Schlagwort: Legalisierung von Cannabis

  • Händler in der Kostenspirale

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabakwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Diese Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Im fünften Teil der Reihe äußert sich Steffen Kahnt, Geschäftsführer beim Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE).


    Die gute Nachricht zuerst

    Die gute Nachricht zuerst: Die Corona-Maßnahmen im Einzelhandel sind in 2022 Geschichte geblieben. Die Menschen konnten weitestgehend frei einkaufen, ohne sich um Maskenpflicht und Systemrelevanz den Kopf zu zerbrechen. Zwar haben die Händler an vielen Standorten das Vorkrisenniveau beim Umsatz noch nicht wieder erreicht, aber sie schauen nach vorn.

    Was den Handel jetzt vor allem umtreibt sind die steigenden Kosten. Nach den mehrfachen Mindestlohnerhöhungen explodierten in diesem Jahr zusätzlich die Energiekosten. Die Inflation tut das Übrige. Viele Menschen schränken ihren Konsum ein, weil sie bis auf Weiteres eine hohe Geldentwertung erwarten. Die Kaufzurückhaltung tut dem Einzelhandel zusätzlich weh. Besonders in Innenstadtlagen geraten Standorte angesichts rückläufiger Kundenfrequenzen zunehmend unter Druck. Hält diese Situation in den nächsten Monaten an, werden wahrscheinlich weitere Verkaufspunkte nicht mehr rentabel zu betreiben sein und Mietverträge nicht mehr verlängert.

    Auf Sicht fahren
    Viele Händler fahren auf Sicht und optimieren ihre Wertschöpfung. Bei Tabak sind sie auf eine stabile Verteilung des Wirtschaftsnutzens zwischen Industrie und Handel angewiesen; denn die Endverbraucherpreise sind unveränderbar. Diese müssen so kalkuliert sein, dass auch der Händler die steigenden Energie- und Lohnkosten bezahlen kann. Sonst funktioniert sein Geschäftsmodell nicht mehr.

    Mit ihrem Eckpunktepapier hat die Bundesregierung im Oktober 2022 den Rahmen für die Legalisierung von Genusscannabis abgesteckt. Jetzt sind alle gespannt, wann der erste Gesetzentwurf kommt. Manch Handelsunternehmer hofft nun auf ein neues lukratives Geschäftsfeld. Die Legalisierung kommt frühestens 2024 und genug „Stoff“ ist wahrscheinlich dann auch erst ab 2026 verfügbar.

    Tabakwaren-Handel hochinnovativ und trendy
    Unsere Branche ist an politischen Gegenwind gewöhnt. Dabei ist der Tabakwaren-Handel hochinnovativ und trendy. Letztes Beispiel: Coole E-Shishas, die von jungen Erwachsenen gefeiert werden. Bleibt zu hoffen, dass die Kunden mit den Disposables auf den Geschmack kommen und sich bald für nachhaltigere nachfüllbare E-Zigaretten begeistern …

    Wann kommt die Tabakproduktrichtlinie TPD 3? Auch wenn sich ihr Entwurf auf 2025 zu verzögern scheint, werfen die geplanten Verschärfungen ihre Schatten voraus: Aromenverbot, Einheitsverpackung, Prohibition … Neuseeland macht bereits ab dem neuen Jahr ernst: Dort können junge Leute, die ab 2009 geboren sind, legal keinen Tabak mehr kaufen. Keiner weiß, ob solche Verbote Jugendliche wirklich vom Rauchen abhalten oder ob Tabak bald das neue Cannabis wird – verboten aber cooler. Klar: Nicht jede Prohibition muss ewig halten – die amerikanische Alkohol-Prohibition dauerte immerhin 13 Jahre.


    Turbulente Zeiten

    Gerade in turbulenten Zeiten macht der persönliche Kontakt den Unterschied. Deshalb ist unsere Leitmesse so wichtig wie noch nie. Um die Zukunft zu gestalten, brauchen wir den persönlichen Austausch, erlebbare Produkte und die Inspiration im Rahmen der InterTabac. Die Angebotsvielfalt des Kulturgutes Tabak ist in Dortmund gigantisch. Das bietet den Händlern super Möglichkeiten, um ihr Sortiment für ihre Kunden neu, aktuell und optimal zu gestalten.

