Schlagwort: Anbau

  • Hanf-Messe als (be)rauschendes Festival

    BERLIN // Schätzungsweise 30.000 Besucher strömten vor wenigen Tagen auf das Gelände der Messe in der „Arena Berlin“.

    Auf 13 000 Quadratmetern präsentierten rund 300 Aussteller mehr als 35 000 Produkte rund um die Hanfpflanze. Zu den Höhepunkten zählten in diesem Jahr die immer beliebter werdenden „Edibles“, zum Beispiel Zuckerwatte, die mit Cannabis angereichert ist. Daneben gehörten CBD-Öle, -Tees, -Salben und -Cremes zu den etablierten und beliebten Erzeugnissen.

    Legalisierungs-Debatte
    Neue Angebote entstehen durch die Legalisierungs-Debatte von Cannabis. Da der Eigenanbau künftig in bestimmten Umfängen erlaubt sein soll, wächst der Markt für entsprechende Ausstattungen. So ermöglicht eine App-gesteuerte „Grow-Anlage“ den Anbau ohne fachliche Kenntnis der Aufzucht und Pflege der anspruchsvollen Hanfpflanze.

    „Durch die Legalisierung erleben wir einen Schub. Immer neue Artikel sowie Anbieter drängen auf den Markt und versuchen sich zu positionieren“, sagt Nhung Nguyen, Organisatorin der Messe. Auch Aussteller wie Gunnar Weske von Miquel y Costas (Foto rechts) zeigten sich zufrieden.

    max

  • „Kuba“ und „Havanna“

    WALDSHUT-TIENGEN // Auf eine Klage der Corporación Habanos hin hat nach dem Landgericht München in erster Instanz nun auch das Oberlandesgericht (OLG) München als Berufungsinstanz festgestellt, dass „Kuba“ und „Havanna“ und Ableitungen davon geografische Herkunftsbezeichnungen mit besonderem Ruf in Bezug auf Zigarren sind und einen entsprechend erweiterten kennzeichenrechtlichen Schutz genießen.

    Anlass zum Rechtsstreit gab das Verwenden von Begriffen wie „Habano Seed“, „Piloto Cubano“, „Habano Deckblatt“, „Habano Deckblatt aus Ecuador“, „Habano-Samen Deckblatt aus Ecuador“ oder „Binder Habano Jalapa – Nicaragua“ für aus nicht-kubanischen Tabaken hergestellte Zigarren und Zigarillos.

    Ursprung auf der Karibikinsel
    Wie jetzt im Berufungsurteil bestätigt, sind solche Angaben unzulässig, und zwar auch dann, wenn die außerhalb von Kuba angebauten Tabake ihren Ursprung auf der Karibikinsel hätten, indem Samen von dort nach der kubanischen Revolution in andere Länder mitgenommen worden seien. Ob solche strittigen Behauptungen stimmen, lässt das Gericht offen, denn in seiner Beurteilung kann ein ursprünglich auf Kuba gezogener Samen, der an einem anderen Ort über mehrere Vegetationszyklen vermehrt wurde, nicht ohne weiteres mit einem auf kubanischem Gebiet gezogenen Tabak gleichgestellt werden. Vielmehr können jenseits genetischer Eigenschaften unter anderem auch Boden- und Klimaverhältnisse die Eigenschaften und Qualität des Tabaks beeinflussen, zumal die einjährige Tabakpflanze zu jeder Erntesaison neu ausgesät werden muss.

    Zum besonderen Ruf von „Kuba“ und „Havanna“ hatte das Landgericht München ausführt, dass die Insel Kuba und seine Hauptstadt Havanna nicht nur für ein Lebensgefühl und auch nicht nur stellvertretend für Zigarrengenuss stehen. Vielmehr haben die Bezeichnungen ,,Havanna“ und ,,Kuba“ in Bezug auf Zigarren und ihre Bestandteile auf Grund der Qualität und Auswahl der verarbeiteten Tabake sowie auf Grund der Art der Herstellung ein entsprechendes Ansehen hinsichtlich der Qualität.

    Zigarren aus Kuba transportieren ein Renommee
    Käufer solcher Zigarren verbinden – ebenso wie ein erheblicher Teil der Nichtraucher – mit den Bezeichnungen ein besonderes Prestige. Im Ergebnis bestätigt das OLG München die Feststellung und führt dazu aus, dass es dem jeweiligen Verbraucher nicht einmal bewusst sein muss, woraus konkret sich die Qualität kubanischer Tabakwaren ergibt, ausreichend ist vielmehr die allgemeine – tatsächlich bestehende – Vorstellung, dass derartige aus Kuba stammende Artikel eine besondere Qualität aufweisen.

