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  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    als meine Kinder klein waren, hörten sie auf Autofahrten meist die Geschichten von „Juli und das Monster“. In einer dieser kurzen Erzählungen hat der Titelheld Ärger mit einer Kindergarten-Kameradin. Dummerweise sieht das die Erzieherin und stellt ihn zur Rede. Es endet damit, dass Juli sich entschuldigen muss. Aber er sagt es ganz schnell und ganz leise und die Hand gibt er ihr nicht. Sie ahnen, worauf ich hinauswill:

    Unsere Kanzlerin hat um Verzeihung gebeten, ganz schnell (gerade vier Minuten dauerte der Auftritt) und ziemlich leise. Dabei ist die Bitte um Entschuldigung nur der letzte Schritt einer langen Reihe von kopflosem Agieren. Allein die Art, wie die Entscheidung für die österlichen Ruhetage zustande gekommen ist… Stimmt es, was Bodo Ramelow, immerhin selbst einer der Landesfürsten und Teilnehmer der berüchtigten „MPK“, berichtet, dann ist der Umgang in diesem inoffiziellen Corona-Entscheidungsgremium zumindest gewöhnungsbedürftig: Ramelow sagte, es habe eine Bitte um eine 15-minütige Pause gegeben. Und nach sechs Stunden habe er immer noch darauf gewartet, dass Merkel und einige Länderchefs in die Schalte zurückkehren würden. Ich erspare Ihnen an dieser Stelle jede Anspielung auf neue Highscores in Sachen Candy Crush. Aber wenn es doch im Land brennt – dann habe ich doch nicht die Zeit, stundenlang abzuwarten.

    Erleichterung
    Die aufkeimende Erleichterung nach der Rücknahme der zusätzlichen Feiertage wich schnell neuer Bestürzung – wenn auch mit geringerer Betroffenheit. Offenbar möchte Berlin jetzt Auslandsreisen verbieten. Ein entsprechender Prüfauftrag sei ergangen, hieß es.

    Und jetzt ein kurzer Ausflug in die Yellow Press. Auf T-Online durfte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, unermüdlich von Talkshow zu Talkshow tingelnd und als „Dr. Doom“ in weiten Teilen der Bevölkerung als Heilsbringer verehrt, seine Gefühlswelt ausbreiten. Ich freue mich, berichten zu dürfen, dass es dem Pandemie-Fachmann wirklich gut geht. Während Millionen Bundesbürger um ihre Jobs und ihre Existenz bangen, Kinder und Senioren in Depressionen verfallen und wir unseren Nachfahren gigantische Schuldenberge zusammenschieben, erklärt Lauterbach: „Zum kompletten Glück fehlt mir eine liebevolle Frau.“ Wir freuen uns!

    Lichtblick
    Einziger Lichtblick: Seitens der Arbeitslosenzahlen und der Insolvenzen gibt es (noch) keine allzu üblen Nachrichten. Auf die Gefahr hin, dass ich mich bei den Schwarzsehern einreihe: Ich glaube nicht, dass unsere ökonomische Lage tatsächlich so glimpflich ist, wie es derzeit den Anschein hat. Wir werden das wohl erst nach der Bundestagswahl im September realistisch beurteilen können.

    Ostern ist ja traditionell die Zeit der Friedensmärsche. Wofür werden die Teilnehmer in diesem Jahr auf die Straße gehen? Große Konflikte sehen wir derzeit doch vor allem im eigenen Land. Die Spaltung zwischen den Anhängern der Corona-Maßnahmen und den angeblichen Covid-Leugnern wird unermüdlich von beiden Seiten geschürt und damit immer tiefer. Ich bin schockiert, wenn ich lese, dass in Kassel eine Frau aus dem dritten Stock Wassereimer auf die Demonstranten bei einem gerichtlich erlaubten Umzug leert. Ich bin auch schockiert, wenn Prominente – oft ohne Hintergründe zu kennen – gegen auf Fotos dargestellten Situationen wettern, etwa der bereits erwähnte Bodo Ramelow über eine Polizistin, die am Rande einer Demo mit den Händen ein Herz formt; Ramelow twittert: „ein verstörendes Foto!“ Und ich bin schockiert, wenn jeder Versuch einer inhaltlichen Auseinandersetzung in kürzester Zeit in Beschimpfungen endet. Ersparen Sie es sich, auf Twitter, Facebook oder Instagram die entsprechenden Kommentare zu verfolgen.

    Diskussion
    Lesen Sie doch stattdessen – über die Feiertage, an denen wir uns, statt jeden Tag stundenlang an der frischen Luft zu sein, nach dem Willen unserer Politiker und vieler Mediziner in die eigenen vier Wände zurückziehen sollen – mal etwas Gutes. Ich empfehle zum Beispiel die Seite freitag.de unter der Ägide von Jakob Augstein, dem Sohn des Spiegel-Gründers. Dort beteiligen sich kluge Köpfe an einer Diskussion „Für die offene Gesellschaft“. Dort heißt es einleitend: „Die Diskussionen in dieser Pandemie sind vergiftet. Tauschen wir uns endlich ruhig und angstfrei aus.“ Genau!

