Schlagwort: die die Themen des Artikels gut

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    eine Woche war ich im Urlaub, und jetzt gibt es Einiges zu berichten. Beginnen wir mit einem Beitrag in der ARD, der mir am vergangenen Montag auffiel. Im Corona-Extra kamen auf einmal – sensationell fürs Staatsfernsehen – kritische Stimmen zu Wort.

    Der Virologe-Professor Hendrik Streeck etwa erklärte, Infektionszahlen sagten nur bedingt etwas aus, weil nur ein sehr geringer Teil der Infizierten auch medizinische Hilfe benötigte. Andreas Gassen, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, kritisierte die Fixierung auf Corona-Zahlen. Der Berliner Lungenmediziner Torsten Bauer vom Behring-Klinikum forderte gar, wir sollten versuchen, von dieser Zahl wegzukommen; vielmehr solle man auf die Zahl der Krankenhaus-Aufnahmen schauen.

    Zahlen-Korrektur
    Damit nicht genug zeigte der ARD-Journalist eine Grafik, dass – im Gegensatz zum April, als der Peak bei rund 20 Prozent lag – derzeit nur etwa rund sechs Prozent der Infizierten ins Krankenhaus müssten. Auch die Todeszahlen rückte der Autor zurecht: Von März bis zum Zeitpunkt der Ausstrahlung waren in Deutschland 9534 Menschen „an oder mit“ Corona gestorben. Allerdings stürben in der Bundesrepublik pro Woche 16.000 bis 20.000 Menschen (im gleichen Zeitraum waren das also etwa 922.000). Noch gibt es den [link| https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/ard-extra/videosextern/ard-extra-die-corona-lage-344.html]Beitrag[/link].

    Dunkelziffer
    Auch sehr spannend fand ich neue Zahlen aus New York: Die WHO teilte mit, es dürften sich nach neuen Berechnungen bereits rund zehn Prozent der Erdbevölkerung mit Corona infiziert haben. Das wären etwa 20mal so viele, wie bekannt. Klar, dass sich die Zahl der Todesfälle im Verhältnis zur großen Dunkelziffer als nahezu unbedeutend darstellen dürfte. Aber natürlich spielen solche Zahlen auch dem wachsenden Heer der „Corona-Leugner“ in die Hände.

    Aussagen eines Leugners
    Die Aussagen eines solchen Leugners fielen mir jüngst in die Hände. Der Mann behauptete tatsächlich, dass die Empfindlichkeit der PCR-Tests die Pandemie beflügele: „Wenn ein solches Virus zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgendetwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich eine Infizierte.

    Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle, und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten.“ (Originalzitat mit sehr kleinen redaktionellen Anpassungen).

    Medien-Schelte
    Außerdem, hieß es weiter: „Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaublich hoch gekocht haben.“ Und schließlich behauptete er gar noch, interessant seien die echten Fälle: „Ob symptomlose oder mild infizierte Krankenhausmitarbeiter wirklich Virusträger sind, halte ich für fraglich.“

    Ach ja, auch von Desinfektionsmitteln hält der Betreffende wenig: „Anders als zum Beispiel bei Brechdurchfall verursachenden Noroviren, denen nur mit alkoholischen Lösungen beizukommen ist, reichen bei Corona-Viren Wasser und Seife aus.“

    Gesagt hat das alles ein gewisser Christian Drosten 2014 im Interview mit der Wirtschaftswoche. Googeln Sie mal – der [link| https://www.wiwo.de/technologie/forschung/virologe-drosten-im-gespraech-2014-der-koerper-wirdstaendig-von-viren-angegriffen/9903228.html]Beitrag[/link] ist online.

    Tückisches Virus
    Trotzdem: Das Virus ist tückisch. Das zeigen auch Erfahrungsberichte: „Alle Akutbetten seit Wochen belegt“, „Kapazitäten erschöpft“, „jede fünfte Pflegekraft selbst erkrankt“, „Ausnahmezustand“, „Situation im Moment untragbar“, „Ausnahmefall in Schulen, Altenheimen und Betrieben“ oder „Lage angespannt“ lauteten Aussagen in Zeitungen. Manchmal mussten Verletzte nach Verkehrsunfällen lange mit dem Rettungswagen durch die Gegend kutschiert werden, weil die angefahrenen Krankenhäuser sie nicht mehr aufnehmen konnten. Das sind Szenen, die sich in Deutschland abgespielt haben – allerdings im Spätwinter 2018, als die Influenza uns fest im Griff hatte. Dabei, so das Robert-Koch-Institut, lag der Impfschutz damals mit fast 50 Prozent besonders hoch.

    Ich möchte damit nicht Influenza und Corona vergleichen. Ich möchte wieder einmal darauf hinweisen, dass wir die Kirche im Dorf lassen sollten. Und das insbesondere angesichts der Taktik schleichender Schritte, mit der uns Merkel, Söder, Spahn und Co. auf den nächsten Lockdown zutreiben.

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende – gehen Sie nach draußen, so oft es möglich ist, und tanken Sie Vitamin D für den Winter.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