Schlagwort: Geschmackszusätze

  • Schockbilder: Freiburger Fachhändler informiert die Medien

    FREIBURG (DTZ/koh). Braun gefärbte Lungen, verfaulte Zähne und vor Blindheit starr gewordene Augäpfel. Geht es nach Tonio Borg, dem neuen EU-Gesundheits- und Verbraucherschutzkommissar, werden Bilder davon spätestens 2015 auf Zigarettenschachteln in der gesamten Europäischen Union aufgedruckt sein. Ebenfalls Teil dieses Vorstoßes im Rahmen der EU-Tabak-Produktrichtlinie ist die Abschaffung von bestimmten Sonderformaten.[p][/p]

    Um auf das Vorhaben des EU-Kommissars aufmerksam zu machen, gab Gerhard Huber, Geschäftsführer von Stefan Meier Tabakwaren in Freiburg, am 8. Januar eine Pressekonferenz in seinem Fachgeschäft. Journalisten von verschiedenen Zeitungen, das SWR-Fernsehen und TV Südbaden waren anwesend. [p][/p]

    Für Huber sind die Zigarettenschachteln erst der Anfang. „Wenn sich diese Warnhinweise durchsetzen, können wir bald auch auf Süßigkeiten und Spirituosen mit ähnlichen Bildern rechnen“, sagt er. Schon jetzt finden sich auf manchen Whiskyflaschen kleine Hinweise, dass die Getränke nicht für Schwangere gedacht sind.[p][/p]

    Borgs Pläne umfassen nicht nur die Einführung von Schockbildern, wie sie u. a. in Kanada und Australien bereits üblich sind, sondern auch die Abschaffung von Slim-Zigaretten, sowie sämtliche Sorten mit Geschmackszusätzen wie Menthol oder Vanille. Er begründet dies damit, dass Rauchen für Jugendliche so unattraktiv wie möglich sein soll. Für Huber ein sinnloser Zug: „Ein Verbot von Mentholzigaretten aus Jugendschutzgründen ist für uns nicht nachvollziehbar, da Mentholraucher zu 90 Prozent ältere Raucher sind“, erklärt er.[p][/p]

    „Die Absichten des EU-Kommissars drohen gerade den Fachhändlern die Existenzgrundlage zu entziehen. Heutzutage kann der Fachhandel vor allem mit einem breiten Sortiment punkten, einer der wenigen Vorteile gegenüber Supermärkten und Tankstellen. Bei Einheitszigaretten wäre dieser Vorteil futsch, dann hat es der Tabakwareneinzelhandel noch schwerer“, befürchtet Huber und fügt hinzu: „Bei solchen Plänen fragt man sich schon fast, warum die EU Rauchen nicht gleich ganz abschaffen will.“ Für den Tabakhändler in der 3. Generation ist die Antwort klar: Auf die Steuereinnahmen kann man nicht verzichten, alleine über 14 Milliarden Euro jährlich an Tabaksteuern in Deutschland. [p][/p]

    Ob die Schockbilder tatsächlich eingefleischte Raucher davon abhalten würden weiter zu rauchen ist unklar. Es ist wahrscheinlicher, dass sie stattdessen zu Etuis und anderen Verpackungsmöglichkeiten greifen, wie es auch schon vor Jahren bei Einführung der größeren Textwarnhinweise der Fall war. Oder, was ebenfalls sicher nicht im Sinne der EU ist, die Leute fangen wieder damit an, die Bilder zu sammeln: „Die Lunge habe ich schon, geben Sie mir das Raucherbein.“[p][/p]
    DTZ 03/2013