Schlagwort: Finanzkriminalität

  • Zollpolizei gegen Finanzkriminalität gefordert

    BERLIN // Die CDU/CSU-Fraktion hat einen Antrag eingereicht, der die Schaffung einer Zollpolizei im Zuständigkeitsbereich des Bundesfinanzministeriums fordert.
    Ziel ist es, die bisher zersplitterten Dienste im Bereich der Finanzkriminalität, des Schmuggels und der Sanktionsdurchsetzung zu bündeln und effektiver zu gestalten.

    Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag fordert die Einrichtung einer zentralen Zollpolizei, die polizeiliche Kontroll-, Fahndungs- und Ermittlungsdienste im Bereich der Finanzkriminalität, des Schmuggels und der Sanktionsdurchsetzung zusammenführt. Dieser neue Dienst soll im Geschäftsbereich des Bundesfinanzministeriums angesiedelt werden und alle bisher verstreuten Kompetenzen bündeln, um die Schlagkraft zu erhöhen.

    Im Fokus: verdächtige Vermögensgegenstände
    Die vorgeschlagene Zollpolizei soll insbesondere dazu befugt sein, verdächtige Vermögensgegenstände und solche ungeklärter Herkunft aufzuspüren und administrative Vermögensermittlungsverfahren durchzuführen. Dies soll auch dann möglich sein, wenn die Schwelle eines strafrechtlichen Anfangsverdachts noch nicht erreicht ist.

    Für die Ermittlungen wird eine Wertgrenze festgelegt: Bei allgemeinen Vermögenswerten liegt diese bei 50.000 Euro, während bei Edelmetallen, Edelsteinen, Krypto-Werten, Schmuck, Uhren, Bargeld, Kunstgegenständen oder Antiquitäten bereits ein Wert von 10.000 Euro ausreicht, um Untersuchungen zu starten.

    Die erste Lesung des Antrags findet am Freitag, 5. Juli, im Bundestag statt. 

    red

  • „Schutzmechanismen greifen“

    BERLIN // Bereits zum dritten Mal in Folge fand am 22. Februar der „Lotto Talk im Turm“ unter dem Motto „Quo vadis Glücksspiel?“ in der Aussichtsetage des Berliner Fernsehturms statt. Hoch über der Bundeshauptstadt diskutierten hochkarätige Redner und Gäste aus Politik und Wirtschaft auf Einladung von Lotto Niedersachsen, derzeit federführende Gesellschaft im Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB), und dessen Berliner Büros über aktuelle Themen der Glücksspielbranche.

    Gemeinnütziger Zweck
    In einleitenden Worten hob Lotto Niedersachsens Geschäftsführer Axel Holthaus die Bedeutung des legalen Glücksspiels hervor: 18,5 Millionen Spieler gebe es in Deutschland, 8,2 Milliarden Euro hätten sie 2023 eingesetzt. Und: Ein großer Teil davon fließe gemeinnützigen Zwecke zu.

    Zu gegenwärtigen Entwicklungen im Glücksspielsektor tauschten sich dann in der ersten Diskussionsrunde Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, und Ronald Benter, Vorstand der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder, aus. Blienert wies eingangs darauf hin, dass seine Behörde zurzeit vor allem mit der Legalisierung von Cannabis beschäftigt sei – am nächsten Tag erfolgte die Abstimmung im Bundestag über die kontrollierte Freigabe. Aber auch Glücksspiel sei für ihn ein wichtiges Thema.

    Kampf gegen illegales Glücksspiel
    Einig waren sich Blienert und Benter darin, dass der Kampf gegen das illegale Glücksspiel bei zeitgleicher Stärkung der legalen Angebote im Sinn des ordnungsrechtlichen Rahmens unabdingbar sei. Nur so könne den Zielen gemäß Paragraf 1 des Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV 2021) entsprochen und ein umfassender Jugend- und Spielerschutz gewährleistet werden. Ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung des Schwarzmarkts und damit zusammenhängender Kriminalität sei die Strafverfolgung, sodass für die Aufrechterhaltung der Paragrafen 284 und folgende des Strafgesetzbuchs (StGB) plädiert wurde.

    In dem Zusammenhang machte Blienert die Dimensionen des kriminellen Glücksspiels mit einer Zahl deutlich: Jeder dritte in Deutschland aufgestellte Spielautomat sei illegal. Benter forderte, besonders das strafbare Anbieten illegaler Glücksspiele aus dem Ausland müsse intensiv verfolgt werden.

    Ein wichtiges Ziel
    Als ein wichtiges Ziel für 2024 nannte Benter, dass die Glücksspielbehörde der Länder sich stärker auf den Vollzug konzentrieren wolle. Blienert will, dass zumindest einige illegale Automaten vom Markt verschwinden.

    Einen Anstieg der Verfahren im Zusammenhang mit Finanzkriminalität stellte der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, im anschließenden Interview mit Moderatorin und Politikjournalistin Ute Welty per Live-Schaltung heraus. Geldwäsche, unter anderem im Zusammenhang mit Krypto-Währungen, sei eine wachsende Herausforderung für die zuständigen Behörden. Dabei sieht Münch Herausforderungen nicht nur beim Glücksspiel, sondern zunehmend auch bei Sportwetten. Die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land könne hier zu weiteren Problemen führen, betonte Münch.

    Maßnahme gegen Organisierte Kriminalität
    Als wichtigste Maßnahme im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität in diesem Sektor nannte der Spitzenbeamte das Umsetzen eines Vermögensermittlungsgesetzes, wie es derzeit im Gespräch ist. Derzeit werde ausgelotet, wo die Grenzen der Verfassungskompetenz lägen. Er, so Münch, wünsche sich, dass das Potenzial möglichst umfassend ausgeschöpft werde; nur so sei es den Behörden möglich, große, verdächtige Geldmengen sichern zu können, ohne dass unbedingt Vortaten erkannt worden seien.

    Lotto Niedersachsens Geschäftsführer Axel Holthaus akzentuierte in der zweiten Diskussionsrunde mit Nadja Wierzejewski, Abteilungsleiterin der Gemeinsamen Glückspielbehörde der Länder, dass das Volumen des illegalen Glücksspielmarkts in Deutschland auf Schätzungen basiere – niemand kenne das tatsächliche Volumen. „Unsere aktuelle Regulierung führt nicht zu signifikant weniger Kanalisierung“, so Holthaus, „illegale Marktteilnehmer sollten kein Motor für Rücknahme der Regulierung in Deutschland sein.“

    Erhöhtes Gefährdungspotenzial
    Die beiden Talk-Gäste stimmten zudem darin überein, dass die anstehende Evaluierung des GlüStV verdeutlichen würde, wie die Schutzmechanismen für umfassenden Spieler- und Jugendschutz besonders bei Glücksspielformen mit einem erhöhten Gefährdungspotenzial greifen.

    „Für Lotterien sind die regulatorischen Leitplanken für den Spieler- und Jugendschutz seit 75 Jahren eindeutig. Wir freuen uns, dass die Auswirkungen der neuen gesetzlichen Regelungen evidenzbasiert bewertet werden und so möglichen Fehlentwicklungen begegnet wird“, erläuterte Sven Osthoff, Geschäftsführer von Lotto Niedersachsen.

    Als Fazit des Abends betonte Axel Holthaus: „Wichtig im Kampf gegen das Illegale ist ein guter, effektiver Austausch zwischen allen Akteuren der Glücksspielbranche. Wir alle haben ein Interesse an einem rechtssicheren Raum im Sinne des Spieler- und Jugendschutzes. Denn letztlich geht es um das Wichtigste: unsere Kunden.“

    pi / max