Schlagwort: Differenzierte Regulierung

  • „Nicht überregulieren“

    DORTMUND // Drei Tage InterTabac – und viele Unternehmen, Verbände und Besucher kamen. Jetzt ist Zeit für ein Fazit.

    Die allgemeine Belastung der Wirtschaft durch Corona, unterbrochene Lieferketten, Inflation und Energiekrise verursacht auch in der Branche für Tabakwaren und neuartige Nikotinprodukte Schwierigkeiten, erklärten die Vertreter der Branchen‧verbände anlässlich der Leitmesse InterTabac in Dortmund. Ein reflexartiges Weiterdrehen der Regulierungsschraube müsse aktuell mehr denn je unterlassen und von einer differenzierten, fortschrittlichen Politik abgelöst werden.

    Differenzierte Regulierung
    „Gerade im derzeitigen Dauerkrisenmodus ist es von höchster Relevanz, dass eine differenzierte Regulierung stattfindet“, sagte Hauptgeschäftsführer Michael von Foerster vom Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR), „denn nur mit einer ausgeglichenen Regulierung, die die Unterschiede verschiedener Produktkategorien anerkennt, kann das Kulturgut Tabak fortbestehen.“

    Eine prohibitive Tabakpolitik, die auf deutliche Tabaksteuererhöhungen, immer größere Warnhinweise oder Einheitsverpackungen setzt, werde von den Konsumenten als Gängelung und Schikane wahrgenommen – erreiche jedoch keine gesundheitspolitischen Ziele. „Die Regulierungsschraube ist bei Tabak schon heute überdreht. Wir brauchen keine neuen Verbote, sondern vielmehr eine aktive Förderung schadstoffarmer Produktinnovationen wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzer“, erklärte Jan Mücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE).

    Breite Auswahl risikoreduzierter Alternativen
    Den Konsumenten sollte eine breite Auswahl potenziell risikoreduzierter Alternativen zur Verfügung stehen. Für die aktuell in Deutschland nicht verfügbaren tabakfreien Nikotinbeutel haben sich Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) unlängst für eine Regulierung ausgesprochen. „Bei tabakfreien Nikotinbeuteln sollte die Bundesregierung den wissenschaftsbasierten Ansatz berücksichtigen und zeitnah eine Regulierung nach Vorbild der E-Zigarette schaffen“, forderte Mücke.

    Unterdessen freuten sich die Veranstalter über ein gelungenes Messe-Comeback: Nach zweijähriger Corona-Pause hätten InterTabac und InterSupply an alte Erfolge angeknüpft. Ein vielfältiges Rahmenprogramm und über 600 Aussteller – darunter rund neue 160 – hätten zum Erfolg bei‧getragen, so die Messegesellschaft.

    Mit 12 100 Besuchern hätten die weltgrößte Messe für Tabakwaren und Raucherbedarf sowie die internationale Fachmesse für den Herstellungsprozess für Tabakwaren, E-Zigaretten, Pfeifen und Wasserpfeifen auch 2022 ein erneut hohes Besucherniveau erreicht. „Das sehr gute Ergebnis und die durchweg positiven Stimmen aus der Branche zeigen, dass das Messe-Duo in Dortmund auch nach der Zwangspause weiter der wichtigste Treffpunkt der internationalen Tabakbranche bleibt“, sagte Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe.

    Klassische Angebot
    In insgesamt neun Hallen präsentierten sich internationale Aussteller aus allen relevanten Tabaksegmenten. Auch in diesem Jahr war das klassische Angebot rund um Zigarre, Zigarette, Pfeife, Pfeifentabak und Feinschnitt stark vertreten. In den Hallen 4 bis 7 zeigten die Aussteller unter anderem handverlesene Zigarren aus familiengeführten Manufakturen und Limited Editions oder hochwertige Designs für Pfeifenliebhaber. In der benachbarten Halle 6 fanden die Besucher alles rund um das Thema „Point of Sale“. Dort waren verschiedene Aussteller mit Schwerpunkt „Fachhandel“ sowie renommierte Großhändler vor Ort.