    Wer im Handel sein Know-how erweitern will, wer seinen Kunden noch mehr bieten will, ist auch vom 14. bis 16. September 2023 in Dortmund wieder bestens aufgehoben. Mit der InterTabac haben wir – als oftmals kritisch beäugte Branche – eine Leitmesse im eigenen Land. Eine Leitmesse, die allen Sortimenten eine große Bühne bietet. Deshalb auch unser dringender Appell an die Markenhersteller: Kommen Sie nach Dortmund als Aussteller der InterTabac!

  • Branche ist gut gerüstet

    MAINZ // Die von der Ampelkoalition beschlossene Legalisierung von Hanfprodukten rückt näher. DTZ fragte die Anbieter entsprechender Accessoires, wie sie den Markt für solche Produkte beurteilen.

    Jörg Gerteisen, Hermann Hauser: „Wir sehen seit Jahren weltweit, aber auch in Deutschland ein ordentliches Wachstum bei Cannabiszubehör. Hauser bietet seit Jahren passende Produkte im Segment Zubehör an. Aktuell zählen wir über 500 verschiedene Artikel zu dieser Kategorie. Und es werden mehr. Allen voran findet sich Zubehör wie Bongs, Pfeifen, Grinder und Feinwaagen. Aber auch die entsprechenden Verbrauchsartikel wie zum Beispiel Cones und Feuerzeuge sind enthalten. Mittlerweile etablieren sich auch sogenannte tabakfreie Kräutermischungen immer stärker. Seit 2021 sind wir Distributor der Marke „Hybrid“, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut und mittlerweile gut eingeführt ist in Deutschland. Wir versuchen, dem Handel in der Zukunft in der Warengruppe Cannabis Orientierung zu geben und stehen gerne bereit für die komplette Kategorie Belieferung. Mittlerweile machen wir aktives Category-Management für den Handel. Derzeit laufen diverse Tests in Deutschland.

    Anhaltenden positiven Trend
    Grundsätzlich erwarten wir einen weiter anhaltenden positiven Trend, der nach der Legalisierung in Deutschland sowohl online als auch stationär überproportional ansteigen sollte. Wir schließen für die Planungen in der Zukunft keinen Vertriebskanal aus und versuchen das Thema für alle nutzbar zu machen. Auf den Fachhandel legen wir natürlich einen besonders großen Fokus. Hier können wir es gemeinsam mit unseren Partnern schaffen, mit Beratung, Werbung und Produktplatzierung Verbraucher zu gewinnen.“

    Christian Hinz, Gizeh Raucherbedarf: „Dieses Thema ist durch die Diskussion um die von der Bundesregierung angestrebte Legalisierung gerade sehr aktuell. Eine Legalisierung wird sicherlich zu einer Vergrößerung des Marktes führen, allerdings nicht explosionsartig. Das Marktwachstum wird sich hier durch eine langsam wachsende gesellschaftliche Akzeptanz des Themenfeldes Recreational/Hanf/Cannabis und CBD ergeben.

    Wir haben 2022 ein attraktives Sortiment in diesem Segment entwickelt. Dazu gehören nicht nur King-Size-Blättchen und Filter-Tips, sondern auch Active-Filter, Grinder und Clipper-Feuerzeuge. Unsere Markenprodukte bedienen einen speziellen Lifestyle. Im Rahmen unserer Gizeh-Active-Filter-Offensive haben wir passend zur größten und bedeutendsten deutschen Cannabis Messe „Mary Jane“ in Berlin den konischen Gizeh-Filter auf den Markt gebracht. Dieser passt sich noch besser an die Drehgewohnheiten bei King-Size-Formaten an. Auch auf der InterTabac war dieses Produkt das absolute Highlight und hat sogar den InterTabac-Star als interessanteste Produktneuheit gewonnen.

