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  • „Eine Provisionsanpassung nach oben ist längst überfällig“

    MÜNSTER (DTZ/da). „Das wirtschaftliche Überleben wird den Lottoverkaufsstellenleitern zunehmend schwerer gemacht“, sagt Tobias Buller. Der Geschäftsführer des Lotto- und Toto-Verbands der Annahmestelleninhaber in Nordrhein-Westfalen (LTV NRW) hält eine Provisionserhöhung für die 3 600 Lottoverkaufsstellen im Land für überfällig.

    DTZ: Wie ist derzeit die Stimmung bei den Lottoverkaufsstellenleitern?
    Tobias Buller: Im Augenblick ist der Unmut bei den Annahmenstellenleitern ziemlich groß. Das wirtschaftliche Überleben wird ihnen zunehmend schwerer gemacht. Das fängt bei den Jugendschutz-Auflagen an, geht über die einschränkenden Maßnahmen bei der Werbung weiter und hört beim Dilemma mit Oddset längst noch nicht auf. Die Verkaufsstellen warten seit fast zwei Jahren darauf, dass die staatliche Oddset Deutschland Sportwetten GmbH (ODS) endlich an den Start gehen darf, damit den privaten Wettbewerbern auf Augenhöhe Paroli geboten werden kann. Viele Händler fühlen sich mit ihren Nöten und Problemen von der Politik im Stich gelassen. Sie stehen oft zehn, zwölf oder noch mehr Stunden im Laden und das zum Teil für ein vergleichsweise niedriges Einkommen.


    DTZ:
    Apropos Einkommen: Was ist aus Ihrer Forderung nach einer Provisionserhöhung für die 3 600 nordrhein-westfälischen Lottoverkaufsstellen geworden?
    Buller: Dieses Thema werden wir weiter verfolgen müssen. 1997 wurden neue Terminals eingeführt und im Zuge dessen die Provision von 7,0 auf 6,55 Prozent gesenkt. Einen kleinen Ausgleich gab es dadurch, dass WestLotto über die Befristung hinaus – bis heute – auf eine Kostenbeteiligung für zum Beispiel das Kundenmagazin „Glück“ verzichtet. Immerhin ein Volumen von fünf Millionen Euro pro Jahr. Im Prinzip sind die Provisionen seit 17 Jahren nicht mehr im Hinblick auf die steigenden Lebenshaltungskosten angehoben worden. Das ist eine sehr lange Zeit. Alles wird teuer: Wenn wir allein die steigenden Energiepreise sehen, dann kommt man gar nicht mehr an einer Einkommensverbesserung für die Annahmestellenleiter vorbei. Eine Provisionsanpassung nach oben ist längst überfällig. In dieser Sache werden wir erneut aktiv und auch wieder bei den Fraktionen des Landtags vorstellig. Ziel muss sein, die Konzessionsabgabe zu senken, um das Überleben der Annahmestellen in NRW zu sichern. Bei großen Unternehmen, wo von jetzt auf gleich 10000 Arbeitsplätze entfallen, ist die Politik in erster Reihe vor Ort und medienwirksam aktiv. Für über 3600 kleine Unternehmen allerdings, die ebenfalls über 10000 Arbeitsplätze stellen, interessiert sich offenbar kein Politiker. Da kann man sich als kleiner, rechtschaffender Unternehmer schon wenig wertgeschätzt fühlen.


    DTZ:
    Seit Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags am 1. Juli 2012 können die staatlichen Lotteriegesellschaften ihre Spielangebote auch wieder im Internet anbieten. Wie stark ist die Internet-Konkurrenz?
    Buller: Das Internetspiel wird den Verkaufsstellen nicht von heute auf morgen den Umsatz wegnehmen, aber es wird an Bedeutung gewinnen. Das Online-Spiel wird sicherlich nicht in den nächsten zwei bis drei Jahren dramatisch wachsen, doch längerfristig wird es den Annahmestellen kräftig Umsatz kosten. Das kann man nicht wegdiskutieren. Die ältere Kundschaft wird eher nicht im Internet spielen, doch wer heute eingeschult wird, der wird später als Erwachsener kaum in eine Lottoverkaufsstellen gehen. Darauf muss man sich einstellen. Wer sich nicht frühzeitig mit seinem Unternehmen darauf vorbereitet, wird möglicherweise ein Problem bekommen. Unternehmer sein heißt auch, etwas „zu unternehmen“.

    (DTZ 19/14)