Schlagwort: Hanfzigaretten

  • Aus Koch & Gsell wird Pada

    STEINACH / SCHWEIZ // Ein Nachfolgebetrieb der in Konkurs gegangenen Hanfzigarettenfirma Koch & Gsell hat die Produktion der CBD- und Tabakmarke „Heimat“ wieder aufgenommen. Den Neustart machten Großkunden und Investoren möglich, die Mitarbeiter seien übernommen worden, heißt es aus Steinach.

    Die Nachfolgegesellschaft trägt den Namen Pada Switzerland GmbH. „Pada“ ist die Abkürzung für „Phönix aus der Asche“.

    Unter anderem zwei neue Großkunden aus Frankreich und Italien, die bei Pada einen sechsstelligen Betrag für die Bestellung von Hanfzigaretten ausgeben wollen und je einen Jahresvertrag mit Option auf Verlängerung unterschrieben haben, trugen zur Wiederaufnahme der Produktion bei.

    Neue Investoren folgen auf neue Großkunden
    Die Perspektive führte auch zum Einstieg von zwei neuen Schweizer Investoren, die eine siebenstellige Summe in das Steinacher Unternehmen einzahlten. Die Investoren finanzierten auch das Depot von knapp 400000 Franken (etwa 426.600 EURO), das Pada Switzerland hinterlegen musste, um eine neue Tabakproduktionslizenz zu erhalten.

    „Unsere Kunden waren sehr herzlich. Bereits am Tag des Konkurses gab es etliche, die uns zum Weitermachen ermuntert haben. Das war vor allem bei den bestehenden Großkunden äußerst wichtig. Dadurch hatten wir eine Grundlage, die uns Hoffnung gegeben hat. Zudem konnten wir noch zwei Großkunden aus Italien und Frankreich gewinnen, die mit uns lukrative Jahresverträge abschlossen haben. Durch die Basis von bestehenden Kunden und der Perspektive auf neue Kunden konnten wir damit Schweizer Investoren anlocken, die einen siebenstelligen Betrag einschossen, damit die Marke Heimat nicht nur überlebt, sondern wieder auflebt“, erklärte Firmengründer Roger Koch in einem Interview.

    Erste Schieflage 2019
    Die 2015 gegründete Zigarettenmarke setzte auf Tabak mit Schweizer Herkunft und wurde 2017 bekannt, als sie die weltweit erste legale Hanftabakzigarette auf den Markt brachte. Zwei Jahre danach folgten industriell hergestellte Zigaretten aus reinem CBD-Hanf. Bereits 2019 geriet Koch & Gsell in eine finanzielle Schieflage, konnte die Insolvenz zunächst abwenden. Im Januar 2024 gab das Unternehmen schließlich bekannt, Konkurs angemeldet zu haben. red

  • „2023 ist ein produktives Jahr für uns“

    MAINZ // Cannabis weckt Begehrlichkeiten – nicht nur bei Konsumenten, sondern auch im Handel. Einer der Pioniere im Markt ist das belgische Unternehmen [link|https://www.buddybelgium.com/de/]Buddy Belgium[/link]. DTZ hat den Mitgründer und -geschäftsführer Nicolas Claise im Interview zur aktuellen Situation befragt.

    Herr Claise, Sie sind einer der Gründer und Geschäftsführer von Buddy Belgium. Was macht Ihre Firma?
    Nicolas Claise: Unsere Haupttätigkeit war schon immer die Produktion von CBD-Blüten für Tabakhändler in ganz Europa. Heute verkaufen wir unsere verpackten CBD-Blüten in Belgien, Deutschland, Luxemburg, Polen, Frankreich, Litauen, Estland, Lettland, Kroatien und bald auch in der Schweiz sowie in der Tschechischen Republik. Außerdem handelt unsere Großhandelsabteilung jetzt mit einer Vielzahl von Cannabiserzeugnissen wie Terpenen oder Cannabisextrakten für alle Arten von Unternehmen.

    Was sind das für Kunden?
    Claise: Das sind zum Beispiel Kosmetikunternehmen oder CBD-Geschäfte. Wir sagen gerne, dass Buddy Belgium die perfekte Brücke zwischen der Cannabisindustrie und allen Arten von Firmen bildet, die in diesen neuen Markt einsteigen wollen.