    Klassisch-zylindrischer Active-Filter
    Den klassisch-zylindrischen Active-Filter mit sechs Millimetern Durchmesser gibt es in folgenden Varianten: „Gizeh Black Active Filter“ mit einer Verpackung in der neuen schwarz-grünen Leitfarbe, „Gizeh Active Filter“ in der Variante „Brown“ passend zu den Gizeh-Brown-Papers in einem einzigartigen Design mit Holzmaserung und „Gizeh Hanf“ mit Filterpapier aus Hanf und einer Verpackung aus Graspapier. Passend zur „Gizeh-All-Pink“-Kollektion, die ab jetzt dauerhaft Teil des Gizeh-Sortiments ist, gehören hier auch Blättchen und Tips sowie die genannten Active-Filter komplett in der Farbe Pink dazu. Bei allen Active-Filtern, gleich ob zylindrisch oder konisch, handelt es sich um hochwertige Markenfilter mit gereinigter Aktivkohle aus Kokosnuss-Schalen mit beidseitig verwendbaren Keramikkappen und optimalem Durchzug. Sie sind mehrfach verwendbar.

    Zum Sortiment gehören heute außerdem auch Rolling Trays (Tabletts fürs Bauen), Grinder (gerne auch Kräutermühlen genannt) und Joint-Tubes (Behälter für Selbstgedrehte aus langem King-Size-Papier). Clipper-Feuerzeuge gibt es in vielen unterschiedlichen Versionen und wechselnden Designs je Quartal und auch passend zu unseren Gizeh-Produktlinien. Die King-Size-Drehmaschine „Gizeh Cone Expert“ gehört ebenfalls zu den wichtigsten Innovationen der Marke. Sie wurde bereits auf verschiedenen Fachmessen vorgestellt und verkauft und wird in Kürze auch weiter distribuiert: Das „Schweizer Taschenmesser“ unter den Drehmaschinen verfügt über einen integrierten Grinder und erleichtert das Rollen maßgeblich.

    Legalisierung von Cannabis
    Wir gehen davon aus, dass die Legalisierung von Cannabis durch die Bundesregierung im Laufe des Jahres 2024 stattfinden wird. Dies ist aber alles, was relativ sicher ist. Konkrete Planungen für die nähere Zukunft sind auf dieser Basis kaum möglich. Es wird von den Details der Ausgestaltung und vor allem den festgelegten Vertriebskanälen abhängen. Bei Produktinnovationen berücksichtigen wir auch die Bedürfnisse von Neueinsteigern in das Segment: Was brauchen sie für ihren Cannabisgenuss? Ihr Bedarf beeinflusst die Gestaltung von Produkten und Kommunikationsmaterialien. Die Zielgruppe ist sehr vielschichtig und breit gefächert, daher differenzieren wir hier nicht nach den klassischen soziodemographischen Strukturen wie Alter, Geschlecht, Bildungsgrad oder Einkommen, sondern legen psychografische Einstellungen, Haltungen und Zielvorstellungen zugrunde. Grob zusammengefasst sprechen wir Lifestyle-affine, urbane und offen denkende Dreher und Dreherinnen an, die das Konsumieren nicht als Gewohnheit oder Ablenkung nutzen, sondern als bewusste Momente des Genusses und der Auszeit. Als Vertriebspartner sprechen wir den Lebensmitteleinzelhandel, den klassischen Tabakfachhandel und den Fachhandel für Hanfprodukte, meist Headshop oder Growshop genannt, sowohl im stationären Handel als auch im Online-Geschäft an. Aber auch die Tankstelle wird in dieser Kategorie immer wichtiger. Hier verändern sich inzwischen die Planogramme für die Artikelplatzierung: Die Akzeptanz steigt und die neuen Produkte gewinnen immer mehr Regalfläche.“

    Marc Fassbinder, OCB Vertriebsgesellschaft: „Die OCB Vertriebsgesellschaft bietet Slim-Papier-Drehern ein umfangreiches Sortiment an RYO-Zubehör-Produkten an (Anm. d. Red.: RYO steht für Roll your own – dreh Deine Eigene). Das Marktsegment ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und führt inzwischen aufgrund der Diskussionen zum Thema Legalisierung von Cannabis zu einer breiteren Akzeptanz in der Bevölkerung.