    Laut OLG München hatte das Landgericht der Klage der Corporación Habanos zu Recht in allen Punkten stattgegeben. Ausschlaggebend und ausdrücklich bestätigt ist der besondere Ruf der geografischen Herkunfts‧angaben „Kuba“ und „Havanna“. Nach Ansicht beider Gerichte beeinträchtigen Bezeichnungen wie „Habano Seed“, „Piloto Cubano“ oder „Habano Deckblatt“ den besonderen Ruf ohne rechtfertigenden Grund in unlauterer Weise. Zusätzliche Angaben wie „aus Ecuador“ oder „Jalapa – Nicaragua“ ändern nichts an dem Ergebnis. In den Worten des Berufungsgerichts begibt sich die Beklagte durch das Verwenden der Bezeichnungen in die Sogwirkung der geschützten geografischen Herkunftsangaben „Kuba“ und „Havanna“, um von deren Anziehungskraft sowie dem Ruf und Ansehen zu profitieren und bei einem Imagetransfer die hiermit verbundenen Gütevorstellungen auf die eigenen Waren zu verlagern.

    Das Urteil (OLG München, Az. 6 U 120 / 22) ist nicht rechtskräftig.

    Habanos-Generalimporteur 5th Avenue Products ist seit langem davon überzeugt, dass Hinweise auf angebliches oder angeblich ursprüngliches „kubanisches Saatgut“ für Zigarrenraucher wenig hilfreich sind. Tabake sind einjährige Pflanzen und passen sich an Böden und Klimabedingungen an, aus gleichem Saatgut entwickeln sich in verschiedenen Anbaugebieten in kurzer Zeit unterschiedliche Eigenschaften. Echtes kubanisches Saatgut wird seit Jahrzehnten exklusiv für die kubanische Tabakproduktion gezüchtet und nicht exportiert. Hinzu kommen handwerkliche Tradition und Wissen um die Geheimnisse bester Zigarren. Der besondere Ruf von Kuba für Zigarren hat viele Gründe. fnf

  • Hurrikan Ian vernichtet Tabakfarmen auf Kuba

    HAVANNA // Hurrikan Ian hat auf Kuba die Stromversorgung lahmgelegt und schwere Schäden in einigen der wichtigsten Tabakanbaugebieten des Landes angerichtet, als er am 27. September auf die Westspitze der Insel traf.

    Menschen wurden evakuiert
    Der Sturm der Kategorie 3 verwüstete die Provinz Pinar del Río, in der ein Großteil des Tabaks für Kubas Zigarren angebaut wird. Zehntausende von Menschen wurden evakuiert, andere flohen vor der Ankunft von Ian, der Überschwemmungen verursachte, Häuser beschädigte und Bäume umstürzte, aus dem Gebiet. Die Behörden sind noch dabei, die Schäden zu bewerten.

    Der Hurrikan hatte nach Angaben des Wetterdienstes mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern fünf Stunden lang in der Region gewütet, bevor er zum Golf von Mexiko weiterzog.

    Ian sorgte in dem Karibikstaat für einen landesweiten Stromausfall. Das kubanische Energieministerium sprach von einer „außergewöhnlichen Situation" und kündigte an, die Stromversorgung schrittweise wiederherzustellen. Nach Angaben von staatlichen kubanischen Medien starben durch den Sturm mindestens zwei Menschen in der Region Pinar del Río.

    „Alles, was wir besitzen, ist beschädigt", sagte die 65-jährige Caridad Fernández in Consolación del Sur südwestlich der Hauptstadt Havanna. In der Zigarren-Hochburg San Juan y Martínez beschrieb Hirochi Robaina von der Tabakplantage Robaina die Sturmschäden als „apokalyptisch, eine echte Katastrophe".

    Vor einigen Tagen hatte Hurrikan "Fiona" bereits Teile der Karibik und Kanadas verwüstet. Mindestens zehn Menschen kamen dabei ums Leben.

    red

  • Das Pflanzerherz hängt immer noch am Tabak

    Start der Tabakernte / Bauern und Politiker hoffen auf Unterstützung durch Industrie

    NEUPOTZ (DTZ/fok). Tabak als Lebensinhalt, als Wirtschaftsfaktor und Kulturgut, das lässt sich fast nirgends so gut studieren, wie in den verbliebenen deutschen Anbaugebieten des „braunen Goldes“, vor allem in der Südpfalz und Nordbaden.

