BREMEN // Rainer von Bötticher ist tot. Der Unternehmer und Präsident des BTWE starb vor wenigen Tagen. DTZ druckt im Folgenden den Nachruf des Verbandes. Weitere werden folgen.
Fachkompetent, aber bescheiden, engagiert aber besonnen, dialogbereit, aber verbindend, leistungsorientiert, aber gesellig, konzentriert, aber humorvoll, streitbar, aber herzlich – so kannte die Branche den hanseatischen Kaufmann Rainer von Bötticher. Tradition und Moderne waren für ihn kein Gegensatz. Mit viel Herzblut hat er wegweisende Akzente für die Zukunft gesetzt, die jetzt in seinem Sinne fortgeführt werden. Am 31. Oktober 2018 ist Rainer von Bötticher im Alter von 63 Jahren verstorben.
Der persönlich haftende Gesellschafter der M. Niemeyer GmbH & Co. KG war 1982 in das bremische Familienunternehmen mit über 70 Fachfilialen für Tabakwaren eingestiegen. Die von ihm in vierter Generation geführte Firma beschäftigt mittlerweile rund 380 Mitarbeiter und ist mit ihren Filialen zwischen Kiel und Hannoversch Münden, Paderborn und Norderney der deutschlandweit drittgrößte Fachfilialist für Tabakwaren.
Rainer von Bötticher hat sich sehr früh auch ehrenamtlich für die Tabakbranche engagiert. Zum einen hat er das regional in den Vorgängerorganisationen des heutigen Fachverbandes Tabakwaren, Presse und Toto-Lotto im Handelsverband Nordwest getan. Zum anderen wurde von Bötticher 1996 in das Präsidium des Bundesverbandes des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE) gewählt. Von 2000 bis 2008 wirkte er als Vizepräsident des BTWE, zu dessen Präsident er dann im Jahr 2008 gewählt wurde.
Trotz vielfältiger Initiativen, Kampagnen, Einschränkungen, Verordnungen und Gesetzen gegen das Kulturgut Tabak auf nationaler und europäischer Ebene hat sich Rainer von Bötticher in seiner langjährigen Amtszeit stets fachkompetent, ausdauernd, strategisch klug, besonnen und vorausschauend mit großem Zeitaufwand gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit für den Fachhandel engagiert. Dabei suchte er – wenn notwendig – auch den Schulterschluss zu Vertretern und Verbänden aller Wertschöpfungsstufen der Branche, ohne dabei die besonderen Interessen des Tabakwarenfachhandels zu vernachlässigen oder zu schmälern.
Der regelmäßige Dialog und Meinungsaustausch mit dem Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) und das gemeinsame Auftreten von BTWE und BDTA gegenüber Industrie, Ministerien, Politik und EU-Institutionen lagen ihm dabei ganz besonders am Herzen.
Auf seine Initiative und mit Unterstützung seiner Präsidiumskollegen hat von Bötticher in den vergangenen Jahren auch die BTWE-Jahrestagung zu einem außergewöhnlichen Veranstaltungsformat für alle Wertschöpfungsstufen der Tabakbranche sowie für die Verantwortlichen aus Politik und allen Sortimentsbereichen des Fachhandels weiterentwickelt.
Als BTWE-Präsident nutzte er diese Veranstaltung oft auch zu deutlichen Worten gegenüber der Industrie, ohne dabei auf das Angebot eines partnerschaftlichen und lösungsorientierten Dialogs zu verzichten.
In der Amtszeit von Rainer von Bötticher wurde auch die BTWE-Brancheninitiative „Tabak Spezialist“ für den Fachhandel auf den Weg gebracht. Es war die feste Überzeugung von Böttichers, dass es auch durch die Umsetzungen und Auswirkungen der EU-Tabakproduktrichtlinie immer mehr auf die Beratungskompetenz des Tabakwaren-Facheinzelhandels ankommt. Es war ihm daher in den vergangenen Jahren ein ganz besonderes Anliegen, immer wieder deutlich zu machen, dass das Logo „Tabak Spezialist“ ein Gütesiegel der besonderen Art für den legalen beratungskompetenten Qualitätsvertrieb von Tabakwaren an erwachsene Genussraucher ist und zugleich die Möglichkeit eröffnet, an vielen Standorten Flagge für das Kulturgut Tabak in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Als BTWE-Präsident konnte Rainer von Bötticher auch das Jubiläum des eigenen Unternehmens zum 150-jährigen Bestehen im Jahr 2014 erleben. Im gleichen Jahr wurde zudem der Neubau der M.-Niemeyer-Zentrale fertiggestellt. Hierzu hieß es damals in einer Pressemeldung: „Hanseatisches Understatement, wertige Bauausführung, liebevolle Details, die ein Unternehmen zwischen Tradition und Moderne akzentuieren.“
Rainer von Bötticher fand damals hierzu die Worte: „Die Mitarbeiter sollen hier gerne arbeiten. Lieferanten und Geschäftspartner sollen sich willkommen fühlen – ohne Pomp, Protz und Getöse.“ Mit vergleichbaren Attributen hat Rainer von Bötticher auch sein BTWE-Präsidentenamt ausgefüllt: mit Kompetenz, Bescheidenheit und Traditionsbewusstsein, aber auch mit Neugier für Neues und stets dialogbereit und fürsorglich.
Der BTWE hat eine engagierte Persönlichkeit verloren und wird Rainer von Bötticher immer ein ehrendes und freundschaftlich verbundenes Andenken bewahren.
eg
(DTZ 45/18)