    Umfangreiches Sortiment
    Unser Unternehmen ist hier mit einem umfangreichen Sortiment an Drehpapieren, Filter-Tips, Aktivkohlefiltern und Zubehör optimal aufgestellt und bietet für jeden Konsumenten das richtige Produktß. Mit den Markenfamilien „OCB Schwarz Premium“, „OCB Organic Hemp“, „OCB Unbleached Slim Virgin“ und „OCB Ultimate“ findet der Slim-Dreher immer das richtige Drehpapier aus unterschiedlichen Rohstoffen, wie beispielsweise Hanf und Holzzellulose und in unterschiedlichen Grammaturen. Für den nicht ganz so fingerfertigen Dreher bietet OCB mit den vorgedrehten OCB-Cones in der Premium- und Unbleached Version ein ideales Convenience-Produkt, das einfach nur noch befüllt wird. Ergänzt wird das Papier-Sortiment um verschiedene OCB-Filtertips im Standard-Format oder konischer Form.

    Neuer konischer Aktivkohlefilter
    Stark ausgebaut hat OCB innerhalb der vergangenen Jahre sein „Activ’Tips“-Sortiment, erhältlich im Sieben-Millimeter-Slim oder Sechs-Millimeter-Extra-Slim-Format und als Premium- oder Unbleached-Version. Mit „OCB Activ’Tips Cone“ führt unser Unternehmen seit Oktober zusätzlich im Markt einen neuen konischen Aktivkohlefilter im Format sechs beziehungsweise acht Millimeter ein. Die konische Form sorgt für ein optimales Dreh- und Raucherlebnis und ist der perfekte Durchmesser für einen optimalen Sitz in der Selbstgedrehten. Mit dem OCB-Grinder und verschiedenen OCB-Drehtrays bieten wir den Konsumenten weiteres sinnvolles und hochwertiges Zubehör unter der Marke an.

    Eine weitere Innovation hat OCB mit Roor-CBD-Slim-Papieren im Markt eingeführt: Durch ein exklusives und patentiertes Verfahren ist es gelungen, eine CBD-infundierte natürliche und vegane Akazien-Gummierung für Drehpapier zu entwickeln und produktionstechnisch umzusetzen, was seit der Einführung der drei Varianten „Roor CBD Unbleached“, „Roor CBD Organic Hemp“ und „Roor CBD Rice“ bei Slim-Drehern auf sehr positives Feedback stößt. Alle drei Produkte sind in den Varianten Slim und Slim+Tips erhältlich.
    Alle OCB-Produkte werden vom Außendienst im Tabakwaren-Fachhandel, der Tankstelle, in Kiosken, Lebensmittelmärkten und Head-Shops angeboten sowie durch regelmäßige Aktionsmaßnahmen unterstützt. Wegen der sehr positiven Entwicklung der Kategorie und der äußerst attraktiven Margen findet das OCB-Sortiment eine hohe Akzeptanz im Einzelhandel, der die Anzahl der angebotenen OCB-Produkte kontinuierlich ausbaut und hiervon profitiert.“

    Maximilian Schmidt, Akra Kotschenreuther: „Der Markt wird vor dem Hintergrund der Entkriminalisierung und der bevorstehenden Legalisierung sicherlich ein Wachstum und in den nächsten Jahren großes Potenzial haben, da durch das wegfallende „Schmuddelimage“ auch andere Käufergruppen nun dazu stehen können, ohne soziale Repressalien fürchten zu müssen.

    Die Firma Akra Kotschenreuther hat schon seit mehreren Jahren viele hochwertige Produkte aus dieser Kategorie im Sortiment. Das reicht von kostengünstigen Grindern bis hin zu Echt-Gold veredelten Metallgrindern, oder Pfeifen und Bongs jeder Couleur, aber auch die exklusiv Vertretung Deutschland für Bulldog: Akra ist in dem Segment sehr gut und mit viel Expertise aufgestellt.

    Erwartungen durchweg positiv
    Die Erwartungen sind, was den Zubehörmarkt betrifft, durchweg positiv, da durch die politische Situation der Weg frei in die „normale Gesellschaft“ ist – ähnlich wie bei Alkohol. Allerdings wird Akra sich vornehmlich auf das „alte“ Kerngeschäft rund um Hanf konzentrieren und dieses weiter ausbauen. Grenzgänger in diesem Segment, bei denen noch keine klare Gesetzeslage gefunden oder nicht final über Grenzwerte entschieden wurde, sehen wir für 2024 nicht in unserem Portfolio. Wenngleich wir uns natürlich über Innovationen und Neuheiten freuen, die die Produktgruppe generell erweitern und breiter aufstellen, da davon der ganze Markt profitieren kann.