    Wie hat sich Ihr Unternehmen in den vergangenen Monaten entwickelt?
    Claise: Ausgezeichnet. Wir haben ein Produkt entwickelt, das innerhalb weniger Wochen zu einem Bestseller geworden ist: Hanfzigaretten – mit einer Mentholversion. Wir haben viel Aufwand mit der Konzeption der Mischung betrieben und sind zugleich viel billiger als alle Mitbewerber.

    Und ich glaube, Sie expandieren auch international?
    Claise: Ja, wir befinden uns in der Endphase der Akquisition eines Betriebs in Nordmazedonien, da der rechtliche Rahmen und das Klima für den Anbau von Cannabis dort hervorragend sind. Wir können es kaum erwarten, dort nächstes Jahr mit der Forschung und Entwicklung zu beginnen.

    Woran arbeiten Sie noch?
    Claise: Ein weiteres Projekt, mit dem wir uns seit einigen Monaten beschäftigen, ist die Einführung unserer Kosmetikmarke. 2023 ist ein produktives Jahr für die Branche, in dem viele neue Substanzen und Produkte aufkamen. Neben CBD und THC, den bekanntesten Cannabi‧noiden, produziert die Cannabispflanze etwa 160 weitere Cannabinoide wie CBG und CBN. Und wir fangen gerade erst an, das Potenzial der nicht psychotropen Substanzen zu erforschen. Aus dem Grund haben wir den Schwerpunkt auf die Diversifizierung unseres Produktprogramms gelegt, was uns meiner Meinung nach gut gelungen ist.

    Für diejenigen, die mit der Materie nicht so vertraut sind: Was darf in Deutschland verkauft werden?
    Claise: Legal sind Hanföl, Hanf‧kosmetika und Hanf-Liquids – alle mit weniger als 0,2 Prozent THC, sowie medizinische Cannabisblüten, die nur in Apotheken mit Rezept abgegeben werden dürfen. Illegal ist der Verkauf von Hanfblüten.

    Dabei ist die juristische Situation in Deutschland jedoch eher schwierig, oder?
    Claise: Ja, denn obwohl Hanfblüten mit einem Gehalt von weniger als 0,2 Prozent THC …

    Das ist Tetrahydrocannabinol, also der berauschende Stoff aus der Cannabispflanze.
    Claise: … nach europäischem Recht erlaubt sind, hat der Bundesgerichtshof vor einigen Monaten entschieden, Blüten zum Rauchen für Verbraucher zu verbieten. Der Verkauf des Produkts auf dem B2B-Sektor ist jedoch legal. Außerdem wird das Gesetz nicht überall in Deutschland angewandt.

    Wie schätzen Sie die Situation hierzulande ein?
    Claise: Für mich ist das Unsinn! Die Regierung kündigte an, „starkes“ Cannabis in ein paar Monaten oder Jahren zu legalisieren, aber in der Zwischenzeit haben sie CBD-Blüten mit weniger als 0,2 Prozent THC verboten. Noch schlimmer ist, dass man heute eine Verbrauchssteuer auf ein 40-prozentiges HHC-Vape-Produkt erheben kann, das einen extrem high macht, während man Probleme bekommt, wenn man eine CBD-Blüte in den Handel bringt. Ich bin das perfekte Beispiel für diese dumme Situation: Vor zwei Jahren wurde ich in Bayern mit CBD-Blüten verhaftet, und obwohl wir alle Bescheinigungen und Labortests hatten, betrachteten mich die Behörden als internationalen Drogenhändler. Mein Prozess ist in ein paar Monaten … Aber ich komme gerade von einem Cannabis-Event in Berlin zurück, wo CBD-Blüten buchstäblich überall zu finden waren.

    Der deutsche Fachhandel hat lange auf die Freigabe von Cannabis gehofft. Gibt es Besonderheiten, die Einzelhändler beachten müssen, wenn sie – legale – Produkte vertreiben wollen?
    Claise: Im Moment kann der Verkauf von CBD-Blüten in Deutschland problematisch sein, je nachdem, in welcher Region man ansässig ist. Ber‧liner Geschäftsinhaber sollten keine Probleme haben, während bayerische Läden höchstwahrscheinlich Besuch von der Polizei bekommen. Die gleiche Situation hatten wir in Belgien, wo Geschäfte in den flämischen Gebieten viel Ärger mit den örtlichen Behörden hatten, während Geschäfte im Süden des Landes diesen Artikel ohne Probleme verkaufen konnten. Seit der neue Rechtsrahmen in Kraft getreten ist, sind CBD-Blüten in den meisten belgischen Geschäften Teil der Zigarettenauslage. Tabakunternehmen, die sich vor der Legalisierung von CBD-Blüten auf den Markt gestürzt haben, sind jetzt die Marktführer.

