Schlagwort: Ernte

  • Nicht im Regen stehen lassen

    SPEYER // Extremwetterlagen nehmen zu. Dieses Jahr stellen die zum Teil sinnflutartigen Regenfälle im Frühsommer die Landwirtschaft erneut vor große Herausforderungen. DTZ war für Sie auf den Tabakfeldern in der Südpfalz unterwegs.


    Abwechslungsreiche Landwirtschaft

    Die Region prägt eine abwechslungsreiche Landwirtschaft: Mais, Radieschen, Salat und natürlich Tabak wachsen hier. Dazwischen immer wieder Blühstreifen und Waldgebiete. Sandige Böden, ausreichend Wärme und überschaubare Niederschläge bilden die idealen Voraussetzungen für den Tabakanbau. In diesem Jahr kam der Starkregen im Juni dazwischen. „Das Wasser stand zum Teil knietief zwischen den Pflanzen“, sagt Jörg Bähr, EZO-Geschäftsführer beim Ortstermin in Gommersheim bei Neustadt. „Die Kleinen verdauen es, aber die Halbwüchsigen vertragen es nicht“, weiß Bähr.


    Starkregen setzt Pflanzen zu

    Wir sind auf den Feldern von Jochen Knab unterwegs. Der Landwirt deutet auf die hellen Flecken, die mit bloßem Auge gut zu erkennen sind. Dort wo das Erdreich die Wassermassen der vergangenen Tage nicht mehr aufnehmen konnte, fehlt den Pflanzen das satte Grün, hängen die Blätter. Zum Teil steht der Niederschlag noch in den Reihen, obwohl die Sonne längst wieder auf die Böden brennt. „Tabak verträgt keine nassen Füße“, sagt Bähr. Die Betriebsleiter wie Jochen Knab waren mit Pumpen in den Feldern unterwegs, um das Schlimmste zu verhindern und die jungen Pflanzen, die seit Mai im Freien stehen, zu retten. Der Pflanzer bewirtschaftet einen von 35 Betrieben, die in der EZO organisiert sind. Zurzeit ist Knab fast täglich auf seinen Feldern unterwegs, um nach dem rechten zu sehen. Tabak ist eine zeitintensive Kulturpflanze, die nicht nur zur Ernte große Anforderungen stellt. In Gommersheim sorgen auch Wild und Krähen für unliebsame Überraschungen. „So nah am Wald kommen Rehe und kappen die oberen Spitzen“, erklärt Knab. Krähen begeistern sich wiederum für die Setzlinge. „Die Vögel ziehen sie aus der Erde, um an Insekten zu kommen, die im Wurzelballen stecken“, berichtet Knab. Neben Tabak baut er auch Getreide und Zuckerrüben an. Eine Kombination wie sie auf den meisten Höfen der EZO üblich ist.


    Saison bis Oktober

    Mitte Juli werden die ersten Tabakblätter gebrochen – wenn alles nach Plan verläuft, die Saisonkräfte aus Rumänien und Bulgarien kommen und vor allem die Natur mitspielt. Die Saison geht bis Oktober. „Durch unsere Vertragspartner haben wir keinen Druck bei der Ernte“, verrät Knab. Ganz anders sieht es beim Thema Energie aus. Die Rohstoffknappheit auf den Weltmärkten wirkt sich bis in die Südpfalz aus. Der Preis für Gas, mit dem die Trockenöfen betrieben werden, ist seit 2020 um 30 bis 40 Prozent gestiegen. „Der Verband handelt Saisonpreise mit den Anbietern aus“, sagt Bähr. Nichtsdestotrotz müssen die Preissteigerungen über Ertrag und Qualität kompensiert werden.

    Von Speyer bis Neustadt wird Virgin-Tabak angebaut. Alles in allem etwa 1000 Tonnen pro Jahr (2020), davon 15 Prozent als Bio-Tabak, den die Firma Joh. Willh. von Eicken für Zigaretten und Feinschnitt kauft.

    Wegen seines hohen Zuckergehalts, seiner gelben Farbe und des geringen Nikotingehalts ist der Pfälzer Virgin als Shisha-Tabak auch international gefragt.

    kes