    Umsatzbezogen liegen wir bei der Produktgruppe Hanf & CBD unter 15 Prozent. Nichtsdestotrotz eröffnet es uns auch neue Kunden im Einzelhandel, die vorher für uns weniger interessant oder für diese Art von Einzelhandel uninteressant waren. Gerade in einer Situation, in der das normale Rauchen weniger wird und die neuen Generationen vermehrt auf Shisha, Vape und eben Hanfprodukte ausweichen, darf man das Potenzial für die Zukunft nicht außer Acht lassen.

    Wir versuchen dabei stets, jeden Kundengeschmack und jede Altersgruppe zu treffen. Daher haben wir bei allen Produkten genauso junge extrovertierte Wünsche und Designs zu erfüllen wie klassische und edle. Unsere Produktspanne reicht daher von quietschbunten Grindern mit Hanfblatt-Design bis hin zu einfarbigen und oberflächenveredelten Grindern, wie unsere Holzmodelle. Auch preislich versuchen wir immer Produkte für jeden Geldbeutel zu finden.
    Eine klare Präferenz für einen Handelskanal gibt es bei uns dabei nicht. Wir bieten unseren Kunden, Einzelhändlern wie Großhändlern, verschiedene Möglichkeiten – online, offline, Außendienst und Key Account – an und verkaufen auch in eben diesen Kanälen unsere Waren hinein."

    jgw / pi

  • Schwerpunkt: Cannabis

    BERLIN // Die anstehende Legalisierung von Cannabis ist in Deutschland zurzeit ein wichtiges Thema. Empfehlungen dazu haben Experten im [link|https://alternativer-drogenbericht.de/wp-content/uploads/2022/11/akzeptADSB2022komplett.pdf]9. Alternativen Drogen- und Suchtbericht[/link] des Vereins Akzept gegeben. In dem Papier wird ein Umdenken in der Drogenpolitik gefordert.

    „Eine Zeitenwende muss auch in der Drogenpolitik erfolgen“, heißt es im Vorwort des Berichts. Unter den Experten: Heino Stöver, Vorstandsvorsitzender von Akzept und seit 2009 Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences, sowie Bernd Werse, der das Centre for Drug Research an der Goethe-Universität mitgegründet hat.

    Pragmatischeren Ansatz
    In ihrem Bericht plädieren die Wissenschaftler für den Übergang von einer repressiven Drogenpolitik zu einem pragmatischeren Ansatz. Profitieren würden von diesem Wandel etwa Betroffene, die sich jahrelang illegal mit Cannabis als Medizin versorgt hätten und dies teilweise immer noch täten, wenn etwa die Hürden hoch seien, um ein Rezept zu erhalten. „Viele dieser Patienten leiden dabei unter der ständigen Sorge vor polizeilicher Auffälligkeit, psychischen und physischen Symptomatiken, die sich nicht selten gegenseitig verstärken“, so die Experten.

    Laut dem Bericht fehlt es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung an konkreten Leitlinien. Parallel zu einer Legalisierung müsse ein funktionierendes, bundesweit abgestimmtes Maßnahmenpaket zur Prävention aufgesetzt werden. Dieses dürfe sich nicht an den „aus suchtfachlicher Sicht laxen Regelungen bei Alkohol, Tabak und Glückspiel orientieren“. Generell sollten im Zuge der Legalisierung auch andere Drogen wie Alkohol und Tabak wieder verstärkt in den Fokus geraten, denn von diesen beiden gehe mit jährlich zehntausenden Todesfällen eine weitaus größere Gefahr aus.

    Des Weiteren müsse laut den Experten über eine sinngemäße Altersgrenze im Zuge der Legalisierung nachgedacht werden. Die angedachte Grenze ab 25 Jahren gehe an der Realität vieler Konsumierender ab 16 Jahren vorbei.

    red

    Weitere Infos unter:
    www.pabst-publishers.com
    oder per QR-Code

  • Doch kein Kiffer-Paradies?

