Schlagwort: Gewerkschaft

  • „Massive Reallohnverluste“

    MAINZ // Vor wenigen Tagen fanden in Hamburg die Tarifverhandlungen zur Erhöhung der Löhne und Gehälter für die rund 6000 Beschäftigten der vier großen deutschen Zigarettenhersteller Philip Morris, British American Tobacco (BAT), Japan Tobacco International (JTI) und Reemtsma statt. „Das war eine Woche der Schande“, sagt dazu Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), der die Verhandlungen führte.

    Trotz enormer Gewinne in Höhe von mehrstelligen Millionen-Euro-Beträgen, so Adjan, seien die Arbeitgeber nicht in der Lage gewesen, ein Angebot zu unterbreiten, dass die Inflationsrate nur ansatzweise ausgleichen würde. So sollten die Beschäftigten bei Philip Morris eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 19 Monaten erhalten. Bei Reemtsma sollten die Lohnsteigerungen demnach 3,5 Prozent, bei JTI 2,8 Prozent und bei BAT 1,0 Prozent ausmachen.

    Adjan: „Die Gier der Zigarettenkonzerne kennt offensichtlich keine Grenzen. Sie nehmen mit ihren Angeboten massive Reallohnverluste ihrer Beschäftigten in Kauf. Die NGG bleibt bei ihrer Forderung der Erhöhung der Löhne und Gehälter um 9,3 Prozent für die nächsten zwölf Monate.“

    Verhandlungen Anfang Oktober fortgesetzt
    Die Tarifverhandlungen werden Anfang Oktober fortgeführt. „Wenn dann kein verhandlungsfähiges Angebot vorliegt, sind Arbeitskämpfe unausweichlich“, kündigte Adjan an – im Klartext: Es drohen Streiks.

    Hintergrund der hohen Forderung sind laut dem Gewerkschaftsfunktionär die Rekordinflation und die „enormen Gewinne der Unternehmen der Zigarettenindustrie“.

    Überschattet werde, teilte die Gewerkschaft mit, die Tarifrunde davon, dass die Konzerne nicht mehr bundesweit einheitlich verhandeln wollten. Statt in einer gemeinsamen Runde finden die Verhandlungen mit der Gewerkschaft NGG auf Firmenebene statt. „Wir werden es aber nicht zulassen, dass mit der Auflösung der Tarifgemeinschaft die einzelnen Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Wir streben einen einheitlichen Abschluss in allen vier Unternehmen an“, sagt Adjan.

    fnf