Schlagwort: Gesetzesinitiativen

  • Potenzial ist genug vorhanden

    MAINZ // Kaum eine Wirtschaftsbranche ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen wie die der E-Zigaretten. Das Dampfen, das gegenüber konventionellem Rauchen weniger gesundheitsbedenklich gilt, hat eindeutig eine Marktlücke gefüllt.

    Auch die Zigarettenindustrie und mittelständische Tabakwarenanbieter sind in den Wettbewerb eingestiegen. Das wird dem Markt in Deutschland einen weiteren Wachstumsschub verleihen. Die Entwicklung im Überblick.

    Angesichts der Absatzeinbußen im Zigarettengeschäft suchen Tabakkonzerne wie Philip Morris, British American Tobacco (BAT) und Japan Tobacco International (JTI) nach Alternativen. Philip Morris hat sich in den USA bereits mit „Mark Ten“ und „Green Smoke“ wichtige E-Zigaretten-Marken gesichert und entwickelte dazu mit „Iqos“ ein eigenes Produkt. BAT lancierte 2014 die firmeneigene E-Zigarette „Vype“, um sich Marktanteile zu sichern, und JTI kam in diesem Sommer mit der „E-Lites Curv“ auf den deutschen Markt. Neben den mittelständischen Tabakwarenproduzenten, die E-Zigaretten und Liquids ins Angebot genommen haben, drängen weiterhin neue Nischenanbieter auf den weltweit wachsenden Markt.

    Laut Euromonitor lag der Umsatz 2014 weltweit bei etwa 5,5 Milliarden Euro; bis 2019 soll er auf 17,4 Milliarden Euro steigen. Ohne Behinderung durch Gesetzesinitiativen könne der Umsatz bis 2030 sogar auf 45,7 Milliarden Euro steigen. Die Marktforscher schätzen, dass weltweit bereits 13 Millionen Menschen dampfen; in Deutschland seien es mehr als zwei Millionen Menschen, die regelmäßig E-Zigaretten dampfen – mit steigender Tendenz. Rund 460 Marken bieten über 7800 verschiedene Geschmacksrichtungen. Einer Studie zufolge kamen in den vergangenen zwei Jahren jeden Monat 242 verschiedene neue Varianten hinzu.

    Gute Zeiten also für deutsche Anbieter von E-Zigaretten, Liquids und Zubehör? Sicher. Auf den Boom in Deutschland wirken aber auch Einflüsse ein. Der Pharma-Lobby ist die E-Zigarette ein Dorn im Auge, da Konsumenten zum weniger gesundheitsschädlichen Dampfen wechseln, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Dadurch sinken die Umsätze mit Nikotinpflastern und -kaugummis. Erschwerend für die Pharma-Riesen kommt hinzu, dass sie E-Zigaretten in Deutschland nicht als apothekenpflichtiges Produkt anbieten dürfen. Außerdem wächst der Einfluss der Tabakindustrie auf den Markt, auf dem sie mit eigenen Produkten vertreten ist. Nicht zu vergessen die Gruppe der Anti-Tabak-Menschen.

    Und angesichts der gesetzgeberischen Maßnahmen, die die Politiker derzeit in Berlin diskutieren, mehren sich die kritischen Stimmen. Solange die Argumente der Lobbyisten und Tabakgegner aber nicht weiter auf fruchtbaren Boden fallen, steht dem weiteren Wachstum der E-Zigarette in Deutschland nichts im Weg.
    schu

    (DTZ 45/15)