Schlagwort: Gesundheitsrisiken durch E

  • Wissenschaftler rügen Medien

    LONDON // Der „E-Cigarette Summit 2019“, der vor kurzem in der Royal Society in London stattfand, war die zweite E-Zigaretten-Konferenz innerhalb einer Woche in der britischen Hauptstadt. Der Gipfel ist eine der angesehensten Veranstaltungen für E-Zigaretten und Nikotin-Technologie weltweit. DTZ ist vor Ort auf Spurensuche gegangen.

    Der Andrang war groß. Innerhalb kürzester Zeit war die Veranstaltung ausgebucht. Neben namhaften Vertretern aus Wissenschaft und Forschung waren auch knapp 100 internationale Pressevertreter anwesend.

    Eines der Hauptthemen der Podiumsdiskussionen war die Darstellung der Gesundheitsrisiken durch E-Zigaretten in den Medien. Entsprechend eröffnete Ann McNeill, Professorin für Tabaksucht am King‘s College in London, mit dem Plädoyer für „Fakten statt Fiktion“ die Konferenz.

    Professor John Britton, Direktor des britischen Zentrums für Tabak- und Alkoholstudien, appellierte in seinem Vortrag über „Vaping and Lung Disease“ leidenschaftlich an die Medienvertreter, auch an die Konsequenzen ihres Handelns zu denken: „Es wäre schön, wenn unsere Medienkollegen daran denken würden, dass ihre Beiträge dazu führen können, dass Menschen wieder anfangen zu rauchen und sie daran sterben können“, erklärte er in Bezug auf die Krankheitsfälle in den USA, die in Verbindung mit gepantschtem THC-Öl stehen.

    Bekenntnis zur E-Zigarette
    Das vielleicht Auffälligste am Gipfel war das offene Bekenntnis der Teilnehmer zur E-Zigarette. Damit war aber die Sorge verbunden, dass die bereits erzielten Fortschritte durch die irreführende Berichterstattung in den Medien rückgängig gemacht werden könnten.

    Tim Phillips vom unabhängigen Marktforschungsunternehmen ECigIntelligence untersuchte die Reaktion des E-Zigarettenmarkts auf die „Krise“. In seinem Vortrag schließt er ein Wachstum für den globalen Markt zwischen 2019 und 2020 aus. Für die USA rechnet Phillips sogar mit einem Rückgang um 40 Prozent, anstelle des ursprünglich erwarteten Anstiegs um 20 Prozent im kommenden Jahr. „Ich denke, die Krise ist wirklich ein Wendepunkt für die Branche“, sagte er. Dies habe enorme Auswirkungen auf den Markt insgesamt, nicht nur in den USA, sondern auf die Branche weltweit.

    Verhältnismäßigkeit beachten
    Cliff Douglas, Direktor des Zentrums für Tabakkontrolle der American Cancer Society, erklärte: „Die Beiträge über eine sogenannte Jugend-Vaping-Epidemie in den USA, in Verbindung mit den Todesfällen durch gepantschte THC-Liquids mit Vitamin E-Acetat, hat landesweit Angst erzeugt, und viele ehemalige Raucher wieder zur Zigarette greifen lassen.“ Dabei sei es gleichgültig, dass Juul und ähnliche Produkte nicht davon betroffen seien, so Douglas. Die alarmierenden Schlagzeilen bringen die E-Zigarette damit in Verbindung und verunsichern die breite Masse der Konsumenten. Auf diese Weise verliere die E-Zigarette ihre Bedeutung als Alternative zur Tabakzigarette in der öffentlichen Diskussion. „Wir müssen ein gewisses Maß an Verhältnismäßigkeit wahren“, betonte Douglas.

    Zum Thema „Wissenschaft, Sicherheit und Gesundheitsschutz“ beteiligten sich Wissenschaftler wie Robert West, Peter Hajek, Konstantinos Farsalinos und John Britton an der Podiumsdiskussion. Britton etwa wies darauf hin, dass der Gebrauch von E-Zigaretten zwar das Risiko für einige Arten von Lungenerkrankungen geringfügig erhöhen könne, solche Fälle jedoch selten seien und das Risiko „viel geringer ist als beim Tabakrauchen“. Robert West erklärte, dass „die Forschung im Bereich der E-Zigarette erhebliche Schwächen in der Durchführung von Laborstudien und klinischen Studien aufweist“, und dass die Wissenschaftler häufig dem Druck ausgesetzt waren, „bestimmte Ergebnisse zu liefern“. Und obwohl die Vorteile der E-Zigaretten allgemein bekannt seien, gebe es Aufklärungsbedarf. Die Industrie müsse ihre Hausaufgaben machen, forderte Deborah Arnott, Geschäftsführerin des britischen Bündnis Action on Smoking and Health (ASH). Sie appellierte an die Branche, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten.

    Sophie Jean

    (DTZ 49/19)