    BERLIN // Alles halt?! Wer auf eine rasche Legalisierung von Cannabis gehofft hatte – und viele Tabakwaren-Fachhändler sehen die Droge als interessante Sortimentserweiterung – sind jetzt enttäuscht. Denn aus Berlin heißt es nun: Die Freigabe könnte internationalem Recht widersprechen.

    Nicht zuletzt Bundesgesundheits‧minister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich immer wieder für eine rasche Legalisierung ausgesprochen, noch in diesem Herbst, teilte er mit, könnten Eckpunkte des geplanten Gesetzes vorgelegt werden. Auch der Drogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) hatte einen Gesetzentwurf für Ende 2022 oder Anfang 2023 angekündigt.

    Stellungnahme zur Abgabe liegt vor
    Doch dann kam der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger und gab beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages ein Gutachten in Auftrag. Die Stellungnahme liegt jetzt vor, und darin heißt es: Zwei EU-Regelungen stehen der „kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften“ – so die Formulierung im Koalitionsvertrag – entgegen. Das betrifft einerseits den EU-Rahmenbeschluss von 2004, demzufolge jeder Mitgliedsstaat die Produktion, das Anbieten sowie den Verkauf von Drogen unter Strafe stellen muss. Dabei geht es um sogenannte psychotrope Drogen – zu denen auch Cannabis gehört. Bei Verstößen müssten die EU-Staaten wirksame, verhältnismäßige und abschreckende strafrechtliche Sanktionen verhängen.

    Das zweite Problem sehen die Berliner Wissenschaftler im Schengen-Protokoll. Darin verpflichten sich die Vertragsparteien, „die unerlaubte Ausfuhr von Betäubungsmitteln aller Art einschließlich Cannabis-Produkten sowie den Verkauf, die Verschaffung und die Abgabe dieser Mittel mit verwaltungsrechtlichen und strafrechtlichen Mitteln zu unterbinden“.

    Rechtssichere Lösung
    Für Pilsinger ist der Fall damit klar: Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken sei gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen habe. „Wenn Karl Lauterbach eine in meinen Augen so oder so gesundheitsgefährdende Cannabis-Legalisierung durchziehen möchte, dann muss er dafür wenigstens eine rechtlich korrekte gesamteuropäische Lösung in Brüssel finden“, fuhr der CSU-Politiker fort.

    Aus den Reihen der SPD war zu hören, der Teufel stecke im Detail, man werde sich um eine rechtssichere Lösung bemühen. Die bestehenden Regeln seien überholt und Ausdruck einer als nicht mehr zeitgemäß empfundenen Drogenpolitik.

    Ein Vorgehen, wie es die Niederländer zeigen, können sich die deutschen Verantwortlichen allerdings nicht vorstellen. In unserem Nachbarland sind sowohl Anbau und Verkauf als auch der Besitz von Cannabis verboten. Die Behörden greifen innerhalb bestimmter Toleranzgrenzen jedoch nicht ein.

    red

  • Cannabis: Lizensierte Shops gefordert

    BERLIN // Deutschlands Psychotherapeuten haben gefordert, Alkohol teurer zu machen und Cannabis zu legalisieren. Ziel der Bundespsychotherapeutenkammer ist es, den Verkauf aller legalen Drogen erst ab 18 Jahren freizugeben und auf Lizenz-Shops zu beschränken, in denen in Suchtprävention ausgebildetes Fachpersonal für die Abgabe zuständig sein sollen.

    Auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), äußerte sich in einem Interview mit der „Funke Mediengruppe“ zum Thema Cannabis. Er werde die Koordinierung für das geplante Gesetz zur Legalisierung von Cannabis leiten, teilte das Bundesgesundheitsministerium dazu mit. Erste Gespräche liefen. Die entsprechende Gesetzgebung werde noch in diesem, spätestens im kommenden Jahr abgeschlossen, hieß es.

    Legalisierung von Cannabis
    SPD, Grüne und FDP hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Legalisierung von Cannabis geeinigt. Dieses soll demnach kontrolliert an Erwachsene in lizenzierten Geschäften abgegeben werden. Kritiker hatten wiederholt unter anderem darauf hingewiesen, dass Deutschland zwei UN-Verträge ratifiziert habe, die eine generelle Strafbarkeit des Anbaus, des Verkaufs und des Besitzes von Cannabis vorsehen.

