Schlagwort: Gastronomiekrise

  • „Erste Hilfe“ für die gebeutelte Zigarrengastronomie

    BAD WIMPFEN // Hotels und Gaststätten wurden vom Lockdown im Frühjahr besonders hart getroffen. Einen kleinen Beitrag zur Unterstützung leistete das Bad Wimpfener Fachgeschäft Zigarren Klenk.

    Nur wenige Branche litten unter der Corona-Krise so stark wie die Gastronomie. Ab Mitte März ging nichts mehr – Kneipen und Restaurants mussten von heute auf morgen schließen, um dort die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen: Selbst Restaurants mit drei Michelin-Sternen baten ihre Gäste um Spenden, da ihre Finanzdecke wegen geringer Gewinnmargen häufig extrem dünn ist. Bis heute sind Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen in dieser Branche an der Tagesordnung.

    Schwerpunkt "Braunes Gold"
    Durch den Shutdown flammten auch im Einzelhandel Existenzängste auf: Wie geht es weiter? Wie stark werden die Umsätze einbrechen? Wann darf wieder geöffnet werden? Bei Zigarren Klenk in Bad Wimpfen hatte man plötzlich Zeit, die Dinge zu erledigen, die sonst im Tagesgeschäft immer hinten anstehen. Und es blieb Zeit zum Nachdenken.
    Seit vielen Jahren betreut Inhaber Jochen Klenk die zigarrenfreundliche Gastronomie, beliefert sie mit dem „braunen Gold“, bietet Crashkurse an und organisiert Events. Dafür investiert er rund die Hälfte seines Wochenpensums. Die Achillesferse an diesem Geschäftszweig ist aber die korrekte Lagerung der Zigarren. Denn wird sie vom Gastronomen vernachlässigt, ist die ganze Mühe umsonst. „In diesen schweren Zeiten kämpft die Gastronomie um ihr Überleben. Das Letzte woran man dabei denkt, ist sicher die Zigarre“, macht sich Klenk berechtigte Sorgen. Sein Horrorszenario: „Wenn nach einiger Zeit die Menschen wieder ins Restaurant gehen, um bei schönem Wetter auf der Terrasse zu sitzen, zu essen und zu trinken und sich zum Abschluss eine gute Zigarre zu bestellen – und dann wird ihnen ein vertrocknetes Produkt gereicht.“

    Unkomplizierte Unterstützung
    Um das zu vermeiden, stellten er und sein Team „Erste-Hilfe-Pakete“ zusammen: „Im Keller hatten wir noch sehr viele leere Flor-de-Copan-Toro-Kisten, weil das unsere meistverkaufte Nichtkubanische ist“, berichtet der Händler. In die Kisten wurden Boveda Befeuchtungspacks, lange Streichhölzer und ein Cutter gelegt. Dann wurden die Pakete zusammen mit einem freundlichen Anschreiben nach dem Motto: „Wir vergessen Dich nicht“, verschickt. Jochen Klenk: „Wir wollten unsere Gastronomen einfach aufmuntern und moralisch unterstützen, damit sie wissen, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen.“ Unterstützt wurde die Aktion von der Firma Kohlhase & Kopp.

    Positive Rückmeldungen
    „Das Feedback war sehr positiv, die Geschichte wurde von vielen Menschen im sozialen Netzwerk verbreitet“, erklärt der Einzelhändler. Schmunzelnd denkt Klenk an die erstaunten Reaktionen der Postmitarbeiter, als die etwa 120 frankierten Zigarrenkisten in die DHL-Filiale gebracht wurden. Aber mit seinem Anliegen meinte er es ernst: „Es ist einfach wichtig, dass die Zigarre nicht vergessen wird. Letztlich ist es egal, welcher Händler nun die Gastronomie beliefert – das Produkt muss gepflegt werden.“ Als angenehmer Nebeneffekt gingen bei dem Fachgeschäft nach kurzer Zeit auch Bestellungen ein. Doch wie viele seiner Gastrokunden die Corona-Krise überleben werden, kann Jochen Klenk bislang nicht abschätzen: „Seit Covid-19 ist unsere Kundenbetreuung um zwei Drittel zurückgegangen.“

    esa