Schlagwort: Interessenkonflikte

  • Suchtmediziner im Kreuzfeuer der Kritik

    BERLIN // Die E-Zigarette ist für viele Raucher eine Alternative zu herkömmlichen Tabakprodukten. Allerdings wird sie als Entwöhnungshilfe von Medizinern häufig abgelehnt. Die Gründe sind laut einem Bericht in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) oft fragwürdig.

    Der Artikel thematisiert die Verbindungen von Suchtmedizinern zur Pharmaindustrie. Vor diesem Hintergrund fordert der DZV die Offenlegung aller Interessenkonflikte beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT).

    In der Ausgabe vom 18. Mai hatte die SZ über enge geschäftliche Verbindungen von Suchtmedizinern des WAT und dem Pharmakonzern Novartis berichtet. Danach wurde der WAT nach Angaben der PR‐Firma Klinksiek im Auftrag von Novartis Consumer Health gegründet. Novartis stellt Suchtentwöhnungsprodukte her.
    Seit 2013 will der WAT mit Klagen auf dem Rechtsweg erreichen, dass die Nikotinersatztherapie und psychotherapeutische Entwöhnungskurse künftig von den Krankenkassen bezahlt werden. Er lehnt in Übereinstimmung mit dem DKFZ den Einsatz von elektronischen Zigaretten zur Tabakentwöhnung ab.

    Hinzukomme, dass die Leiterin des „WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle“ beim DKFZ, Dr. Martina Pötschke‐Langer auch wissenschaftliches Mitglied der Novartis‐Gründung WAT ist. Weiterhin veröffentlicht das DKFZ in Zusammenarbeit mit WAT einen regelmäßigen Newsletter zur Tabakentwöhnung.

    DZV‐Geschäftsführer Jan Mücke zeigt sich empört über die Verflechtungen zwischen dem DKFZ, dem Wissenschaftlichen Aktionskreis Tabakentwöhnung (WAT) und der Pharmaindustrie. „Wissenschaftliche Einrichtungen zur Tabakkontrolle und Suchtmedizin müssen jeden Anschein von Interessenskonflikten vermeiden. Ich fordere deshalb volle Transparenz über die Zusammenarbeit von DKFZ, WAT und Pharmaindustrie. Die wissenschaftliche Bewertung von risikoreduzierten Erzeugnissen für Raucher, wie der elektronischen Zigarette, muss völlig frei von wirtschaftlichen Erwägungen der Pharmaindustrie erfolgen“, sagte Mücke.
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    (DTZ 22/16)