Präsentation im Einzelhandel. Der Verlag investiert jährlich eigenen Angaben zufolge einen mittleren sechsstelligen Betrag in POS-Marketing und Verkaufsmöbel. Unabhängig von der aktuellen Situation seien Sichtbarkeit und eine ansprechende Warenpräsentation weitere Schlüsselfaktoren für Erfolg.

    Verkaufshilfen
    „Alle Verkaufshilfen sind für den Handel kostenlos, sie ermöglichen eine exklusive und hochwertige Präsentation und sind platzsparend konzipiert“, erklärt Bilic: „Aus vielen POS-Analysen wissen wir, dass man mit dem Einsatz von Verkaufshilfen den Absatz von Cora-Romanen um bis zu 40 Prozent steigern kann und das bei gleichem Wareneinsatz. Ein schöner Nebeneffekt für den Händler: Er gewinnt Zusatzfläche im meistens doch recht überfüllten Regal.“ Für den Fachhandel gibt es eine ganze Reihe an Verkaufshilfen passend zur Geschäftsgröße – ob hochwertige Fünfer-Acryl-Vorsatzschalen oder exklusive Drehsäulen.

    Cora-Collection
    Zum Jahresanfang hat Cora mit der „Cora-Collection“ eine neue Serie veröffentlicht: Die Leserinnen erwarten Romane nach dem Vorbild klassischer Hollywood-Kinofilme à la „Ein Herz und eine Krone“, „Ein Offizier und Gentleman“ oder „Manhattan Love Story“. Ein ansprechender, moderner Look sorgt Verlagsangaben zufolge alle vier Wochen für Aufmerksamkeit am Regal, 400 Seiten für 6,20 Euro. „Fans von Hollywood-Romantik finden in der Cora-Collection genau das Richtige für ihren Lesegeschmack“, verspricht Programmleiterin Bettina Lahrs.

    Krimireihe
    Mit der Krimireihe „Baccara Spezial“ ist der Verlag im Februar in Serie gegangen. Alle zwei Monate gibt es dreimal Geschichten in einem Band für 6,49 Euro. „Die neue Reihe ist eine sinnvolle Ergänzung unseres Portfolios“, sagt Lahrs. Natürlich komme im Angesicht der Gefahr die Liebe nicht zu kurz. Beide Reihen haben sich den Angaben zufolge mittlerweile gut im Markt etabliert und erzielen sehr ordentliche und stabile Verkäufe.

    Prognosen
    Diesen Sommer werden viele Deutsche Urlaub im eigenen Land machen, und laut Prognosen soll der Sommer besonders schön werden. Für alle, die sich nach Urlaub im Süden sehnen und ihre Traumreise nach Italien nicht antreten können, hat sich Cora etwas Besonderes überlegt. Mit „Julia Sommeredition“ und „Romana Sommeredition“ (Erstveröffentlichung: beide am 4. August) schickt der Verlag nicht nur den Sommer in die Verlängerung, sondern nimmt die Leserinnen mit auf eine ausgedehnte Italienreise. Beide Bände haben 448 Seiten Umfang und kosten 6,49 Euro.

    Weihnachten
    Weihnachten ist so etwas wie eine zweite Urlaubssaison für den Cora-Verlag. Traditionell erscheinen die Sonderbände dazu im Oktober. „Im vergangenen Jahr hatten wir ein ausgesprochen gutes Weihnachtsgeschäft, alle Sonderhefte haben sich sehr gut verkauft, teilweise deutlich über dem Vorjahresniveau“, resümiert Miran Bilic. „Aus diesem Grund haben wir uns für 2020 etwas Besonderes überlegt und gemeinsam mit dem POS-Marketing-Team des DPV ein spezielles Weihnachts-Display für den Handel konzipiert. Das wird alle unsere Saison-Ausgaben gemeinsam präsentieren. Verfügbar ist es ab Oktober und über uns oder den DPV bestellbar.“

    Verlagsleiter Mian Bilic wagt darüber hinaus eine vorsichtige Prognose: „Ich möchte nicht zu weit in die Zukunft schauen, aber im kommenden Jahr stehen dann ein paar Jubiläen an: 45 Jahre Cora-Verlag, 35 Jahre Bianca und Historical. Das heißt: Neben den üblichen Sonderbänden lassen wir uns sicher noch ein paar nette Überraschungen für den Handel einfallen.“

    kh /red

  • Nie ohne Pfeife

    MAINZ // Günter Grass, der Nobelpreisträger und Schriftsteller, ist tot. Der gebürtige Danziger starb mit 87 Jahren in einer Lübecker Klinik. Grass galt als einer der weltweit bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart.

    Mit seinem ersten Roman „Die Blechtrommel“ (1959) gelang ihm ein Welterfolg, der von Volker Schlöndorff verfilmt wurde und 1980 den Oscar für den besten ausländischen Film erhielt. Grass, der 1999 den Nobelpreis für Literatur erhielt, wollte kein abgehobener Dichter sein, er mischte sich leidenschaftlich in gesellschaftspolitischen Debatten ein, oder stieß sie an.

    Individuell und streitbar

    Seine Individualität, das Eintreten für seine persönliche Überzeugung, seine Offenheit und Bodenständigkeit waren auch die Gründe warum das Tabak Forum Grass 2000 zum Pfeifenraucher des Jahres kürte. Die Laudatio hielt damals der Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe. Darin unterstrich er auch, dass die Pfeife so etwas wie ein Markenzeichen von Günter Grass sei.
    Die Nähe und häufig enge Verbundenheit von Kunst und Pfeife werde besonders deutlich, wenn man einen Blick in die europäische Kulturgeschichte werfe, so Saxe. Der Schriftsteller selbst war an diesem Abend bester Laune und plädierte für das Genussrauchen mit Pfeife. „Viele Politiker sollten mal einen Zug aus der Pfeife nehmen, bevor sie etwas sagen“, gab Grass seinen Zuhörern mit auf den Weg.
    red

    (DTZ 16/15)