BERLIN // Der Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) hat vor wenigen Tagen in Berlin die „Pfeifenraucherin des Jahres“ ausgezeichnet: Schauspielerin Sonja Kirchberger. In Berlin hielt ihr Kollege Uwe Ochsenknecht die Laudatio, Oliver Hass, Geschäftsführer von Scandinavian Tobacco und im Vorstand des VdR, überreichte den Preis.
Ochsenknecht erklärte, Pfeifenraucher zeichneten sich aus durch „Eigenständigkeit im Denken und Handeln sowie durch Bodenständigkeit“. Dass Pfeifenraucher bei ihren Mitmenschen als attraktiv, salonfähig und sogar intellektuell gelten, sei ein netter, aber gut zur Preisträgerin passender Nebeneffekt. Ochsenknecht, der seit einigen Jahren nicht mehr raucht, erinnerte sich in einer launigen Ansprache an seine eher zwiespältigen Erfahrungen mit der Pfeife in Jugendjahren: „Mit dem Tabak, den wir kauften, war das Pfeiferauchen Genuss mit Räucherstäbchen.“
Für reife Liebhaber des edlen Bruyère steht jedoch der Genuss klar im Vordergrund. Gegenüber DTZ verwies Oliver Hass auf die Bedeutung der Auszeichnung: „Ich halte sie für sehr wichtig, da damit der Genuss weiter nach vorn gebracht wird. Das Rauchen einer Pfeife ist wie ein Fünf-Gänge-Menü, das zelebriert wird. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Preis 2018 wieder vergeben haben – auch um nach außen sichtbarer zu werden.“ Zum Beispiel unterstütze man damit den Trend, dass auch mehr jüngere Menschen wieder Pfeife rauchten.
Das sah Alexander Eckert, Chef des Nürnberger Pfeifen-Spezialisten Vauen, ähnlich. Diese Auszeichnung helfe der Branche. Eckert: „Ich finde es ganz großartig, dass es in diesem Jahr eine Frau ist, die sich traut, einfach zu sagen: Ja, ich rauche Pfeife!“ Kirchberger zeige, das Pfeiferauchen eben keine rein männliche Domäne sei, und: „Sie hat keine Angst, dass ihr dieser Genuss in der Öffentlichkeit nachteilig ausgelegt wird. Das ist Courage!“
Natürlich hat DTZ zudem Sonja Kirchberger selbst befragt.
Frau Kirchberger, die Gleichberechtigungsfrage ist aktueller denn je. Was bedeutet es für Sie, im 49. Jahr die erste Frau zu sein?
Sonja Kirchberger: Dass ich die erste Pfeifenraucherin bin, hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Ich finde die Scheinheiligkeit, diese sterile Art, mit der sich viele Menschen in der Öffentlichkeit präsentieren, absolut nicht vorbildhaft. Ich habe eine Vorbildfunktion, aber – und das habe ich auch in der Erziehung meiner Kinder so gehalten – ich habe immer gezeigt, dass ich ein Mensch mit eigenen Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten bin – und kein Roboter. Für mich ist die Auszeichnung deshalb ein Ritterschlag dafür, dass ich Genießerin bin und auch nach außen dafür stehen möchte.
Und das Rauchen einer Pfeife ist für Sie ein Genuss?
Kirchberger: Oh ja. Die Pfeife ist für mich ein gehobener Genuss. Sie ist nicht die nervöse Zigarette zwischendurch. Es ist für mich unvorstellbar, dass jemand bei einem schönen Abendessen sagt: Ich gehe mal raus und rauche eine Viertelstunde lang schön mein Pfeifchen.
Wann und mit wem rauchen Sie Ihre Pfeife am liebsten?
Kirchberger: Am allerliebsten allein.
Wirklich?
Kirchberger: Ja, aber auch gerne in einer Runde mit anderen Pfeifenrauchern. In einer Runde von Nicht-Pfeifenrauchern allerdings fühle ich mich unwohl. Da fühle ich mich tatsächlich von den anderen gestört. Das bereitet mir nicht den Genuss, den ich habe, wenn ich ganz für mich rauche.
Tatsächlich hat das Tabakforum seine neue Genussbotschafterin treffsicher ausgewählt. Immerhin zählt Kirchberger mit bisher über 100 Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen hierzulande zu den bekanntesten Leinwand- und Bühnendarstellern. Präsenz zeigt sie zuletzt beim „Großen Promi-Backen“ auf Sat.1, als sie sich erfolgreich einer anderen Form von Genuss zuwandte.
Das Interesse an der „Pfeifenraucherin des Jahres“ war denn auch groß: Fast 150 Gäste drängten sich in der Bel-Etage des Restaurants Borchardt. Kein Wunder, dass sich Michael von Foerster, Geschäftsführer beim Verband der Rauchtabakindustrie (VdR) zufrieden zeigte: „Dem Tabakforum und dem VdR war es wichtig, die über 40-jährige Tradition des ,Pfeifenraucher des Jahres‘ weiter mitklingen zu lassen, aber neue Akzente zu setzen. Diese Art von Rauchen unter dem Siegel des Genusses wird in der Öffentlichkeit anders beurteilt, als der übliche Konsum von Tabak. Dies sollte man unserer Veranstaltung anmerken, und ich freue mich, dass es gelungen ist.
Doch zurück zu Hauptperson des Abends.
Frau Kirchberger, ist das Rauchen einer Pfeife für Sie ein Moment des Innehaltens?
Kirchberger: Genau, ein Nach-innen-Gehen, aber es steht auch für denken und kreativ sein. Sie werden feststellen: Wenn sich eine Runde zusammenfindet, die kreativ Themen bespricht, dann wird – sobald sich jemand eine Pfeife anzündet – die Stimmung ganz von selbst viel harmonischer. Weil der Mensch automatisch runterfährt. Das ist hochinteressant.
Wie haben Sie zur Pfeife gefunden?
Kirchberger: Ich habe die Pfeife über den Geruch lieben gelernt. Es war nicht so, dass da eine Pfeife lag, die ich irgendwann mal ausprobiert hätte. Nein, ich habe mich wirklich erst einmal in den Geruch verliebt. Und dann dachte ich: Wenn etwas so riecht, dann könnte mir das auch schmecken. So ging es mir übrigens auch beim Kaffee. Und in der Tat: Mir schmeckt Pfeife. Ich finde auch, dass es sehr sinnlich ist, eine Pfeife in der Hand zu halten.
Jetzt haben Sie ein schönes Exemplar des dänischen Pfeifenkünstlers Poul Winslow bekommen …
Kirchberger: Ich bin ganz stolz darauf, zumal sie eine Widmung hat. Man hat mir schon geraten, sie wegzupacken, weil sie so wertvoll sei.
Ich weiß, dass Sie in Sachen Pfeife einen Traum haben.
Kirchberger: Stimmt, mein Traum ist es, selbst eine Pfeife zu designen. Oder wenigstens einen Pfeifenhalter.
Und wie muss der optimale Tabak für Sie beschaffen sein?
Kirchberger: Ich mag Vanille-Noten. Tatsächlich würde ich den sanften Tabak, den ich mag, Frauentabak nennen. Je sanfter, je runder, je milder, desto besser.
Das klingt wirklich nach Genuss.
Kirchberger: Genau, wenn ich das Gefühl habe, ich könnte den Tabak essen – dann mag ich ihn. Der, den ich gerade rauche, der ist wie ein Dessert.
max
(DTZ 12/18)