GÖPPINGEN // Dürninger zählt zu den namhaften Tabakwaren-Filialisten in Deutschland. Im Frühsommer fand ein Wechsel an der Spitze statt. DTZ sprach mit dem ehemaligen Geschäftsführer Hartmut Wagner und seinem Nachfolger Matthias Steckbauer über die Herausforderungen für das Unternehmen.
Herr Wagner, Sie waren 32 Jahre für die Dürninger GmbH tätig, zuletzt als Geschäftsführer. Wann wurden Sie Geschäftsführer?
Hartmut Wagner: Durch den Verkauf der Anteile von Dr. Adam Claus Eckert und Peter F. Derst an die Firmen Hauser und Kopp im November 2003 erhielt ich die Chance, als Geschäftsführer für das Traditionsunternehmen Dürninger tätig zu werden. Diese Aufgabe bekleidete ich bis zum Juni 2019.
Der Verkauf hatte einen Umzug der Firmenzentrale von Stuttgart nach Göppingen zur Folge. Wie gestaltete sich der Neustart?
Wagner: Zum 1. Januar 2004 begann die Selbstständigkeit. In kürzester Zeit mussten wir eine neue Zentrale in Göppingen und eine eigene Organisation aufbauen. Zuvor mussten wir geeignete Räumlichkeiten finden. Außerdem waren Büroausstattung, EDV et cetera nicht vorhanden.
Eine ziemliche Herausforderung bei diesem knappen Zeitfenster.
Wagner:Mein Vorgänger in der Geschäftsführung, Rudolf Körper, war uns da eine große Hilfe. Wir hatten ja keine Mitarbeiter und fingen bei null an. Durch die Nähe zur ehemaligen Zentrale in Stuttgart hatten wir zum Glück noch Kontakt zu einigen Mitarbeitern. Dazu zählten Petra Meyer, Ilona Decher und Sandra Rust. Das alles half uns, den Neustart zu meistern.
Unter Ihrem Vorgänger Rudolf Körper stand Dürninger für den Facheinzelhandel mit Tabakwaren, Presse und Lotto. Wie richteten Sie das Sortiment aus?
Wagner: Das Sortiment blieb unverändert. Wir hielten weiter an den begehbaren Humidoren fest und bauten in bestehende und neue Geschäfte Raucherlounges, um unseren ‧Zigarrenkunden die Möglichkeit des Genusses ihrer Zigarren zu geben. In den Classic-Filialen bauten wir das Sortiment an hochwertigen Spirituosen aus.
Herr Steckbauer, denken Sie über deutliche Sortimentsveränderungen nach?
Matthias Steckbauer: Das Stammsortiment bleibt sicherlich wie gehabt, jedoch müssen auch wir die Gewichtung einzelner Warengruppen den Marktentwicklungen anpassen. Dabei spielen natürlich die Next Generation Products jeglicher Art sowie weitere Trendprodukte, zum Beispiel Kautabak und Snuff, eine wichtige Rolle.
Als Ihr Vorgänger Hartmut Wagner die Unternehmensführung übernahm, hatte Dürninger rund 20 Geschäfte, heute sind es 41. Das Filialnetz hat sich also verdoppelt. Werden Sie seine Expansionspolitik fortführen oder eventuell in nächster Zeit Filialen schließen?
Steckbauer: Eine moderate Expansionspolitik mit der Eröffnung oder Übernahme von zwei bis drei Filialen pro Jahr ist sicherlich weiterhin realistisch und mit unserer doch recht kleinen Mannschaft mit viel Eigenleistung auch umsetzbar. Das Ganze muss jedoch immer unter den Gesichtspunkten Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit betrachtet werden, ebenso wie die Auflösung von Filialen, deren Gründe nicht nur in der Wirtschaftlichkeit, sondern auch mal bei den Vermietern liegen können.
Dürninger konzentriert sich auf den süddeutschen Raum, vor allem auf den Südwesten. Warum haben Sie das Filialnetz nicht über den Main nach Norden ausgedehnt, Herr Wagner?
Wagner: Die Filialen waren durch meine Betreuung gut aufgestellt. In erster Linie hatten wir uns auf die Kosten konzentriert. Verlustreiche Filialen wurden verkauft beziehungsweise geschlossen. Wegen unserer kleinen Organisation war eine Expansion in Richtung Norden ausgeschlossen. Der Erfolg gab uns Recht. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern. Sie alle hatten und haben Anteil am Erfolg von Dürninger. Mein Dank gilt auch unseren Geschäftspartnern.
Herr Steckbauer, werden Sie an dieser Strategie festhalten oder auch Shops in anderen Regionen Deutschlands übernehmen?
Steckbauer: Schon heute gibt es strukturelle Ausreißer wie zum Beispiel unsere neue Filiale in Bad Reichenhall, die nicht in unserem Kerngebiet liegt. Wir sind immer interessiert an Standorten, die in unser Filialnetz passen und lukrativ sein können. Die Konzentration mehrerer Filialen in einem Gebiet und die Nähe zur Zentrale in Göppingen haben natürlich gewisse Kostenvorteile gegenüber einer weit verstreuten Filialstruktur.
Und wie sieht es mit Expansionsplänen ins benachbarte Ausland aus?
Steckbauer: Das Ausland spielt in unseren Überlegungen aktuell keine Rolle.
Welche Probleme, aber auch Chancen sehen Sie für die nächsten Jahre?
Steckbauer: Die größte Herausforderung für alle Einzelhändler ist aktuell sicherlich, geeignetes Personal zu finden, da der Arbeitsmarkt sehr angespannt ist. Weiterhin gibt es nicht kontrollierbare Entwicklungen außerhalb unseres Einflusses, etwa in der Gesetzgebung und im Gesundheitswesen, die schwierig einzuschätzen sind. Hier sehe ich jedoch auch die Chance für flexible Handelsunternehmen, sich mit starken Standorten, Mut und Entschlossenheit, den Entwicklungen anzupassen und erfolgreich im Einzelhandel zu agieren.
Herr Steckbauer, Herr Wagner, vielen Dank für das Gespräch.
da
(DTZ 42/19)