    Blienert forderte zugleich eine neue Debatte über den Umgang mit Alkohol und Cannabis: „Unser Weg muss weg von der Repression, hin zu Schutz und Hilfe führen.“ Im Koalitionsvertrag seien bereits die kontrollierte Cannabis-Abgabe an Erwachsene und gleichzeitig Einschränkungen bei Alkoholwerbung und Sponsoring vereinbart worden.

    „Es geht hier im Kern darum, endlich beide Substanzen als das zu akzeptieren, was sie sind: Rauschmittel, die insbesondere bei übermäßigem und regelmäßigem Konsum gesundheitliche Schäden verursachen.“ Dafür brauche es keine Repression, sondern vor allem Aufklärung und ein besseres Risiko- sowie Gesundheitsbewusstsein der Menschen. „Für beides gilt: Sowohl Cannabis als auch Alkohol sind Rauschmittel, die in den Händen von Kindern und Jugendlichen nichts zu suchen haben“, so Blienert.

    red

  • Vorhandene Stellen nutzen

    BERLIN // Die neue Ampelkoalition will in der laufenden Legislatur eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken erlauben. Der Bundesverband der Lotto-Toto-Verkaufsstellen (BLD) sieht seine Mitgliedsunternehmen optimal für die Lizenz zum Verkauf von Cannabis aufgestellt. Nur mit einem kontrollierten niederschwelligen Netz an legalen Verkaufsstellen ließen sich die Ziele des Vorhabens umsetzen.

    „Wichtig wird es sein, dafür Sorge zu tragen, dass der legale Markt funktioniert und keiner neuen übermäßigen Überwachung bedarf. Dies können wir sicherstellen, weil wir seit Jahren streng reguliert und kontrolliert Produkte verkaufen, die nur für Erwachsene erlaubt sind“, sagt BLD-Vorstandsmitglied Günther Kraus (DTZ berichtete).

    Bundesweites Netz an Verkaufsstellen
    Der Verband repräsentiert bundesweit ein Netz an Verkaufsstellen mit über 24 000 Mitgliedsbetrieben. „Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer werden nicht nur regelmäßig kontrolliert. Durch den Staatsvertrag sind wir seit Jahren im Jugendschutz sowie im Verkauf von Produkten mit Suchtrisiken geschult – bei Lotto ebenso wie bei Tabak“, so Kraus. „Es wäre fahrlässig, wenn diese Infrastruktur nicht genutzt würde.“

    Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht eine Gefahr in der Legalisierung, vor allem, wenn die notwendige kontrollierte Abgabe durch beliebige Geschäfte erfolgt. Frank Buckenhofer, der in der GdP die Beschäftigten des Zolls vertritt, befürchtet, „dass die Legalisierung das Ziel der Eindämmung des Schwarzmarktes in das Gegenteil verkehrt. Schon jetzt fehlen uns bereits die Einsatzkräfte zur wirksamen Drogenschmuggelbekämpfung und zur Bekämpfung der illegalen Märkte mit grundsätzlich legalen Produkten, wie etwa beim Zigarettenschmuggel. Die Kontrollen reichen über die Einfuhr und Lagerung bis zum Vertrieb vom Hersteller zum Einzelhändler und letztendlich auch bis zum Verkauf an den erwachsenen Kunden.“

    Deshalb plädiert der BLD für ein funktionierendes Vertriebsnetz, das schnell aufgebaut werden kann. „Nur dann wird die Legalisierung von Cannabis eine Erfolgsgeschichte.“

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  • „Für einen offenen Austausch“

    MAINZ // Auch zu diesem Jahreswechsel hat DTZ wichtige Verbände der Tabakwirtschaft dazu befragt, wie sie das neue Jahr einschätzen. Diese Gastbeiträge druckt die Redaktion in diesen Wochen. Im fünften Teil der Reihe äußert sich Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE).

    BVTE als Dachverband der Branche
    Der BVTE als Dachverband der Branche, der für über 60 Prozent des Zigaretten- und Feinschnittmarkts steht und namhafte E-Zigaretten-Hersteller in seinen Reihen weiß, ist optimistisch ins neue Jahr gestartet, auch wenn mit der ersten Stufe des Tabaksteuermodernisierungsmodells seit 1. Januar große Herausforderungen vor uns liegen. Wir konzentrieren uns darauf, unseren Mitgliedsunternehmen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, deren Produkte bisher nicht der Tabaksteuer unterliegen und die große bürokratische und technische Hürden bis zur Mitte des Jahres zu meistern haben.