    Sie haben vorhin die Bezeichnung HHC genannt. Worum handelt es sich dabei?
    Claise: HHC oder Hexahydrocannabinol ist ein synthetisches psycho‧aktives Cannabinoid, das aus Verbindungen der Hanfpflanze hergestellt werden kann. Viele unserer Konkurrenten haben sich nach dem Verbot von Hanfblüten auf die Substanz gestürzt, da HHC zwar psychoaktiv ist, aber – noch – nicht als psychotrope Substanz eingestuft wird. Die Erzeugnisse im Mainstream-Vertrieb zu verkaufen – wo die Ladenbesitzer im Allgemeinen nichts über die Cannabiswaren wissen, die sie verkaufen – halte ich für problematisch, weil sich Konsumenten nicht immer der Tatsache bewusst sind, dass sie von dem Artikel high werden können.

    Verkaufen Sie solche Produkte trotzdem?
    Claise: Nein, wir haben uns entschieden, uns von der Substanz fernzuhalten, da wir strenge Regeln haben, wenn es um psychoaktive Cannabinoide geht. Aber ich verstehe die deutschen Firmen, die sich entschieden haben, die Substanz zu verkaufen, da sie seit dem Verbot von CBD-Blüten wahrscheinlich ums Überleben kämpfen. Eines ist sicher: HHC wird verschwinden, wenn THC legalisiert wird.

    Blicken wir einmal über den deutschen Tellerrand hinaus. Wie sehen die Regeln in Europa allgemein aus?

    Claise: In Ländern, in denen Cannabis light als Tabakerzeugnis gilt, etwa in Belgien, Luxemburg oder Polen, haben die Waren den Weg in den Mainstream-Vertrieb gefunden. Wir denken, dass der Ansatz sinnvoll ist, da es sich um ein Erzeugnis handelt, das keine psychoaktive Wirkung hat. Daher kann es leicht von jemandem verkauft werden, der das Produkt nicht versteht.

    Und bei stärkeren Produkten?
    Claise: Bei starkem Cannabis sind wir etwas vorsichtiger, was den Vertriebsweg für diese Ware angeht. Wir haben gesehen, dass das Modell der Coffeeshops in den Niederlanden und die Cannabis Social Clubs in Barcelona keine Lösung sind, da die Mafia die Geschäfte seit dem ersten Tag besitzt. Und wir verstehen das Argument der Einzelhandelsbranche, die sagt, dass sie bereits Alkohol verkauft, ein Artikel, der eine Ausweiskontrolle erfordert. Aber wir denken auch, dass starkes Cannabis von einer Person verkauft werden sollte, die das Produkt versteht, um den Verbraucher zu schützen und ihn zu einem Erzeugnis zu führen, das er wirklich braucht.

    Was glauben Sie, wie die Situation in Deutschland in ein oder zwei Jahren aussehen wird?
    Claise: Ich denke, wir müssen die Frage in zwei Abschnitte unterteilen: CBD-Blüten und THC-Blüten.

    Gut, beginnen wir mit THC.
    Claise: Okay, was THC-Blüten angeht, erhalten wir zwar erste Hinweise darauf, wie die zukünftige Lega‧lisierung aussehen wird, aber es ist immer noch schwer, die Zukunft der Cannabisindustrie in Deutschland vorherzusagen. Wir wissen, dass das Modell ein gemeinnütziger Cannabis Social Club sein wird, bei dem nur der Anbau im Inland erlaubt ist, aber es bleibt unklar, ob das Modell in den kommenden zwei Jahren umgesetzt wird.


    Und in Sachen CBD?

    Claise: Wir haben aus verschiedenen Quellen gehört, dass CBD-Blüten in den kommenden Monaten legalisiert werden sollen, wobei ein Modell der Verbrauchssteuer auf CBD-Blüten eingeführt werden soll. Aber auch hier ist der Zeitpunkt noch nicht bekannt. Sicher ist, dass wir mehr als bereit sind, den deutschen Markt zu erobern!

    max