    Das Auslaufen der EU-Tabakmarktordnung und der damit verbundene Wegfall der produktbezogenen staatlichen Förderung haben den Pflanzern den wichtigsten Stützpfeiler für ihre arbeitsintensiven Tabakkulturen entzogen. Das hat vor allem den Vertragsanbau massiv getroffen und zahlreiche Tabakbauern zur Aufgabe gezwungen. Nichtsdestotrotz machen viele Betriebe weiter und hoffen auf eine positive Wendung.

    Frisch geerntete Tabakblätter
    „Der deutsche Tabakanbau im Jahr 1 nach dem Abschied der Tabakmarktordnung: Super-GAU oder Zukunftschance?“ – unter dieser Fragestellung hatte der Bundesverband der Tabakpflanzer (BdT) Anfang dieser Woche zu einer Informationsveranstaltung geladen, zu der Branchenbeteiligte wie auch Politiker und Presse erschienen waren. Zeitlicher Aufhänger war das Einbringen der ersten, frisch geernteten Tabakblätter auf dem Schmiedhof in Neupotz/Südpfalz, den die Familie Bellaire betreibt.

    BdT-Präsident Hermann Pfanger skizzierte die aktuelle Entwicklung: Für Geudertheimer, der vor allem von der deutschen Zigarrenindustrie für die Einlage verwendet wird, wurden rund 60 Prozent der vorjährigen Menge gezeichnet.

    Virgin hatte Einbußen, aber es gelang hier auf relativ hohem Niveau Abnehmer zu finden, vor allem im Exportbereich. Burley hingegen war von dem Prämienwegfall voll betroffen: Nachdem Ende April feststand, dass die Zigarettenhersteller in Deutschland keine neuen Verträge schließen wollten, habe der Verband die Empfehlung ausgesprochen, die bereits angezogenen Jungpflanzen nicht auf die Felder auszubringen.

    Stärkere Konzentration auf Virgin als Chance
    Eine Chance könnte sein, dass die deutschen Tabakpflanzer sich stärker auf den Virgin konzentrieren. Das aber, so Pfanger, sei mit hohen Investitionskosten verbunden, für die wiederum eine gewisse Abnahmesicherheit bei auskömmlichen Preisen bestehen müsse.

    Dass hier der Blick vor allem auf den Abnehmern in der deutsche Tabakindustrie ruht, unterstrich auch Julia Klöckner, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und gleichzeitig Spitzenkandidatin der CDU für die nächste rheinland-pfälzische Landtagswahl.

    Sie betonte einerseits die Bemühungen, den Anbau alternativer Agrarprodukte zu unterstützen, andererseits aber auch die Erkenntnis, dass dies den Tabakanbau für die betroffenen Betriebe wirtschaftlich nicht ersetzen kann.

    Gespräche zwischen Ministerium und Zigarettenindustrie
    Klöckner erwähnte, dass seitens des Ministeriums Gespräche mit der Zigarettenindustrie und den Tabakpflanzern initiiert wurden und dass sie auch künftig bereit sei, zwischen diesen Interessen zu vermitteln. Dabei stellte Klöckner auch die Gefahren des Schmuggels und die Notwendigkeit stärkerer Kontrollen heraus, „vielleicht eine neue Basis für Verhandlungen“, so die Staatssekretärin. Mit Krediten für die Pflanzer könne flankierend Hilfe gewährt werden.

    Alexander Schweitzer, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium wies darauf hin, dass die angesprochene Situation nicht in der Landeshauptstadt Mainz gestaltet werde. Ein GAU sei nicht eingetreten, es gebe noch 60 Betriebe in der Südpfalz, die auch in diesem Jahr noch Tabak anbauen, und diese müssten auch eine Zukunft haben.

    „Runden Tisch“ gefordert
    Er informierte, dass er Tabak verarbeitende Unternehmen in Rheinland-Pfalz zu einem weiteren Gespräch angeschrieben, aber bisher noch keine Antwort erhalten habe. Wichtig sei eine Kombination aus positiver Imageförderung und Herausstellen der Qualitätsmerkmale. Er appellierte, einen „Runden Tisch“ aus Tabakwarenherstellern, Tabakpflanzern und der Politik – letztere auch parteiübergreifend – einzurichten, um Lösungen für die künftige Abnahme des Tabaks herbeizuführen.

    Hofeigner Roland Bellaire brachte es zum Schluss noch mal auf den Punkt: „Wir setzen weiter auf den Virgin-Anbau, wollen aber auch vernünftige Preise, um den Betrieb wirtschaftlich halten zu können. Wir brauchen keine Kredite, sondern eine auskömmliche Honorierung unserer Leistung.“

    (DTZ 28/10)