    Faktenorientierte Debatten

    Wir wünschen uns mit der neuen Bundesregierung einen offenen Austausch und mit der Wissenschaft faktenorientierte Debatten über die Chancen neuartiger Nikotinerzeugnisse wie den „Nic-Pouches“, die ein interessantes Ergänzungsprodukt für den gesamten Markt darstellen könnten. Wir halten das Prinzip der Konsumentensouveränität hoch und wünschen uns maximale Aufklärung über unsere klassischen Erzeugnisse, die viele mit großem Genuss konsumieren, und über die neuen Alternativen, die mit einer geringeren Gesundheitsbelastung an den Start gehen und damit neue Chancen eröffnen. Wir wollen gemeinsam mit der Politik neue Wege gehen und mit vielen Dialogveranstaltungen diese Chancen ausloten.

    Legalisierung von Cannabis
    Spannend wird sicher auch die Debatte über die Legalisierung von Cannabis in diesem Kontext sein. Wer Cannabis freigeben möchte, kommt um eine vernünftigere Risikoabschätzung bei klassischen Tabakerzeugnissen nicht herum. Auf diese Debatten freuen wir uns. Wir haben als Branche große Erfahrung mit dem kontrollierten Anbau von suchtgeneigten Produkten, dem überwachten Transport von Roh- und Zwischenerzeugnissen und der Überwachung der legalen Lieferkette bis zum kompetenten und dem Kinder- und Jugendschutz zu 100 Prozent verpflichteten Einzelhandel. Mit dieser Expertise sind wir einzigartige Partner für dieses Vorhaben der Ampel-Koalition.


    BVTE-Umweltschutzprojekte

    Von besonderer Bedeutung werden auch in diesem Jahr unsere Umweltschutzprojekte sein. Ich freue mich auf unsere neuen BVTE-Entsorger, die in Zusammenarbeit mit vielen örtlichen Cleanup-Initiativen sichtbar zur Verbesserung des Stadtbilds beitragen werden. Wir stellen uns schon seit einigen Jahren unserer Verantwortung als Hersteller und wünschen uns gemeinsam mit den anderen betroffenen Branchen bei der Umsetzung der EU-Einwegplastikverordnung einen wirtschaftsnahen und unbürokratischen Ansatz zur Bewältigung der Kosten für gelitterte Plastikabfälle im öffentlichen Raum.

    Alles in allem muss das Jahr 2022 unsere Wirtschaft insgesamt wieder auf den Wachstumspfad bringen. 2022 muss das Jahr werden, in dem Corona unseren Alltag nicht mehr bestimmt und wir gelernt haben, mit dem Virus zu leben und dabei ein Maximum an persönlicher und wirtschaftlicher Freiheit zurückgewonnen werden kann. Dafür wünschen wir allen Partner und Mitgliedern des BVTE alles Gute und viel Erfolg!

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  • Cannabis im Handel?

    KÖLN // Bei der von SPD, Grünen und FDP geplanten Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken empfiehlt sich der Tabakwaren-Facheinzelhandel in Zukunft als erstrangiger Vertreiber.

    Verlässlicher Partner
    Torsten Löffler, Präsident des Handelsverbandes Tabak (BTWE), erklärt in diesem Zusammenhang: „Wenn die nächste Bundesregierung die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken einführt, sind wir als Facheinzelhändler ein verlässlicher Partner. Unsere Mitarbeiter verkaufen tagtäglich und zuverlässig Tabakwaren, Lotto, Toto und Co. nach den geltenden Jugendschutzvorgaben. Auch bei der Vermarktung von Cannabisprodukten können wir ein sicherer Vertriebsweg sein.“

    Der Handelsverband Tabak steht zu Gesprächen über die sichere und verantwortungsbewusste Vermarktung in lizenzierten Geschäften bereit. Die Koalitions-Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege der Ampelparteien hatte sich zuletzt auf eine geplante Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken geeinigt.

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