immer mehr Sorgen bereitet mir derzeit die gesellschaftliche Spaltung im Land – durchaus befeuert durch zahlreiche Medien, die vergessen zu haben scheinen, dass es nicht nur Schwarz und Weiß sondern auch jede Menge Grautöne gibt.
Angespannte Zeiten
Über die Kluft zwischen den „Schlafschafen“ einerseits und den „Corona-Leugnern“ oder gar „Aluhutträgern“ andererseits habe ich an dieser Stelle bereits geschrieben. Wenn ich auf die immer schärferen Kommentare in den sozialen Netzwerken blicke, mit denen sich die beiden Lager gegenseitig überziehen, wird mir bange. Und der Blick in die USA zeigt, dass selbst die Anhänger zweier politischer Parteien (nicht nur) verbal aufeinander losgehen können. Das finde ich umso bedenklicher, als wir in diesen angespannten Zeiten enger zusammenstehen sollten. Dazu gehört auch, sich überhaupt mit Sichtweisen und Argumenten anderer auseinanderzusetzen.
Auch die politische Entwicklung sehe ich derzeit ohne jede Freude. Wenn die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes wie vorgesehen beschlossen wird, ist das die nachträgliche Legitimierung bereits vollzogener Maßnahmen, etwa der Schließung von Gaststätten. Das halte ich für zumindest grenzwertig.
Jede Menge gute Argumente
Und wie geht es weiter mit dem Lockdown? Laut einer Umfrage befürchten 52 Prozent der Bundesbürger, dass Haushalte das Weihnachtsfest getrennt feiern müssen. 53 Prozent erwarten, dass Restaurants, Kneipen und Cafés rund um die Feiertage geschlossen bleiben. Hoffen wir, dass dem Handel wenigstens weitergehende Schließungen wie im Frühjahr erspart bleiben. Dass das so bleibt, dafür gibt es jede Menge gute Argumente. Sie müssen nur gehört werden.
Lassen wir uns in diesem merkwürdigen November nicht unterkriegen, in dem die Einkaufsstraßen leer sind und die wenigen Menschen mit Mund-Nasen-Schutz an den Geschäften vorüberhasten.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzlich,
Marc Reisner,
Chefredakteur DTZ