KÖLN // Welchen Einfluss hat bzw. wird die Corona-Krise auf mittelständische Unternehmen haben und welche Strategien haben diese, die Krise zu überwinden? Die Unternehmensberatung Milz & Comp. GmbH hat dazu 200 Unternehmer aus den unterschiedlichsten Branchen Ende April befragt. Die Ergebnisse waren teilweise erstaunlich.
Obwohl fast 80 Prozent der Befragten glauben, dass die eigentliche Krise für Unternehmen noch bevorsteht, haben lediglich 10 Prozent der befragten Firmen erste Veränderungsprozesse eingeleitet und neue Ziele, Strategien und Visionen ins Auge gefasst.
Aktuelles Stimmungsbild
„Mit dieser Studie, die wir im April durchgeführt haben, wollten wir ein aktuelles Stimmungsbild der deutschen, insbesondere der mittelständischen Wirtschaft, einfangen sowie erste Einschätzungen darüber einholen, wie es aus Sicht der Befragten in Zukunft weitergeht“, erklärt Vertriebsexperte und Unternehmensberater Markus Milz, Geschäftsführer der Milz & Comp. GmbH.
Geschäftsmodell ändert sich
Dass nach Corona wieder alles so sein wird wie zuvor, glauben die wenigsten Teilnehmer der Umfrage: Fast zwei Drittel der befragten Unternehmer sind sich sicher, dass die derzeitige Situation das eigene Geschäftsmodell nachhaltig verändern wird. 43 Prozent denken gar, dass die notwendigen Veränderungen der nächsten 12 bis 18 Monate gravierender werden als die der letzten zehn Jahre.
Fast genau so viele (42 Prozent) prognostizieren, dass ihr Unternehmen 2022 ein völlig anderes sein wird, als es heute ist. Diese Ausprägungen sind aber im Branchenvergleich sehr unterschiedlich: So gehen hiervon insbesondere Handel (59 Prozent), Telekommunikation und Internet, Dienstleistungen und Handwerk (je 54 Prozent) sowie metallverarbeitende Industrie und Maschinenbau (51 Prozent) aus – Automobil (45 Prozent) und sonstige Branchen (35 Prozent) eher weniger.
Wirtschaftliche Folgen
Der Großteil der Befragten schätzte ihre Firmen vor der Corona-Pandemie als gesund ein und ist demzufolge auch zuversichtlich, die Krise zu überstehen, so das Ergebnis der Studie.
Dennoch: 79 Prozent der Unternehmer gehen gleichzeitig davon aus, dass das wahre Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Pandemie noch gar nicht absehbar ist. Gut ein Drittel (27 Prozent) sieht die stärksten Veränderungen, mit denen sie in Zukunft konfrontiert sein werden, bei den Themen Digitalisierung, Homeoffice, Prozesse und Strukturen. 13 Prozent glauben, dass die größten Veränderungen im eigenen Produkt- und Leistungsportfolio liegen werden. Dass die größten Veränderungen auf Kunden- oder Marktseite liegen werden, glauben 9 Prozent. Und: Nur 5 Prozent sind der Ansicht, es werde sich nichts ändern.
Obwohl sich der Großteil der befragten Unternehmer durchaus bewusst ist, dass ihr Unternehmen sich neu aufstellen sollte, gaben nur 10 Prozent an, die Krise schon jetzt aktiv anzugehen.
Interessant ist auch das Ergebnis auf die Frage, was aktuell am dringendsten benötigt werde: 36 Prozent wünschen sich die Situation vor der Krise zurück, 13 Prozent die Beendigung des Lockdowns – mithin Dinge, die kein Unternehmer in der eigenen Hand hat. Nur 7 Prozent wünschen sich ausreichend Zeit und Ressourcen für die Umsetzung von Veränderungsprozessen und lediglich 4 Prozent gaben an, am eiligsten neue Visionen, Strategien und Ziele zu brauchen.
Investitionen und neue Strategien
„Investitionen, neue Strategien sowie Ziele und damit verbundene notwendige Ausgaben werden auf die scheinbar besseren Zeiten nach Corona verschoben“, bemängelt Markus Milz, der seit vielen Jahren erfolgreich mittelständische Unternehmen berät. Die Hoffnung läge auf dem Sommer, da könne man nachholen, zum normalen Tagesgeschäft zurückkehren, so die Ansicht vieler Teilnehmer der Umfrage. „Wunschdenken“, meint Milz – aus Erfahrung weiß er: „Selbst in strukturell gesunden Firmen wird die Liquidität nach etwa drei bis vier Monaten nach Beendigung des Lockdowns langsam knapp.“
Neue Marktsituation
„Die Annahme, die Unternehmen müssten doch eigentlich auf die neue Marktsituation schnellstmöglich reagieren, bestätigte sich nur bedingt“, erläutert Milz. Das sei bedenklich. Die Umfrage zeigt deutlich, dass ein Großteil aktuell noch relativ passiv bleibt und ihre Unternehmen „auf Sicht“ steuern.
Sofortmaßnahmen
Was ist also zu tun? „Alles, nur nicht einfach abwarten und auf bessere Zeiten hoffen“, so Markus Milz. Er rät ganz klar dazu, egal, um welche Branche es sich handelt, auf jeden Fall Sofortmaßnahmen einzuleiten, um das wirtschaftliche Überleben nicht nur für 2020 zu sichern.
red