Schlagwort: Brasilien

  • Steuersenkung gegen Schmuggel?

    BRASILIA // Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Der brasilianische Justizminister prüft, ob eine Senkung der Tabaksteuer den Schmuggel in dem südamerikanischen Land eindämmen könnte.

    Die Bildung einer Kommission, die prüfen soll, ob Steuersenkungen ein geeignetes Mittel gegen den grassierenden Schmuggel wären, wurde im brasilianischen Bundesanzeiger veröffentlicht. Die Ankündigung sorgte für eine große Polemik, sofort meldeten sich Befürworter und Gegner zu Wort.

    Dabei wurde die Initiative von niemand geringerem als Justizminister Sergio Moro ins Leben gerufen. Im Kabinett des neuen populistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ist Moro ein Star: Als Richter machte er den Weg frei für den größten Korruptionsprozess alle Zeiten in Brasilien. Die sogenannte Operation „Lava Jato“ sorgte für ein politisches Erdbeben und beförderte Hunderte von Politikern und Managern hinter Gittern.

    Vier von zehn Zigaretten sind geschmuggelt
    Moro will die Idee zunächst nur prüfen. Laut Medienberichten sei das Ziel, „den Konsum von illegal importierten Zigaretten und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu senken“. Der Zigarettenschmuggel in Brasilien erreichte zuletzt Rekordwerte. Schätzungen zufolge haben illegale Produkte einen Marktanteil von rund 40 Prozent. Sie stammen meistens aus irregulären Fabriken in Nachbarländern wie Paraguay und werden heimlich über die Grenze gebracht. Organisiert wird der Schmuggel laut Polizei vornehmlich von Banden, die auch mit Drogen und Waffen handeln.

    Der Vorstoß des Justizministers sorgte für hitzige Diskussionen. Vertreter der Industrie beklagen schon lange den unfairen Wettbewerb und betonen, dass die hohe Besteuerung den Schmuggel fördert. Der Mindestpreis für eine regulär verkaufte Packung Zigaretten beträgt derzeit in Brasilien fünf Real (rund 1,30 Euro), für eine Packung Schmuggelzigaretten zahlt man dagegen zwischen zwei und drei Real.

    Gegner des Gedankenspiels des Ministers betonen dagegen, dass die Tabaksteuerpolitik, die zwischen 2011 und 2016 zu deutlichen jährlichen Steigerungen führte, das Rauchen im Land erfolgreich bekämpfte. Laut Statistiken schrumpfte in dieser Zeit der Anteil der Raucher an der brasilianischen Bevölkerung von 14,8 auf 10,1 Prozent.

    Fest steht, dass der rechtskonservative Präsident Bolsonaro, seit 1. Januar 2019 im Amt, schon während des Wahlkampfs versprach, sich um das Thema Zigarettenschmuggel zu kümmern. Bisher fällt die Bilanz seiner Regierung mager aus. Vielleicht schafft er es, bei der Zigarettenindustrie zu punkten – auch mit seiner jüngsten Ankündigung, die Kontrollen an der Grenze zu stärken sowie die Polizeiaktionen gegen Schmuggler zu intensivieren. mar

    (DTZ 19/19)

  • Brasilianer trotzen E-Verbot

    BRASILIA // Der Handel mit E-Zigarette ist seit sieben Jahren in Brasilien verboten. Das ändert nichts an ihrer Beliebtheit.

    Nach dem Verbot der E-Zigarette werden die Handelsbeschränkungen nicht gelockert, berichtet das „Brasilienmagazin“ online. Die brasilianischen Gesundheitsbehörden berufen sich dabei auf fehlende Studien zur Verträglichkeit des elektronischen Produkts. Der Import von E-Zigaretten steht im größten Land Südamerikas unter Strafe.

    Aber die Nachfrage ist groß. Als Folge floriere der Schmuggel über die Nachbarländer Paraguay und Peru. Die Ware kommt zumeist aus den USA oder direkt aus China, heißt es. Die E-Zigaretten und Liquids werden in der Regel im Internet angeboten. Geliefert wird nach Vorkasse per Post.

    In den Großstädten werden elektronische Zigaretten samt Zubehör auch „unter dem Ladentisch“ im Handel angeboten, berichtet das Magazin. Die Strafverfolgung beziehungsweise die Kontrolle durch die Gesundheitsbehörde läuft eher mäßig bis gar nicht. Die Online-Shops werden den Angaben zufolge geduldet.