    Zufriedenheit mit der InterTabac 2022
    Die Zufriedenheit des Tabakwareneinzelhandels mit der InterTabac 2022 unterstrich Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Bundesverbands des Tabakwaren-Einzelhandels (BTWE): „Auch in diesem Jahr präsentierte sich die InterTabac wieder als führende Innovations-, Order- und Dialogplattform für den Tabakwaren-Fachhandel über alle Segmente der Branche hinweg. Die Vielfalt, die die InterTabac bietet – vom klassischen Hauptsortiment bis zu Next-Generation-Products – ist in dieser Form unvergleichlich. In Dortmund muss man die Trends nicht suchen – sie sind hier alle präsent. Und diese Präsenz sowie den persönlichen Austausch vor Ort in Dortmund braucht die Branche, um die Zukunft des Kulturguts Tabak gemeinsam gestalten zu können.“

    Neben den klassischen Segmenten wurden auch 2022 die Next-Generation-Products (NGP) ausgestellt. Besucher fanden ein breites Angebot rund um „Heat-not-burn“-Artikel, E-Zigaretten und Liquids sowie potenziell risikoreduzierte Produkte (PRRP) und Cannabis. Wie in den Vorjahren war das Probieren der verschiedenen Erzeugnisse und Geschmacksrichtungen ausdrücklich erwünscht. So konnten Händler Impulse für die eigene Sortimentszusammenstellung mit nach Hause nehmen.

    Loos: „Das Feedback aus der Branche war durchweg positiv. Die Rückmeldungen sowie die vielen Standbuchungen und Ticketverkäufe haben gezeigt: Die Branche steht hinter der InterTabac.

    Die nächste Messe findet vom 14. bis zum 16. September 2023 statt.

    red

  • „Ein Weg in die falsche Richtung“

    GRÄFELFING // Nur 20 Prozent der Raucher in Deutschland haben im letzten Jahr einen Rauchstoppversuch unternommen. Regulierungsexperten appellieren an den Staat, gezielt regulatorische und steuerliche Lenkimpulse zu gestalten, die Raucher weg von der Zigarette führen. Dazu haben sich jetzt auch Experten der Philip Morris Germany geäußert.

    Alternative Produkte für Raucher
    In den vergangenen Jahren wurden vermehrt alternative Produkte für Raucher, beispielsweise E-Zigaretten oder Tabakerhitzer, entwickelt. Wissenschaftliche Studien, etwa vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) oder der US-amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA, bescheinigen ihnen ein deutlich niedrigeres Risikopotenzial im Vergleich zur Zigarette. Deshalb sei es von zentraler Bedeutung, die traditionellen Ansätze der Tabakkontrolle um Anreize für den Umstieg auf schadstoffreduzierte Produkte zu ergänzen. „Der aktuelle Entwurf eines Tabaksteuermodernisierungsgesetzes wird in dieser Hinsicht seinem Namen nicht gerecht und würde zu einer Lenkungswirkung in die genau falsche Richtung führen: nämlich, dass die Raucher nicht auf schadstoffreduzierte Alternativprodukte vollständig umsteigen oder im schlimmsten Fall ganz bei der Zigarette bleiben beziehungsweise sogar zu ihr zurückkehren“, betont Thomas Christmann, Leiter Fiscal Affairs bei Philip Morris in Deutschland.

    Differenzierte Regulierung
    „Wir brauchen eine differenzierte Regulierung von nikotinhaltigen Produkten, die sich klar an deren individuellem Risiko orientiert, in Verbindung mit einer gezielten Informationspolitik gegenüber den Raucher. Nur so kann eine Vielzahl von ihnen zum Umstieg auf schadstoffreduzierte Produkte bewegt werden“, ergänzt sein Kollege Maximilian Jell, Leiter Regulatory Affairs & Reduced Risk Products. Und Alexander Nussbaum, Leiter Scientific & Medical Affairs, fügt hinzu: „Das aktuell geringe Verbraucherwissen ist eine verpasste Chance, die zu Lasten einer informierten Verbraucherentscheidung der Raucher geht.“

    pnf