    Kein gutes Signal
    Kurz nach dem Redaktionsschluss der Druckauflage von DTZ erreichte uns die Nachricht, die wir befürchtet haben: Die InterTabac und die InterSupply 2021 fallen aus. Ich halte das für kein gutes Signal für die Branche, denke zudem, in einem halben Jahr wäre vieles möglich gewesen, verstehe aber auch die Bedenken der Verantwortlichen. Im laufenden Jahr wird es also keine Fachmesse in Deutschland geben – auch eine hybride oder komplett virtuelle Ausstellung ist nicht vorgesehen. Das finde ich ausgesprochen schade, denn damit werden die Marktteilnehmer 2022 auf drei Jahre ohne ein Zusammenkommen im Messerahmen zurückblicken. Hoffen wir, dass diese Leitmessen 2022 tatsächlich stattfinden werden.

    Tabaksteuermodernisierungsgesetz
    Über aller Aufregung um die pandemische Krise soll nicht vergessen werden, dass das Kabinett im Eilschritt dem Entwurf zum Tabaksteuermodernisierungsgesetz zugestimmt hat. Ich fürchte, daran wird sich auch im parlamentarischen Verfahren und in den Ausschüssen nicht mehr viel ändern. Zigarette und Feinschnitt, Zigarre/Zigarillo und Pfeifentabak können ganz gut damit leben. Für Tabakerhitzer und E-Zigarette bedeutet das dramatische Verschlechterungen. Viele Unternehmer werden sich jetzt überlegen, ob sie weiter in diesem Markt aktiv sein wollen. Eine ganze Reihe von Anbietern dürften in den kommenden Monaten und Jahren die Segel streichen. Für die Branche, die Wirtschaft und die Konsumenten, die eine weniger risikoreiche Alternative zur klassischen Zigarette suchen, ist das auch gesundheitspolitisch eine Katastrophe. Aber auch das passt ja ins Bild.

    Ich wünsche Ihnen dennoch ein frohes und friedliches Osterfest.

    Herzlich,
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    willkommen in Woche 7 der Beschränkungen. Um etwa 8,5 Prozent, so die Prognosen mehrerer Ökonomen, dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr schrumpfen. Insgesamt bedeutet das für unser Land ein Wohlstandsminus von rund 4100 Euro – pro Kopf. Das sind ungeheure Beträge. Kein Wunder, dass etwa Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) einerseits vor einer Überlastung des Staates, andererseits vor einem Kippen der Stimmung in der Bevölkerung warnt. Meine Beobachtungen: Dieser Prozess hat längst begonnen. Noch allerdings wird jeder, der den Weg der Bundesregierung auch nur vorsichtig hinterfragt, sofort als „Corona-Leugner“ diffamiert.

    Fakten statt Fake
    Verstehen Sie mich richtig: Ich streite die Existenz des Virus nicht ab, ich glaube nicht, dass der neue Mobilfunkstandard 5G daran schuld ist oder dass China oder eine andere fremde Macht mit Hilfe von Corona die Weltherrschaft anstrebt, und ich bin sicher, dass sowohl die World Health Organisation (WHO) als auch Bill Gates und die Regierungen rund um den Globus das Beste für die Menschheit wollen.

    Totschlaginstrument
    Allerdings ist gut gemeint nicht immer gut gemacht. Was mich wirklich ärgert: Dass jedem Hinterfragen der Maßnahmen in Deutschland sofort mit dem Totschlagargument (entschuldigen Sie den Ausdruck), „das Robert-Koch-Institut hat aber gesagt…“ begegnet wird. Dass das RKI bereits mehrfach falsch gelegen und seine Ansichten geändert hat, ist ja nun hinlänglich bekannt. Diese Argumentation ist etwa so, als wolle man die Fläche eines Kreises berechnen, komme nachweislich auf immer falsche Ergebnisse, bestehe aber hartnäckig darauf, dass Pi gleich 2,1415 sei. In Frühzeiten des Computerzeitalters sprach man von Gigo (garbage in – garbage out): Wenn man den Rechner mit Mist fütterte, kam auch Müll raus.

    Neue Forschungsergebnisse
    Ein Ergebnis der vergangenen Woche blieb übrigens weitgehend unerwähnt: Ein Forscherteam um den Charité-Virologen Christian Drosten hat herausgefunden, dass bestimmte Vorerkrankungen zu einer Immunität gegen das Corona-Virus führen könnten. Das gelte insbesondere für die vier bereits bekannten Erkältungs-Corona-Viren. Huch?! Im Klartext: Wer einen Schnupfen hatte, muss sich vor dem „unsichtbaren Killer“ womöglich nicht mehr fürchten?!

    Angemessen bewerten
    Geht es Ihnen eigentlich auch so? Wenn ich morgens aufwache, freue ich mich, dass ich überhaupt noch lebe. Denn viele – renommierte – Medien schlagzeilen weiter à la „Immer mehr Infizierte“. Dass die Zahl der Genesenen mittlerweile rund 25 Prozent über der der Neuinfizierten liegt, ist maximal eine Randbemerkung wert. Aktuell haben wir in Deutschland etwa 42.000 bekannte Covid-19-Erkrankte. Die Zahl der Toten liegt demnach bei 5640. Zum Vergleich: Jedes Jahr versterben hierzulande etwa 900.000 bis 920.000 Menschen, davon 55.000 bis 60.000 an Krankheiten des Atmungssystems. Und knapp 90.000 Menschen sind HIV-infiziert. Damit will ich nicht einen Todesfall verharmlosen – ich habe eine ganze Reihe von Verwandten und Freunden, die über 80 Jahre alt sind. Aber wir müssen Risiken angemessen bewerten.

    Herzlich
    Marc Reisner,
    Chefredakteur DTZ