    E-Zigaretten-Kunden können relativ problemlos ihre Ware ordern und konsumieren. Das Produkt ist beliebt. Für viele bedeutet sie nicht nur der Ausstieg aus dem klassischen Tabakkonsum, sondern auch die kostengünstigere Variante. Hinzu kommt, dass das Rauchen in der Öffentlichkeit quasi komplett verboten ist. Das Dampfen wiederum werde toleriert. Die E-Zigarette sei mittlerweile ein „kleines Statussymbol“, schreibt das Online-Magazin.
    red

    (DTZ 39/16)

  • BAT expandiert in Brasilien

    LONDON // Der Zigarrettenkonzern British American Tobacco (BAT) will für umgerechnet knapp 3,2 Milliarden Euro den brasilianischen Marktführer Souza Cruz kaufen.

    Nach der Übernahme des noch ausstehenden Anteils von 24,7 Prozent werde das Unternehmen von der Börse genommen, teilte BAT mit. Der Zigarettenhersteller Souza Cruz ist eine BAT-Tochter und kommt in Brasilien auf einen Marktanteil von rund 80 Prozent.
    red

    (DTZ 10/15)

  • Brasiliens Raucher im Visier

    SÃO PAULO // Ausgerechnet Brasilien: In dem Land, das seit Jahren den Titel des weltweit führenden Tabakexporteurs hält, wurde nun eines der härtesten Gesetze der südlichen Welthalbkugel gegen den Tabakgenuss eingeführt. Seit wenigen Wochen wurde dort das Rauchen durch das sogenannte „Lei Antifumo“ im ganzen Land stark eingeschränkt.

    Das Gesetz trat Anfang Dezember in Kraft und verbietet das Rauchen in geschlossenen Räumen, die von mehreren Personen genutzt werden. Das gilt sowohl für öffentliche als auch für privat oder geschäftlich genutzte Räumlichkeiten. Der Genuss von Zigaretten, Zigarillos und anderen Tabakprodukten wird somit faktisch in allen Bars, Klubs und Restaurants verboten.

    Religiöse Rituale eine der wenigen Ausnahmen
    Die Regelung sieht nur wenige Ausnahmen vor. Darunter fallen Tabakwarenläden, Forschungsinstitute, Filmsets sowie Kliniken und Krankenhäuser, in denen Patienten rauchen dürfen. Allerdings gibt es hierfür Auflagen: Die Räume müssen über starke Rauchabzugsgeräte verfügen, dort dürfen weder Lebensmittel noch Getränke verkauft werden. Eine Ausnahme wurde ebenfalls für den Tabakgenuss während religiöser Riten geschaffen. Damit sind vor allem aus Afrika eingewanderte Rituale gemeint, bei denen traditionell Zigarren geraucht werden.

    Das Gesetz verbietet auch die Einrichtung von Raucherkabinen und erstreckt sich auch auf die Benutzung von Nargileh-Tabak. Fortan dürfen Brasilianer also lediglich zuhause, auf der Straße oder in Tabakfachgeschäften rauchen. Wirten, die sich nicht an das Verbot halten, drohen drakonische Geldstrafen zwischen 60.000 und 450.000 Euro sowie der Entzug des Gewerbescheins.

    Dagegen will nun der brasilianische Verband der Bar- und Restaurantbesitzer Abrasel vor Gericht gehen. „Das Gesetz schränkt die individuelle Freiheit des Einzelnen ein, ein legales Produkt zu konsumieren“, sagt Verbandschef Paulo Solmucci. Die Geldstrafen seien zudem viel zu hoch, beklagt sich Solmucci: „Sie könnten die Gastronomen in die Ruin treiben“.

    „Wie Kriminelle behandelt“
    Bisher hatten lediglich neun Bundesstaaten Antirauchergesetze verabschiedet, darunter die wirtschaftlich starken Regionen São Paulo und Rio de Janeiro. Nun gilt die Regelung landesweit – und sorgt für viel Wirbel. „Ich bin Raucherin und habe immer die Nichtraucher respektiert, doch nun werde ich plötzlich wie eine Kriminelle behandelt“, beschwert sich Leserin Silvania Arman in einem Kommentar auf der Website der Tageszeitung O Estado de S. Paulo. mar

    (DTZ 02/15)